Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Postscheckkonto Dresden 2646 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann LSssig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr 294 Sonnabend den 17. Dezember 1921. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil Maul- und Klauenseuche Unter dem Viehbestands 1 des Gutsbesitzers Otto Kürbis in Kausbach Nr. 9 und 2. des Gutsbesitzeis Paul Hempel in Kesselsdorf Nr. 27 v ist die Mau!- und Klauen seuche ausgebrochen I.-.8 Als Sperrbezirk wird zu l. die östliche Hälfte des Ortes Kaufbach bis zum Spritzenhaus, zu 2.: der Ortsteil Kesselsdorf am Bahnhof bis zum Wege Unkersdorf— Kesselsdorf—Braunsdorf, als Beobachtungsgebiet zu 1.: die westliche Hälfte des Ortes und der Flurbereich Kaufbach, zu 2.: der übrige Orts- und Flurbereich von Kesselsdorf, als Schutzzone zu l. und 2.: Unkersdorf, Steinbach b. K., Huhndorf, Sachsdorf. Wils druff, Grumbach sowie Zöllmen, Wurgwitz, Oberhermsdorf, und Braunsdorf bestimmt. Meißen, am 15. Dezember 1921. Nr. 1067/1068 V. Die Amtshauptmannschaft. Das Finanzamt weist hiermit auf nachstehende Verordnung über das Inkraft treten des Gesetzes über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 (Reichsgesetzblatt Seite 845) hin. sMM!W»»U>MWUIWWIWIWDMlIWlMM!iHsMMIM»MMIIffIM«WWUWWIWWIWWWUiWWMA!WM>WMWWMNWUUUstMMUMVIIM Aut Grund des Artikels IV Satz 2 des Gesetzes über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 (Reichsgesetzblatt Seite 845) wird hiermit bestimmt: Die Vorschriften des Gesetzes über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 treten mit dem 1. Januar 1922 in Krost, sows't sie nicht schon gemäß Artikel IV Satz 1 dieses Gesetzes in Kraft getreten sind. Berlin, am 25. November 1921. Der Reichsminister der Finanzen. Dr. Hermes. Nr. 1914^1 Nossen, am 15. Dezember 1921. Das Finanzamt. für diejenigen Einwohner, die wochenweisen Be- zug angemeldet Haden, findet am 20. Dezember von 8—II und 1 — 4 Uhr in der neuen Schule statt. — Bezahlung und Bezugs marken vorher im Zimmer 2. Wilsdruff, am 15. Dezember 1921. is« Der Stadtrat. für eilige Leser. * Die Entente will eine Abordnung nach Berlin entsenden, welche die Maßnahmen zu prüfen hat, die das allgemeine Ver fahren der Naturallieferungen vereinfachen und abkürzen soll. * Die Reparationskommifsion erhob in einer Note Ein spruch gegen die deutsche Kohlenanssuhr nach neutralen Ländern. * Der Rcichsko-Hlenrat sprach sich gegen eine Erhöhung der Kohicnsteuer über 30 Prozent ans. * Die Heraufsetzung der Grenze für die Krankenversiche- rime -p licht und -Berechtigung bis zu einem Einkommen von EMO Mar? wurde vom Reichstage in allen drei Lesungen angenommen * Im Kapp-Prozesi wurde die Beweisaufnahme beendet. DaS Urteil ist für nächste Woche zu erwarten. * Dem Vernehmen nach wird Lord Robert Cecil, der Führer der englischen Opposition, in aller Kürze nach Berlin kommen, uin sich über Deutschlands Lage zu unterrichten. * Sowjctrußland stellt für das Jahr 1922 zum erstenmal seit dem Umsturz einen Haushaltsvlan auf. is K» r H L-ö 'ä K tz» * In Washington sitzen, wenn wir nicht irren, die Wei sen aus aller Herren Länder immer noch zusammen, um den Frieden der Welt für immer und ewig festzu machen. Und siehe da, plötzlich kommt aus Süd amerika die Nachricht, daß dort zwischen zwei benach barten Kleinstaaten, den Republiken Chile und Peru, über Nacht ein Krieg ausgebrochen sei. Wenigstens haben, einer Havasmeldung zufolge, peruanische Truppen die Grenzen von Chile überschritten und bereits Zusam menstöße mit Teilen des chilenischen Heeres gehabt. Vielleicht — man kann r nicht wissen — ist auch der Ausbruch dieser Feindseligkeiten auf Deutschland zurück zuführen; die über alle unsere Schliche und Tücken bestens unterrichteten Pariser werden uns hoffentlich sehr bald die nötige Aufklärung darüber geben. Bis dahin wird der ge wöhnliche Menschenverstand geneigt sein, an das Vorliegen von Nachbarstreiügkeiten zu glauben, die ja in der Ge schichte der südamerikanischen Republiken seit jeher eine große Rolle gespielt haben. In diesem Falle handelt es sich wahrscheinlich um mb.crcinigte Differenzen um die chilenischen Nordprovinzen, die um ihrer reichen Salpeter lager willen im Krieg 1^9/80 den Grenzländern Peru und Bolivien von dem siegreichen Chile abgenommen wurden. Der damalige Friedensvertrag half sich, um recht und schlecht dem Streit ein Ende zu machen, mit der Bestim mung, daß das endgültige Schicksal der beiden Provinzen durch eine Volksabstimmung entschieden werden solle. Man sieht also, die Weisheit von heute ist gar nicht so über wältigend neu, wie die Macher des Versailler Friedensver trages es sich eingebildet haben. Ein Unterschied aber be steht: Die Volksabstimmungen von heute werden so ver schmitzt angelegt und ausgeführt, daß das Ergebnis, das der Sieger um seiner Interessen willen herbeigeführt haben will, von vornherein so gut wie feststeht. So gewitzigt war man vor vierzig Jahren noch nicht, und so ist wegen der Uneinigkeit über die Art und Weise der vorzunehmenden Volksabstimmung diese bisher überhaupt nicht zustande ge kommen. Was die Peruaner gerade jetzt veranlaßt, den Säbel zu ziehen, ist einstweilen schwer zu erkennen. Möglich, daß innerpolitische Schwierigkeiten auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege ausgetragen werden sollen, möglich aber auch, daß Fernwirkungen der großen amerikanischen und schließlich auch der europäischen Politik in diesem etwas sehr entlegenen Winkel der Welt zum Losschlagen geführt haben. Peru steht überwiegend unter französi schem, Chile unter englischem Einfluß, und auch die wirt schaftliche Weltkrists wird in Südamerika nicht weniger schwer empfunden als in anderen Erdteilen. Vor allem haben die sogenannten Salpeterprovinzen über völlige Ab satzstockung zu klagen. Solange man die beiden Teile ihren häuslichen Streit unter sich austragen läßt, ist anzuneh men, daß Chile als der größere und durch gewichtige Freundschaften einigermaßen gesicherte Staat sich seiner Haut zu wehren weiß. Ungewiß würde erst der Ausgang dieses Konfliktes werden, wenn etwa der große Bruder im Norden oder gar England und Frankreich sich einmischen wollten, was ja, nach neuesten Erfahrungen zu urteilen, in sehr verschiedener Art und Weise denkbar wäre. Auf dem europäischen Trümmerfeld wird zu gleicher Zeit um die Austragung von Volksabstimmungen in ande rer Weise gekämpft. Die Komödie der Volksbefreiung von Oedenburg, die in diesen Laaeu gespielt wird, mutet un gleich weniger heroisch an als selbst dieser Kleinkrieg im fernen Südamerika. Mit List und heimtückischer Verge waltigung soll dort ein kleines Gebiet um sein vertrags mäßig ausbedungenes Recht betrogen werden, und die Deutschen sehen schließlich kein anderes Mittel zur Abwehr, als indem sie sich an der ausgeschriebenen Wahl überhaupt nicht beteiligen. Die Großen der Welt, seien sie in Washington versammelt oder mögen sie in London oder Paris die Köpfe zusammenstecken, scheinen es unter ihrer Würde zu halten, sich um solche Lappalien zu bekümmern, mag selbst aus ihnen für die Folge, wenn auch nicht ein regelrechter Kleinkrieg, so aber doch Mord und Totschlag sich ergeben. Ihr neues System der Völkerbeglückung hat sich im Grunde als ein trauriges Handwerk erwiesen. An dieser Erkenntnis können alle pompösen Reden und Be schlüsse nicht das mindeste ändern. * Die Geschichte dsü Zwistes. Die Streitigkeiten zwischen Peru, Bolivien und Chile gehen auf den letzten sildameritanischen Krieg von 1879—1880 zurück, der zwischen den drei genannten Staaten geführt wurde und mit dem Frieden von Ancon schloß. In diesem Frieden verlor Peru die beiden Provinzen Tacna und Arica. Bolivien verlor den Hasen Antofagasta und ward zum Vinnenstaat. Peru hat diesen Frieden niemals anerkannt. Bis zum heutigen Tage werden die diplomatischen Beziehungen zwischen Peru und Chile nur durch Konsuln, nicht L» rch Gesandte anfrecht- erhalten. Der Friedensvertrag legte Chile die Verpflichtung auf, durch Volksabstimmung in Tacna und Arica eine Ent scheidung über das endgültige Schicksal der beiden Provinzen herberzuführen, die das Elsaß-Lothringcn Südamerikas ge worden sind. Chile aber verstand es, diese Abstimmung immer wieder hinauszuschieben, siedelte inzwischen möglichst viel Chi lenen in den beiden gewonnenen Häfen an und drängte die Pe ruaner hinaus. Um Tacna und Arica würde Peru einen Re vanchekrieg führen, wenn es einen starken Bundesgenossen fände. Aber Bolivien, das Antofagasta als Ausgangshafen für seine blühende Minenindustrie braucht, und das gern mit machen würde, wenn es des Erfolges sicher wäre, ist teure große Stütze. ZeMer AMW MfZWWMsM. Unmöglichkeit der Zahlung der fälligen Raten. Berlin, 15. Dez. Im Laufe des heutigen Tages ist dem Vorsitzenden der Reparationskommission in Paris folgende Note der deutschen Regierung überreicht worden: An den Herrn Präsidenten der Reparationskommission in Paris. Herr Präsident! Wie ich der Reparationskommkssion bei ihrer letzten Anwesenheit in Berlin erklärt habe, ist die deutsche Regierung auf das ernsteste bemüht gewesen, die beiden nach dem Zahlungsplan vom 5. Mai 1921 bevorstehenden Zahlungen zu sichern. Da dies nur mit Hilfe einer im Ausland aufzunehmenden Anleihe gelingen konnte und hierbei eine wesentliche Mitwirkung der englischen Finanzwelt unerläß lich wäre, hat die deutsche Regierung in England wegen einer solchen Anleihe verhandelt. Von maßgebender Seite ist ihr jedoch erwidert worden, daß unter der Herrschaft der Bedingungen, welche zurzeit für die Zahlungsverpflichtungen der deutschen Regierung gegenüber der Reparationskommission während der nächsten Jahre maßgebend wären, eine solche Anleihe in England nicht zu erlangen sei, und zwar weder als langfristige Anleihe, noch als kurzfristiger Bankkredit. Unter diesen Umständen kann die deutsche Regierung nicht mehr damit rechnen, daß es ihr gelingen wird, diejenigen Beträge in voller Höhe zu beschaffen, die nötig wären, um die am 15. Januar und 15. Februar fälligen Raten zu bezahlen . Selbst bei aller Anstrengung und unter Nichtachtung ihrer budge tären Lage wird die deutsche Regierung für diese Termine außer den Waren- und Sachleistungen und den Gutschreiben aus dem Recovery Act nicht mehr als ungefähr 150 bis 200 Millionen Goldmark aufbringen können. Die deutsche Regierung sieht sich daher genötigt, für den nicht er füllbaren Restbetrag der Raten vom 15. Januar und 15. Fe bruar 1922 einen Aufschub zu beantragen. Sie beschränkt sich zunächst auf diesen Antrag, obwohl sie sich bewußt ist, daß sie bei den nächstfolgenden Raten gleichfalls mit Schwierigkeiten zu rechnen haben wird. Genehmigen Sie usw. gez. Wirth. Die „Frankfurter Nachrichten" erklären zu dieser Stun dungsnote: Die Note hebt mit einem gewaltigen Ruck den Schleier von dem Geheimnis weg, der in den letzten Tagen sich über die gefahrdrohende politische Lage Deutschlands ver breitet hat. Die „Frankfurter Zeitung" sagt, welche Auswir kungen das Resultat dieser Note haben kann, wird in der Hauptsache von der Aussprache abhängen, die in der nächsten Woche zwischen französischen und englischen Staatsmännern stattfinden soll. Solange das Gewicht der Verpflichtungen aus dem Londoner Zahlungspläne auf Deutschland lasten wird, wird keine erträgliche Regelung der Reparationsfrage gefunden werden. Von dieser grundlegenden Tatsache werden alle weiteren Erörterungen über das Reparationsproblem abhängen müssen, wenn sie zu irgend einem fruchtbaren Ergebnis führen sollen. * Ein neuer Plan Lloyd Georges. Das große Preisrätsel, wie die deutschen Zahlungs- verpflichiungen im Interesse der Weltwirtschaft einer Nach prüfung und Herabminderung unterzogen werden können, hat eine verwirrende Fülle von Lösungsversuchen gesun den, von denen keiner rechte Aussichten auf Verwirklichung zu haben scheint. Jetzt ist Lloyd George angeblich selbst mit einem neuen Vorschlag hervorgetrcteu. Danach soll die deutsche Geldschuld um die 22 Prozentvermin dert werden, auf die England nach dem Verteilungs- schema von Spa Anspruch hat. Frankreich werde 52 Pro zent von allem weiteren erhalten, was Deutschland in Geld oder in Sachlieferungen bezahle. Alle anderen Gläubiger staaten hätten zusammen nur Anrecht auf 26 Prozent der deutschen ReparationszahluiMN. Die amerikanische Persse erörtert sehr eifrig einen anderen, ebenfalls Lloyd George zugeschriebenen Plan, eine Weltfinanzkonferenz unter amerikamcher Führung zustande zu bringen. Man glaubt, daß England die Streichung seiner Schulden in Amerika beantragen werde und dafür seinerseits die französischen Schulden in England ermäßigen wolle, während Frankreich dafür in eine Ermäßigung der deutschen Rcparationskchuld um 25 Milliarden Goldmark willigen solle. * Die Naturallicfcrungcn. Die Neparationslommission will durch eine besondere Ab ordnung in Berlin nachprüfen lassen, wie das Versalien bei den deutschen Naturalleistungen vereinfacht werden könne. — Die Kommission hat ferner beschlossen, nur 10,2 Millionen Goldmark auf unser Kreditkonto gutzufchreiben für eine An zahl Schiffe, die wir feit 1. Mai abgeliefert haben. Die leyien Kapp-Zeugen. Urteilsverkündung nächste Woche. K Leipzig, 15. Dezember. Dic Zeugenvernehmung im Kapp-Prozeß ist beendet. Die letzten Aussagen haben den vorangegangenen umfang reichen Bekundungen im wesentlichen nur noch einige das Gesamtbild belebende Einzelheiten, aber keine wichtigen