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MMMTageblatt Königliche Amisgerichi und den Gia-irai zu Wilsdruff für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das i Zorstreniamt zu Tharandt sowie für das Königliche Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 2SS14. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844 Insertionspreis r Pfg. für die s-gespaliene Korpuszeile oder deren Roum, Lokalprcis 4.- Pfg., Reklamen 45 pfg., alles mi! 0"/« Tcuceungazuschlag. Zeilraub und tabellarischer Sah mit ZV"X> Aufschlag Bei Wiederholung und Zabresun-sckhen entsprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden! die Spaltzeile SO pfg. bez. 45 Pfg. / Nachweisung»' und soffenengcbühi 20 bez. 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Sein berühmtes „Programm", das die ganze deutsche Wirtschaft für die Schaffung von Kriegs gerät in Anspruch nahm und ihr Höchstleistungen abver langte, zu denen sie sich selbst vorher niemals für fähig gehalten hätte, es hat sich schon bei den Grobkämpfen des vorigen Jahres glänzend bewährt. Um wieviel mehr erst muhte es für den entscheidenden Feld- zug des Jahres 1918 allen Plänen und Ent würfen zugrunde gelegt werden, denn mittlerweile hatte auch die Erzeugungskraft der feindlichen Kriegs industrien sich fortgesetzt gesteigert, und mit dem offenen Übergang der Vereinigten Staaten in das Lager unserer Gegner muhten wir auf einen ganz erheblichen Zuwachs an materieller Kampfkraft auf der Entente-Seite gefaht sein. Aber siehe da, der liebe Gott verläßt die Seinen nicht. Es kam der überraschend gewaltige Sieg über Italien, und brachte unermeßliche Beute an Geschützen und Gewehren, an Munition und Vorräten aller Art. Und damit nicht genug, glaubte schließlich auch Herr Trotzki sein Scherflein beitragen zu müssen zur Erleichterung unseres Hindenburg-Programms: er stemmte sich gegen den Versöhnungsfrieden, den wir ihm angeboten hatten, und lieferte damit abermals Tausende von Kanonen mit allem umfänglichen Zubehör an unsere Magazine aus. Eine hochwillkommene Entlastung für die deutsche Kriegs industrie. Aber dem sieghafte» Klang des Namens Hindenburg können auch unsere Feinde im Westen nicht länger wider stehen. Sie drängen sich förmlich dazu, diesem Gewaltigen ihren schuldigen Tribut darzubringen — obwohl er ein Detuscher ist. Auch Engländer und Franzosen sind jetzt nach Kräften bemüht, dem Hindenburg-Programm ihre Reverenz zu erweisen: wie in Italien, telegraphierte der Kaiser an seine Gemahlin. Unübersehbares Kriegs gerät haben sie in dem geräumten Gebiet uns freundlichst überlassen, zugleich mit den notwendigen Arbeitskräften, es für unsere Zwecke verwenden zu können: 45000 wackere Männer werden einstweilen wohl für dieses Geschäft ausreichen. Tausende von Maschinengewehren, um nur eines zu nennen: man bedenke bloß, wieviel, fleißige Hände Wochen- und monatelang beschäftigt werden müssen, um diese hochwillkommene Gabe herzustellen, und wie umfangreiches deutsches Material dadurch jetzt für andere Gegenstände frei geworden ist. Aber der Feind war fürsorglich genug, uns auch mit Sachen zu bedenken, die nicht aus Stahl gefertigt sind. Völlig unversehrt sind unserer Infanterie ganze Lager mit reichen Vorräten m die Hände gefallen, mit Bekleidungsstücken und Lebens mitteln, deren Mengen jede Vorstellung übersteigen. Böswillige Leute wollen glauben, daß nur völlige Kopf losigkeit dazu geführt haben könne, dieses gewaltige Material unberührt an uns übergehen zu lassen; sollte damit die Gutmütigkeit der Engländer nicht etwas unter schätzt werden? Sollten sie nicht doch auch einen gewissen Ehrgeiz verspüren, etwas zur Verherrlichung unseres Hindenburg zu tun, der nur den einen Fehler besitzt, daß er die deutschen Heere führt anstatt diejenigen der Ver bündeten? Jedenfalls, wir können nur sagen: Ehre dem Ehre gebührt, und wir wissen es vollauf zu würdigen, daß unsere Gegner gegenüber dem größten Feldherrn aller Zeiten von diesem Grundsatz keine Ausnahme machen. Die Selbstlosigkeit, die sie damit bekunden, läßt für die Zukunft noch allerhand Gutes von ihnen erhoffen. Nur eins dürfen sie dabei allerdings nicht ganz außer acht lassen: Hindenburg ist jetzt gerade mit einem neuen Programm beschäftigt. Das alte mußte im Hinterland durchgeführt werden und ist dort so ziemlich bis zum letzten Buchstaben erfüllt worden. Das neue soll auf Frankreichs blutgetränktem Boden zur Ausführung kommen, und wir sind entschlossen, unserem glorreichen Führer auch hier die gleiche unbedingte Gefolgschaft zu leisten. Wenn sie ihm erst einmal auf ihre Art zu huldigen begonnen haben, dann wird seine Unwiderstehlichkeit sie viel leicht auch da mit sich fortreißen, wohin sie es vor ihrem nationalen und selbst vor ihrem menschlichen Gewissen nicht mehr verantworten könnten. Denn Hindenburg will jetzt siegen, das ist sein Programm. Er wird siegen, wie auch die Feinde sich dazu verhalten mögen. Wir erkennen gern an, daß Franzosen wie Engländer — und die Amerikaner natürlich desgleichen — ihm seine Aufgabe in dem bisher zu Ende gespielten ersten Akt nicht gar zu schwer gemacht haben; noch haben sie Zeit, zu überlegen, ob sie daS gefährliche Spiel nicht doch endlich aufgeben sollen. Aber bald wird eS zu spät sein — dann werden sie keine Wahl mehr haben, sondern sich dem Gesetz des Siegers unterwerfen müssen. Auch für diesen Endsieg Hal Hindenburg gewiß schon sein Programm vorbereitet. Unsere Erfolge im Westen. Rastlos vorwärts. Auf dem blutgetränkten Boden der denkwürdigen Sommeschlacht haben unsere Truppen in rastlosem Vor wärtsdrängen kämpfend neue Erfolge errungen. Von Albert herangeführte englische Kräfte sind ebenso geschlagen worden, wie aus Italien und Flandern schnell heran geholte Divisionen. Die wichtige Verbindungsbahn Peronne—Roye ist in unsern Händen, ebenso das Höhen gebiet nördlich von Noyon. Auf der ganzen 80 Kilometer- sront blieb der Vormarsch auch am fünften Tage in Fluß. Oie Folgen -es Durchbruchs. Große Besorgnis in London. Die Berichte von der Westfront bilden in ganz Eng land das Tagesgespräch. Die Zeitungen finden reibenden Absatz. Während einige Blätter glauben, daß die Deutschen mcht mehr lange in diesem schnellen Tempo den Vormarsch fortseben können, sind andere der Überzeugung, daß die deutschen Truppen noch weitere Erfolge erringen werden. Aber solange England die See beherrscht, werde es nie mals nachgeben und man zweifelt nicht, daß Amerika zu letzt die Entscheidung bringen wird. Fluchtpläne der Pariser Regierung. Wie Schweizer Zeitungen berichten, meinen die De putierten, bei andauernder Beschießung werde die Re gierung nach Süden, wahrscheinlich nach Bordeaux, ab reisen. Der Bevölkerung der Hauptstadt bemächtigt sich eine starke Unruhe. Flüchtlinge aus den der Front näber gelegenen Landesteilen treffen in Paris ein und vermehren die allgemeine Verwirrung. Die Regierung ist der Über zeugung, daß es in den nächsten Tagen gelingen werde, die Lage an den Fronten entscheidend zu ändern. Kolouialtruppcn an die Front. Aussagen von Reisenden aus Frankreich und gewisse Anzeichen im französischen Bahnverkehr lassen darauf schließen, daß die französischen Kolonialtruppen in Eil- zügen aus ihren südfranzösischen Winterauartieren an die Front gebracht werden. Auch zwischen Italien und Frank reich rollen unausgesetzt Militärzüge. Schweizer Stimmen. Der Militärkritiker des Berner „Bund*, Stegemann, führt aus, was die Frontbreite, Vorbereitung und die Stoßkraft betreffe, so sei der Schlachtakt das Gewaltigste, was von Deutschland bisher in taktischer Zusammenfassung geleistet worden sei. Trotzdem habe man es nur mit einer Teilerscheinung zu tun, mit dem Anhieb, der gewisse Voraus setzungen schafft und nicht mit Offensiven wie die englische in Flandern verglichen werden darf, die gleich das Ganze gaben und schon am zweiten Tage das strategische Interesse verloren. Wieder habe sich gezeigt, daß die englische Führung der Lage nicht gewachsen sei, wenn ihr Konzept verrückt und das Gesetz vom Gegner vorgeschrieben werde. Was nun geschehe, bleibt adzuwarten und zwar zunächst, ob der Stoß weitergefübrt werde oder ein anderer Abschnitt in Bewegung komme. Die Unsicherheit, die Hindenburg und Ludendorff über den Gegner durch den Rückzug vom März 1917 brachten, habe die Engländer und Franzosen ein Jahr lang in operative Unterlegenheit gebannt. Aus diesem Gesichtspunkt er scheine die Offensive, deren Beginn jetzt gerade an dieser Stelle erfolgt sei, als die strategische Fortsetzung jener 'M Rückzug Raum und Handlungsfreiheit gewinnenden Operation. Die Militärkritiker anderer Schweizer Zeitungen stellen eine allgemeine Erschütterung der englischen Front fest, die sich, wie die verschleierten englischen Berichte an nehmen lasfen, auf die rückwärtigen Stellungen fortsetze. Das Entscheidende. In einem „Der Durchbruch im Westen* überschriebenen Artikel meint das Kopenhagener Blatt „Politiken*: „Worum die Franzosen und Engländer 8^ Jahre lang im Westen gekämpft haben, ein Durchbruch auf breiter Front und in großer Tie'e, das gelang den Deutschen in drei Tagen. Das Entscheidende ist hier, daß die Front in ihrer Aus dehnung überrannt ist. Der Bewegungskrieg ist damit eingeleitet. Es bestehe einige Wahrscheinlichkeit, daß die Deutschen an mehreren Stellen angreifen werden. Oer siegreiche Fortgang cler SMacbr im Mellen. Berlin, 26. März, (wtb.) Auch am fünften Tage nimmt die Kaiserschlachr im Westen zwischen Sc»rpe und Oise ihren für die Deutschen siegreichen Fortgang. Dort auf dem allen Sommekampffelde, das dem Feinde immer wieder die besten Rückzugs- und Ausnahmestellungen mit glacisartigem Schußfeld bietet, wo er sich in festuogsartigen Ruinendöifern, ausgebautenBatteriestellungen und betonierten Maschinengewehrnestern verankern konnte, sind die Engländer erneut geschlagen. Die von nahen und entfernten Kriegs schauplätzen eiligst herangesührten französischen Divisionen haben sich im Norden und Süden des willen Angiiffsseldes m wütenden Gegenangriffen verblutet. In heißem Ringen wird ein Ort, eine Höhe nach der anderen gestü mt Bäche, Kanäle, Flüsse, sie bilden kein Hindernis für unsere un vergleichlichen Truppen. Auf der weilen, blutgetränkten Walstatt liegen Waffen, Ausrüstungsstücke, gefallene Pferde, Panzerwagen, Geschütze und immer wieder Mengen von Munition zwischen khabibraun gekleideten zahlreichen Toten. Um Roupy entbrannten beiondeis heiße Kämpfe, in denen der vor Verdun mit dem Orden Pour le merite ausgezeichnete Leulnant Rackow neue Proben seiner Tapferkeit lieferte. Nördlich der Straße Dallon-Roupy liegen, hingemäht durch unser Feuer, zwei bespannte englische Munitionswagen, die im Galopp ihren Jn- fanterie-Degleilbatterien Munition bringen wollten. Zahl reiche Sprengtrichter unserer Artillerie weisen die Spuren der Feuerwalze auf. Andere mit Durchmessern von 80 und einer Tiefe von 8 Metern erinnern an die Zeit unserer Frontverlegung vom Jahre 1917. Um diese Granattrichter entspinnen sich besonders harte Kämpfe. An einzelnen Stellen im Lüden sind unsere Truppen weit über 45 Kilo meter vorgedrungen. Die Beule an Kriegsmaterial jeder Art wächst dauernd. Schon sind gegen 1000 Geschütze, darunter eine Unmenge schwerer und schwerster Kaliber, er beutet. Der Erfolg der gewaliigen Schlacht steigert sich von Stunde zu Stunde. Die blutigen Verluste des Feindes sind außerordentlich schwer.