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Wochenvlatt für Wilsdruf, Tharan-, Rsssen, SseSenleh« «n- -kr Umgegenden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 26. October 1849. 43. Verantwortlicher Redacteur und Verleger- Albert Reinhold. B„ dl,sn S,Its<!>r<N «rs»«Int all« ^r-Itaa- «In« Nummkr. Ler Preis für den <v!ertellal,r^ang feer«,! w «ar. S-mmMche Kinlal. P.H- r»t» det Inlandes nedmen D-Üllllinq-N daran! an. DckannrmaSnmaen, welche im nächsten Eluik erscheinen sollen, werde» IN Wilstdrnf bl« Montan Äbcnd« 7 Ubr. In Tbarand bis Montan NachmittaqS 5 Uhr. und IN Rossen bis Mittwoch Vormittags 11 Ilbr angenommen, ruch tonnen dis Miriwcch Minag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post »n den Lruckori defdrder! werden, so da» sie in de« »tchNcn Nummer'erscheincn. Wir «tckuc» uns dicselden u- er de» Isdrcsscn: „An die Redaktion des Wochenblattes in Wilsdruf", „an die" Agentur des Woclicnfiiatti-s in Tbarand" und ,, an die Wochenblatts - Expedition kn Nossen". In Meißen werden Auftrag« ^cü'llunocn in der ^uck!,"'.:dluuq E. E. ELnkicht und Dvhn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendcnj des Blatte« Die Nedaction. Ein zweiter Brief aus Texas. (Fortsetzung.) Sic scheu aus allem Diesen, daß man in TexaS nicht verhungern noch verderben kann. Wahrend ich in Leipzig und Dresden mit Reser Bedenken trug, mit lOOO Thlr.-Einkünften eine Frau und Familie auf anständige Weise zu ernähren, habe ich mir hier mit lOOO Thlr. Capital circa einen Besitz er worben, der mich über diesenCcrupel hinwcgacbrackt; denn ich kann pflügen, Lieh treiben und brennen, ich kann schießen und fischen, und sollte man mit a.llcdem nicht eine Frau ernähren können? . Doch was phantasire ich von einer Frau, denn ich we>ß> nicht, ob ich im Leben hier eine bekommen Werde; dieser Artikel ist sehr rar hier, indessen giebt es einzelne recht hübsche Damen. Die Nachbarin nen, Mutter und Töcktcr, trieb die Neugierde (denn neugierig sind auch die Texanerinnen) hierher, so lange Madame H. nock hier war. Vorzüglich ge fiel ihnen mein kleiner Neger im Cigarrenbalter, den ich einmal von Freund Do. D- zum beiligen Christ bekam. Diesen wollten die Naturkindcr alle haben; ein kleines Mädchen wollte mir ihr Bab, ein Neger- Mädchen von 7 Jahren, dafür geben, es ist mir schwer geworden, daß ich ein Geschenk nicht wieder verschenken konnte. Wenn nun auch ein Mann, der eine eingerichtete Farm, einen großen Viehsiock und Neger besitzt, hier auch nicht wegen einer Frau vcr« legen ist, so giebt es doch nicht lauter solche Hei- rathslustige, und im Ganzen ist großer Mangel an jungen Damen. Machen Sie dieses, theure Freun din, in Europa bekannt, ja Deutschland allein kann Texas aus der Noth helfen. Zwei junge angenehme Manner, Kriegskame raden von H., die in der Schlacht bei 8s» ^»cinto mit gefochten, sind mich um die Vermittelung dieser De. ziehung angegangen. Ein Hollander, ein Sonderling, lebt hier, ohne eme feste Wohnung; ihn hat die Liebe unglücklich gemacht. Dieser Mann, Cammin ist sein Name, hat die fixe Idee (in der er manche Stunde, besonders in der Nacht lebt), daß er kune Ruhe hier habe; die Nachbarn wollten ihn zwingen, ein Mäd chen zu heirathen, und er wollte sie doch nickt haben. Ich erkundigte mich näher und erfuhr, daß dem nicht so si. sondern daß er früher habe Miß CH inkens, jetzt eine alte Coquette von mehr als 30 Jahren, die sich früher einen Spaß mit dem ehrlichen Texaner gemacht hat, heimfükren wollen, aber nicht bekommen habe. Cammin ist ein höchst gebildeter Mann, hat in Philadelphia die beste Er ziehung genossen, er spricht neben seiner Mutter sprache correct und geläufig englisch, französisch, spanisch und deutsch. Er ist reich, besitzt einen großen Vichstamm, mehrere lOOO Acker Land, aber kein Haus, keinen ganzen Rock. Oft kommt er zu mir, um in meinen Büchern zu lesen, daneben hilft er bei jeder Arbeit, er schneidet Schweine und Ockfen, fangt Fische und bestellt meinen Küchen garten; denn er kennt jede Arbeit und ist sehr ge schickt in Allem, was er angrcifl, man kann von Allem mit ihm reden, er weiß Alles. Dieser höchst interessante Sonderling, der seit 14 Jahren in Texas lebt und alle Kämpfe, auch den letzten gegen Mexico mitgemacht hat, lebt oft 8 Tage lang in unserem Hanfe und ist jetzt ein Weiberfeind geworden, im Uebrigen hat er die größte Aehnlickkeit mit dem Charakter des Dnrchel, den Goldschmidt in seinem Vioor »k v^arkelst zeichnet. So unterhaltend und angenehm mir nun auch die Gesellschaft von Mstr. Cammin ist, so sehne ich mich doch jeden Augen blick nach dem Umgänge mit einer deutschen Persön lichkeit, die ick allen anderen vorziche; Sie wissen, ich bin kein Frauenfeind, und können selbst am leich-