Volltext Seite (XML)
lchs- schte der- nen- !llds den. lM rf. ^rlos six. "hlr. - für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Liebenlelm und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 64. Freitag den 16. August 1872. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 1. zum 2. d. M. aus einem Schnittwaarengeschäft in Grumbach mittelst Aufsprengens eines Fensterladens, Eindrückens einer Fensterscheibe und Einsteigens in das Verkaufsgewölbe die unter 0 nachverzeichneten Waaren spur- und verdachtlos entwendet worden, was behufs Ermittelung der Diebe und Wiedererlangung des Gestohlenen hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königl. Gcrichtsamt Wilsdruff, am n. August -sn Leonhardi. o l., 6 Stück verschiedenfarbige Umschlagetücher, eins davon grün und grau carrirt mit grüner Kante; 2., 2 Stück schwarze dergl. mit Fransen; 3., 5 Dutzend baumwollene, roth, gelb und braun carrirte Kopftücher; 4., 1V? Dutzend wollene, verschiedenfarbige Filcttücher; 5., 7 bis 8 Dutzend verschiedenfarbige wollene Kopftücher; 6., 3 Dutzend bunte Taschentücher; 7., I Dtzd. dergl. Battisttücher; 8., 4 Dtzd. kleine bunte Knüpftüchex, theilweise mit Bildnissen versehen; 9., 2 Stück schwarzer Moiräe; 10., I Stück rothschottisches wollenes Kleiderzeug; 1t., 1 Stück dergl. braun; 12., 2 Paar neue Stoffhosen, dunkel grau und lichtgrau mit schwarzen Streifen; 13., 1 Paar dergl. schwarz und braun gestreift; 14., 1 Paar dergl. braun und schwarz gemustert; 15., 1 Paar dergl. schwarz und weiß gemustert mit schwarzen Streifen; 16., 1 Stück starker Buckskin, braun und schwarz gestreift; 17., 3 Stück dergl. braun und grau; 18., 1 Stück Rockstoff, braun und schwarz gemustert. Tngesgeschichte. Wilsdruff, am 15. August 1872. Ueber die Zeit, wenn wir Deutschen ein Nationalfest feiern sollen, lassen wir nachstehend eine süddeutsche Stimme in der H. Dztg. .sprechen. Es heißt dort: Meines Erachtens ist es nicht eine offene, nach irgend welchen praktischen äußerlichen Rücksichten zu entscheidende Frage: wann wollen wir Nationalfest feiern? — sondern wir haben einen vorgeschriebenen Tag, und der ist der 2. September!' Diesen Tag hat uns unser Herr Gott im Himmel vorgcschrieben. Denn zu einem Feste, daS eine Nation feiern soll — gehört eine Gottesthat — und die haben wir im ganzen Verlauf des Krieges so rein, so offenbar nicht wie in der Katastrophe von Sedans ich will statt abstrakter Erörterungen nur an etliches Thatsächliche erinnern. Sind am 10. Mai 1871 die Leute auf der Straße einander auch weinend in die Arme gefallen? Am 3. September haben Menschen, die einander nicht kannten, jubelnd die Hand auf der Straße einander gereicht. Dem religiösen Leben fern stehende Leute haben unter Thränen bekannt: „Das hat der Herr gethan, der Gott, der den Pharao mit Wagen und Reitern im Meer begrub, lebt noch." Ohne Anregung von außen haben in den kleinsten Städten Beleuchtungen stattgefunden — Tausende drängten nach dem wunderbaren Sieges samstag sich in die Gotteshäuser am Sonntag, auch der Undankbare fühlte Etwas wie das Bcdürfniß des Dankes und der Anbetung. Fraget nur im Volk umher, was am 10. Mai passirt sei — und wie viele werden eS wissen? Fraget nach dem 2. September, und auch die Unwissendsten im Volke werden die Antwort nicht schuldig bleiben. Und gar vollends nach einem halben Jahrhundert — oder noch länger. Jedes Kind wird Euch den 2. September sagen, so gut als wir alle von Kindesbeinen an den 18. Octobcr wußten — aber wenn der 10. Mai den Kindern nicht künstlich durch ein National gebäck in Erinnerung gehalten wird, das man an diesem Tage aus- iheilt — Wird schon ein besonderes geschichtliches Interesse bei einem Schüler erfordert werden, wenn er dieses Datum behalten soll — und wenn man nun den 10. Mai auch künstlich einprägen wollte, welches Bild wollt Ihr in der Phantasie damit verknüpfen: Bismarck — Favre und Pouyer-Qucrticr u. s. w. um ein großes Tintenfaß versammelt? — Lächerlich! — Der Friede ist ja wohl etwas Herr liches, und die, welche nach schweren Drangsalen die Friedensbotschaft hören, freuen sich, aber cs ist nichts Greifbares, nichts was der Phantasie Nahrung giebt wie ein gefangenes Heer und ein ge fangener Kaiser. Da waren doch unsere Väter andere Leut, die haben nicht lange erwogen, sollen wir den 18. Octobcr oder den 30. Mai feiern, sondern haben ihre Feuer kurzweg am 18. October angezündct. Das Dunkel, schreibt das „L. T." aus Leipzig, welches über der Frau und den Kindern schwebte, die man am 8. August im Mühlgraben bei Windorf als Leichen aufgefundcn hat, scheint Auf klärung finden zu sollen. Es wird aus Markranstädt gemeldet, daß die Frau als die Ehefrau des Schachtarbeitcrs Friedr. Schmidt aus Schlechtewitz bei Lützen und die Kinder als dessen beide Knaben Al bert und Robert Schmidt ermittelt worden seien. Die verehelichte Schmidt hat sich in der Nacht vom 5. zum 6. August, wo ihr Mann Wegen Nachtschicht in der Grube abwesend war, mit den beiden Kin dern vom Hause entfernt und darauf die unglückselige That begangen. Vorher hat die Frau in der Behausung der Familie noch die Belten in Stücken gerissen, die Federn in der Stube umhergesireut lind ihres Mannes Kleidungsstücke im Backofen verbrannt. Die U'fache des traurigen Ereignisses soll in Eisersucht Seitens der Frau und daraus hervorgegangenen Zerwürfnissen mit dem Manne bestanden haben. Dem „Dr. I." berichtet man aus Plauen, 10. August: „In dem etwa 20 Ellen tiefen, eingegangenen Schachte „Neuberg" auf Tannebcrgsthaler Forstreviere hat am gestrigen Morgen ein Tage löhner die Leiche eines I8jährigcn jungen Mannes und eines Mäd chens in gleichem Alter aufgefunden, welche sich am 6. d. M. aus Gottcsbcrg entfernt. Neben ihnen lag ein einläufiges Pistol, mit welchem der junge Mensch Vcrmuthlich erst das junge Mädchen und dann sich selbst erschossen. Unglückliche Liebe ist der Grund zur That. In Zettlarsgrün bei Oelsnitz sind am Morgen des I I. Au gust sieben Gebäudccomplexe ein Raub der Flammen geworden. Man vermuthet Brandstiftung. Das „Meißner Tagcbl." berichtet auS Meißen, 12. August: Endlich ist der lange vergeblich gesuchte Einbrecher und Strauchdieb des Siebeneichener Waldreviers, der Schneidcrgesclle Günther genannt Riedle, in den Frühstunden des heutigen Tages auf der That er tappt und durch mehrere Einwohner von Neudörfchcn an der Elbe bei Meißen der hiesigen Polizeibehörde überliefert worden. Als der Sohn aus der Mergner'schen Wirthschaft zu Neudörfchen heute früh nach 2 Uhr, von auswärts heimkehrend, sich im Hinterhaus durch seine Schwester den Hausschlüssel zum Fenster herausgeben läßt, bemerken Beide, daß Jemand durch das geöffnete Küchcnfenster in die Wohnung gedrungen sein muß. Gleichzeitig springt der sich ent deckt sehende Dieb durch dieses Fenster heraus, um zu entfliehen, wird aber von Mergner gepackt und Beide fallen im Ringen zur Erde, wobei es dem Dieb gelingt ansznreißen. Mergners Httlferuf hat aber bereits einige Nachbarn ermuntert, welche, mit Stöcken ver sehen, gemeinschaftlich die Jagd durch die Gärten hinter der Elb- terrasse fortsetzen. Als ihnen plötzlich der Dieb zwischen den Hecken mit gezücktem Messer entgegenrennt, wird er von dem Einen nieder geschlagen und überwältigt, gebunden, und nach der Stadtpolizei Meißen hereintransportirt, wo er als der berüchtigte Günther gen. Riedle, auf dessen Fang Prämien gesetzt worden waren, erkannt wurde. Dem Vernehmen nach hat derselbe bereits bis auf zwei alle in diesem Sommer hier und der Umgegend verübten Einbruchsdieb stähle eingestanden, und es sollen fast alle gestohlenen Werthsachen noch vorhanden sein, da der Dieb einen vöm Besitzer ungeahnten