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KilsdmfferAgebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8ee,Pnl:cncRaumzeil-2<i GoIdpsennix, die I g-Ipaltcn-Z-ilc der amUichenDcdannimachnngcn 40WolL- pjennig, die S gespaliene Acdiamezeilc im lertliche» Teile IVO Goldpfennig. Sicchweifungsgelnihr 20 Goldpjenuig. Bor- neschricbencErfcheinungse ., . — « „ läge und Plotzvorfchriftcn werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b-rüchf,aiug!. Anziigen° annahnic dis vorm. 1VUHr —- ————. 'Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabatianfpruch erlischt, wenn der Betrag durch Klag-ein gezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den Tag. 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Durch seine geschickte Politik hatte es vor zwanzig Jahren durch den russisch- japanischen Krieg erreicht, daß dem Vordringen Rußlands in Ostasien, damit der allmählichen Umklammerung Chinas, ein Ende gesetzt und die russischen Aus dehnungsbestrebungen auch im Südosten Europas zurück gedreht wurden. Im Weltkrieg hat dann England es ver standen, auch den allmählich wachsenden deutschen Einfluß in China zu zerschmettern; der Zusammenbruch der Man- dschu-Dynastie hatte dann China wegen der sehr bald ausbrechsnden Revolutionen und inneren Kämpfe zum Spielball der interessierten Mächte England, Nord amerika, Japan und Frankreich gemacht. Rußland schien ganz ausgeschaltet zu sein und die Mächte konnten China sogar zwingen, Deutschland den Krieg zu erklären. Aber auch hier verging bald die Frucht des Sieges, China er wachte zu immer stärkerem Bewußtsein eigener Daseins berechtigung eines geschlossenen Volkes von mehr als 400 Millionen und die Schwierigkeiten für England wuchsen von Tag zu Tag. Als der offene Aufstand gegen die Herr schaft der Fremden ausbrach, war zwar noch ein gemein sames Vorgehen jener Mächte zu erzielen, aber auch damit ist es jetzt vorbei. Das vor einigen Tagen von England an die anderen Mächte gerichtete Memorandum, worin ein gemein sames Vorgehen in China empfohlen wurde, stieß auf allgemeine Ablehnung. Da versuchte England nun eine Aktion von sich aus, die aber mit einem völligen Miß erfolg geendet hat. Denn es ist nicht nur in seinem Vor gehen isoliert, hat des ferneren damit auch den gesamten Haß der Chinesen, den es bisher wenigstens noch mit den Japanern teilen konnte, nun einzig auf sich gezogen, sondern sah sich überdies genötigt, seine Landungs expedition zurückzuziehen und Hankau wieder zu räumen. Ganz bezeichnend ist, daß dort weder die französischen noch die japanischen noch die amerikanischen Niederlassungen von der Menge angegriffen worden sind. Denn eine Volksbewegung ist es, die sich hier auswirkt, hinter den Kulissen geleitet von den straff organisierten chinesischen Gewerkschaften, über deren Macht der englische Handel durch den überaus scharfen, schon seit langem andauernden Boykott die trübsten Erfahrungen gemacht hat. Das chinesische Militär, so kabeln englische Sonderbericht erstatter aus Peking, sieht ruhig zu, wie die Gewerkschaf ten gegen den englischen Generalkonsul in Hankau vor sehen. Zu den Wirren in China. Aber für England stehen gewaltige Interessen aus dem Spiel und man geht mit der notwendigen Energie daran, sie zu schützen. Alle in den östlichen Gewässern Asiens be findlichen Kriegsschiffe sind in die Gefahrenzone beordert Worden, besonders, weil man fürchtet, daß der Funke allzu leicht wieder nach Schanghai hinüberspringen könnte; Verstärkungen durch die anderwärts stationierten See streitkräfte sind vorgesehen. Man sieht nun vor allem aber in England, wie schon bei den ersten Unruhen in China, als den Hauptstören fried niemanden anders als Sowjetrußland an. Zweifellos ist richtig, daß Moskau die alte zaristische Politik, die russische Einflußsphäre nach China hin auszu dehnen, allzugern wieder aufnimmt und so ganz unbe rechtigt werden die Klagen Englands, daß russische Agi tatoren in China tätig seien, gewiß nicht sein. Angeblich soll es deswegen auch zu heftigen Auseinandersetzungen mr englischen Kabinett selbst gekommen sein, weil ein Teil der Londoner Regierung ein Vorgehen gegen Sowjet rußland verlangt, zum mindesten den Abdruck der bisber Wum Wert Mitere «MM! DerKampfum bieMemlandräumung Poincarö gegen Briand. „Echo de Paris" hat angesichts der nicht zur Ruh« kommenden Gerüchte über Uneinigkeiten im Mi- nisterium Poincaro und besonders über einen Konflikt zwischen Poincarö und Briand wegen der Frage der Politik von Locarno es für angebracht gehalten, sich an zuständiger Stelle selbst über diese Gerüchte zu infor mieren. Der Mitarbeiter des Blattes, Hutin, der gute Beziehungen zu PoincarS unterhält, erklärt zunächst, Poincaro habe die Gerüchte über angebliche Uneinigkeit in seinem Kabinett dementieren lassen. Was die Absicht betrifft, sofort nach Wiederzusammen- tritt des Parlaments eins Interpellation über die aus wärtige Politik und besonders die Politik der An näherung an Deutschland und die Frage einer eventuellen vorzeitigen Räumung des linken Rheinusers hervorzurufen, so bin ich in der Lage, mitzuteilen, daß Poincarö persönlich der Erörterung dieser In terpellation sich widersetzen und nötigenfalls die Gründe bekanntgsben wird, wegen deren es ihm, ob wohl er durchaus Anhänger einer Politik der Beruhigung und des Friedens ist, unmöglich erscheint, bei der gegen wärtigen Lage die Frage der Räumung der Rheinland- zone, die wir besetzt halten, aufwerfen zu lassen, solange überhaupt noch nicht sehr eng geflochtenen diplomatischen Beziehungen. Die Entrüstung über die weitgehende Unterstützung der englischen Bergarbeiter während des Streiks spielt dabei natürlich auch eine erhebliche Rolle. Aber diese Entrüstung wird kaum zu praktischen Folgen führen, denn der Verlust des wirtschaftlichen Absatzes Englands in Rußland wird gerade jetzt mehr gescheut als je. Im übrigen ist es seit langem englische Politik, oie Gründe für Aufstände und sonstige Regungen bei den asiatischen Völkern, soweit sie unter englischer Herrschaft »der englischem Einfluß stehen, immer wieder in angeb lichen bolschewistischen Wühlereien zu suchen oder viel mehr so zu tun, als ob diese der Grund sind. Sofort, als die ersten Meldungen über dis Zwischenfälle in hankau kamen, tauchten auch schon wieder Londoner Mel- »ungen über das angebliche Auftreten russischer Agita- loren auf. England sieht sich hier einer Entwicklung gegenüber, »er es jetzt Wohl kaum noch mit Gewalt wird Herr Wer sen können. Obwohl die inneren Kämpfe in China noch längst nicht erloschen sind, ist dort eine Festigung ganz mbestreitbar im Entstehen. Tschangtsolin, der von »er Mandschurei her nach Süden vorgegangen ist, ist ün gewaltiger Machtfaktor und vielleicht wird es ihm gelingen, China wieder zu einigen und das Wort, das nan über ihn gesprochen hat, er werde, wenn er die hinesische Mauer überschreite, ein gewaltiges Reich er- ibern, doch schließlich zur Wirklichkeit zu macken poliiik der mr'Mren Linie. Dr. Külz über die innenpolitische Lage. Auf der Landesversammlung der Deutschen Demo kratischen Partei in Stuttgart hielt Reichsinnenminister Dr. Külz eine politische Rede, in der er außen- und innen politische Probleme der Gegenwart berührte. Die Freiheit des Rheins sei uns eine Lebens- und Ehrenfrage. Germersheim sei im übrigen- nicht nur für Deutschland, sondern auch für Frankreich eine uner trägliche Episode, die sich im Interesse beider Völker nicht wiederholen dürfe. Bei der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Struktur des deutschen Volkes sei eine Kon solidierung des staatlichen Lebens nur durch eine Poli tik der mittleren Linie zu erreichen. Auf einer solchen Linie müsse das Parlament die Regierung aber » auch wirklich arbeiten lassen. Die Konsolidierung unseres inneren staatlichen Ver hältnisses verlangt ein Verbundensein auch der breiten Masse des Volkes mit dem Staate. Deswegen würden „Parolen" wie: Niemals mit der Sozialdemokratie! oder: Immer gegen die Sozialdemokratie! überaus verhängnis voll wirken müssen. Daß dieReichswehr vom Stand- . punkt der Pflichterfüllung mit dem Staate sich verbunden fühle, habe sie in schweren Stunden wiederholt gezeigt, jetzt gelte es, sie innerlich und seelisch mit dem Staate und der Deutschen Republik zu verbinden. Der endgültige Finanzausgleich zwischen Reich, Ländern uud Ge meinden werde ein hartes Stück Arbeit sein. Er werde zwangsläufig das Problem der Verwaflungsresorm in Fluß bringen, hier und da vielleicht auch an der Struktur des Deutschen Reiches nicht haltmachen. Liliputstaaten, deren Dasein nur auf dynasti scher Tradition beruht und nicht auf in^-rer st"o"-cker Lebenskraft, hätten keinen Anspruch mehr auf Eigen staatlichkeit. LieuizMano meyr arre Bürgschaften gegeben hat sowohl für unsere Sicherheit als auch für die Ausführung des Dawes-Planes. Briand hat übrigens im Ministerrat erklärt, daß diese Frage bei seinen Besprechungen mit Stresemann nicht erörtert worden ist. Sie wird auch unter den gegenwärtigen Umständen nicht weiter behandelt werden. Es scheint mir, daß auf diesem Gebiet wie aus den anderen Poincarö sicher ist, wenn er die Vertagung beantragt, die Zustimmung der großen Mehrheit der Kammer zu erhalten. In seiner Artikelreihe gegen die vorzeitige Rhein landräumung läßt das „Echo de Paris" auch Millerand zu Worte kommen, der sich im Prinzip zwar für eine deutsch-französische Annäherung erklärt, aber unter der Bedingung, daß sie die französische Außenpolitik nicht be herrsche. Locarno sei ein großer Fehler ge wesen, da man nicht die deutsch-polnische Grenze garantiert habe. Der Vorsitzende des Heeresansschusses der Fran zösischen Kammer, General Girod, erklärt in einem Schrei ben an den Chefredakteur des „Matin", daß der Heeres ausschuß sich für die schleunige Verabschiedung des Ge setzes über die Heeresreform einsetzsn und keine ver schleppenden Maßnahmen dulden werde, da das Land und das Heer selbst dieses Gesetz forderten. Die Armee brauche eine neue gesetzliche Grundlage und man müsse sie ihr unverzüglich geben. Die Verhandlungen über die Eniwaffnungsfrage. Vier strittige Punkte. Das Neichskabinctt trat am Donnerstag unter dein Vorsitz des Reichskanzlers zu einer Sitzung zusammen, in welcher in Anwesenheit des Chefs der Heeresleitung, Generals Heye, und des Generals v o n P a w e l s z die noch ausstehenden Punkte in der Entwaffnungsfrage er örtert wurden. Die Beratungen werden am Freitag fort gesetzt. Wie es heißt, bestehen zwischen Deutschland und der interalliierten Militärkontrollkommission in der Frage des Kriegsmaterials noch vier Streitpunkte: 1. Schiffs-' kessel, hier verlangten die Alliierten, daß der deutsche Fabrikant sich überzeugen müsse, daß seine Lieferung nicht für Kriegsschiffbauten bestimmt sei; 2. Spezial maschinc n irgendwelcher Art für Waffen- und Mu nitionsfabrikation sollen in Deutschland nicht fabriziert werden; 3. Halbzeug fabrikate sollen nicht expor tiert werden, solange man nicht die Sicherheit habe, daß sie nicht für Rüstungszwecke dienen; 4. optisch eAppa- rate, die zu kriegerischen Zwecken Verwendung finden könnten, dürfen weder ganz noch in einzelnen Teilen exportiert werden. In allen diesen Fragen stehe Deutschland auf dem Standpunkt, daß es ihm nicht obliege, dis weitere Be stimmung der gelieferten Waren, die unter keinen Um ständen unter den Titel „Rüstung" fallen könnten, zu prüfen, denn das laufe auf eine deutsche Waffen- kontrolleim Auslande hinaus. Deutschland sehe sich also genötigt, in allen Fragen ein Schiedsgericht zu verlangen. Nach dem „Petit Parisien" bestehen auch hinsichtlich der Ostfestungen noch Meinungsverschiedenheiten. Deutschland weigere sich, die Festungswerke von Königs berg abzubauen, weil Königsberg die einzige ernst zu nehmende deutsche Festung sei, und weil Berlingegen einen polnischen überfall nach dem Verlust der Weichsellinie nur noch durch Küstrin gedeckt sei. Cm Deutscher in Hankau verletzt. Schürung zum Generalstreik. Wie jetzt bekannt wird, ist bei drn letzten Ausschrei tungen in Hankau auch ein deutscher Staatsangehöriger namens Burmeister verwundet worden. Er geriet, als er von einer Motorradfahrt hermlehrts, aus englischem Gebiet in eine demonstrierende Volksmenge, ohne von der Demonstration etwas gewußt zu haben. Durch Messer stiche erhielt er zahlreiche Wunden. Der Außen minister der Kantonregicruug hat dem deutschen Konsul sofort sein Bedauern über den Zwischenfall ausge sprochen und erklärt, daß die Regierung die Verantwor tung für die Sicherheit der Deutschen übernehme und zu voller Genugtuung bereit fei. Alle aus China eingetroffenen Meldungen deuten darauf hin, daß die Lage in Hankau noch immer außer ordentlich ernst ist. Die Nationalisten versuchen, wie Reuter zu melden weiß, den Ausbrucheines G e - neralstreiks Anfang Februar nach dem chinesischen Neujahr herbeizuführen. In Hankau veranstalteten Sol daten und Studenten unter Vorantragen von Fahnen singend und lärmend Umzüge durch die britische Kon-