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sW8WU E - ^KNUOM EKAU^HH U^V M DE V M Md ED dM F^v dv ^D V M MW M V G Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochmblüti fÜk WUsdruss Uüd AmgLgend Postscheckkonto Leipzig 28614 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtraks zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke tu Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 24. Sonnabend den 29. Januar 1921. 8V. Jahrgang. Amtliche? Teil Maul- und Klauenseuche. ! Unter den Viehbeständen der Gutsbesitzer Otto Meuzuer iu Blankenstein Nr. 25 und Erhard Richter in Blankenstein Nr. 3V ist die Maul- und Klauen seuche ausgedrochsn. Als Sperrbezirk wird die Gemeinde Blankenstein erneut bestimmt. Das Beobachtungsgebiet bilden die bereits bekanntgegedenen umliegenden z. Zt. feuchensreien Gemeinden. Nachdem 'M unteren Ortsteil Grumbach die Seuche erloschen ist, wird dieser als Beodachtungsgebiet erklärt, während Grumbach oberhalb der Kirche noch Sperrbezirk verbleibt. Ebenso wird Kausbach nunmehr unter Beobachtnug gestellt mit Ausnahme des Gehöftes Silberman« Nr. 44, welches zunächst noch gesperrt bleiben muß. Meißen, den 26. Januar 1921. V. r,W Die Amtshauptmannschaft. Maul- und Klauenseuche. Nachdem im Stadtbezirk Wilsdruff die Maul- und Klauenseuche erloschen ist, wird der Stadtbezirk Wilsdruff unter Beobachtung gestellt. Wilsdruff, am 27. Januar 1921, rssr Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * In Bamberg ist durch die Gründung des Deutschen Roten Kreuzes der Zusammenschluß aller Rotkreuz-Vereine erfolgt. * Der Bezirksausschuß hat die Berliner Stadtverordneten- wablen für ungültig erklärt. Endgültig wird das Oberver waltungsgericht entscheiden. * Auf der Pariser Konferenz ist es zu neuen Zusammen stößen zwischen den französischen und englischen Vertretern ge kommen. * Die Londoner Presse befürchtet, daß die Pariser Konferenz binnen kurzem ergebnislos zu Ende gehen werde. * Bei der Urabstimmung in der sozialdemokratischen Partei der Schweiz wurden 25 324 Stimmen gegen und 8723 Stimmen kür den Beitritt zur Dritten Internationale abgegeben 2W Milliarden Goldmark'. Frankreichs Antrag. In Paris ist die Bombe geplatzt. Frankreich hat end lich die Karten aufgcdcckt — zum maßlosen Erstaunen der ganzen Welt. Und zwar blieb es Herrn Doumer Vorbe halten, der Welt zu sagen, was Frankreich unter „Wieder gutmachung" versteht. , . - Doumer erklärte nämlrch der Mnertenkvnfercnz, daß die Gxsamtcntschädigungssumme, die Deutschland zu be zahlen haben wird, mit 260 Milliarden festgesetzt wurde, von denen 112 Milliarden auf Frankreich entfallen werden. Zur Bezahlung dieser Summe wird Deutschland dreißig Jahre Zeit gelassen. Wenn es sich aber erweisen sollte, daß diese Frist zu kurz bemessen sei, so würde man den Zeit- raum verlängern. In Bouloguc-sur-Mer sprach man von 42 Jahren. Demnach werden die Jahresraten der Zah lungen Deutschlands zwölf Milliarden betragen, d. i. eine Milliarde monatlich. Um diese zu ermöglichen, hätte Deutschland nach dem Beispiel eines einfachen Bürgers, dessen Schulden größer als seine Einnahmen wären, zu verfahren, und es müßte daher einen Teil seines Besitzes verpfänden, wie z. B. Eisenbahnen, Bergwerke usw. Doumer erinnerte an die vielen Toten, die Frankreich zu beklagen habe, und die verwaisten Provinzen. Es brauche 54 Milliarden für Pensionen und 48 Milliarden für den Wiederaufbau. Ohne diese Summe, sagt Doumer, müßte Frankreich den Bankrott erklären. Man sagt, daß Deutschland dieselbe Gefahr bedrohe. Wenn aber ein Staat bankrott werden sollte, so sei es moralischer, wenn das Land bankrott gehe, das den Krieg begonnen hat. Maßloses Erstaunen. Das ging allen anderen Konferenzteilnehmern denn doch über die Hutschnur, und es sahen sich alle auch sehr betreten an. Es war wiederum Lloyd George, der dem Erstaunen als Erster und brüsk Ausdruck gab. Er sagte mit einiger Nervosität: X > „Frankreich ist natürlich Hauptinteressent an der Ent- schädigungszahlnng. Aber es genügt doch nicht, zu sagen, Deutschland kann, soll und muß zahlen. Wir haben noch niemals ein solches Schuldprofekt entworfen, ohne die Mittel zu erörtern und klarzulegen, mit denen es verwirk licht werden kann. Haben Sie auch hinsichtlich der Mittel und Verwirklichung praktische Anregungen zu geben?"' Doumer erklärte darauf, Deutschland ziehe aus seinem Ex port bereits 17 Milliarden Mark (?). Von diesen könne es 10 Milliarden an die Alliierten abgeben, und aus seinen sonstigen Einnahmen noch 2 Milliarden, so daß für die Wiedergutmachung jährlich 12 Milliarden Mark zur Ver fügung ständen, von denen Frankreich 55 Prozent zu be anspruchen habe. Lloyd George entgegnete: „Wenn man Deutschland seine Exporteinnahmen wegnimmt, so kann es nicht mehr importieren, sein Außenhandel hört sogleich auf, und es ist nicht zahlungsfähig." Er fügte nach einer Pause hinzu: „Man muß etwas anderes suchen, kommen Sie mit einem noch besser studierten Vorschläge wieder." Damit war auch diese Sitzung ergebnislos zu Ende. Der „Zirkus" in Paris. Die offiziöse Londoner „Westminster Gazette" warnt vte ofsentlnche Meinung Frankreichs eindringlich, sich nicht von dem Teil der englischen Presse irreführen zu lassen, der ihr vorschwatze. Laß kerne Differenzen über die Kon ferenzfrage zwischen ver englischen und französischen Ne gierung bestehen. Die Zeitung spricht sich mit wenig Respekt über den „Zirkus" in Paris aus und erwartet keine Beruhigung für Europa, ehe nicht ein englischer Staatsmann aufstehe, der die Macht und den Willen habe, die Entente aufzukündigeu, denn Frankreich sei der tolle Hund und Millerand sei ein Bösewicht. Er Habs Europa zu einem Misthaufen gemacht, damit Per gallische Hahn darauf krähen könne. Spiel mit dem Bankrott. - Wenn Finanzminister Doumer sagt, es sei ihm ganz „schnuppe", wenn Deutschland Bankrott mache, jo beweist er damit allein schon, daß ihm jede Qualität zum Finanz minister fehlt, denn das ist bombensicher: Macht Deutsch land bankrott, dann sausen Frankreich und das übttge Europa unmittelbar hinterher. Das sollte selbst ein Vom Hatz verblendeter französischer „Finanzminister" wissen. Doumers Zahlenspiel ist ein Stück aus dem Toll haus und gehört schon zum abstrusesten, was man je aus dem Munde eines Mannes, der doch ein „Staatsmann" sein will, gehört hat. Man überlege einmal: Vor dem Kriege wurde das gesamte deutsche Vermögen aus über 300 Milliarden Goldmark geschätzt, und Deutschland war, in Ziffern ausgedrückt, entschieden mehr wert als Frank reich. Mit 200 Milliarden Goldmark könnte man also f ganz Frankreich kaufen. Run haben wir aber doch nicht i etwa ganz Frankreich im Kriege zerstört— denn hätten wir das getan oder gekonnt, so wäre Herr Doumer heute über haupt nicht in der Lage, den Mund aufzumachen — son dern nur einen kleinen Bruchteil Frankreichs. Im übrigen sind sämtliche Zahlen Doumers glatte Unwahrheiten. Es ist nicht wahr, datz Frankreichs Ge biets- und Gebäudeschaden in den Nordprovinzen 48 Mil- l liarden Goldmark beträgt. Der bekannte Engländer § Keynes schätzte ihn auf 10 Milliarden, auf ein Fünftell j Weil er diesen 400-Prozent-Profit, den die Franzosen an- ; streben, enthüllte, deshalb wird Keynes von den Franzosen mit den erdenklichsten Namen belegt. Und doch ist seine Ziffer wahrscheinlich noch zu Höch. Für zehn Milliarden hätte man 1914 ein ganzes Land wie Belgien völlig neu aufbauen können! Warum nennen die Franzosen für den Wiederaufbau nicht genauere Detailzisfern: soundsoviel Häuser, Schulen, Bauernhäuser, Obstbäume, soundsoviel Kilometer Stratzen, Wege, Eisenbahnen usw ? Weil dann jedermann die Lächerlichkeit der 48 Milliarden erkennen mützte. Wenn es aber einen erhofften 400-Prozent-Profit nicht erzielen kann, ist es dann schon?bankrott? Ws bleiben dis Düngemittel? Riesenverschiebungen ins Ausland. Außerordentlich großen Verschiebungen von Dünge- stickstosfmitteln, Kali und Stickstoff über die holländische Grenze ist man auf dis Spur gekommen. Etwa 30 Per sonen sind verhaftet worden, die ihrer Aburteilung ent gegensehen. Der Berliner Vertreter einer Kölner Firma, in deren Geheimbüchern man eine Buchung von 350 000 Mark zur Erlangung von Ausfuhrbewilligungen fand, wurde verhaftet, obwohl er eine Kaution von 1 Million Mark stellen wollte. Bezeichnend ist, daß z. B. augenblicklich in Maastricht nicht weniger als 30 Eisenbahnwaggons Chlorkalium und 20 Waggon Stickstoff im Werte von mehr als 5 Millionen Mark öffentlich angeboren werden, die über die holländische Grenze aus Deutschland kamen. Die Schieber haben Hintermänner, welche beim Kommissar für Ein- und Aus fuhr in Berlin sich Ausfuhrbewilligungen zu verschaffen wissen. So wurde vor einigen Tagen bei der Kölner Firma Munk, Schwarzschild u. Comp., dis in dem Ver dacht steht, an den Schmuggeleien beteiligt zu sein, Haus suchung abgehalten. An dem Geheimbuch der Firma be fand sich der obenerwähnte Posten von 350 000 Mark, wegen den der Berliner Vertreter in Haft genommen wurde. Belgische Offiziece im besetzten Gebiet schien das Treiben begünstigt haben. Schon in den nächsten Tagen findet in Düsseldorf ein Prozeß gegen 14 Personen statt, die bei dem Versuch, einen Zug mit Düngemitteln über die holländische Grenze zu bringen, abgefatzt worden sind, r Bei solchen Zuständen wird es begreiflich, warum uns in Deutschland die notwendigsten Düngemittel f mangeln. - S Politische Rundschau. Deutsches Reich. Deutsch-polnisches Übereinkommen. Zwischen dem deutschen Bevollmächtigten in Oppeln und dem Vertreter der polnischen Regierung bei der Inter alliierten Kommission ist eine Übereinkunft getroffen wor den dahingehend, daß den im polnischen Staate wohnen den deutschstämmigen Oberschlesiern bei der Vorbereitung sür die Abstimmung und bei der Reise zur Abstimmung selbst seitens der polnischen Behörden keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt werden dürfen. Ebenso ist Kurierver- bindung zwischen dem deutschen Plebiszitkommissariat und den deutschen Abstimmungsorganisationen in Polen sicher- gestellt worden. Von deutscher Seite ist zugesichert, daß, wie schon bisher geschehen, auch die in Deutschland woh nenden Stimmberechtigten polnischen Stammes in der Ausübung ihres Stimmrechts nicht beschränkt werden. Ebenso ist deren Verkehr mit dem polnischen Plebiszit kommissariat unter den gleichen Bedingungen wie in Polen zugesagt worden. Entlastung der Gerichte. Der Entwurf zur Entlastung der Gerichte ist jetzt dem Reichstage zugegangen. Die Belastung der Gerichte ist zurzeit so groß, daß die ganze Rechtsprechung ins Stocken geraten ist, die Einstellung weiterer Beamte verbietet die Finanzlage. Zur Entlastung der Landgerichte wird die Wertgrenze sür die Zuständigkeit der Amtsgerichte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten auf 3000 Mark erhöht. Die Verufungsgrenze für Urteile der Amtsgerichte wird von 50 Mark auf 500 Mark hiuaufgesetzt. Zur weiteren Entlastung der Staatsanwaltschaften wird schwerer Dieb stahl, Rücksaüdiebstahl und Rückfallsbetrug den Schöffen gerichten zugcwiesem Kapitalbeteiligung der Arbeitnehmer. Ein deutsch-nationaler Antrag ersucht den Reichstag zu beschließen, die Negierung zu ersuchen, alsbald einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Kapitalbeteiligung der Angestellten und Arbeiter in den dazu geeigneten Unter nehmungen gewährleistet, die Grundlagen sür eine weit gehende Einführung der Gewinnbeteiligung schafft und den Angestellten und Arbeitern die Ausübnng dieser Rechte durch Organisationen, die sich diesem Zwecke anpaffen, er möglicht. Regierungskrise in Braunschweig. Anläßlich der Beratung des Etats für das Staats ministerium ist es im braunschweigischen Landtage zu heftigen Angriffen gegen die unabhängig-mehrhsitssozia- listische Regierung gekommen. Die Demokraten und der Landeswahlverüand haben bereits Erklärungen gegen die Bewilligung des ministeriellen Etats abgegeben. Da diese beiden Gruppen zusammen 28 und die Regierungsparteien nur 29 Sitze haben, werden die mit 3 Sitzen vertretenen Kommunisten bei der Endabstimmung über den Etat den Ausschlag geben. Das Ergebnis dieser Abstimmung ent scheidet zugleich über den weitere" ^"^-d der sozialisti schen Staatsrcaieruna. Neue Reichspachlschutzordnung. Der Wohnungsausschuß des Reichstags beschäftigte sich mit der Pachtschutzordnung. Ein Vertreter der Regie rung erklärte dazu, daß beabsichtigt sei, die auf einem schwächlichen Kompromiß beruhende Reichspachtschutzord nung gründlich zu ändern. Deren Handhabung sehe die Reichsregierung mit Besorgnis entgegen. Es werde mit den Organisationen der Verpächter, Pächter und Land arbeiter über die Grundlagen einer neuen Pachtschutzord- nung Beratungen gepflogen werden, um zu einem guten Gesetz zu kommen. . X Der wahnsinnige Friedensvertrag. Nach einer Mel dung aus Glasgow erklärten die Schiffbauer des Clyde, wenn ihre Industrie sich im Zustande der Auszehrung be finde, so liege dies nicht nur an der Erhöhung der Produk tionskosten, sondern auch daran, daß die Regierung 400 deutsche Schiffe verkauft habe. Die Schiffsbaugesellfchaften haben in diesem Jahre nicht eine einzige Bestellung von Schifisneubauten erhalten. Sie suchen die Regierung da von zu überzeuasn, daß Großbritannien den Restbetrag von 300000 Tonnen Schiffsraum, den DeutWand noch zu liefern Habs, nirbt benötiae.