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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ämt 8 blatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. /reita;;, de»l 28 September l866. ZI Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «in« Nummer. Der Preis für den Vierte ljabrgang beträgt lv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. DämmNich« König!. Postämter nebmen Bestellungen oarauf an. Anzeigen, welche tm nächsten Sluck erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl ftn der Nedaciion», al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten« Donnerstag Vormittags 8 Uhr erdeten, Jnsrralc nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte« entsprechen, mu großem «.an» «»genommen, nach Befinde« honortrt. Redaclioa. Umschau. Die Hoffnungen auf einen baldigen Friedcns- schluß sind wieder stark gesunken. Von Berlin aus wirb gemeldet, daß die Verhandlungen kaum be gonnen baden, und daß die falschen Nachrichten über die für Sachsen günstigen Bedingungen aus Wim stammen. Von manchen Seiten wird be hauptet, daß Preußen die Verhandlungen mit Willen in die Länge zöge, um Sachsen mürbe zu machen. Wir können nicht entscheiden, was Wahres daran ist, da wir nicht wissen, wie weit die sächsischen Unterhändler gegangen sind. — Graf Bismarcl's Krankheit, während welcher Herr v. Savigny die Verhandlungen leitet, erscheint Vielen gar nicht ernstlich, da er sowohl dem Einzuge der Truppen beiwohnte, als auch ganz unerwartet im Hause der Abgeordneten das Wort ergriff. — So lange der Königstein nicht in preußischen Händen ist, will Preußen gar nicht weiter unterhandeln und preußi sche Blätter sprechen ganz offen bereits von der „Festung Dresden." Unterdeß wird unsern Sol, baten in Oesterreich Zeit und Weile lang; besonders die Kriegsrescrvisten können nicht begreifen, was sie noch dort sollen, während ihre Familien in der Heimath darben. Soviel scheint festzustehen, daß sie ihre bisherigen Quartiere in der Umgegend von Wien nächstens verlassen und nach Böhmen rücken werden. Unser König befindet sich in Prag.— Bei einem am 19. d. M. in Unter-St.-Veit bei Wien entstandenen Fabrikbrand haben, nach dem sehr anerkennenden Berichte der „Presse", un sere wackern sächsischen Soldaten sich durch aufopfernde Thätigkeit ausgezeichnet. Das genannte Blatt berichtet: „Großes Lob gebührt den sächsi schen Soldaten, welche zur Hülfeleistung herbei geeilt waren. Wenn ein Theil der Häutevorrätbe und daS Mobiliar auö dem Wohngebäude gerettet wurden, so hat man dies in der Lhat nur den wackern Soldaten zu danken. Leider mußte emer derselben sein braves Verhalten mit dem Leben be- zablen. Von einem berabfallenden Steine am Kopfe verletzt, wollte der wackere Soldat sich nach Hause nach Hietzing begeben. Auf dem Wege brach er jedoch zusammen und gab nach wenigen Minuten den Geist auf. Ein anderer wurde durch «inen hcrabstürzenden Balken verletzt." — Nun wissen wir's ganz genau, wie es kam, daß die Oesterreicher die Scblacbr von Königgrätz verloren haben: die Ketzer sind schuld, die an der Seite der Oesterreicher kämpften; ihretwegen hat sich die Jungfrau Maria abgewcnvet von dem gut katholischen Oesterreich, sagt eine Stimme aus Wien. Freilich giebt es auch ungläubige Seelen, die be haupten wollen, wenn die ketzerischen Sachsen nicht den Rückzug gedeckt hätten, so wären noch viel mehr Oesterreicher erschlagen und gefangen worden. — Auch ein französisches Blatt, „die Well" betitelt, beglückwünscht Oesterreich, baß es endlich von der Verbindung mit dem sittenlosen, verdorbenen Deutsch land erlöst sei; von daher (also besonders aus Sach sen) sei ihm alles Unheil gekommen; nun könnten die Oesterreicher wieder leben wie im Paradiese. Das gute Blatt weiß wahrscheinlich nicht, daß eS im Paradiese weder Klöster und Pfaffen, noch schlech tes Papiergeld gab. — Am 20. September fand bei wonnigstem Herbst wetter der Einzug der Truppen in Berlin statt. Der Hauptschmuck ist in den Straßen unter den Linden. Das prachtvolle Brandenburger Thor mit dem mächtigen Siegeswagen von Rauch's Mei sterhand ist in eine Ehrenpforte umgewandelt, vor