Volltext Seite (XML)
für das König!. Derichtsamt Wilsdruff und den Sladtralh daselbst. Kellug, den 22. Decemöer l865 51. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. von wenigen Tagen geschlechtsreif werden und sich begatten, daß die Weibchen Eier haben, aus denen lebendige Junge sich entwickeln, und daß diese Jungen es sind, welche die Gefahr erzeugen. Die Alten können zwar auch Krankheiten, wie Durch fall rc. zu Wege bringen, aber cs ist kein Fall be kannt, baß dadurch der Tod herbcigefuhrt ist. Die Gefahr besteht nun darin, daß die Jungen aus dem Darm aus- und durch den Köiper fortwan dern, bis sie in's Muskelfleisch gelangen. Daraus erklärt sich auch, daß die schwersten Zufälle, wie in Hedersleben auch beobachtet worden ist, erst in drei Wochen einzulreten pflegen. Redner beleuchtet nun die Frage, woher die Trichinen ursprünglich stammen mögen, und weist nach, daß die Thierchen, welche sich an den Wur zeln der Runkelrüben und in den Regenwürmern entwickeln, von dkn Trichinen verschieden sind. Was die Frage über die Häufigkeit des Vor kommens von trichinenkranken Schweinen anbetrifft, so hat man in Braunschweig, wo seit dem 1. Dec, 1863 die zwangsweise mikroskopische Untersuchung cingeführt ist, unter 30,000 Schweinen nur 2 kranke gefunden, in Blankenburg dagegen unter 700 schon 4. Auch in Erxleben hat man in kurzer Zeit 3 kranke Schweine entdeckt. Wenn es diesen Thatsachen gegenüber noch Menschen giebt, welche glauben, daß Trichinen nicht vorkommen, so ist dies ein bevauernswerthcr Jrrthum. Redner ist heute erst von dem Apotheker Reichert aus Müncheberg be sucht worden, der ihm einen Krankenbericht des dort wohnenden Uhrmachers Arntz überbracht hat. Dieser Arntz hatte im März ein Schwein gekauft, daß nie von seinem Hofe heruntergekommen ist und am 7. Nov. scheinbar ganz gesund geschlachtet wurde, Arntz hat nun vom 2l, Nov, bis 4. Dec, täglich U m s ch a u. Ein Leickenbegängniß, wie das des Königs Leopold von Belgien, ist wohl lange nicht dage- -wesen. Der Zug dauerte länger als 1'/, Stunde. Die Menschenmenge, die schweigend und trauernd die Strafen füllte, schätzte man auf 2 vis 3mal Hunderttausend. Im Zuge befanden sich Vertreter fast aller europäischen Fürsten, von Sachsen Prinz Georg. Der neue König, Leopold ll., hat den Eid auf die Verfassung geleistet uns versprochen, im Geiste seines Vaters zu regieren. Man glaubt, daß er mehr nach der Seite der streng kirchlichen Partei, die in Belgien sehr mächtig ist und ihre Stütze an der reichen Geistlichkeit hat, hinneige. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß der neue König katholisch ist, während sein Valcr Protestant war. — Seitdem Richard Wagner aus München nach Genf gereist ist, wird erst recht viel über ihn gesprochen. Seine Feinde behaupten, er habe den König bereden wollen, in München eine pracht volle, neue Straße Herstellen zu lasten, die zu einem großen Nalionalthealer führe. Straße und Theater sollten die Kleinigkeit von 17 Millionen Gulden kosten. Um das Geld zu schaffen, hätte Wagner dem König den Nath gegeben, die Soldaten abzu schaffen und ein Volkshecr nach Schweizer Art cm- zuführcn. Da wurde denn der Staat in Gefahr erklärt. — Die Fleischer-Innung in Berlin hielt am 16. d. M. eine Berathung über die Trichinen und hatte dazu den bekannten Professor Virchow und einige andere Acrzte eingeladcn. Virchow erklärte: genau, daß die Trichinen, welche in den Darm eines Menschen gelangen, im Verlauf für Wilsdruff, Tharm-d, Nossen, Liebtnlehn und die Umgegenden. Bon dieser Zeilschrist erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt IV Ngr. und ist jedesmal vvrauszubezahlen. SammlUche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeige», welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl lin Ler Redaktion-, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis l ä. gn-ns Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Lanke angenommen, nach Besinden honorirt. Ncdaction