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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen Sievenlehn und die Umgegenden. Mmtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. > 48. Nenstag den 21. Znni 187^. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind am Nachmittag des 27. vor. Mon. dem in Grumbach im Dienst stehenden Knecht Karl August Hegenbarth gen. Hesse aus Gersdorf bei Sebnitz I., Fünf Thaler aus dem Portemonnaie, bestehend in 2 einthälerigen Casfenbilleten, V» und Thalerstücken, 2., eine schwarze, seidene, durchnähte Mütze, 3., ein weißes Vorhemdchen mit Umschlagekragen und lilaem Brust einsatz, 4., ein schwarzer rothgewürfelter Shlips, 5., sein vom König!. Gerichtsamt Sebnitz ausgestelltes Dienstbuch, 6., sein vom Pfarr amte Gersdorf ausgestellter Geburtsschein und 7., ein von der Leipziger Bahnhofsvcrwaltung ausgestelltes Arbeitszeugniß auf ausgezeich nete Weise gestohlen worden. Dieses Diebstahls ist der Handarbeiter Friedrich Wilhelm Zenker aus Naundorf bei Freiberg verdächtigt worden, welcher seit Verübung des Diebstahls aus Grumbach verschwunden ist. Derselbe ist bei seinem Weggang mit schwarzgrünem Tuchrock, bräunlichen Gurthosen und alten Stiefeln bekleidet gewesen. Behufs Wiedererlangung des Gestohlenen und Vermeidung von Mißbrauchs der oben unter No. 5—7 gedachten Papiere wird dieser Diebstahl mit dem an alle Criininal- und Polizeibehörden gerichteten Ersuchen hiermit veröffentlicht, im Falle der Betretung Zenker's denselben zu verhaften und hiervon schleunigst Nachricht anher gelangen zu lassen. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am ie. Ium 1870. Leonhardi. Tagesgeschichte. Ueber die Gewitter am vorigen Freitag, welche unsere Gegend nur leicht berührten, berichtet das „Chemn. Tgbl.", daß solche in einigen Orten der dortigen Umgegend sehr hart aufgetroffen seien. In Glauchau, Hartmannsdorf, Leukersdorf und Wechselburg hat der Blitz gezündet und verweisen wir auf die nachstehenden Berichte; in Hohenstein, Lichtenstein, Lößnitz, Limbach und Lungwitz sollen förm liche Wolkenbrüche mit Hagel niedergegangen sein und in dem letzt genannten Orte viel Schaden angerichtet haben. Aus Hartmannsdorf b. Burgstädt, wird unterm 18.Juni be richtet: Eines so schweren und langandauernden Gewitters, wie ein solches gestern Abend unseren Ort heimsuchte, wissen sich die ältesten Leute hier kaum zu entsinnen. Mehrere Stunden lang blitzte und donnerte es unaufhörlich. Am stärksten entlud sich dasselbe in der 10. Abendstunde. Nicht weniger denn sechs Mal unmittelbar hinter einander schlug der Blitz hier ein. Ein Blitzstrahl fuhr in das Hei- nigsche Bauerngut und im Nu stand dasselbe über und über in Hellen Flammen. Der Gutsbesitzer, den der Blitzstrahl betäubt und gelähmt hatte, wurde unter größter Anstrengung und nicht ohne Lebensgefahr durch das Fenster gerettet. Leukersdorf, 18. Juni. Bei dem gestern sehr heftig hierauf tretenden Gewitter schlug der Blitz in das Gut des Gutsbesitzers Hau bold und zündete ein Gebäude desselben an. Leider wurde hierdurch in kurzer Zeit das ganze Hauboldsche Gut und das daneben stehende Haus des Besitzers Wilhelm Clauß ein Raub der Flammen. Wechselburg, 18. Juni. Gestern Abend entlud sich über die hiesige Gegend ein anhaltendes Gewitter von heftigen Donnerschlä gen begleitet. In kurzer Zeit waren drei Feuerscheine sichtbar. Am nahen Dorfe Steudten brannte infolge Blitzschlages ein Gut nieder. Der zweite Feuerschein war in der Richtung nach Geringswalde und der dritte nach Lunzenau. Aus Wurzen, 14. Juni, berichtet die „S. Z.": Mit seinem Dienstgewehre hat sich heute in den ersten Morgenstunden am Lüptitzer Marktwege ein Soldat der hiesigen Garnison, Arnold aus Ottendorf bei Mittweida, erschossen. Derselbe war erst des Nachts vom Commando aus Waldheim eingetroffen und dürfte die Veran lassuna zu diesem beklagenswertsten Schritt wohl in dem Umstande zu suchen sein, daß er stotterte, von seinen Kameraden deshalb oft „gehänselt" und jedenfalls auch eben deswegen vom Commando zu rückgeschickt wurde. Am 8. Juni erhing sich der Webergeselle und Rekrut Schüler in Falkenstein aus Abneigung gegen den Militärstand. Vor dem Bezirksgericht Oschatz ist kürzlich der Fall verhandelt Worden, daß der aus Alloschatz gebürtige Dienstknecht Fleht, um der ihm drohenden Einlieferung in das Bezirksarmen-'und Arbeits haus zu Strehla zu entgehen und lieber in das Zuchthaus zu kommen, die Mühle zu Gröppendorf absichtlich in Brand gesteckt hat. Der Brandstifter (und Dieb) wurde zu 14 Jahren und 2 Wochen Zuchthaus verurtheilt. Im Bezirke der Staatsanwaltschaft Oschatz haben übrigens die Brandstiftungen in letzterer Zeit dergestalt über hand genommen, daß im vergangenen Jahre 47, sowie in diesem Zahre bis Mitte Mai bereits 26 Brandschäden zur Anzeige gekommen Das „Leipziger Tgbl." berichtet: In unserm Nachbardorfe Markkleeberg hatte gestern Nachmittag der Knecht des dasigen Mühlenbesitzers Weymann eine Düngerfuhre nach den nahen Wiesen ausgeführt. Auf dem Rückwege fiel ihm ein, anstatt, wie er auf dem Hinwege gethan, die Pleißenbrücke nach dem Mühlenqrundstücke seines Herrn zu passiren, mit seinem Wagen einen näheren Weg durch eine bei niederem Wasserstande wohl passirbare Furth des Flusses zu nehmen. Als er mit dem Wagen und beiden Pferden mitten im Flusse war, hob plötzlich die Strömung den Wagen auf, die Pferde verloren den Halt und alles schlug im Wasser um. Be vor irgend Jemand Hilfe zu leisten vermochte, gingen beide Pferde zu Grunde und ertranken, ebenso verlor der Knecht im Wasser sein Leben. Erst spät Abends zog man seine Leiche, ebenso die er trunkenen Pferde aus dem Flusse heraus. Vor einigen Tagen geriethen in Volkmarsdorf mehrere 10 bis 12jährige Knaben feindlich an einander und bearbeiteten sich gegenseitig mit Knütteln. Dabei geschah es, daß einer der Knaben, Namens Munkelt, von einem Schlage in den Nacken getroffen und und ihm der Halswirbel verletzt wurde. An diesen Verletzungen ist vorgestern der Knabe gestorben. Bezüglich des kürzlich aus Freiberg gemeldeten Selbstmordes eines Jägers von der Freiberger Garnison wird den „Dresdn. Nachr." der Inhalt eines Brieses mitgetheilt, den der Jäger kurz vor der That an seine Verwandten in Dresden gerichtet hat. In dem Briefe sagt der junge Mann unter Anderem: „Ich danke Ihnen herzlich für alle ihre Güte, aber jetzt, wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich nicht mehr am Leben. Ich habe mich erschossen, denn der Oberjüger A rc. (hier und weiter unten folgen einige nicht wiederzugebende Bezeichnungen) will mich in Grund und Bo den stürzen, auch der Freiwillige Gefreiter v. C hat inir vor versammeltem Kriegsvolke eine Ohrfeige gegeben. Schreiben Sie an meinen Bruder Gustav in Altona und womöglich an meine Compagnie, weswegen ich mir das Leben genommen habe." Das „L. T." berichtet: Ain 13. Juni Abends verließ der Unteroffizier Begen von der 1. Schwadron des 1. Ulanenregiments, nachdem er von seinem Vorgesetzten einen Verweis erhallen, zu Roß seine Garnison Oschatz und ritt der preußischen Grenze zu. Gestern wurde der Flüchtling bei Sitzenroda erschossen aufgefuuden; sein Pferd, welches er völlig abgesattelt in den Wald hatte laufen lassen, wurde später in Sitzenroda wieder eingefangen. Der Mobiliar-Brandversicherungs-Verein ehrenvoll verabschie deter Militärs im Königreiche Sachsen hält am 27. Juni eine außerordentliche Generalversammlung in Zwickau; die Staatsbahnen gewähren Vereinsmitglttdcrn eine Preißermäßigung, indem auf allen Stationen an dieselben am 26. und 27. Juni Tourbillets in der Richtung nach Zwickau verkauft werden, welche zur freien Rückfahrt bis mit 29. Juni berechtigen. Am 16. d. M. hat in Neustadt bei Falkenstein i. V. eine Feuersbrunst stattgefunden, welche zusammen 8 Wohnhäuser, 7 Scheu nen und 8 Schuppengebäude in Asche legte und durch 3 Knaben, die in einer Scheune mit Streichzündhölzchen gespielt haben, verur sacht worden ist. Leider ist der jüngere dieser Knaben im Alter von V« Jahren mit verbrannt.