Volltext Seite (XML)
Wochenblatt E für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsßlait für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst. 17. Dienstag, den 29. Februar 1876. «M— ' I »s , Nachdem sich der in Betreff des am 24. Januar d. I. auf dem Rittergut Limbach verübten Diebstahls wider den Handarbeiter Ernst Friedrich Götze aus Kleinvoigtsberg erhobene Verdacht erledigt hat, wird Solches hiermit öffentlich bekannt gemacht und die be treffende Diebstahlsbekanntmachung, insoweit sie sich auf den p. Götze bezieht, außer Kraft gesetzt. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 25. Februar 1876. Dr. Gangloff. In der Nacht vom 8. zum 9. vorigen Monats sind aus der zum Rittergut Munzig gehörigen Schäferei drei Stück Schaffelle, welche dadurch besonders kenntlich gewesen, daß in den linken, an den Fellen befindlichen Ohren auf den Jahrgang deutende Zahlen nämlich 8, 5 und 0 mit blauer Farbe eingezeichnet, ingleichen an demjenigen Felle, dessen linkes Ohr mit einer 8 gezeichnet, sich ein Hörnchen befunden, spurlos entwendet worden, was behufs Wiedererlangung der entwendeten Gegenstände und Ermittelung des Thäters zur öffent lichen Kenntniß gebracht wird. Köuigliches GerichtsamL Wilsdruff, am 24. Februar 1876. Du. Gangloff. Nachdem Seiten des unterzeichneten Königlichen Gerichtsamts das in dessen Bezirke befindliche bewegliche Vermögen des wegen Hinterziehung der Militärpflicht steckbrieflich verfolgten Ernst Hermann Leonhardt aus Unkersdorf mit Beschlag belegt worden ist, wird Solches m Gemäsheit Art. 146 Abs. 2 der rev. Strafproceßordnung hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 25.. Februar 1876. Om Gangloff. - —— Zufolge Anzeige vom 16. d. M. ist heute auf Isol. 28 des Handelsregisters, die Firma: 8« für und in 4 < »»8«:1>r>14 betreffend, eingetragen worden, daß die Herren Lenst Gollünnvl» und nicht mehr Stellvertreter des Directors bez. des Schriftführers, fondern vielmehr Herr Stellvertreter des Directors und Herr LLr-r-sr» LLto«t8L:k»u<;i<Svr, Stellvertreter des Schrift ¬ führers sind. Wilsdruff, am 26. Februar 1876. Das Königliche Gerichtsamt. — Om Gangloff. Tagesgeschichte. Wilsdruff, am 28. Februar 1876. In den jetzigen Tagen, wo die Bewohner unserer Stadt und Umgegend mit ängstlicher Hoffnung auf die Verhandlung der 2. hohen Stüudekammer warten, in welcher über die daselbst eingc- reichte Petition um endliche Aufnahme Wilsdruffs in die Eisenbahn verbindung verhandelt werden wird, kommt uns eine Großmacht, die Presse, zu Hülfe, vielleicht gerade zu rechter Zeit, um für uns den Sieg erringen zu Helsen. Nachdem vor bereits 10 Tagen ein Artikel der Dresdner Nachrichten sich günstig über unsere Stadt und unsere gerechten Erwartungen aussprach, hat sich in den letzten Tagen voriger Woche ein Freund unserer Sache in einer Korrespondenz aus Dresden in der Berliner Börsenzeitung unserer ganz besonders angenommen, worüber wir hierdurch unsere Freude aussprechen und diesen Artikel zur Kenntniß unserer Leser bringen. Der Artikel beginnt: Der Stadt Wilsdruff, 2 kleine Meilen westlich von Dresden, ist es mit ihrer Sehnsucht nach einer Eisenbahnverbindung gegangen wie einst den Juden mit ihrer Sehnsucht nach dem gelobten Lande. Von ferne ist den Bewohnern Wilsdruffs die Erlangung einer Eisenbahnverbindung ost genug gezeigt worden, erreicht haben sie sie noch nicht. Eine Luftlini? zwischen Dresden und Leipzig schneidet ziemlich Wilsdruff. Hatten nun auch die Bewohner dieser Stadt, als in den 30er Jahren : die erste Linie der Leipzig - Dresdner Bahn projectirt und gebaut ! wurde, noch nicht das kühne Verlangen, von dieser Linie berührt zu § werden (man wußte ja damals noch nicht einmal genau, ob man ! Eisenbahnen für einen Segen oder Fluch halten sollte), so regten sich j doch die Hoffnungen und Wünsche der Stadt und ihrer reichen Um gegend, als die Projecte einer zweiten und dritten Verbindung zwischen Dresden und Leipzig auftauchten. Zunächst beseitigte die Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie die drohende Concnrrenz, indem sie selbst die zweite Linie über Döbeln baute. Bei dieser Gelegen heit wurden zuerst die Erwartungen von Wilsdruff und Umgegend , getäuscht. Die Bahnlinie wurde zur allgemeinen Uebcrraschung von Nossen aus nicht in gerader östlicher Richtung nach Dresden-Altstadt § geführt, sondern brach von Nossen nördlich ab nach Meißen, um in die alte Linie zu münden. Das Leipziger Direktorium hatte Wohl hierdurch einen falschen Schritt gclhan. Denn abgesehen davon, daß die Linie über Meißen eine lheuere Elbbrücke bedang, weckte die Ab weichung von der geraden Linie von neuem Coucurrenzprojecte einer dritten Bahnverbindung von Dresden und Leipzig über Wilsdruff und Ostrau, mitten durch einen der reichsten Landstriche Sachsens. Auch das Projcct einer Eisenbahn Dresden-Wilsdruff-Ostrau-Alten burg erstand uud sand die Gunst des Landtages, der es der Regierung zur Coucessionirung empfahl. Da kam der Krach und machte allen Prival-Eiseubahu-Projectcn für lange Zeit ein Ende. Und somit ist und bleibt Wilsdruff vom Eisenbahnverkehr ausgeschloffen, wenn nicht die Regierung sich des vernachlässigten Landstrichs annimmt. Es btdarf, um den Wünschen des Letzteren gerecht zu werden, gar keiner großen Opfer bei gewissenhafter Rentabilität: Eine kurze, kaum 20 Kilometer lange Verbindungsbahn von der Station Potsämppel der Chemnitz-Dresdner Staatsbahn über Wilsdruff nach der Station Deutschenbora der südlicben Leipzig - Dresdner Bahnlinie (kurz vor Nossen) stellt die gerade Linie von Dresden überDlöbeln nach Leipzig her. Die Vertreter der Stadt Wilsdruff und einer großen Anzahl von Landgemeinden haben bei dem jetzt versammelten Landtage eine Petition eingereicht, in der sie um den Bau dieser Verbindungslinie ans Staatskosten, event. nm Coucessionirung derselben an die Leipzig- Dresdner Eisenbahncompagnie bitten. In Bezug auf letzteres Petitum haben sich seit Einreichung der Petition die Verhältnisse ganz wesent lich und, wie wir glauben, nicht zu Uugunsten der Petenten geändert: Die Leipzig-Dresdner Compagnie unterhandelt mit der Staatsregierung wegen Verkaufs ihrer Bahnen, und der Einsturz der Riesaer Brücke dürfte voraussichtlich den Abschluß dieser Verhandlungen eher fördern als hemmen. Die Wilsdruffer Petition führt zur Begründung ihres Gutachtens au: 1) daß durch eine Verbindungsbahn Potschappel- Wilsdruff-Deutschcnbora die Bahn DreSdeu-Döbeln-Leipzig um 15 Kilometer abgekürzt werde; 2) einem ganz besonders ergiebigen und fruchtbaren Landestheile die Vortheile des Eisenbahnverkehres zuge wendet, 3) der projeclirte thcure Bau einer 3 Stunden langen Straße