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MsdmfferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, -LALL W°ch°nb,a«ftirWU-d-uff».U-g°g-«d SL-WZZ Anzelgeupreis: die 8gespalteneRaumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Golv- pfennig, die 3 gespaltene Nedlamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Ncchweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Vor geschriebene Erscheinung- tage und Platzvorschristen werden n»ch Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wrlsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. !>.nnat,ms br« norm. 1VUhr , , —— U Ml tzjx Stichtigkci! der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabattanjpruch erlischt, wenn der Betrag durch . - KlageeingrzogenwerdenmußoderderAuftraggeberinKonkursgerät. AnzeigennehmenalleVer>nittlungsftellenen1gegen- Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Mtd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Nossen. 91k 64. — 86. Aühkgang ^Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 17. März 1S27 Geibfibestimmungsrecht? genug ist es, daß man in Genf herzlich wenig Rücksicht nahm auf die Wünsche des Saargebiets, "uf dringenden Forderungen jener Deutschen in Ober schlesien, das an Polen gefallen ist. Da ist es denn schon gar nicht mehr allzu auffallend, wenn auch der bel gische Ministerpräsident Jaspar hinsichtlich des uns entrissenen Gebietes Eupen — Malmedy in der Kammer soeben erklärte: „Ich spreche es im Namen der ganzen Regierung aus: diese Kreise sind belgisch und werden es bleiben." Der Völkerbund habe eine Feststellung dahingehend getroffen, daß die sog. Ab stimmung der Bevölkerung in jenen Kreisen rechtmäßig und unverfälscht gewesen und die deutschen Anschuldi gungen hinsichtlich dieser Abstimmung durch nichts ge rechtfertigt seien. Wäre es nicht so traurig, könnte man darüber lachen; eine Abstimmung, die in der Art vor sich ging, daß vor den Augen der belgischen Besatzungsbehörden seinen Namen eintragen mußte, wer gegen den Anschluß an Belgien war. Die Abstimmung ist eine Komödie gewesen und verliert diese Bezeichnung auch nicht durch einen ent gegengesetzten Beschluß des Völkerbundes. Man hütet sich ja auch sehr, sie unbeeinflußt, ohne daß sie unter den Bajonetten der Besatzungstruppen erfolgt, noch einmal zu veranstalten. So etwas lehnt Herr Jaspar ausdrücklich ab; er werde sich auch durch die Haltung einer „kleinen geräuschvollen Minderheit" darin nicht irre machen lassen. Aber „es irrt der Mensch, solang' er — redet". Hinter dieser „Minderheit" stehen in Deutschland nicht die „kriegs lustigen Junker", wie sich Herr Jaspar äußert, sondern die geheimen Wünsche des ganzen deutschen Volkes, das unter seinen Schmerzen noch lange nicht vergessen hat, wie man es einst mit dem Versprechen des „Selbstbestim- mungsrechts" geködert hat, dann aber die furchtbare Ent täuschung in Versailles erleben mußte, als ganze Gebiets „hin- und hergeschoben wurden wie die Steine auf dem Schachbrett", um Wilsons bekanntes Wort zu gebrauchen. Das haben wir noch längst nicht vergessen; und zum zweiten Male irrt Herr Jaspar, wenn er gegen die deutschen Wünsche auf Eupen—Malmedys Rückgabe den Vertrag von Locarno zu Hilfe ruft. Wir haben dort ver sprochen, uns jedes Versuches einer gewaltsamen Zurückeroberung der im Westen verlorenen Gebiete zu enthalten Mehr nicht. Und die Wünsche werden nicht getragen in Deutschland von „den schlimmsten Feinden des Friedens", sondern von allen jenen, die das Selbst bestimmungsrecht für alle Mitglieder des deutschen Volks stammes verlangen. Genau so wie im Westen wird ;a gerade letzt auch im Osten Mißbrauch getrieben mit dem Selbstbesiim- mungsrecht, soweit es Deutsche angeht. Wieder sind die Wahlen zum Landtag im M e m e l g e b i e t, das Litauen durch Gewalt, aber trotzdem mit nachträglicher Genehmi gung des Völkerbundes, an sich gerissen hat, solange hin- liusgeschoben worden gegen die klaren Bestimmungen des Memelstatuts, bis sich das Land den diktatorischen Forde rungen der Litauer beugt. Und gehen wir weiter rings um die Grenzen Deutschlands herum, so können wir nur die Klagen des mittelalterlichen Dichters Walther von der Vogelweide wiederholen hinsichtlich der von uns abge rissenen Gebiete: „Gewalt fährt auf der Straßen" Und der Völkerbund ist zu ohnmächtig, dagegen emzuschrerten, selbst wenn er wollte. „Das Recht ist worden krumm," sagt Walther weiter. Nirgends fehlt es an Vorwänden, das kulturell-geistige Leben des Deutschtums in diesen Gebieten in immer engere Fesseln zu schlagen, die letzten Reste selbst dieses Selbstbestimmungsrechts zu beseitigen. Die 14 Punkte Wilsons, die Phrasen des Versailler Vertrages sind ver blaßt, aber am schnellsten davon verschwand jede Spur dieses Rechts, das doch mit dem einzelnen geboren wird. Wir Deutschen sind von einer Änderung, ja Milde rung dieser Verhältnisse so weit wie nur denkbar entfernt. Me sinnlose Hetze -er franz. Presse. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 16. März. Die französische Presse beginnt neuer dings wieder mit ihrer Hetzkampagne gegen die deutschen Sport- und Iugendvereinigungen und bringt ausführliche Artikel über deren angebliche militänjche Ausbildung und Betätigung. Unter schiedslos werben in einem. Artikel der Revue universelle die orgamfttorischen Einzelheiten von Stahlhelm, Frontbann, Wer wolf, der Bismarckjugend und auch des Iungdeutschen Ordens, des Reichsbanners und Roten Fronkämpfer-Bundes aufgezählt. Besonders entgehend beschäftigt sich das Blatt mit dem Reichs banner, von dein es sagt, daß es zwar nicht so militarisiert sei wie die Rechtsorgsnisationen, aber ebenso nationalistische Ziele ver folge. Das Reichsbanner habe sich zu seinem Hauptprogramm punkt die Schaffung eines Groß-Deutschland von der Etsch bis nach Dänemark und von der Mosel bis zur Memel gewählt und im vergangenen Jahre in Köln dem Reichspräsidenten von Hin denburg einen begeisterten Empfang bereitet. Besonders ver dächtig erscheint dem Blatt, daß die Mitglieder des Iungstahl- belms mit Hacken, Spaten, Decken, Eisenstöcken und Zelten zu ipocklichen Uebungen ausziehen. M »Me Mit, VollspoM vor dem Reichstag. (286. Sitzung.) UL. Berlin, 16. März. Nach der Beendigung der Einzelaussprache über den Haus halt des Reichswirtschaftsministeriums wurde dieser Etat Dienstag abend in zweiter Lesung erledigt, ehe die Ver tagung eintrat. Die sozialdemokratischen Entschließun gen über Kartelle und über die Kaliwirtschaft werden dem Volkswirtschaftlichen Ausschuß überwiesen. Dem Ausschutz antrag entsprechend werden 750 000 Mark, die zur Förderung des deutschen Autzenhandels, insbesondere zur Zinsverbilli gung für Darlehen an deutsche Exporteure eingesetzt waren, gestrichen. Die mit der Aussprache verbundenen Anträge so wie der Gesetzentwurf über das Zündholzmonopol werden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Auf der Tagesord nung steht heute die zweite Lesung des Haushalts des Reichs ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Abg. Dietrich-Baden (Dem.) berichtet über die Verhand lungen des Ausschusses. Dieser fordert besonders Maßnahmen, die der Verschuldung in der Landwirtschaft entgegenwirken. Ferner will er eine stärkere Vertretung der Landwirtschaft im Reichskalirat und eine Verbilligung der stickstoffhaltigen Düngemittel. Die Vorlage des neuen Weingesetzes soll be schleunigt werden. Die Notstandskredite für bürgerliche Klein- und Mittelbetriebe sollen bis auf weiteres nicht zurückgefordert werden. Verlangt wird Förderung der deutschen Bienenzucht und wirksamer Schutz des deutschen Honigs gegenüber dem Auslandshonig, dann eine Denkschrift über den Stand der bäuerlichen Wirtschastsberatung. Dann nahm das Wort Michsernährungsminister Schiele: Niemand hat ein stärkeres Interesse an einer leistungs fähigen Landwirtschaft als gerade die Verbraucher, die städtische Bevölkerung. Deshalb umfaßt der Aufgabenkreis des Ministe riums das ganze Volk in den wichtigsten Fragen seiner Existenz. Da die Ernährung des deutschen Volkes auf der deutschen Urproduktion beruht, so mutz der Landwirtschaft, als dem Grundpfeiler unseres wirtschaftlichen und staatlichen Lebens, in der Gesamtwirtschaft und in der Gesamtpolitik die Stellung gegeben werden, die ihr als dem größten deutschen Erwerbszweig, als dem Quell aller Volkskraft, dem Hort bodenständiger vaterländischer Kultur gebührt. Die gegenwärtige Versorgungslage gibt mengenmäßig keinen Anlaß zur Besorgnis. Insbesondere besteht auch zu einer pessimistischen Auffassung wegen der Versorgung mit Brotgetreide, vor allem mit Roggen kein Grund. Um so größer find die Sorgen und die Verantwortung bei der Betrachtung der künftigen Entwicklung unserer Volksernührung. Die Existenz unserer etwq elf Millionen städtischen Haus haltungen beruht noch immer zu etwa einem Drittel auf der Einfuhr ausländischer Nahrungsmittel, die in den beiden letzten Jahren rund vier Milliarden Mark betragen hat. Es ist undenkbar, daß die deutsche Volkswirtschaft auf die Dauer die Lasten der Reparationen, der Verzinsung der Auslands kredite, der Erwerbslosenfürsorge und der Nahrungsmittelein fuhr nebeneinander tragen kann. Deshalb wird äußerste Stär kung unserer landwirtschaftlichen Produktion zu einer Lebens forderung gerade für die Städte und ihre Bevölkerung. Auch sie wohlverstandenen Zukunftsmöglichkeiten der deutschen In dustrie liegen in der Stärkung der Landwirtschaft. Das Ziel unserer Wirtschaftspolitik muß die Ausgeglichenheit unserer Wirtschaft ini eigenen Lande sein, unter Nutzbar machung aller Arüeitsmöglichkeit — ein Agrarindustriestaat, der im eigenen nationalen Machtbereich seine feste Grundlage hat. Die Lage der Landwirtschaft beweist, daß wir von diesem Ziele noch weit entfernt sind. Alle Kreise, auch außerhalb der Landwirtschaft, sind sich im wesentlichen darüber einig, daß der krisenhafte Zustand, in dem sich die Landwirtschaft seit der Be festigung unserer Währung befindet, nach wie vor kortbesteht und ernsteste Besorgnisse rechtfertigt. Die wesentlichen Ursachen der Krise liegen in den binnenwirtschaftliche» und weltwirtschaftlichen Strukturwandlungen, denen auch der beste Wirt nicht ge wachsen sein konnte. Der seit der Stabilisierung verflossene Zeitraum von drei Jahren hat genügt, um der Landwirtschaft eine Schuld aufzubürden, die in Kapital mehr als die Hälfte der gesamten Vorkriegsverschuldung erreicht, und deren Zinsen last der Vorkriegsverschuldung etwa gleichkommt, sie in ein zelnen Landesteilen sogar übersteigt. Trotz aller Enttäuschungen wird die Landwirtschaft an ihrer vaterländischen Aufgabe, der Erringung der Nahrungs- mittelfreiheit, nicht erlahmen, wie die erfreuliche Steigerung der Anwendung von Kunstdünger beweist. Die wichtigste technische Vorbedingung für den Erfolg der landwirtschaft lichen Arbeit ist die Regelung des Wasserhaushaltes im Boden durch landwirtschaftliche Meliorationen im weitesten Sinne. Der Gedanke der Unterstützung dieses Werkes auf dem Wege der Zinsverbilligung aufzunehmender Privat- kredtte erscheint ihr durchaus beachtenswert. Die Handels politik ist heute mehr denn je der Schlüssel für die Lösung des Gesamtkomplexes aller Wirtschaftsfragen. Der agrarische Zollschutz ist nicht als ein Benefizium für die Landwirtschaft zu be- trachten, sondern als eine Sicherungsmatznahme für die zu künftige Ernährung und Existenz der städtischen Verbraucher. Die Landwirtschaft braucht Sicherheit für den Erfolg ihrer Arbeit auf lange Sicht, damit sie ihre besten Kräfte regen kann, ungestört durch die Stürme, die vom Weltmarkt kom men. Unser handelspolitisches System trägt noch zu sehr Ubergangscharakter und hat noch nicht die innere Ausge glichenheit wiedergefundcn. Die starke Imparität führt zu einem großen Einbruchsgebict au agrarischen Veredlungs produkten oder FerUgfabrikaten. Hier mutz der Agrarschutz zu einem wirksamen Schutz der deutschen Bauernarbeit, des Garten- und Weinbaues und unserer kleinen und kleinsten mhr imWs Brol! Betriebe, nicht zuletzt für die Landarbeiter gestaltet werden. Die Neichsregicrung ist entschlossen, rechtzeitig dem Par lament eine Vorlage zu unterbreiten, durch die der rüben bauenden Landwirtschaft und der Zuck-rinLustrie für die kommende Kampagne der erforderliche Zollfchutz gewährt wird. Der Leerlauf von Millionen Arbeitskräften in unserer Volkswirtschaft ist ein Dauerzustand, dessen Überwindung nicht von der mitten im Rationalisierungsprozeß befindlichen Industrie und auch nicht durch Maßnahme» staatlicher Ar beitsbeschaffungspolitik zu erwarten ist, sondern nur durch Neuschaffung bodenständiger Arbeitsplätze, die sich organisch aus der Entwicklung der Wirtschaft ergeben. In der Landwirtschaft liegen noch große Möglichkeiten für die Steigerung der Beschäftigungsziffern. Der Weg zur Rahrungsfreiheit ist zugleich der Weg aus der Arbeitskrise. Auch die deutsche Arbeiterschaft wird erkennen, daß der ein heitliche Plan einer nationalen Wirtschaftspolitik durch In tensivierung der Landwirtschaft eine starke und günstige Wir kung auf den Arbeitsmarkt haben muß. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Wirtschaft und Arbeiter schaft. Die richtige Produktionspolitik ist zugleich auch die wirksamste Lohnpolitik. Das Wanderzicl und das Arbeits ziel unseres Volkes haben in den letzten Jahrzehnten die Stadt und die Industrie gebildet. Wenn wir jetzt zum Zwecke eines gesunden Ausgleichs eine Umstellung dieser Ziele auch innerlich vorbereiten wollen, so gibt es nur einen Weg: ein soziales Agrarprogramm, das neue Aufstiegsmöglichkeiten zu Selbständigkeit und Eigentum erschließt. . * Abg. Thomsen (Dtn.) d ankte dem früheren Minister Haslinde für die der Landwirtschaft geleisteten Dienste. Die zoll- und handelspolitischen Bindungen seien von del letzten Mehrheit des Reichstags auf dem Rücken der Land wirtschaft abgeschlossen worden. Vom Standpunkt der Land wirtschaft aus sei es zu begrüßen, daß durch den letzten Re gierungswechsel deutschnationale Minister in das Reichs- labinett cingezogen seien. Seine Freunde billigten Vie Erklärungen des Ministers und stimmten mit ihm überein, daß die Landwirtschaft nicht Selbstzweck, sondern ein dienendes Glied der Gesamtwirtschaft sei. Bei der Zoll- und Handels politik müsse auf die Landwirtschaft mehr Rück sicht genommen werden. Bei dem endgültigen Tarif mit Frankreich müsse noch mehr für den verstärkten Schutz des deutschen Obst- und Gemüsebaues herausgeholi werden. Mit Sorge verfolge die Landwirtschaft auch die Verhand lungen mit Polen. Die erleichterte Zulassung eines Kontingentes lebender Schweine nach Obcrschlesien und dar über hinaus von geschlachteten Schweinen würde die deutsche Schweinezucht einfach zum Erliege» bringe». Der Redner betonte dann die Bedeutung der Kreditfrage. Die hohe» Verschuldungen in der Landwirtschaft müßten aus der Welt geschafft oder mindestens crlcichlcrt werden. Der Abgeordnete schloß mit einem Hinweis auf die Bedeutung der ländlichen Siedlung. (Beifall rechts.) Abg. Pcrlitius (Ztr.) wies darauf hi», daß der Übergang Mm der Inflation zur Deflation für die Landwirtschaft außer ordentlich schwierig gewesen sei. Es sei außerordentlich be dauerlich, daß für vier Milliarden Mark Lebensmittel ein- gesührt werden mußten, davon für zwei Milliarden rein land wirtschaftliche Erzeugnisse. Bei ihren großen Ausgaben bc- vürfe die Landwirtschaft dringend eines Schutzes. Der Redner forderte Mittel zur Förderung der landwirtschaftlichen Er zeugung, besonders bei den bäuerlichen und Kleinbetriebe». Ferner verlangte er Mittel zur Ausbildung von Fachleuten in den verschiedenste» Zweige» der Laudwirtfchast und zur Aus führung von Studienreisen ins Ausland. Abg. Hepp (D. Vp.) erhoffte von der Bewilligung des Reichstages eine merkliche Steigerung der Landwirtschafts produktion, erblickte aber darin nur das Minimum dessen, was die Landwirtschaft verlangen müsse. Gerade die Deutsche Volkspartei erkenue die überragende Bedeutung des Bauernstandes an. Die Landwirtschaft bekenne sich zur Sozialpolitik, nur müsse sie tragbar seiu. Es sei falsch, so meinte der Redner weiter, die „Veredelungsproduktiou", d. h., Versütterung ein geführter Futtermittel, so stark in deu Vordergrund zu stellen. Deutschland könne selbst genug Futter erzeugen. Polen habe seinen Kartoffelanbau ungeheuer vermehrt. Es werde Deutschland als Abschlagsgebiet für Kartoffeln und mit Kartoffeln gemästeler Schweine zu gewinuen suchen. Man werde eine Zollerhöhung erwägen müssen. Der Zuckerrübenbau sei in Sorge, daß bis zum Schluß der Zucker- zollerhöbung im Herbst schou so viel Zucker eingeführt sein wertzA, daß die Zollerhöhung illusorisch wird. Der Reduer verlangte schließlich systematische Senkung der Hypotheken zinsen. Abg. Hörnle (Komm.) erklärte, Minister Schiele habe nur das Programm des Landbuudes vorgetragen. Gefehlt habe heute nur die innenpolitische Forderung des Landbundes, die Verschlechterung des Wahlrechts und Einführung einer Ärzte kammer. Dis Aussprache. Abg. Schmidt-Köpenick (Soz.) erinnert dar»», daß in der Inflatiouszcit, als es de» Laudwirtcn glänzend ging, Schiele prophezeit hätte, daß nur die freie Wirtschaft helfen könne. Hoffentlich werde er jetzt auch gegen jede Staatsmtter- stützung und jede Subvention austrcte». Robert Schmidt habe im vorigen Jahre die Verschuldung der Landwirtschaft mit etwa 4 Milliarden berechnet. Trotzdem spreche mau setzt vou einer Schuldenbelastnng j» Höhe von S bis 10 Milliarden. Unrichtig sei die Behauptung, daß die Arbeitsleistung i» der Nachkriegszeit erheblich zurückgegangen sei. Wenn die Lcmd- bevölkcrunP immer mehr das Land verlasse, so seien die nie drigen Löhne daran schuld. Traurig seien die Wohnverhält nisse aus dem Lande. Dabei habe die Landwirtschaft durch die Preissteigerung der wichtigste» Gctrcidcsortcn eine erheblrme Meyreninabme erttclt.