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MO mffer Tageblatt für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raum,eile M Rpfg., die t gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reich». Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. B»r» geschriebeneErscheinnngs. —, . - tage und Platznorschriste« werden nach Möglichkeit s^evn sv rk cl! er : Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annabmebisvorm.lvblhr. — - — > . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatiansprvch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezo g cn werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen allc Dcrmitttun gsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» »Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch dir Boten 2,30 RM., bei Poftbestellung zuzüglich Abtrag. s. ne „ gebühr. Einzelnummern läRpfg.AllePosianstalten Wochenblatt für Wnsdruff u. Umaeaend Postboten und unfer-Aus. kägerund Geschäftsstellen — ' — nehmen zu feder Zeit Be. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder fonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung-ing-sandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto d-iliegt. Nr 101. — 86.Iahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt« Wilsdruff» Dresde« Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 2 Mai 1827 Rußland geht nach Genf. > Eine ziemlich überraschende Kunde für die politische : Welt kam aus Moskau. Die Sowjetregieruna hat sich i entschlossen, an der am 4. Mat beginnenden Weltwirt - ! schastskonferenz m Genf teilzunehmen, und hat 's bereits die Mitglieder der nach der Schweiz zu entsenden- s den Kommission ernannt. Als Vorsitzender wird Ossinski j fungieren, Mitglieder sind Sokolnikow, Chintschuk und ! Lepse. Der Kommission werden als Sachverständige fünf f Personen beigegeben, unter ihnen der Professor Verga, die s Herren Greben, Kauffmann und Stein, der gleichzeitig die s Sekretargeschafte wahrnehmen wird. Bedeutet das eine grundsätzliche Schwenkun- der bis herigen russischen Politik? Etwa eine Umstellung der Sowjetunion in ihrem bisherigen Verhalten zum Völker bund? Darüber läßt sich noch keine Klarheit gewinnen. Während man in Paris wissen will, in Moskau bestehe die Absicht, auch zu der Vorbereitenden Abrüstungs konferenz, die im Herbst ihre Beratungen wieder auf nehmen soll, einen Vertreter zu entsenden und überhaupt beim Völkerbund einen ständigen Beobachter zu halten, wird von anderer Seite, und zwar aus Moskau selbst, gemeldet, der jetzige Entschluß sei keineswegs als An näherung an den Völkerbund zu betrachten, die Sowjet gewaltigen dächten gar nicht daran, die Frage des Ein tritts in den Völkerbund auch nur zu erörtern. Trotzdem kann man derartigen Behauptungen mit einigen Zweifeln gegenüberstehen. Die bisherige Linie Moskaus hat in der Weltpolitik doch derartige Widerstände gefunden, daß man Wohl an gewisse Bedenken glauben kann, die in Rußland aufgestiegen sind und dringend an eine Berichtigung der fruchtlosen Idee der Vereinzelung gemahnen. Wahrscheinlich ist es jedenfalls, daß die kürzliche Eini gung mit der Schweiz wegen des alten Streites um den Worowski-Zwischenfall von Rußland eingeleitet wurde, und zwar zu dem durchsichtigen Zweck, nunmehr in Genf aktiv werden zu können. Ob es also jetzt bei den Wirt- i schaftsfragen sein Bewenden haben oder ob schließ lich das Bestreben auch in der Richtung des Völkerbundes sich betätigen wird, kann immerhin in Betracht gezogen werden. Die Moskauer Regierung hat stets ziemlich kluge diplomatische Instinkte gezeigt und wie ihr teilweiser Friedensschluß mit den Kapitalmächten beweist, erkennen lassen, daß sie keineswegs um jeden Preis und sür alle Zeiten utopischen Zielen Nachjagen will. Mit dem Bei tritt Rußlands zur Weltwirtschaftskonferenz, einstweilen losgelöst von allen politischen Forderungen, wird ein Aus blick dahin gegeben, das in Genf vorgesehene Programm durchführen zu können. Die Auseinandersetzungen über eine Verständigung können sich nicht mehr festfahren an dem Umstande, daß einer der Hauptbeteiligten fehlt. Denn das weite Rußland mit seinem gewaltigen Bestand an Rohstoffen ist selbstverständlich bei einer Weltwirtschaft-. Men Verständigung nicht auszuschließen. Das russische Wirtschastsproblem muß unbedingt in den Erörterungen eme wichtige Rolle spielen und kein Staat, mag er auch sonst dem Bolschewismus und seinen Vertretern noch so feindlich gegenüberstehen, kann sich dieser Erkenntnis ent ziehen. Rußland nähert sich wieder der europäischen Wirt schaft und damit der Weltwirtschaft, ein Schritt, der nicht viel weiter ist als die Anerkennung der Notwendigkeit der politischen Bestrebungen des Völkerbundes. Wieweit dieser Vorgang die Interessen des deut schen Volkes und seiner nach Genf entsandten Ver tretung berührt, läßt sich natürlich im Augenblick kaum übersehen. Deutschland steht ja in bezug auf wirt schaftliche Dinge nicht in so scharfem Gegensatz zu der großen Ostrepublik wie etwa die beiden angelsächsischen Staaten diesseits und jenseits des Atlantischen Ozeans. Der NapMovertrag, die Russenkredite usw. sind dessen Zeugen. Daß wir als fast unmittelbarer Nachbar der Sowjetunion lebhaft an einem besseren Warenaustausch mit ihr interessiert sind, mutz ohne Frage bleiben. Aber auch in anderer Beziehung sind, wie unsere leitenden Staatsmänner es oft genug erklärt haben, keinerlei An lässe vorhanden, uns etwa als Degenführer für die Angel sachsen gegen Rußland anzusehen. Im Britischen Reiche werden unverhüllt schon netzt Stimmen lant, die vor Genf warnen, weil Deutschland den Anlaß benutzen könnte, dort auf eine Bereinigung der von allen deutschen Par teien als unerträglich empfundenen Dawes-Ver- pflichtungen hinzuarbeiten. Es ist nicht anzunehmen, daß die deutsche Vertretung in dieser Beziehung irgend welche ernsthaften Pläne hat, aber das ändert nichts an der inneren Berechtigung, die solchen Betrachtungen zu- gründe liegt. Wir können also die russische Beteiligung an den Verhandlungen uns getrost gefallen lassen, sie kann dem, was wir erstreben, wieder ein lebensfähiges Deutschland in Wirtschaft und Weltbedeutung zu schaffen, vorläufig nicht entgegenstehen. io. Thüringens neue Bürgerregiemng. Unterstützung durch Deutsch nationale und Ratio nalsoziali st en. Der Landtag von Thüringen hat die vorgcschlagsne bürgerliche Regierungsliste mit 29 gegen 25 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen. Danach übernimmt Dr. Leutheußer (Deutsche Volkspartei) Vorsitz. Volksbil- Deutschland Dr. Stresemann für einen friedlichen Ausgleich. Neichsaußenminister Dr. Stresemann gab dem ameri? konischen Journalisten Kuh ein Interview über Deutsch lands Stellung zu China. Darin führte er aus, daß Deutschland, da es auf die sogenannten ungleichen Ver träge verzichtet habe, von den jetzigen Ereignissen in China unmittelbar nicht berührt werde. Die deutsche öffentliche Meinung stehe den legitimen nationalen Forderungen der Chinesen freundlich gegenüber, könne aber anderer seits auch die wirtschaftlichen Sorgen der fremden Kauf leute in China verstehen. Man sollte das Streben der Chinesen nach einem Übergang zu modernen Lebens formen unterstützen; so würde am besten der gesamten Menschheit gedient. Deutschland sei vollkommen neutral sowohl den kämpfenden chinesischen Parteien gegenüber wie den Mächten, die sich mit dem chinesischen Problem beschäftigen, und werde dabei von der deutschen öffentlichen Meinung unterstützt, wie der freiwillige Verzicht aus Waffenverschiffungen nach China seitens unserer Kauf mannschaft und Reeder gezeigt habe. Im übrigen stehe man in Deutschland auf dem Standpunkt, daß ein fried licher Ausgleich im Interesse aller an China interessierten Nationen gelegen wäre. * EuglW MiMrMW gegen HMm? Paris, 1. Mai. Im Matin erklärt De Korab, aus zu verlässiger englischer Quelle erfahren zu haben, daß England zu baldigem militärischen Eingreifen in China bereit sei. Indem England die Kanonen auf Hantau, den Hort des Bolschewismus, richte, könne es behaupten, daß es nicht auf China, sondern aus einen Feind Chinas ziele, der vernichtet werden müsse. England habe nunmehr in Japan einen militärischen Bundesgenossen (?) General Tanaka verfolge nur ein Ziel, nämlich die Hand auf Lharbin und die ostchinefische Eisenbahn zu legen. London und Tokio machten augenblicklich große Anstrengungen um die Ver einigten Staaten über die Ausdehnung Japans in der Mandschurei zu beruhigen und ihnen Garantien Md Kompensationen zu geben. (Man wird besonders den letzten Teil der Information mit Vorsicht aufnehmen müssen. Japan wird sich auch unter dem und China. neuen Ministerpräsidenten kaum zu Unvorsichtigkeiten hinrejßen lassen.) Coolidge im lleberschtvemmungsgebiel. Räumung weiterer Gebiete. Präsident Coolidge beabsichtigt, in den nächsten Tagen das Überschwemmungsgebiet zu besuchen. Neuer dings plant man, den ganzen Südosten von Arkansas zu räumen, wodurch wiederum 60VV0 Menschen obdachlos werden. Die Stadt Baton Rouge hat in den letzten Tagen 25 6ÜV Flüchtlinge aus Louisiana, Mississippi und Arkansas ausgenommen. Der mit großen Vollmachten ausgestattete Regie rungskommissar Parker ist bemüht, überall durchzugreifen, um eine weitere Ausbreitung der Ssuchengefahr und Hungersnot zu verhindern. Parker läßt überall Bürger wehren bilden, die alle heimgesuchten Distrikte restlos räumen sollen. Der Deichbruch von South Bend ist ein neuer Höhepunkt der Katastrophe, denn nunmehr ergießen sich die dort frei gewordenen Wassermassen über den ganzen Südosten Arkansas'. In diesem ganzen Gebiet hat eine Massenslucht der Einwohner eingesetzt und man fürchtet, daß diese neue Überschwemmung die Zahl der Obdachlosen wieder um 60 000 erhöhen wird. Die Flucht aus dem Südwesten des Staates dauert an. In der Gegend von New Orleans fließt das Wasser durch die gesprengten Dammlücken langsam ab. Bei der Stadt selbst ist eine ganz geringe Senkung des Wasser standes festgestellt worden. New Orleans scheint hiernach gerettet zu sein. Trotzdem sollen aber vorsichtshalber wettere Deichsprengungen folgen. 75 Grubenarbeiter eingeschlossen Paris, 1. Mai. Nach einer Havasmeldung aus Fair- mont 'm West-Virginien wurden in einer Grube in Everettsville ! durch eine Explosion 75 Grubenarbester eingeschlossen. Zwei Gru- j benleute wurden getötet und 15 verletzt. Der Haupteingang der Grube ist verschüttet. düng und Justiz, Dr. Paulsen (Demokrat) Inneres und Wirtschaft und Dr. Toelle (Deutsche Volkspartei) die Fi nanzen. Außerdem sind dem Landbund, der Wirtschafts partei und den Demokraten Staatsratsposten zugebilligt worden. Die Regierungskrise ist also nach einer Dauer von drei Monaten vorläufig überwunden. Die Deutschnationalen erklärten, dieses Kabinett nur mit gemischten Gefühlen unterstützen zu können. Die Na tionalsozialisten ließen sich dazu erst in letzter Stunde auf eine Erklärung der Demokraten hin bestimmen, die die verfassungsmäßige politische Bewegungsfreiheit zusichert. Die Sozialdemokraten lehnten dies ab und beanstandeten die in Rücksicht auf Ansprüche einer Regierungspartei vor genommene Erweiterung des Kabinetts um einen Sitz. Der kommunistische Antrag auf Auslösung des Landtags wurde gegen die Stimmen der Kommunisten bei Stimm enthaltung der Sozialdemokraten abgelehnt. Darauf ver tagte sich das Haus auf 14 Tage. Oie Spannung auf dem Balkan. Englisch-italienische Geheimabkommen? Die Lage auf dem Balkan ist nach wie vor gespannt. Serbische Blätter wissen von großen Rüstungen Italiens zu melden, während die italienische Presse umgekehrt be hauptet, daß Jugoslawiens Rüstungen gegen Albanien über alle Maßen stark seien. Der Versuch der Großmächte, zwischen beiden Streitenden zu vermitteln, hat bisher zu keinem Ergebnis geführt. In Jugoslawien erregt die 0 iLÜi T? r si L kr pck Es X. HK 6t — Haltung, die England in diesem Konflikt einnimmt, bittere Enttäuschung. Die offiziöse Belgrader Zeitung „Wreme" spricht die Vermutung aus, daß England Italien gegen über die Hände gebunden zu sein scheinen, so daß es also tn diesem Konflikt nicht so austreten kann, wie Jugo slawien es für richtig halten würde. Zur Bekräftigung dieses Verdachts bringt das Blatt die Nachricht, daß zwischen England und Italien ein Abkommen besteht, nach dem England die italienischen Ansprüche auf dem Balkan anerkennt, überdies sei ein Flottenabkommen zwischen England und Italien geschlossen worden, in dem ein ge meinsames Vorgehen im Mittelmeer geregelt ist. Man steht, daß die Verhältnisse auf dem Balkan immer ver wickelter und gefährdeter werden. Ostmarkeniag der Oeuischnaiionalen. Beuthen, 1. Mai. Die diesjährige Oberschlesientagung des Ostmarkenaus schusses der Dcutschnationalen Volkspartei nahm hier unter zahlreicher Beteiligung ihren Anfang. Der erste Vorsitzende, Landtagsabgeordneter Dr. v. Kries, hielt die Begrüßuns- rede. Mit Befriedigung stellte Dr. v. Kries fest, daß diesmal auch Vertreter westlicher Landesverbände hier im Osten weilen. Die Versammlung stimmte der Absendung des nachstehen den Telegramms an den Herrn Reichspräsidenten zu: „Die zur zweiten Ostmarkentagung der D. R. V. P. in Beuthen (Obcrschlesicn), der jetzigen südöstlichsten Ecke des Reiches, ver sammelten Männer und Frauen entbieten dem hochverehrten Führer des Deutschen Reiches ehrfurchtsvollen Gruß. In tiefer Dankbarkeit gedenken sie des Mannes, der den deutschen Osten in seinen schwersten Stunden vor der slawischen Sturm flut geschützt hat. Mit allen Grenzlandsdeutschcn gemeinsam hofft Oberschlcsicn, daß deutscherseits niemals Bindungen cin- gcgangcn werden, die das dem deutschen Osten angetane schwere Unrecht anerkennen und verewigen würden." Der Vorsitzende des Ostmarkenvereins der Deutschnatio- nalen Volkspartei. Exzellenz v. Kries, legte die Ziele des Ausschusses dar. Der Vorsitzende des Landesverbandes West oberschlesien der D. N. V V., Thomas - Kreuzburg, hieß die Gäste namens des Landesverbandes herzlich willkommen. Siadtrat Dr. Kleiner- Beuthen rief der Tagung im Namen des Krcisvereins Beuthen zu: Glück auf! Ans Werk! Ober bürgermeister Dr. Knackrtch erklärte, Zweck der Tagung sei, dem deutschen Osten die Achtung zu erkämpfen, deren er zu seiner Befreiung bedarf. Wenn das deutsche Volk seine Pflich ten gegenüber dem Osten erkenne, werde der Erfolg nicht aus bleiben. Nach weiteren Begrüßungen sprach Bürgermeister Dr. C o l d i tz-Gleiwitz über das Thema „Sicherung und Stärkung Oberschlesiens als Bollwerk im Südosten des Reiches". Oberschlcsien sei das Land, das durch jahrhunderte lange Kulturarbeit deutsch sei und deshalb deutsch erhalten werden müsse. Dafür müßten Opfer gebracht werden von der Gesamtheit des deutschen Volkes. Dann sprach über „Oberschlesien als politischer Faktor" Dr. K l e i n c r - Beuthen. Er führte u a aus: Die Tragödie Oberschlcsicns lege uns die Pflicht auf, das Material : - häufen, das zu gegebener Zeit die Revision des V.^ brechens erzwinge, in dem.politischer, und wirtschaftlicher. U".