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^1^.44 ^r> s M W W W W'Z W W 4H W W W W M W 'M W kN Bl KM M W W N m WE W W W WU^ M V A M für Wilsdruff, ThaMndt, Rossen, SiebmlelM und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 91. Dienstag den 21. November 1871. Am 13. Deeember 1871 von Vormittags 9 Uhr an sollen im hiesigen Gerichtsamtsgebäude verschiedene alte Möbel, Sensen, Hacken, Gläser und Gefäße gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, den 18. November 1371. Leonhardi. Lagesgeschichte. Dresden, 18. November. Der sächsische Landtag soll, wie das „Dresdner Journal" meldet, zum 27. November einberusen werden. Zum Kötzschenbrovaer Kirmeßmontag wird, wie die „K. Z." berichtet, von Seiten des dortigen Mannergesangvereins „Liederkranz" ein ganz besonderer musikalischer Genug vorbereitet, der durch Mit wirkung des dort stets gern gehörten Wilsdruffer Stadtmusikchor in der Bahuhofsrcstauration etwas Ausgezeichnetes verheißt; es ist ein großes Vocal- und Jnstrumental-Concert, bei welchem durch das Zusammenwirken von Gesang und vollständig besetztem Orchester die aufgebotenen schätzenswerthen Kräfte gewiß Jedermann vollständig befriedigen werden. Bereits am 16. d. M. debütirte das Wilsdruffer Stadtmusikchvr gelegentlich eines vom gedachten „Licderkranz" veran stalteten Ballfestes, da nun überdies auch bei bevorstehender Musik aufführung der theilweise Ertrag einem guten Zweck dienen soll, so wird eine lebhafte Betheiligung um so weniger mangeln. Oschatz, 14. Nov. Das „L. T." meldet: Vorgestern ereignete sich hier das Unglück, daß ein 21 Jahre alter Schuhmachergehilfe beim Turnen von der Reckstange stürzte und bald daraus au den erlittenen Verletzungen starb. Ueber die Thäligkeit des Reichstages äußert sich die offizielle „Prov.-Corr." wie folgt: Der Reichstag hat seine Berathungen in fast täglichen öffentlichen Sitzungen sowie in zahlreichen Commissivns- sitzungcu eifrig fortgesetzt und neben andern Gesetzentwürfen einen Theil des Neichshaushaltes erledigt. Ferner ist die Vorlage wegen Ausprägung von Goldmünzen in erster Lesung beratheu worden. Da sich im Wesentlichen eine erfreuliche Uebcreinstimmuug mit deu Grundlagen des Entwurfs herausstellte, so hat der Reichstag darauf verzichtet, denselben behufs näherer Berathung erst einer Commission zu überweisen. Die zweite Lesung wird alsbald im Hause, selbst statlsiuden. Der ganze Verlauf der ersten Berathung hat die von dem Finanzminister Camphausen ausgesprochene Ansicht bestätigt: „Mir gewährt es große Freude, daß je länger mich diese Fragen bewegen, desto mehr sich bei mir die Ucberzeugung festgesetzt hat, daß der kühne Wurf, deu wir unternehmen wollen, gelingen wird. Es ist ganz richtig, der Moment für die gewaltige Reform, die Deutsch land ins Auge faßt, war nie so günstig und kann nie wieder so gün stig sein. Alle praktischen Männer erwarten darum mit Ungeduld den Augenblick, wo sie mit der Ausführung beginnen können." Der Reichstag hat ferner einige wichtige Anträge von Mitgliedern bc- räthen, zunächst einen Antrag wegen baldiger Wiederstattung der von deu Communalverbändcn für die Unterstützung der Familien der Laudwehrmänner und Reservisten gemachten Ausgaben. Der Prä- fect des Reichskanzleramtes stellte die Bereitwilligkeit der verbündeten Regierungen für die Erfüllung dieses Antrages in Aussicht. Ein anderer Antrag, welcher die Zustimmung des Reichstages fand, ist auf eine bedeutsame Erweiterung des Bereichs der NeichSgesetzgcbung gerichtet, indem die Hineinziehung des gesummten bürgerlichen Rechts, des Strafrechts und des gerichtlichen Verfahrens, einschließlich der Gerichtsorganisation in die gemeinsame Gesetzgebung des Reichs be antragt wird. Obwohl der Reichstag noch umfassende Ausgaben zu bewältigen hat, so hofft man doch, daß die dringendsten derselben, namentlich die Münzvorlage und der Neichshaushall, bis zum Ablauf der kommenden Woche erledigt sein werden. Wie es scheint, dürfen wir die sympathischen Züge der vielen deutschen Fürsten und Herren noch nicht ganz vergessen, denn wenn cs auch nächstens eine Reichsmünze giebt, so werden doch die Bildnisse der einzelnen Landesherren darauf nicht fehlen. Zwar wurde im Reichstag der Anlauf genommen, nur das Bilduiß des Kaisers auf allen Reichsmüuzcn gelten zu lasse», allein der bayrische Finanzminister gab seinem bekümmerten Herzen einen so flehentlichen Ausdruck, an der im Bundesralh vereinbarten Bestimmung über die Münzhoheit der Landesherr» nicht zu rütteln, daß eine menschliche Rührung das Haus ergriff, iu Folge dereu die Besorguiß schwand, die gekrönten Häupter möchten fallen. Wie die holde Jugend in den Flegeljahren, so Bebel im Reichstag: er kann das Scan dal machen nicht lassen. Vielleicht war es kürzlich nicht ganz correkl gewesen von» Präsidenten, ihm das Wort zu entziehe», verdient hatte er aber diese Strafe, und es ist ihm gegangen wie ungezogenen Kindern, die manchmal eine derbe Züchtigung erfahren in denn Augenblick, wo sie es gerade weniger, wohl aber wegen vieler vorangegangener, laugmüthig nachgesehener Unarten verdienen. Dem Abg. Lasker aber scheint er es am we nigsten verzeihen zu könne», daß er damals gefaßt und schlagfertig der rohen Gewalt entgegnete. Um so bedauerlicher ist es, daß jetzt Lasker selbst durch eine nachträgliche Correctur in seiner letzten Rede dem Socialdcmokraten Anlaß zu einer Beschwerde gegeben hat. Ec sand damit auch Gehör bei dem Vicepräsidente» Hvhe»lohe, und Lasker selbst entschuldigte sich iu angemessener Weise, so daß Bebel hätte zufrieden sein müssen. Stall dessen aber erging er sich wieder in den stärksten Beleidigungen, bis schließlich das ganze Haus sich offen gegen ihn anflehnte und durch sein lautes Mißfallen den Scandalmacher zum Schweigen brachte. Ist vor der Thure nicht auch noch Platz? Die Pocken-Epidemie ist in Berlin noch in steter Zunahme begriffen. Die Zahl der Todesfälle betrug in den letzte» Wochen 120, 161 und 145. Seil Anfang d. I. sind 9000 Personen in Berlin zum Opfer gefallen, also imhr als 1 pLt. der Bevölkerung, und um '/» wehr als Berlin jährlich Mannschaft zur Armee stellt, da in jede»! Jahre nur 6000 Berliner zu den Fahnen berufen werden. Die Einverleibung von Kurhesse» iu deu preußischen Staat wird iu nächster Zeit noch ein interessantes Nachspiel zur Folge haben. Bekanntlich wurde das HauS - Fideieommiß - Vermögen, welches dein jedesmaligen Regenten von Hessen-Kassel zum Nießbrauch überlassen war, und dessen Rente sich ungefähr jährlich auf 350,000 Thlr. belief, von der Preuß. Negierung „zur Ueberwachuiig und Ab wehr der gegen Preußen gerichtete» Unternehmungen des Kurfürsten und seiner Agenten" mit Beschlag belegt. Ta nun aber dieses Vermögen dem ganzen Hause Hessen-Kassel gehört und die Ver wandten des Kurfürsten, die daraus Anspruch mache», niemals gegen Preußen etwas unternommen habe», so werden diese deu Rechtsweg betreten, nm den ihnen zukommenden Theil des Vermögens von Preußen herauszuklagcn. Dem „Nürnb. Anz." entnehmen wir folgende charakteristische, unsere Zeit mit ihren Bewcgunge» und namenllich die Zustände ka tholischer Länder trefflich schildernde Parodie aus die Jesuiten: Offener Brief. Sehr geehrter Herr Pfarrer! Ich komme mir vor wie der heidnische Dichter Ov dinS, von dem mir neulich mein Ednardcheu erzählte. Auch ich kcmu nichts als Klagebriefe schreiben. Welche Schmerzen hat mein armes Herz in der letzten Zeit wieder erduldet! Fast alle Tage glauben die gottlose» Menschen ihre vaterländische Gesinnung bethätigen zu müsse». Bald ist es der Jahrestag einer der vorigjährigen Unglücksschlachte», bald der Einzug der Artillerie, die an der Loire mit den frommen Schützern deS heiligen Vaters so unchristlich nmgcgangen ist, was ihnen Vor-