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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Postbestellung 2 RM. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern is«pfs.All°Poft-nft-lt^, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°std°l-nund°n,»eAus. ttSzerun» De<chLst«ft«llm ! U 2-2 nehmen zu jeder Feil Be. stellungen entgegen. ImFalle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Nücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 20Rpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4ONeichs» Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Von jeher als fröhlich und gesegnet gepriesene T^erfest alle Hoffnungen erfüllen wird, die Große und Kleine, Weise und Toren in den langen Wochen des War- tens angesammelt haben? Sicher nicht, denn die Wünsche der Menschen haben bekanntlich keine Grenze, doch der .nahmen der Erfüllung ist enger gespannt und geht nicht über das hmaus, was die ewige Ordnung der Dinge geknetet. Wetterungunst und wirtschaftliche Tatsachen können das äußere Bild des Festes beeinflussen, tückische Zufalle ausschweifende Wahrscheinlichkeitsberechnungen zuschanden machen. Aber denjenigen, die vertrauenden Herzens und bescheidenen Charakters sind, vermögen Äußerlichkeiten nicht das innere Genügen zu zerstören. „In ^5"rem Fleische wirst du wieder wandeln", tröstet die m den Erdensohn, wenn Schicksalsschläge ihn in die Aacht der Verzweiflung und des Todes zu stürzen drohen. Ms Ostersonne leuchtet auch für dich, du Mensch mit dem bangen Sinn und den quälenden Sorgen, selbst wenn sie hinter Wolken bleibt; sie ist da und gibt dir Gewißheit, daß nach dem Winter des Mißvergnügens glorreich der «ommer naht. Also freue dich genügsam in diesen Tagen, überwinde die Schwere des Alltags mit ihren Peinlich keiten, horche auf das überzeugende Geläut der Glocken, die von Turm zu Turm rufen, und stimme ein in das ge waltige Lied der'Erlösungsüberzeugung: „Triumph, der Heiland ist erstanden". Wenn wir an äußeren Anzeichen hängen, so wurden uns deren in der Osterwoche einige gegeben, die Wohl als herzerfreuende Gaben aufgefaßt werden dürfen. Die Erwerbslosigkeit im Reiche ist um mehr als 20 zurückgegangen — ein Fünftel unserer Volksgenossen, die gern arbeiten wollten, aber nicht konnten, weil für ihre fleißigen Hände kein Platz vorhanden war, dürfen Brot für sich und Kinder wieder verdienen, den Nationalbesitz durch ihre Mithilfe vermehren und die allgemeine Wirt schaftslage bessern. Sie streuen mit an der Saat, aus der uns allen dereinst die Ernte erwachsen soll. Das war wahrhaftig eine gute Botschaft. Und auch dessen dürfen wir uns freuen, wenn deutscher Fleiß und deutsches Kön nen durch ungewöhnliche Ehren anerkannt wurden im Lande des Dollars, als der Dampfer „New York" auf seiner ersten Fahrt nach drüben anlangte und wieder eines der im großen Kriege zerrissenen Bänder zwischen Staat und Staat, Volk und Volk frisch knüpfte. Dann über wand ein deutsches Flugzeug in stolzem Alpenflug die Entfernung zwischen München und Mailand in drei Stunden — gewiß keine schlechte Leistung. Wegen solcher Einzelheiten brauchen wir nicht gleich in Größenwahn zu verfallen — aber alles das zeigt doch, daß die Deutschen keineswegs von dem über sie hereingebrochenen Unge mach endgültig niedergeworfen sind ohne Auferstehungs aussichten — es gilt noch das Wort des Alten vom Sachsenwalde: Setzt Deutschland nur in den Sattel, es wird schon reiten können! Tausend Köpfe und Fäuste sind dabei, den richtigen Sattel zurechtzuformen — das Reiten soll uns nicht zu schwer werden. So etwas ist gern zu buchen als Ostergewinn. -K Unsere Altvordern taten sich zum Auferstehungsfeste ein Gutes mit dem Ostergelächter, von dem die Geschichtschreiber erzählen. Auch dafür ist gesorgt worden. Der alte Fritz sagte einmal von den Franzosen, sie seien da, um ihn zu amüsieren. Diese immerhin im Interesse der Kurzweiligkeit anzuerkennende Eigenschaft haben unsere westlichen Nachbarn bis heute nicht verloren Da hatten sie jetzt einen großartigen Prozeß in Kolm"* arrangiert. Die Elsässer sind im Grunde nicht besonders zufrieden mit der stark bureaukratischen Herrkckatt durch die Versailler Friedensbestimmungen ausg/se?t sind Sie rufen nach größerer Selbständigkeit von der sie mehr batten zur Zeit, da sie noch als Deutsches Reicksland existierten. Sie wollen ihre Eigenart ebenso unter der Trikolore bewahren. Das rufen die Elsässer, nach Paris gewandt, oft genug und deutlich m Wort und Schrift aus Ein Priester, Dr. Haegy, ist dabei ihr unbezweifelter Fürsprecher. Darob Wutanfälle in der Seinestadt, ein chauvinistischer Journalist bezichtigt kurzerhand den Dr. Haegy des Einverständnisses mit Deutschland und die ganzen elsässischen Feinde übermäßigen Zwanges der Be stechung durch - natürlich - deutsches Geld. Dr. Haegy läßt sich das nicht gefallen, klagt und dre Per- Handlung geht vor sich, das heißt, geht eigentlich nicht vor sich. Die Gerichtshalle wird vielmehr zum Theater — vor den Schranken versöhnen sich die heißblütigen Gegner. Jeder nimmt alles und alles zurück, beide sind reme Engel, selbstverständlich mit gallischer Farbenschleife. Der Klager erhält einen Blumenstrauß, überreicht ihn dem Angeklag ten, der wieder verlangt, daß der Spender „Hoch lebe Frankreich" ruft. Nachdem auch das geschehen ist, bricht alles in Tränen aus, weinend umarmen sich Richter, Kläger, freigesprochener Angeklagter, Zeugen und wer sonst noch anwesend ist — das Kinodrama ist zu Ende, Frankreich wieder einmal gerettet, die elsässische Frage bis auf den letzten Rest gelöst. Und da soll die Welt "icht lachen? § Heilerer ist das jedenfalls, als wenn der großmächtige Herr Italiens, der Herzog aller Herzöge Mussolini, Vas paÄt ärr IwrMungs-komrrenL. Vertagung der Genfer Veratungen. Wenig ermutigende Ergebnisse. Der Vorbereitungsausschuß für die Abrüstungskon ferenz hat sich auf den 21. April vertagt. Für die weitere Fortführung der Beratungen wurde ein Vorschlag des belgischen Delegierten de Brouckere an genommen, der die Kontrollfrage von den übrigen Be stimmungen über die Durchführung der Abrüstungskon vention trennt und zunächst die Behandlung jener Punkte vorsieht, an denen auch Amerika unmittelbar als künftiger Vertragspartner interessiert ist, nämlich a) Ausnahme- sälle, in denen Vertragspartner von ihren Verpflichtun gen zeitweilig entbunden sein sollen; b) Veröffentlichung der militärischen Ausgaben und anderer Angaben über Rüstungsvorbereitungen; c) Ratifikation und Inkraft treten der Konvention. Erst nach Erledigung dieser Punkte soll dann als letzter Punkt ä) die Kontroll frage behandelt werden, soweit sic nur für Völkerbund- Mitglieder, aber nicht für Amerika in Frage kommen kann. Das Ergebnis, das über die Kontrollfrage in erster Lesung zustande kommen würde, soll als zweiter selbständiger Teil des Programms der künftigen Abrüstungskonferenz be trachtet werden. Die Vertreter Polens und Rumäniens haben gegen den belgischen Vorschlag einen Vorbehalt angemeldet, dahingehend, daß sie auf keinen Fall für andere Nichtmit glieder des Völkerbundes die gleiche Sonderstellung zu gestehen könnten, die entsprechend dem belgischen Vorschlag den .Vereinigten Staaten von Amerika zugestanden werden soll. Die dem Reichsaußenminister nahestehende Deutsche diplomatisch-politische Korrespondenz widmet dem bis herigen Ergebnis der Genfer Verhandlungen einen „Das Fazit der Abrüstungskonferenz" betitelten Artikel, der zu folgendem Schluffe kommt: Die materiellen Ergebnisse der ersten Lesung des Abrüstungsprogramms sind recht wenig ermutigend; es ist außerdem grundsätzlich festzu stellen, daß man von dem eigentlichenThema, wie es durch Bölkerbundsatzung und Versailler Vertrag ge stellt ist, immer weiter ab kam. Aus der Abrüstung ist Rüstungsverminderung, aus der Rüstungsverminde rung Rüstungsbegrenzung, aus der Rüstungsbegrenzung schließllch eine einfache Bekanntgabe des Rüstungs programms geworden. Vom deutschen Standpunkt aus ist festzustellen, daß wir unter Angleichung der Rüstungen eine Herab setzung des Rüstungsstandes der ehemaligen Siegerftaaten in einem Verhältnis verstehen, der diese Herabsetzung der durch die Präambel zu Teil 5 des Versailler Vertrages als beispielgebend durchgeführten deutschen Abrüstung an nähert. Die deutschen Interessen decken sich zweifellos am engsten mit einem wohlverstandenen Interesse der Ge samtheit der Nationen. So skeptisch im Augenblick die Aussichten beurteilt werden, es muß doch sestgehalten werden, daß das Problem gestellt ist und nicht mehr von der Tagesordnung verschwinden kann. oen armen veuycyen Donor der Philosophie nicht be gnadigt, sondern ins Strafexil schickt, bloß weil der Ge lehrte einigen wissensdurstigen Schülern deutschen Sprach unterricht erteilt hat. Das ist nämlich im befreiten und freien Italien heutzutage verboten. Trotz aller Frei heitsphrasen hat man dort mehr Sinn für die Gewalt geste als für die Erkenntnis, ein bißchen Humor und Freundlichkeit sei der Menschheit notwendig, um über haupt alle Wechselfälle des Lebens überwinden zu können. Wir jedoch wollen dessen nicht vergessen und die uns ge schenkten Ostertage 1927 nicht in Übermut, aber in getroster Hoffnung und freudiger Erhebung verleben — aUf er st ehenmüssenwir! io. Arbeitszeiinoigeseh. Zustimmung des Reichsrats und Verkündung. Da der Reichsrat beschlossen hat, von der Einlegung eines Einspruchs gegen das kürzlich vom Reichstag ver abschiedete Arbeitszeitnotgesetz abzusehen, ist die Ver kündung dieses Gesetzes in der am 14. April ausgegeben- nen Nummer des Reichsarbeitsblattes erfolgt. An der gleichen Stelle ist die Verordnung über die Arbeitszeit in ihrer neuen Fassung abgedruckt. Die Ausfüh rungsvorschriften zu dem neuen Gesetz werden m der nächsten Zeit mit Vertretern der Länder und der wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer besprochen und noch vor dem 1. Mai, dem Tage des Inkrafttretens des Gesetzes, erlassen werden. Reichskommissar für -as Handwerk« Ministerialdirektor Reichardt. Nach amtlicher Bekanntgabe ist der Ministerialdiri gent im Reichswirtschaftsministerium Geheimer Regie- rungsrat Dr. Reichardt zum Ministerialdirektor und Rückzug -er chinesischen Nordarmee. Hinrichtung eines kommunistischen Führers. ' Der Vormarsch der Nordarmee wurde zum Stehen gebracht, über den Jangtse vorgedrungene Abteilungen! mußten zurückgenommen werden. Nanking soll aber noch! immer bedroht sein. In Schanghai bildet der Süd führer Tschangkaischek nach der Auflösung der kommuni-! stischen Gewerkschaften und ihrer Parteiorganisationen! eine neue gemäßigte Arbeiterpartei. In Schanghai wurde! einer der bekanntesten kommunistischen Führer standrecht-' lich erschossen. Die Anklage gegen ihn lautete auf Anstif-i tung zur Tötung in zwanzig Fällen. Der radikale Flügel der Kommunisten rief erneut den Generalstreik aus. Der Aufruf zum Streik wird aber nur teilweise befolgt. Es streikten etwa 90 000 Arbeiter. Mens Antwort nn die GroWWe Paris, 15. April. Ueber den Inhalt der Antwortnote Tfchens an die Großmächte verlautet aus englischer Quelle, daß zur Untersuchung der Zwischenfälle in Nanking die Entsendung einer internationalen Kommission vvrgeschlagen werde. In der Note an England und Amerika betonte Tschen, daß die Kriegs- schisse der beiden Mächte Nanking bombardiert hätten, ohne daß die StM in der Lage gewesen sei, sich zu verteidigen!. In der an England und Frankreich gerichteten Note Tschens erinnert dieser cn das Bombardement von Schämen, das ebenfalls nicht verteidigt gewesen sei. Ferner wird auf die Erschießungen im Juni 1925 hingewiesen. — Am Quai d'Orsay ist erst der erste Teil der chinesischen Antwort übersetzt worden. Es wird er klärt, daß die Nole sehr lang sei und im Prinzip die Entschädi gungen anerkenne, andererseits aber Vorwürfe gegen die Groß mächte richte und sie verantwortlich mache für die Beschießungen, die die Lhmefen in eine peinliche Lage versetzt hätten. Man betont hier, daß nach dem ersten Eindruck die Note in ihrer jetzigen Form kaum annehmbar sei. Es wird bestätigt, daß die an die einzelnen Regierungen überreichten Noten verschiedenen Wortlautes sind. Die Amerikaner deschiehea Nordchinesen Neuyork, 15. April. Nach Meldungen aus Nanking hat der amerikanische Zerstörer „Ford" nordchinefische Truppen be- schossen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. * Große MeiWemmiWeW io Serbien. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Belgrad, 16. April. Nach eintretendem Frühlingswetter und der Schneejchmelzc besteht in ganz Süd-Serbien, besonders in Alt-Serbien neuerdings große Ueberschwemmungsgefahr. Da die Kanalisierungsarbeiten nicht durchgeführt sind, rechnet man neuerdings wieder mit einem Millionenfchadcn. gleichzeitig zum Reichskommissar für das Handwerk und das Kleingewerbe ernannt worden. Dr. Reichardt über nimmt die Leitung der auf Grund der Beschlüsse des Reichstages neu gebildeten Abteilung, in der künftig die Angelegenheiten des Handwerks und des Kleingewerbes, des gewerblichen Genossenschafts- und Kreditwesens sowie die Fragen der Reichsgewerbeordnung bearbeitet werden sollen. Dr. Reichardt war bisher in der Abteilung I des Reichswirtschaftsministeriums als Vertreter des Leiters dieser Abteilung tätig. Mit der Begründung der neuen Abteilung für das Handwerk erhält das Reichswtrt- schastsministerium nunmehr eine dritte Abteilung. Das RepubNs-uhgesetz vor demReichSrat Die Annahme des preußischen Antrages. Der Reichsrat, der sich vor seinen Osterferien noch mit dem Republikschutzgesetz zu befassen hatte, nahm mit S7 gegen 30 Stimmen einen Antrag Preußens an, durch den zwei Bestimmungen des Republikschutzgesetzes, das am 23. Juli d. I. abläuft, in das neue Strafgesetzbuch dau ernd ausgenommen werden sollen. Und zwar handelt es sich hierbei um Strafandrohungen gegen Personen, di« die republikanische Staatsform öffentlich beschimpfen oder an verfassungsfeindlichen Verbindungen teilnehmen Vor der Abstimmung bat Reichsjustizminister Dr. Hergt um Ablehnung der Anträge Preußens, da nach'' dem Wiederzusammentritt des Reichstages im Mai d. I. die notwendigen Schritte zur Vorbereitung einer Vorlage über den Schutz der Republik an die gesetzgebenden Körperschaften getan werden sollen. Der Minister be tonte weiter, daß die in den preußischen Anträgen behan delten Fragen nur einen Ausschnitt aus dem Fragenkom plex des Republikschutzgesetzes darstellen. Auch diese wer den daraufhin überprüft werden, ob sie zum dauernden Bestandteil der ordentlichen Gesetzgebung gemacht werden können.