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rench>"ch-r WS--N.S Rr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend PMcheckkoat» Leipzig 2^614 Dieses Lla« eakhält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt «» Demker: Arthur Aschuuke 1» WUrdruff. Derantwortlich« Schriftleiter: Herman» Lässig, sür de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in WUrdrntz. Nr. 98. Donrrerstag den 28. April 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. V Verkauf von Leberwurft iu Dosen an Minderbemittelte, Kleinrentner usm. Freitag 9 —12 Uhr Verkauf vo» verbilligten Haserfiocken an Minder- Freitag 8 bis l2 Uhr, Zimmer Nr. 2. bemitielte usw. Zimmer Nr. 2. Wilsdruff, am 27. April 1921. »e«» Der Stadtrat. Wilsdruff, am 26. April 1921. z««? Ter Stadtrat. Meine Zeitung für eilige Lescr. */Die deutsche Note an Amerika, worin der Entente 200 Milliarden Goldmark angeboten werden, ist von der Reichs- regicrung jetzt veröffentlicht worden. * Bei der Volksabstimmung in Tirol wurden nach endgül tiger Feststellung säst 99 Prozent aller Stimmen sür Deutsch land abgegeben. * Die Christlich-soziale Partei Bayerns hat ihren Anschluß an das Reichszentrum vollzogen. * Die Pariser Reparationskommission fordert in einer Note die Auslieferung von 1 Milliarde Gold bis zum 30. April in die Kellergewölbe der Bank von Frankreich. * Nach einer amtlichen Meldung aus Washington werden aus Grund der deutschen Note neue Verhandlungen zwischen Deutschland und der Entente erwartet. Einst und jetzt. Von einem politischen Mitarbeiter wird uns aus Ber lin geschrieben: Im Reichstage erhoben sich lebhafte Klagen. Man empfindet eine Zurückstellung des Reichstages, des Trä gers der Volkssouveränität, in dem Verhalten der Regie rung während der letzten schweren Tage. Selbst des Reichs tags Auswärtiger Ausschutz, der eigens für vertrauliche Aussprachen mit den leitenden Ministern geschaffen wurde, ist nicht bemüht worden mit Mitarbeit bei den neuen deut schen Verhandlungsvorjchlägen mitsamt den Noten an Harding. Von einem Tag aus den andern müssen die wohlvorbereiteten Angriffsreden verschoben werden, und die Regieruung muß es sich gefallen lassen, von ganz links und von ganz rechts unentschuldbarer Mißachtung der Ver süssung geziehen zu werden. Sie hält still — in dem Be wußtsein, nichts als ihre Pflicht zu tun, und um der letzten Möglichkeit eines Erfolges willen auch die schlimmsten Vorwürfe ruhig hinnehmen zu müssen. Ein Opfer also ihres Pflichtgefühls — wie sie es auffaßt. Wenn man sich diesen Tatbestand überdenkt, so muß man doch wohl zu dem Ergebnis kommen, daß hier wieder einmal die Dinge, die Verhältnisse stärker sind als die Men schen. Seit der Revolution haben wir schon die verschie denartigsten Regierungen in Deutschland gehabt, revolu tionäre, ganz- und halbsozialistische und bürgerliche, und leine von ihnen hat mit der sogenannten Geheimdiplomatie brechen können. Nicht aus Lust am Ränkespiel, nicht aus Überheblichkeit gegenüber den Volksmassen oder Parteien; aber an diplomatischen Verhandlungen pflegen doch nun einmal mehr als zwei Interessenten beteiligt zu sein, pflegen gegensätzliche Tendenzen mitzuwirken, die es aus- zuschaltcn, abzuschwächen oder auszunutzen gilt, da jede Regierung doch schließlich den Auftrag hat, das Wohl ihres eigenen Landes mit allen zulässigen Mitteln zu för dern. Dann muß sie aber, bis zu einem bestimmten Punkte wenigstens, unter dem Schutze des Geheimnisses operieren dürfen, weil sie sich sonst ohne weiteres ihren weniger offenherzigen Vcrhandlungsgegnern ausliefern würde. Daran wird sich, solange wir noch nicht das Paradies auf Erden haben, schwerlich etwas ändern. O- wir eine mon archische oder eine republikanische Verfassung haben, nach dem konstitutionellen oder dem parlamentarischen System regiert werden, der Wille unserer Machthaber wird hier immer durch Tatsachen bestimmt, über die sie keine Gewalt haben und mit denen sie sich abfinden müssen, wenn anders überhaupt vernünftig gearbeitet werden soll. Sie — aber auch ihre Kritiker. Die Herren Fehrenbach und Dr. Si mons stehen gewiß auf keiner Seite in dem Verdacht tyrannischer Herrschaftsgelüste; sie wurzeln im parlamen tarischen System mld werden die letzten sein, die zum min desten den Regierungsparteien jede schuldige Rücksicht ver- weigern könnten. Wenn sie trotzdem in diesen Tagen ihren Mund nicht einmal zu vertraulichen Mitteilungen öffnen wollten, so waren sie entweder durch bindende Abmachun gen mit auswärtigen Staatsmännern dazu gezwungen, oder sie waren durch böse Erfahrungen gewarnt; kann auch sein, daß sogar beide Gründe zusammengewirkt haben, um ihre unbedingte Ablehnung auch den sonst berufensten Volksvertretern gegenüber zu rechtfertigen. Das soll nicht heißen, daß sie die Kritik nicht an sich herankommen lassen wollen— aber alles zu seiner Zeit. In dem Augenblick, wo gehandelt werden muß, hat die Kritik sich zu bescheiden, zumal wenn die Männer an der Spitze der Reichsleitung aus dem Vertrauen der Volksvertretung hervorgegangen sind. Was wäre dieses Vertrauen Wohl wert, wenn seine Träger sich zu jedem Einzelschritt, den sie tun wollen, erst die Erlaubnis ihrer Auftraggeber einholen müßten) Erst nachher kann und darf kritisiert, kann das Abkommen, das die Regierung herbeigeführt hat, zerrissen, können die Verantwortlichen Männer vom Parlament in die Wüste ge schickt werden. Anders läßt sich auswärtige Politik überhaupt nicht führen. Tas deutsche Volk ist nicht für den Parlamentaris mus erzogen worden und muß nun langsam lernen, sich seiner und seiner Einrichtungen so zu bedienen, daß daraus für das Vaterland mehr Nutzen als Schaden geschieht. Die Parteien und die Führer, die jetzt als seine Träger und Vorkämpfer unter uns tätig sind, haben einst fast dauernd in der Opposition gestanden und unterliegen deshalb naturgemäß der Versuchung, in frühere Kampfgewohn heiten zurückzufallen, ohne sich Rechenschaft davon abzu legen, ob sie heute unter den gänzlich veränderten Verhält nissen recht daran tun, an ihnen festzuhalten oder wieder zu ihnen zurückzukehren. In dieser Beziehung bestehen zwischen einst und jetzt so grundlegende Unterschiede, daß man nicht ungestraft über sie hinweggehen kann. Die Note an Amerika. 200 Milliarde» Goldmark. Dem stellvertretenden amerikanischen Geschäftsträger in Berlin ist am 24. d. M. folgende Note übergeben worden: Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat durch ihr Memorandum vom 22. April in dankens werter Weise die Möglichkeit eröffnet, nochmals aus dem Wege von Verhandlungen das Reparationsproblem zu lösen, bevor es durch Zwangsmaßnahmen unlösbar ge macht ist. Die deutsche Regierung würdigt diesen Schritt der amerikanischen Regierung nach seiner ganzen Bedeu tung. Sie hat sich bemüht, in den nachstehenden Vorschlä gen das Äußerste anzubieten, was nach ihrer Überzeugung die deutsche Wirtschaft selbst bei günstigster Entwicklung aufzubringen vermag. Sie lauten folgendermaßen: Deutschland erklärt sich bereit, zum Zwecke der Repa ration eine Gesamtverpflichtung von 50 Milliarden Gold mark Gegenwartswert anzuerkennen. Deutschland ist auch bereit, den Wert dieser Summe in Annuitäten, die feiner Leistungsfähigkeit angepasst sind, zum Gesamtbeträge von 200 Milliarden Goldmark zu zahlen. Hier liegt der Kernpunkt des deutschen Angebotes, das durch den weiteren Inhalt der Note ergänzt wird. . Erne internationale Anleihe. Deutschland will seine Zahlungsverpflichtungen in nachstehender Form mobilisieren: Deutschland legt sofort eine internationale Anleihe auf, deren Höhe, Zinsfuß und Amortisationsquote zu ver einbaren wären. Es wird sich an dieser Anleihe beteiligen und ihr weitgehende Vergünstigungen gewähren, sie auch mit solchen Unterlagen ausstatten, daß ein möglichst gro ßes Aufkommen erwartet werden kann. Der Ertrag dieser Anleihe wird den Alliierten zur Verfügung gestellt. Den Betrag der zu zahlenden Summe, der durch die internatio nale Anleihe nicht gedeckt ist, wird Deutschland nach Maß gabe seiner Leistungsfähigkeit verzinsen und amortisieren. Deutschland hält hierfür zurzeit nur eine Verzinsung von 4 Prozent jährlich für möglich. Deutschland ist bereit, die beteiligten Mächte an einer Besserung feiner Finanz- und Wirtschaftslage teilnehmen zu lassen. Die Amortisation der Restfumme wäre zu die sem Zwecke variabel zu gestalten. Im Falle der Besserung, für die ein Jndexschema festzustellen wäre, würde sie stei gen, im Falle der Verschlechterung entsprechend sinken. Wiederaufbau der zerstörten Gebiete. Um die Nestsumme möglichst rasch abzutragen, will Deutschland sich mit aller Kraft an dem Wiederaufbau der zerstörten Gebiete beteiligen. Es hält den Wiederaufbau für die dringendste Aufgabe der Reparation, weil damit am unmittelbarsten Kriegselend und Völkerhaß gemildert wird. Deutschland erbietet sich, den Wiederaufbau be stimmter Städte, Dörfer und Flecken selbst zu übernehmen oder auf jede andere den Alliierten erwünschte Weise mit seiner Arbeit, seinen Materialien und seinen Hilfsmitteln am Wiederaufbau mitzuwirken. Die Kosten seiner Leistun gen würde es selbst zu tragen haben. (Näheres ist hier über in der deutschen Wiederaufbaunote an die Repara tionslommission gesagt.) Zum gleichen Zwecke ist Deutschland bereit, über den Wiederaufbau hinaus nach einem möglichst rein kaufmän nischen Verfahren Sachleistungen für die geschädigten Staaten zu übernehmen. Die erste GoldmMarde Um den unverkennbaren Beweis seines guten Willens zu geben, ist Deutschland bereit, der Reparanonskommis- sion alsbald den Betrag von 1 Milliarde Goldmark in fol gender Form zur Verfügung zu stellen: a) 150 Millionen Goldmark in Form von Gold, Silber und Devisen, b) 850 Millionen Goldmark in Reichsschatzwechseln, die längstens innerhalb drei Monaten in Devisen und ausländischen Wertpapieren eingelöst werden. Falls es dem Wunsche der Vereintsten Staaten von A'merira und der Alliierten entsprechen sollte, würde Deutschland willens sein» nach Maßgabe seiner Leistungs fähigkeit Verpflichtungen der Alliierten aus ihrem Schuld- Verhältnis zu den Vereinigten Staaten auf sich zu nehmen. Deutschland schlägt vor, daß über die Art und Weise, wie die deutschen Leistungen zu Neparationszwecken auf die deutsche Gesamtschuld anzurechncn sind, insbesondere über die Festsetzung der Preise und Werte unter Hinzu ziehung von Sachverständigen verhandelt wird. Deutsch land würde bereit sein, für alle Arten von Kredit den Geld gebern in einer näher zu vereinbarenden Weise aus öffent lichem Eigentum und öffentlichen Einkünften jede erforder liche Garantie zu geben. Sofortige Einstellung der SanMonen. Zum Schluß besagt die deutsche Note: „Mit der An nahme dieser Vorschläge erlöschen sämtliche anderen Ver pflichtungen Deutschlands zu Reparationszwecken, auch wird dadurch das deutsche Privatvermögen im Aus lande frei. Deutschland hält seine Vorschläge nur für durchführ bar, wenn das System der Sanktionen alsbald aufhört, die gegenwärtige Basis der deutschen Produktion nicht noch weiter verringert, die deutsche Wirtschaft zum freien . Weltverkehr zugelasscn und von unproduktiven Aus gaben entlastet wird. Diese Vorschläge sollen den festen Willen Deutsch lands bezeugen, die Kriegsschäden bis an die Grenze fei ner Leistungsfähigkeit zu ersetze». Sowohl die ange- Sotenen Summen wie die Zahlungsmodalitäten richten sich nach dieser Leistungsfähigkeit. Soweit über deren Beurteilung Meinungsverschiedenheiten bestehen sollten, empfiehlt die deutsche Regierung, sie durch eine allen be teiligten Negierungen genehme Kommission anerkann ter Sachverständiger prüfen zu lassen. Sie erklärt im voraus, deren gutachtliche Entscheidung als bindend an zunehmen. Sollte eine andere Form der Vorschläge nach Ansicht der Regierung der Vereinigten Staaten die weitere Be handlung der Angelegenheit erleichtern, so würde die deutsche Regierung bitten, daß sie auf die Punkte aufmerk sam gemacht wird, in denen etwa der amerikanischen Re gierung eine Änderung wünschenswert erscheint. Auch würde die deutsche Regierung andere Vorschläge der ame rikanischen Negierung bereitwilligst entgegennehmen. Die deutsche Regierung ist zu tief davon überzeugt, daß der Frieden und die Wohlfahrt der Welt von einer schleunigen, gerechten und billigen Lösung der Repara- tionsfragc abhängt, um nicht alles zu tun, was in ihren Kräften steht, damit die Vereinigten Staaten in die Lage versetzt werden, die Aufmerksamkeit der Alliierten Regie rungen auf die Angelegenheit zu lenken." Deutscher Reichstag. l96. Sitzung.) L7L. Berlin, 26. April. Haus und Tribünen waren auch heute stark besetzt. Die meisten Mitglieder des Kabinetts, der Reichskanzler an der Spitze, waren wiederum anwesend. Die Geduld der War tenden wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, weil zuerst eine große Zahl keiner Anfragen zur Erledigung gelangte. Unter diesen Anfragen sei die des Abg. Breunig (Unabh.) erwähnt, der sich nach dem Verbleib der 414 Millionen Mark erkundigte, die von dem Reichskom missar fü-7 Fischversorgung dem Reichsverband für See- und Küstenfischerei zur Unterstützung der aus dem Felde heim- kehrendön Seefischer übergeben worden sei. Seitens der Re gierung wurde darauf erwidert, daß der Reichsverband, der erst 1920 gegründet wurde, niemals 414 Millionen für den in der Anfrage erwähnten Zweck gehabt habe. Ferner ist zu er wähnen die in 14 Unterfingen gegliederte Anfrage des Abg. Rosenfeld (Unabh.), die sich auf den Erfolg der Mün chener Reise des Reichsjustizministers Dr. Heinze wegen der Entwaffnung der bayerischen Einwohnerwehren bezog. Ein Regiernngsvertrcter erklärte in seiner Antwort u. a., daß der bayerischen Regierung der Vorwurf, sic wolle die Entwaffnung hintertreiben, nicht gemacht werden kann. Die Meinungs verschiedenheiten über den Zeitpunkt der Entwaffnung würden geschlichtet werden. Hierauf setzte das Haus die Besprechung der Interpellationen über die auswärtige Politik fort. Dr. Simons über das deutsche Angebot. Der Minister verlas zunächst den Wortlaut der Note an die amerikanische Negierung i ad ging alsdann auf oie Ens- Wicklung der Reparationsfrage ein. Die Kluft, die in London bestand, war zu groß, nm noch während der dortigen Kon ferenz überbrückt werden zu können. Neue Verhandlungen wurden uns durch die Entente sehr erschwert. Aber es mußte ein Weg gefunden werden, um zu neuen Verhandlungen zu gelangen. Unser erster Plan, auf dem Wege der Typenhäuser den Wiederaufbau in Frankreich zu betreiben, wobei nicht allzu viele deutsche Arbeiter nachFrankreich verpflanzt werden sollten, hat sich nicht als glatt durchführbar erwiesen. Infolgedessen Werden wir andere Vorschläge unterbreiten, die sich an die