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Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. ^7 57. Dienstag den 25. Inti 1871. -- >> ! > > » «". . 1, I- I' ! Von dem unterzeichneten Gerichtsamt sollen den 8. September 1871 die zum Nachlasse des Schmiedemeister Carl Gottlieb Fiedler zugehörigen Grundstücke Nr. ,205 und 208 des Katasters und Nr. 259 und 456 des Grund- und Hypothekenbuches für die Stadt Wilsdruff, welche Grundstücken am 20. Juni 1871 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 1078 Thaler —- —- gewürdert worden sind, nothwendiger Weise an hiesiger Amtsstelle versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsamtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Königl. Gerichtsamt Wilsdruff, am 24. Ium 1871. In Stellvertretung: Dürisch, Assessor. Tagesgeschichte. Wilsdruff, den 24. Juli 1871. In der Regel beginnen Festberichle: „von dem schönsten Wetter begünstigt", — wir aber müssen sagen: „von dein ungünstigsten Wetter bedroht", war unser gestriges Schützenfest, denn die am Vormittage unsere Gegend berührenden Gewitter schienen sich ab regnen zu wollen; doch aber klärte sich in den Nachmittagsstunden der Himmel auf und der Festauszug konnte noch bei schönem Sonncn- schUn programmgemäß stattfinden, an demselben belheiligten sich auf Einladung sowohl die städtischen Behörden, als auch der Gesang verein „Germania" der „Militairverein" lind der „Turnverein", wodurch der Zug sich ganz imposant ausnahm. Auch auf dem Fest platze entwickelte sich dann bis in die spätem Abendstunden ein recht bewegliches Treiben. Der heutige zweite Festtag scheint leider recht wässerig werden zu wollen, denn die gestrige Befürchtung bezüglich des Abregnens der Gewitter, ist eingetrcten. — — Einem Gerüchte zufolge scheint man höheren Orts nicht ab geneigt, unserm Städtchen, welches leider seit längeren Jahren im Rückgänge ist, etwas unter die Arme greifen zu wollen, und zwar dadurch," daß wir eine Garnison bekämen. Von vielen Seiten wird dieses Gerücht mit Freuden begrüßt, und zwar mit Recht, denn cs wäre damit doch der Anfang gemacht, daß ein beweglicheres Leben sich bei uns entwickelte; nur dürfte es nothwendig erscheinen, daß hierzu auch die Väter der Stadt etwas beitrügen, durch schnelles Ge such bei der betreffende» höheren Behörde, und auch jeder Bürger dies durch seine Zustimmung unterstützte. Wir unsererseits wollen hierimt den Anfang machen, indem wir wünschen, daß das Gerücht zur Wahrheit werde, ja, mögen diese wenigen Zeilen der Vorläufer zu den weiteren Schritten sein, die geschehen müssen. Vielleicht ist es uns vergömU, recht bald günstig über beregte Sache berichten zu können. Meißen, 20. Juli. Eiu vor einigen Tagen im Schlöffe zu Gauernitz ansprechender junger Mensch wurde, ehe er etwas erhalten, von einem dort zufällig anwesenden Gensdarm arretirt und einem Manne zur Ablieferung an das königliche Gerichtsamt zu Meißen übergeben. Unterwegs jedoch entsprang er seinem Transporteur, stürzte sich iu die Elbe und ertrank. Das „L. T." berichtet aus Leipzig vom 20. Juli: Heute früh fuhren auf der Bayrischen Bahn 250 junge Männer nach Chemnitz, welche dort als Rekruten des 106. Regiments einexerciert und später nach Frankreich, woselbst jetzt noch ihr zur 24. Division gehörendes Regiment steht^ behufs Ablösung älterer Mannschaften geschickt wer den sollen. Meerane, 17. Juli. Am Abend des 11. hat bekanntlich in Dresden ein Soldat der Jnfanlerie das Unglück gehabt, von der Landungsbrücke der Dampsfähre in die Elbe zu fallen und dabei den Tod zu finden. Gestern traf nun bei dem hiesigen Bürger und Restaurateur Carl Schmidt die erschütternde Kunde ein, daß dieses Unglück besten Sohn Gustav, welcher bei einem Sanitätsdetacbcment dein ganzen Feldzug mit beiwohnte, betroffen bat. Die tiesbetrübten Eltern hatten den so glücklich iu's Vaterland zurückgekchrten Sohn bereits seit Mittwoch voriger Woche stündlich zur fröhlichen Heimkehr erwartet; um so schmerzlicher muß nun die traurige Nachricht sein. Berlin. Die Gesammtzahl der angemcldeten Entschädigungs ansprüche von Deutschen, die bei Beginn des nunmehr beendeten Krieges aus Frankreich vertrieben wurden, betrügt in Preußen unge fähr 16,000, für Deutschland 40—50,000. In Berücksichtigung des dringenden Bedürfniffes ist preußischerseits vorläufig schon Einiges gethan worden, indem amtlich solche Familien, welche nach Paris zurückgekehrt und außer Stande sind, die,in diesem Monat fälligen Miethen zu zahlen, Vorschüsse erhalten haben, andere sogar definitiv abgefunden worden sind. Es ist hierbei davon ausgegangen worden, daß die Gesammtsummc der eingegangenen Forderungen etwa 20 Millionen beträgt und also aus den gewährten Entschädigungen nur etwa 10 pCt. der Forderungen befriedigt werden können. Das Ge schäft ist dadurch erschwert, daß die in der Bekanntmachung des Hrn. Commissarius ausgesprochene Bitte, die Beschädigten möchten ihre Forderungen thunüchst reduciren, nicht nur nicht "erfüllt worden ist, sondern im Gcgcntheile die Wirkung gehabt zu haben scheint, daß viele der Neclamanten, um sich gegen die Folgen der Neduction zu schützen, ihre Forderungen erst recht hoch gestellt haben. Daß die Vermögenden keine Entschädigung erhalten, ist durchaus unbegründet. Nur versteht es sich von selbst, daß die Unbemittelten vorzugsweise berücksichtigt werden. Besonders ancrkennungswerth ist das Bemühen für möglichste Verbreitung der betreffenden Bekanntmachung, die in englischen, französischen und italienischen Zeitungen außer den deut schen veröffentlicht worden ist. In andern deutschen Staaten ist man in dieser Beziehung weniger rücksichtsvoll und umsichtig gewesen. ES steht zu hoffen, daß die ganze Angelegenheit bis Ende August ihre Erledigung gefunden hat. Gegenüber den ungenauen Zeitungsberichten, schreibt der „Neichs- anzeiger", werden einige Angaben über die von Frankreich auf die erste halbe Milliarde der Kriegsentschädigung gezahlten Beiträge am Platze sein. Vorauszuschicken ist, daß Zahlungen in verschiedenen Geldsorten, Banknoten und Wechseln auf Plätze des Iu- und Aus landes erfolgen. Bei Veranschlagung der Wechsel kann zur Zeit nur der Betrag, über welchen sie lauten, zu Grunde gelegt werden, nickt der Betrag, mit welchem sie wirklich in Zahlung genommen werden können. Hiernach stellte sich die Summe, welche bis zum 15. d. M. Abends zur Abnahme und Einzahlung gekommen war, auf circa 409,600,000 Frcs. Außerdem lagen ca. 12 Millionen Frcs. in deut schen Silbcrmünzcn in Straßburg zur Abnahme bereit; doch hatte die Uebernahme derselben noch nicht, erfolgen können, weil nachgezählt werden mußte. Bis zum 19. d. M. Abends sind fernere 52'/? Mill. Frcs. zur Einzahlung und Abnahme gelangt. Berlin, 20. Juli. Der „Reichsanzeiger" thcilt mit, daß bis zum 15. Juli Abends von der französischen Kriegsentschädigung 409,6000,000 Francs zur Auszahltung gelangt, wobei die Wechsel im Nominalbetrag gerechnet sind. Außerdem lagen 12 Millionen in deutschen Silbermünzen zur Annahme bereit. Die Uebernahme der selben konnte nicht erfolgen, weil sie nachgezählt werden müßten. Bis zum 19. Juli Abends gelangten weiter 52^ Millionen zur Abnahme. Wie schwer der Krieg auf Preußen gelastet hat, zeigt der Ab schluß der Steuererhebung in Berlin für das erste Quartal dieses Jahres. Darnach sind von dein auf 403,791 Thlr. veranschlagten Soll der Miethssteuer, 63,836 Thlr., von dem auf 270,939 Thlr.