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Wochenblatt 0* für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. „ Amt 8 bta 11 sür das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbff. Zwanzigster Jahrgang. Freitag, den 20. Inti l860. 29. . Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. ' Von Lieser Keilschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt ' 10 Ngr. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück hff- erscheinen sollen werden in Wilsdruff sowohl in der Redaclton, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis Hst- längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nossen aber bis längstens Mittwoch Nachmittag erbeten. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Rcdaction. Umschau. Wilsdruff, am 19. Juli. Das gestern staltgcfundene 2. Abonnement- Concert des strebsamen Musikdirector Günther war durch die Witterung begünstigter als das erste, weswegen auch der Besuch desselben ein sehr zahl reicher war. Die Günther'sche Musik bewahrte sich auch diesmal als eine vortreffliche. Insbesondere wurde das anwesende Publicum erfreut durch die „Oberon-Ouverture", die „Adelaide", sowie durch den bekannten charakteristischen großen „Militärmarsch von Franz Schubert"; auch wurde die „Schatten- Tyrolienne aus Dinorah"sehr günstig ausgenommen. Das Programm brachte unter Anderem noch die „Ouvertüre zur Stumme", eine „Fest - Ouvertüre von Leutner", ein „Duett aus Norma", eine „Arie mit Chor aus Robert der Teufel." Das Streben des Herrn Günther, auch im Sommer größere Concerte möglich zu machen, wird bei solchen Lei- z stungen mehr und mehr Früchte tragen. Der Abend war wunderschön und der Aufenthalt im Freien » köstlich. Die Bewirthung ließ, wie immer, nichts zu wünschen übrig. Als die Dunkelheit einbrach, wurden die Gartenräume mit einer großen Anzahl bunter Lampen erleuchtet, die einen magischen Schimmer verbreiteten. Ein großer Theil des Publicums verweilte bis tief in den herrlichen Abend hinein im Freien. — 0, Am 12. d. M. des Morgens erschoß sich in Helbigsdorf, wo er die Herberge hatte, der 42 Jahre alte Kalkarbeiter Tutschki mit einem Karabiner. Der in den Mund gerichtete Schuß tödtete den Unglücklichen nicht augenblicklich, denn er lebte, wenn auch ohne Besinnung, noch vier Stunden. Er hinterläßt eine Frau, die sich aber seit 14 Tagen von ihm gewendet, und 4 Kinder, von denen 3 noch unerzogen. Durch Trunksucht und lüderlichen Lebenswandel herabgekommene Ver hältnisse, welche häuslichen Unfrieden nach sich zogen, mögen die Beweggründe zu der That abgegeben haben. — Wie das „Dresd. I." mittheilt, beehrten am 16. d. M. Vormittags Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Ihre königl. Hoheiten die Prinzessin Sidonie und Prinz Georg die am Tage darauf eröffnete Ausstellung der National- Schiller-Lotterie mit ihrem Besuche und be trachteten die ausgestellten Gegenstände mit großer Aufmerksamkeit und sichtbarem Wohlgefallen. Be sonderes Interesse erregte u. A. das zur Aufstellung gekommene große historische Oelgemälde „Schiller" und seine Zeit" von v. Oör. Eine interessante Ucberraschung war dadurch bereitet, daß auf vier der ausgestellten Flügelpiano's ein brillantes Clavier- concert zu 8 Händen durch Fräulein Dietrich, Fräu lein Dittmarsch und Fraulein Wenzel, sowie den Musikdirector Riccius, unter des Hofpianisten Krä- gen Leitung in trefflichster Ausführung zum Vor trag gebracht wurde. — Unter den neuen Geschenken, welche für die Schillerlotterie cingegangen sind, befindet sich auch eine wcrthvolle Violine, welche der imBau von Streichinstrumenten sehr rühmlich bekannte Kammermusikus Schlick in Dresden dem edlen Unternehmen gewidmet hat. Die immer mehr ge suchten Schlick'schen Violinen pflegen 30—40 Louis- d'ors zu kosten. —