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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ämt 8 blat 1 für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Itadtrath daselbst. Zwanzigster' Jahrgang. Freitag, den 7. SeMmker MO. 36. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Dreis für den IO Ngr. Sammtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an Anreisen welcke lm^ erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl in der Redacrion, als auch in der Druckerei längstens Donnerstag Vormittag, in Tharaud und Nofscu aber bis länaitens M i l twn»?? Die Redactiou. Umschau. Ueber die Verwüstungen, welche am 27. vor. M. das Unwetlcr in und um Leipzig angerichtet, tbcilen wir nachträglich noch Folgendes mit: Wenn auch Menschenleben nicht zu beklagen sind, so haben doch viele Leute, welche der Hagelschlag im Freien überraschte, arge Verletzungen davongetragen. So sah sich der Ortsrichter aus Lindenau genethigt, sich mit dem Gesicht gegen den Erdboden zu legen, um von den Hagelslucken nicht erschlagen zu werden. Erst zwei Stunden spater wurde er, unfähig sich aufzurichten, gefunden und nach Hause gebracht, Am Vieh, welches unterwegs oder auf dem Felde war, richtete das Unwetter viel Schaden an. Bei Großzfchocher und Lindenau wurden mehrere Pferde vom Hagel erschlagen. Das Wild hat ungemein gelitten und die schönen Jagdaussichtcn sind gänz lich vernichtet. In Leipzig wurden fast alle Dächer durchschlagen. Am meisten hat das Postgcbaube gelitten, dessen ganze 24 Fenster breite Westfront dem vernichtenden Anprall des Elements ausgesetzt war. Nur den angestrengtesten Bemühungen der anwesend gebliebenen Beamten gelang es, die wich tigen Papiere und Acten zu retten. Dampfwagen zuge und Posten waren im höchsten Grade gefähr det. Die Pagagiere der von Colditz gegen 7 Uhr in Leipzig anlangenden Personenposl verdanken ihr Leben der muthigen Entschlossenheit des Postillons, der mit eigner Gefahr und größter Anstrengung die kaum zu bändigenden Pferde an den Köpfen gehalten und so das Durchgehen und weiteres Un glück verhütet hat, selbst aper mit durchlöchertem Hute und blutendem Kopfe büßte. Ein anderer Postillon hatte schnell die Strange lösen müssen, um Wagen und Passagiere zu retten. Die Pferde wurden später wieder aufgefangen. In Ponitzsch bei Wurzen wurden außer den Fenstern sammtliche Ziegeldächer fast total zerschlagen, auch wurde außer dem Schaden auf den Feldern die bereits cinge- brachte Ernte in den Scheunen durch das Zer schlagen der Dächer durchnäßt. Viele Decken sind wegen ihrer Durchnässung bereits eingestürzt. Aus Brandis wird Achnliches berichtet. Das Hagel wetter begann bei Korbetha an der Saale und er reichte sein Ende bei Wurzen an der Mulde. Die am schwersten betroffene Leipziger Gegend liegt gerade in der Mitte dieses Striches. — Dem „Leipz. Journ." entnehmen wir über die Verluste, welche das Hagel wetter angerichtet, folgende Angaben: In Reudnitz stellt sich ein Verlust von cs. 24,000 Fensterscheiben heraus; außerdem sind sammtliche Dächer nach der Westseite ruinirt, sodaß sie durchaus erneuert werden müssen. In der Wachstuchfabrik von Schumann sind 380 große Wachstuchtafeln total zertrümmert, ein Verlust von mehr als 1000 Thaler. Ferner wurde von dem Laboratorium der Dietze'schen Lack fabrik das Dach aus dem Mauerwerk gerissen, 40 Fuß sortgeschleudert und die Umfassungsmauer zum Theil eingeschlagen. In Anger zählt man VS. 1030 ein geschlagene Scheiben; die Dächer sind in gleicher Weise beschädigt. In den 21 Häusern in Crotten dorf sind cs. 340 Fensterscheiben zerschlagen, die Dächer furchtbar zerstört. Mölkau hat bei 14 Häu sern einen Verlust von cs. 660 Fensterscheiben, sammtliche Dächer radical zerschlagen. Stünz ist einer der am härtesten betroffenen Orte, bei 18 Häu sern sind cs. 720 Fensterscheiben Ungeschlagen, die