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MKdlufferÄMaii z-mpr-ch-r Rr. s Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend --ipM Dieses Matt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. "Nr 175. Freitag den 29. Juli 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. Im Kommuualverband Meihen-Land kommen in der Woche vom 31. Juli bis 6. August auf sämtliche Nährmifielkarlev, Abschnitt 15 350 Gramm amerik. Weizenmehl, Pfundpreis 3,75 Mark zur Verteilung. Meißen, am 27. Juli 1921. Nr. 294 Ildkß Die Amtshauptmannschaft. WnrAurchr« haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver zweigten u. kaufkräftigen Leser kreis besitzt, große Wirkung. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Aus Tagesbefehlen der polnischen Jnsurgentenarmee geht hervor, daß der vierte Ausstand unmittelbar bevorsteht. * Die Kommunisten haben bei den Wahlen zum Verbands tag der Metallarbeiter eine Niederlage erlitten. * Bei der Zusammenkunft des Obersten Rates, die am 4. August in Paris beginnen soll, wird sich Lloyd George durch Curzon und Balfour vertreten lassen. * In Polen soll die allgemeine Dienstpflicht mit Hilfsdienst- Pflicht für Frauen eingeführt werden. * Aus Moskau wird gemeldet, daß infolge der großen Un ruhen der Belagerungszustand über Moskau proklamiert wor den ist. * Die in Kleinasien gegen Lie Griechen kämpfenden Kema- listen sollen die Absicht haben, Angora zu räumen. Abrüstung und Staatskredit. Im amerikanischen Kongreß sind, das wird niemand bestreiten wollen, der seinen zuweilen ziemlich krausen Verhandlungen zu folgen gewohnt ist, neben vielen ab sonderlichen manchmal auch schon recht gescheite Ideen zutage gekommen. Jenen wie diesen ist freilich häufig das gleiche Schicksal beschieden gewesen: sie sind fang- und klanglos wieder in das Meer der Vergessenheit zu rückgesunken. Jetzt wird aus Washington gemeldet, daß der Senator Borah auf den Gedaeken gekommen ist, vorzuschlagen, daß man den früher „assoziiert" gewesenen fremden Mächten, die bekanntlich während des Weltkrieges sehr tief in den amerikanischen Staatsschatz hineingegriffen haben, sich jetzt aber um Zinsenzahlung und Tilgung dieser Schulden recht wenig zu kümmern belieben, etwas kräftig auf die Füße treten möge. Insbesondere hat er es auf Frankreich abgesehen, das sich eine von vielen Ameri kanern für unsinnig hoch gegriffene Truppenstärke auch für den Friedenszustand leistet, alle Abrüstungswünsche da gegen immer noch recht unwillig ablehnt. An Geld, sagt der Senator Borah, fehlt es ihm offenbar nicht. Nur daß es für die Stärkung des Militarismus Verwendung findet, statt den Gläubigern der französischen Republik nach Pflicht und Schuldigkeit zugute zu kommen. Also entweder wird diese, den Frieden bedrohende Geld- und Militär wirtschaft abgebaut, und damit zur Verwirklichung des Abrüstungsgedankens des Präsidenten Harding die Hand geboten, oder wir werden, sagt der amerikanische Senator, unsere Zinsen und Zinsforderungen rücksichtslos ein ziehen. Wir wollen doch einmal sehen, ob Frankreich, vor eine solche Entscheidung gestellt, sich nicht endlich eines besseren besinnen wird. Ein ganz gescheiter Gedanke, ohne Frage. Nur kann niemand wissen, ob der Kongreß geneigt sein wird, ihm näherzutreten. Von allen öffentlichen Stellen der Ver einigten Staaten ist die herzliche Freundschaft mit Frank reich gerade in den letzten Zeiten wiederum so geflissentlich zur Schau getragen worden, daß man, wie wir vermuten, möchten, in Paris den Borahschen Wink mit dem Zaun pfahl kaum sonderlich ernst nehmen wird. Als Stim- mungszeichcn verdient er allenfalls Beachtung. Und soviel muß ja immerhin Wohl unter allen Umständen als mög lich gelten, daß, wenn die internationale Lage morgen oder übermorgen etwa wieder einmal ein neues Gesicht zeigen sollte, auch die offizielle Politik der Union genötigt sein könnte, Frankreich gegenüber eine andere Haltung einzunehmen. Uns Deutsche geht im Augenblick allerdings eine andere Frage mehr an. In Washington wird ja der Kriegszustand mit Deutschland nach Annahme und Un terzeichnung und Veröffentlichung der bekannten Kongreß- Resolution als beendet angesehen. Man muß infolge dessen nunmehr auch der Frage nähertreten, was mit dem während des Krieges beschlagnahmten und liquidierten deutschen Eigentum geschehen soll. Die Be handlung dieser Frage wird erkennen lassen, was wir in wirtschaftlicher Beziehung demnächst von Amerika zu er warten haben. Bislang ist mau um sie herumgegangen wie die Katze um den heißen Brei. Nur soviel ist be kanntgeworden, daß ein Bericht der wirtschaftspolitischen Kommission an die Regierung die Freigabe dieses Eigen tums empfiehlt. Er beruft sich dafür auf dxn Grund satz der Unverletzbarkeit des Privateigentums, dessen er neute Festlegung durch die Vereinigten Staaten ihrer Stellung im internafionalen Finanzleben ungemein zugute kommen würde. Zumal in diesen Zeiten der Una-4>erheit m der ganzenWclt und gewisser Kriegserfahrungen auf die sem Gebiete, die sicherlich nicht so bald der Vergessenheit anhcimfallcn würden. Tie Kommission verspricht sich von der Politik, die sie empfiehlt, eine ungemeine Stärkung des Ansehens, den der Dollarwechsel in der ganzen Welt genießt, und sie hofft auf diese Weise aus Amerika eine Freistatt für Kapitalsanlagen anderer Länder zu machen. Alle Völker erhielten so die Sicherheit einer im Kriea und Frieden unantastbaren kurzfristigen Goldanlage, und nicht zuletzt würde der Außenhandel der Vereinigten Staaten einen frischen Antrieb erhalten, weil auf diese Weise eine Unterlage für die Kreditoperationen und Mittel für Käufe in Amerika frei würden. Man sieht, daß das brennende Verlangen, sich zur finanziellen Vormacht in der Welt zu entwickeln, in Ame rika den Krieg und die Kriegsbündnisse überdauert hat. Ohne Zweifel bestimmt auch die Rücksicht auf diesen be drohlichen Wettbewerb zu einem guten Teil die Stim mung, die in der englischen Geschäftswelt gegenüber Deutschland mehr und mehr die Oberhand gewinnt Man möchte es dort nicht noch einmal erleben, daß binnen wenigen Stunden über zwanzig Millionen Pfund Sterling von den britischen Banken fortgezogen und auf neutrale Hauser übertragen werden, wie das unmittelbar nach Ab bruch der Londoner Verhandlungen vor sich ging. Doch lassen sich die Sünden, die am deutschen Eigentum in Europa wie in den überseeischen Kolonien überall dort, wo britische Herrschaftsgewalt hinreichte, verübt wurden, nicht wieder gut machen. Die Amerikaner dagegen befin den sich noch in dieser angenehmen Lage, zumal das, was die amtlich bestallten Verwalter des deutschen Vermögens in Amerika sich an Verschleuderungen, Übervorteilungen und sonstigen Rechtswidrigkeiten geleistet haben, immer noch der endgültigen Genehmigung des Kongresses bedarf Auch hier steht der Kongreß vor einer großen Aufgabe, und man muß anerkennen, daß bisher alle Versuche, die Prak tiken dieser Vermögensverwalter in Bausch und Bogen rechtfertigen zu lassen, gescheitert sind. Um diese Frage wird noch ein heißer Kampf entbrennen, und man kann nur wünschen, daß das amerikanische Volksgewissen dabei in der Volksvertretung nicht zu kurz kommen möchte. Der amerikanische Geschäftsträger in Berlin verhandelt, wie man weiß, schon seit Wochen angelegentlich mit Herrn Dr. Rosen über die praktische Wiederherstellung des Friedens. Hoffentlich gelingt es, auf diesem Wege auch die hier ange- dcuteten weittragenden vermögensrechtlichen Fragen einer für beide Teile annehmbaren Lösung entgegenzuführen. polnische Rüstungen. Enthüllungen über den neuen Putsch Aus Mitteiluügcn des schlesischen Blattes Schwarzer Adler geht unzweifelhaft hervor, daß die Polen in ganz gefährlicher Weise den neuen Aufstand vorbereiten, und daß dieser Ausitand unmittelbar vor der Tür steht. Es werden fünf polnische Truppen-Tagesbefehle des sog. Armeestabes Ost-Oberschlesien abgedruckt. In diesen Befehlen werden genaue Angaben über die Bewaffnung der Insurgenten gemacht und schließlich angeordnet, daß vom 25. Juli ab die Offensive zu beginnen ist, und zwar hat der erste Ab- fchnitt am 7. August vor Kosel zu stehen, der zweite Ab schnitt vor Oppeln, der dritte Abschnitt vor Krcuzburg und der vierte Abschnitt auf der böhmischen Seite. Südlich der oberschlesischen Grenze in der Gegend von Dzieditz tm Teschener Ländchen bis zur tschechischen Grenze ist der Aufmarsch polnischer Regimenter festgestellt. Diese haben offenbar den Auftrag, bei erster bester Gelegenheit in den Kreis Pleß und in den Ostteil des Kreises Rybnik einzumarschieren und Südoberschlesien zu besetzen. Im Abstimmungsgebiet selbst arbeitet die polnische militärische Geheimorganisation weiter an Auf standsvorbereitungen. Die militärische Führung des nächsten polnischen Aufstandes hat der polnische General oberst Tuschewsky übernommen. Das vorbereitende Hauptquartier befindet sich in Czenstochau und steht in regelmäßiger Verbindung mit Unterstellen in Rybnik, Ni kolai und Schoppinitz. Die Armee nennt sich „Freiheits armee für Oberschlesien". Im Stab befinden sich polnische Offiziere. Daß diese Truppen entschlossen sind, ihr Ziel zu erreichen, ganz gleich ob der Oberste Rat Oberschlesien den Polen zuspricht oder nicht, geht aus einem Aufruf der Aufständischen hervor, in dem es heißt: „Wir er klären feierlich: Sollte der Oberste Rat nicht umgehend unferen Beschlüssen stattgeben, wie sie die Abstimmung erwiesen, werden wir uns als Staatsangehöriae der pol nischen Republik und die uns vom Vaterlands künstlich scheidende Grenze als nicht existierend betrachten." Die Lage im Kreise Rybnik hat sich verschärft. Hauptsächlich in der Stadt selbst, je doch auch auf dem Lande verstärken sich die Insurgenten, und zwar durch Zuzug aus Kongreßpolen, auffallend schnell. Der polnische Kreisbeirat in Rybnik hält nach wie vor die Gewalt in den Händen und schickt sogar Fragebogen an die einzelnen Gutsvorstände, die die Än- zahl der Bewohner, Menge des Getreides, Anzahl des Viehs und Übersichten über die Größe der einzelnen Guts bezirke betreffen. Die „Emmagrube" hielt vor einigen Tagen eine Belegschaftsversammlung ab, in der von den Polen beschlossen wurde, sämtliche deutschen Beamten her auszuwerfen. Die „Donnersmarckgrube" wird von be waffneten Insurgenten besetzt gehalten. Die Händler aus der Umgebung von Ratibor, die zu jedem Wochenmarkt nach Gleiwitz kommen, haben erklärt, sie dürften vielleicht für längere Zeit zum letztenmal nach Gleiwitz gekommen sein, da die Insurgenten die offenkundige Absicht hätten, den Verkehr Gleiwitz—Ratibor neuerdings vollkommen zu unterbinden. — Lloyd George iui nicht mit. Vorpostengefechte zur P a riser. K o nfere n z. Die Londoner und Pariser Meldungen über die diplo matischen Einigungsverhandlungen zur Frage der ent scheidenden Beratung über Oberschlesien und der franzö sischen Truppenentsendung in das Abstimmungsgebiet lassen deutlich erkennen, daß die Einigkeit zwischen der englischen und französischen Regierung nur sehr langsam und unvollkommen hergestellt werden kann, während man nach außen gern den Eindruck erwecken möchte, als ob nicht die geringsten Gegensätze beständen. Bis jetzt scheint man sich nur — wenn es nicht noch anders kommt — darüber verständigt zu haben, daß die Sitzung des Ober sten Rates nunmehr am 4. August in Paris stattfinden soll. Eher kann dann auch von französischen Truppen transporten nicht gut die Rede sein, und auch eine Sach verständigenkommission, die die Franzosen durchaus nach Oberschlesien schicken wollten, kann in der kurzen Zeit bis zum Beginn der Konferenz nicht erst die weite Reise an treten. Wohl aber hat man den Franzosen das Zuge ständnis gemacht, daß die Sachverständigen wenigstens '.» Paris noch vor der Konferenz zusammentreten sollen, um dem Obersten Rat ein Gutachten vorzulegen. Wenn man sich so gegenseifig Schrittchen um Schritt- chcn entgegengekommen ist, so haben die Engländer doch zuletzt noch einen besonders vorsichtigen Schachzug getan. Lloyd George wird nämlich nicht persönlich an der Kon ferenz teilnehmen, auf der ja auch über die den Eng ländern so unerwünschte französische Truppensendung Be schluß gefaßt werden soll. Lloyd George wird sich dnrch Lord Curzon und Balfour vertreten lassen. Er selbst be absichtigt, sechs Wochen Urlaub in Schottland zuzubringen und dann persönlich mit Balfour zur Washingtoner Kon ferenz zu reisen. Natürlich bleibt eine solche Konferenz des Obersten Rates mit Curzon und Balfour als Haupt- verhändlern ein Experiment, und wenn es nicht glückt, hat Lloyd George immer noch freie Hand. Die „Times" halten es jetzt bereits für notwendig, darauf hinzuweisen, daß der Oberste Rat nicht in der Lage sein werde, zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen. Man spricht auf Grund dieser Sachlage von einem Erfolg der englischen Diplomatie in taktischer Be ziehung. Die höfliche Wendung einer Reutermcldung, daß „weitere Mißverständnisse bezüglich der Entsendung von Truppen oder ein»; anderen Punktes Wohl kaum ent stehen werden", bedeutet natürlich im Grunde niwts an deres, als daß die französischen Wünsche im Augenblick keine Aussicht mehr auf Erfüllung haben. Dement sprechend bereitet auch der „Temps" bereits daraus vor, daß Frankreich auf die Entsendung von Verstärkungen nach Oberschlesien verzichten und sich mit einer Drohung am Rhein für den Fall deutscher Unruhen in Ober schlesien begnügen wird. England aber hält sich in keiner Weise mr aebunden. politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Lüge von der deutschen Kriegsschuld. In einer Untersuchung neuen Tatsachenmaterials in den Süddeutschen Monatsheften kommt Professor Dr. Loeffler zu dem Ergebnis, daß Deutschland den Weltkrieg nicht verschuldet, nicht gewollt und nicht herbeigeführt hat, und daß es den Krieg als Verteidigungskrieg hat auf sich nehmen müssen. Als neues Beweismaterial gegen die Schuldlüge enthält das Heft 50 feindliche Zeugenaussagen, die ebenfalls die deutsche Regierung von der Anklage rei nigen, daß sie bewußt den Krieg gewollt oder gewünscht habe. Ferner wird mitgeteilt, daß die Veröffentlichung des bayerischen Gesandten Grafen Lerchenfeld vom 18. Juli 1914, die gegnerischerseits als besonderer Be weis für die deutsche Schuld am Krieg ausgeheutet wurde, eine Fälschung war. Weiter enthält das Heft den Brief eines französischen Matrosen, aus dem hervorgeht, daß bereits am 31. Juli 1914 die französische Marine unter dem Kommando eines englischen Admirals stand.. Der zukünftige Reichsrat. Der dem Reichstag zugegangene Entwurf eines Ge setzes über Vertretung der Länder im Reichsrat bestimmt,