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Donnerstag den S. September 1918. 77. Jahrg. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. StM Wiße der FmM M Miertm WimU chemiesen. Trümmer und Trichter. Mehr als gedämpften Jübek über den deutschen Rück zug vermögen unsere Gegner im Westen nicht auszubringen. Mag sein, daß die furchtbaren Blutopfer, mit denen sie jeden Fußbreit Boden erkaufen müssen, eine rechte Sieges- freude nicht aufkommen lassen wollen; mag auch sein, datz sie schon das Ende ihrer Vorwärtsbewegung herannahen fühlen, datz sie schwere Enttäuschungen nach Mög lichkeit vermeiden wollen, wenn es klar werden wird» daß das gewaltige Offensivunternehmen dieses Sommers den verhaßten Feind doch nur bis zu einem gewissen Grade zurückdrängen konnte — bis zu dem Grade, den fein eigener freier Entschluß dafür bestimmte. Aber woher soll die Freude über die seit Jahren heiberstrebte Befreiung! der besetzten Gebiete auch kommen, wenn der Erlöser iü dem zurückgewonnenen Lande nichts weiter vorfindet als Trümmer und Trichter? Die grauenvollen Eindrücke dieses Wiedersehens wären noch zu ertragen, wenn sie durch das Bewußtsein gemildert würden, daß über sie hinweg die entscheidende, die vernichtende Niederlage des Feindes mit Sicherheit zu erreichen sei. Wer Hindenburg kennt, weiß indessen, daß das Gegen teil der Wahrheit näher koinmen dürfte. Seine Rückzüge batten es immer schon in sich, im Osten sowohl wie im Westen; es waren zeitlich begrenzte Operationen, die er nicht nur mit so überlegener Gründlichkeit auszuführen wußte, daß der jedesmalige „Sieger" von ihnen den denk bar geringsten Nutzen hatte, sondern mit denen er immer noch umfassende Vorkehrungen für die Wiederaufnahme seiner Offensive verband, die dann auch prompt einsetzte, sobald der richtige Augenblick für sie gekommen war. Die Franzosen find schon einmal durch diese lehrreiche Schule gegangen: im Frühjahr 1917, wo sie auch nach Herzenslust Städte unL Dörfer befreien und erobern durften, die unsere Heer^leitung ihnen wohlbedacht über lassen hatte. Damals geschah dieser Rückzug vor dem Losbruck neuer Kämpfe, so daß wir die Möglichkeit hatten, die Bevölkerung, ihre Wohnstätten uüd Arbeitsstuben so weit zu schonen, als es die Rücksichten unserer Krieg führung nur irgendwie zuließen. Wir versahen sie sogar noch mit Lebensmitteln, die Kraulen mit Arzeneien für soviel Tage, als die Franzosen brauchen mußten, um die Fürsorge für sie in die eigene Hand zu nehmen, wir organisierten den Abtransport der . Waffen- oder arbeitsfähigen Menschen in der umsichtigsten Weise sahen darauf, daß alles zusammenblieb, was zuz sammengehörte, kurz wir zeigten der feindliche:? Welt, daß wir uns auch im Kriege ein fühlendes Herz bewahrt hatten — und mußten uns zum Dank dafür von den Soldschreibern der Entente abermals in der nieder trächtigsten Art beschimpfen lassen. Jetzt dagegen handelt es sich um einen Rückzug, der, daraus hat unser General stab. gar kein Hehl gemacht, von uns ursprünglich nicht beabsichtigt war. Er muß im währenden Kamps vollzogen werden. Da find unsere Herren sich selbst am nächsten, und was bisher noch den Schrecken eines vierjährigen Krieges widerstanden hatte oder was von uns innerhalb der geräumten Kampf zone für unsere Zwecke aufgebaut, zurechtgezimmert und gemauert war, das wird jetzt mit Stumpf und Stil aus- gerottet, ehe der Feind seinen Fuß hinsetzen darf, wo wir bisher zu befehlen hatten. Alle Berichte stimmen darin überein, daß auch der letzte Rückzug im Bpernbogen mit so vollendeter Umsicht und Ruhe ausgeführt wurde, datz auch nicht ein Geschütz auf dem vorher so reichlich mit Artillerie besetzten Kemmel oerlorenging. Die Gegner hatten sich die Wiederbesetzung dieses Höhenzuges gewiß ganz anders gedacht. Seine Haupt kampflinie gerät in vollkommen vernichtete Gebiete. Dort wird er sich niederzulassen und einzurichten haben, wenn es ihn nach einem neuen Winterfeldzuge ge lüstet — und uns kann es schließlich recht sein, wenn wir wieder kürzeren Anschluß an Unsere rückwärtigen Ver bindungen gewinnen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, daß wir uns auch jetzt noch immer innerhalb deS Gebietes befinden, das wir erst seit dem März dieses Jahres den Franzosen sbgenommen haben — das also bis zu unserer .Vertreibung" aus den besetzten Provinzen und gar bis zu unserer „Verjagung" aus Belgien noch ein recht weiter Weg zurückzulegen ist. In der Tat: rum Jubeln liegt kein Grund vor für Frankreich. Trümmer und Trichter sieht es wieder, wo früher blühender Wohlstand zu Hause war. Ein Sinnbild für die Zukunft Europas, wenn es nach Herrn Wilsop gebt. Er drischt unentwegt seine Phrasen und schmunzelt behaglich, wenn es ihm gelingt, damit den gesunde» Menschenverstand der europäischen Völker zu umnebeln, Sein Weizen geht auf, um so besser, je gründlicher daS arme vranrrercy omen Walmunn nutzen mutz. Du Newporter Börse kann dabei nicht zu Schaden kommen — im übrigen mag die Welt ruhig zugrunde gehen! Oer Krieg zur Gee. N-Boot-Beute im Sperrgebiet um England. § Berlin, 3. September. Amtlich wird gemeldet: Im Sperrgebiet um England: wurden l <» «00 Br.-Neg.-To. versenkt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. ' * „Scekriegslcitung." Das Marineverordnungsblatt veröffentlicht eine Be kanntmachung des Staatssekretärs des Reichsmarineamts über eine Erweiterung der Rechte des Admiralstabschefs. Danach werden auf Befehl des Kaisers dem Chef des Admiralstabes der Marine größere Gerechtsame als bisher in bezug auf die Führung des Seekrieges eingeräumt, indem ihm im Rahmen der Richtlinien für die Seekrieg führung die Befugnis erteilt wird, direkte Befehle mit der Unterschrift „Von feiten der Seekriegsleitung" an die Ver bände oder an einzelne Befehlshaber usw. zu geben. Hierzu wird vom Admiralstab der Marine ein besonderer Stab der Seekriegsieitung im Großen Hauptquartier mit einem Chef des Stabes an der Spitze gebildet. In Berlin führt der stellvertretende Chef des Admiralstabes die laufenden Geschäfte des Admiralstabes nach den Weisungen der See- knegslelluna. Oer Anschlag auf Lenin. Auf der Blutspur des VerbandeS. Stockholm, 3. September. Der Zustand Lenins ist fortdauernd ernst, jedoch schwebt der Patient augenblicklich nicht in Gefahr. Die Krisis wird binnen zwei biS drei Tagen erwartet. Das äußere Bild Moskaus ist ruhig, doch ist die Rqteregierung unablässig tätig, alle an der Verschwörung gegen Lenin Beteiligten habhaft zu werden. Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Lenin wurden unter den Offizieren sowie unter den Mitgliedern der rechten Sozialrevolutionäre Verhaftungen vorgenommen. Haussuchung in der englischen Botschaft. Laut Petersburger „Prawda" fanden im Zusammen hang mit der Untersuchung des Attentats auf Uritzky in Petersburg zahlreiche Haussuchungen statt, darunter auch im Hause der englischen Botschaft. Hierbei kam es zu einem Schußwechsel. Ein Mitglied der Untersuchungs kommission wurde getötet, zwei Kommissare verwundet. Ein Engländer, dessen Persönlichkeit noch nicht festgestellt ist, wurde getötet. Im Botschaftsgebäude wurden Ver haftungen vorgenommen. Das Gebäude wurde von Rot gardisten besetzt. Waffen, Weinvorräte sowie Papiere wichtigen Jnhqlts wurden beschlagnahmt. Oie gegenrevolutionäre Verschwörung. Wie Moskauer Blätter darlegen, ist der Anschlag gegen Lenin der Hauptprogrammpunkt eines großen gegenrevolu tionären Komplottes gewesen, das sich über ganz Ruß land ausbreitete und dessen Ausbrüche in Petersburg und in Moskau erst kürzlich zu lebhaften Erörterungen und scharfen Gegenmaßnahmen der Bolschewiki führten. Der Organisator des Kampfes mit der Gegenrevolution Volks kommissar Brujewitsch hat festgestellt, daß sich das Zentrum der Verschwörung in Nishnij-Nowgorod befindet. Das zweite Hauptlager der Gegenrevolutionäre ist nach seinen Ermittlungen in Kasan. Es ist festgestellt, daß französische Generale in Petersburg die Bewegung gegen die Bolschewiki unter stützen, und daß die noch im Lande weilenden Vertreter der französischen Militärmisston sowie englische Diplo maten als Leiter der Gegenrevolution figurieren. Auch hier wieder zeichnet sich also die Blutspur des Verbandes ab, der um jeden Preis den Osten nicht zur Ruhe kommen lassen will. Oer deutsche Kronprinz über den Krieg. Wir führen einen Verteidigungskrieg. Berlin, 3. September. Der deutsche Kronprinz gewährte einem Vertreter des Budapester „Ar Est" eine Unterredung und äußerte sich Über die Kriegslage u. a.: .Das Anrennen der Feinde gegen unsere Front dauert an. Infolge elastischer Verteidigung wichen wir an mehreren Stellen der Front zurück, wie das beim Be wegungskrieg möglich ist. Bei der Beurteilung der Lage, sowohl der Kriegslage als auch der politischen Lage, dürfen wir eines nie vergessen: wir führen einen Verteidigungs krieg. Das gilt sowohl auf militärischem wie auf politi schem Gebiete. Der Krieg ist nur für den Feind ein Ver nichtungskrieg, für uns nicht. Wir wollen keinen von unseren Gegnern vernichten. Wir wollen uns aber behaupten. Wir sprechen offen vom Sieg. Das Wori Sieg darf nicht so verstanden werden, dah wir den Feind vernichten wollen, sondern nur so, datz wir unS bchanpien und nicht unterkriegen lassen wolle». Der Kronprinz wandte sich dann gegen die Behaup tung, daß Deutschland den Krieg gewollt und veranlaßt habe und führte aus: Wenn Deutschland den Krieg hätte haben wollen, dann würden wir nicht diesen Augenblick auSgewühlt baden. Für Deutschland wäre kein Augen blick ungünstiger gewesen, als der damalige. Es war klar, daß England die Gelegenheit benutzen würde. Belgien war doch nur ein Vorwand. England griff ein, weil die deutsche Konkurrenz unerträglich wurde und die Engländer einfach mehr arbeiten mußten als früher. Wir kämpfen fnx unser Leben, und ich wiederhole nochmals, datz unser Ziel deshalb nicht anders sein kann, als uns zu sichern. Zum Schluß äußerte sich der Kronprinz zu der Frage über das Kriegsende: Er erwartet es von der Einsicht des Gegners, daß der Einsatz dem Gewinn nicht nicht gleichwertig ist. „Der feindliche Anprall dauertwohl noch einige Zeit an, aber daß sie ihr Ziel nicht werden erreichen können, das müssen selbst auch einsehen. Unser« Truppen kämpfen glänzend, und tu allererster Linie schreibe ich es der Tapferkeit unserer Truppen zu, dab eine so kolossale Übermacht uns nicht erdrückte." Oer Stoß ins Leere. Berlin, 3. September. Von dem Augenblick an, wo die deutsche Führung sich entschlossen hatte, zwischen Arras und Soissons durch eine großzügige und freiwillige Rückverlegung ihrer Linien den feindlichen Plan eines doppelten Flügelangriffes zu stören- war die Aufgabe der in Flandern noch verbleibenden Offensiv stellung, die durch die erfolgreiche Apriloffensive entstanden, als keilförmiger Bogen in der Linie Kemmel—Meteren— Merris—Meroille nördlich Bethune verlief, die logische Folge der zwischen Scarpe und Oise durchgeführten Front streckung. Mit derselben sorgsamen Vorbereitung wie bisher wurde auch hier die Aufgabe dieses Abschnittes durch geführt, durch die dem Feinde die Möglichkeit eines um fassenden Angriffes an dieser Stelle entzogen wird. Die Räumung selbst blieb dem Feinde tagelang verborgen. Es mag -heute noch nicht die rechte Stunde sein, um über die Gründe, Folgerungen und strategischen Aus wertungen unseres taktischen Rückzuges und der Zusammen ballung unserer Kräfte auf bewährte feste Linien zu sprechen. Offensichtlich aber wird jetzt schon für jeden, der die von uns aus freiem Willen neugeschaffene Lage über blickt, daß der Gegner mehr und mehr gezwungen ist, die Basis seiner kurzen Verbindungen mit dem Hinter lande zu verlaffen und, während wir die kürzeren Ver bindungen gewinnen, seine Hauptkampflinie wieder in jene vollkommen vernichteten Gebiete zu schieben, derey grauenhafte Wildnis den Gedanken an einen neuen Winter feldzug für Führung und Truppe drüben zu einem Schrecken sondergleichen machen muß. Das starke Wissen, Teilarbc < im Rahmen eines großen, starken Unternehmens zu leisten, ist an der Kampffront in jedem Manne lebendig. Er fühlt, daß unser Rückzug ein Schritt im Zuge breiter, wohldurchdachter Pläne ist, und vertraut in die Zukunft; die die Frstchte dieses Verhaltens reifen wird. Er weiß; daß Hindenburg mit seinem Wort: „Wir werden's schaffen!", das er dieser Tage sprach, am Ende recht bv ballen wird. Oer Hiesenbetrug bei der Geehandlung.' 600000 Mark unterschlagen. ^.-Berlin, 3. September. Selten fällt wohl ein staatliches Institut gleich der Preußischen Staatsbank, aus früheren Zusammenhängen auch Seehandlung genannt, einem solchen Betrug zum Opfer, wie er sich jetzt abgespielt hat und bei dem die auch in heutigen Zeiten erkleckliche Summe von 600 000 Mark den Gaunern in die Hände fiel. Denn ihrer mehrere sind es sicher gewesen, die Has Komplott schmiedeten. Auf ihre Entdeckung ist eine Belohnung von 20 000 Mark ausgesetzt. Das Gaunerstück spielte sich innerhalb eines Zeit- raumes von etwa 14 Tagen ab. Am 27. Juli d. I. er schien ein junges Mädchen in der Bank, lieb ein Konto