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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits leflimmte Blatt. für Lürgertuni/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Dnzristnprci,: dir 8 §kspalttne RanmzeUe rv Rpsg., dir 1 ggpalt,«« ZrNr Lrr amtlichen Dekannimachunaen 40 »«tch«. pjcnnig, die Zgespaltene Reklamezeile im ärztlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweilungdtzedühe ro Reichnpirnni,«. v«- xeichrieveueLrschcinnugv. , tage und Piatznarschrift« wrrdrn nach Wdglichkei, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d-eückflchti,-. «nzeise». nnnnlnnedis -orm.lvUhr. — Für die Richtigkeit d«, durch FerneufübermittellenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. 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Mai 1927 Much der ciM-kHWil Wehmgeii. Abschluß in Gens. Die Montag abend beendete Weltwirt- V"jtskoliferenz in Gens nahm in der Schlusmtzung den Gesamtbericht an den i Völkerbund einstimmig an. Vielleicht hat ein Amerikaner das beste Urteil über die jetzt beendete Genfer Weltwirtschaftston- ferenz gefällt, die einen recht namhaften Erfolg auf weisen könne und auf die öffentliche Meinung einen starken Einstich ausüben werde. Zum mindesten sei die Konfe renz, auch ohne daß man ein vorschnelles Ur eil über ihre Ergebnisse fällen wolle, ein fehr ernsthafter Versuch. Während der langen Verhandlungsdauer -at es recht häufig nicht an scharf aufeinanderprallenden Gegensätzen gefehlt. Aber doch ist man zum Schluß zu einer Art Eini- gung gekommen, die Entschließungen sind mit bedeutungs losen redaktionellen Abänderungen durchweg angenommen worden. Auch die Formel, die die Billigung des Handels systems der Sowjetrepublik ausspricht, wie es mit der russischen Delegation vereinbart war, fand ebenfalls einstimmige Billigung der Konferenz. Der russische Dele gationsführer hat diesen Erfolg, den feine Regierung da- mit in Genf errungen hat, in seinen Schlußausführungen noch einmal scharf unterstrichen durch den Hinweis darauf, das wichtigste in dem Bericht der Konferenz fei die Er klärung, daß die wirtschaftliche Zusammenarbeit aller Länder ohne Rücksicht auf ihr Wirtschaftssystem erfolgen solle. Dabei lehnte es der Russe aber mit noch größerer Deutlichkeit ab, nun etwa den Völkerbund und seine Ein- Achtungen mit der Weiterführung dieses Werkes zu beauf tragen. Das soll aber trotzdem geschehen. Der Völker bund wird die Beschlüsse der Konferenz entgegennehmen und sie mit seinem größeren Gewicht als Vertreter der im Völkerbund vereinigten Staaten zur Verwirklichung zu bringen versuchen. Die Beschlüsse der Konferenz bilden ein dickes Akten stück das in vier Kapitel zerfällt. Neben der allgemeinen Einleitung wird die Wirtschaftslage Europas dargestellt, dann die' Nachkriegsfragen herausgearbeitet und schließ, lick der Versuch gemacht, die notwendigen Folgerungen Mr den Wiederaufbau der übel verfahrenen Wirtschaft Europas zu ziehen. Darin ist man natürlich sehr vor- sichtig gewesen. Man kommt in einen gewissen Fehler- krcis hinein, wenn darauf hingewiesen wird, die frnan- -iellen Kriegsfolgen seien so erhebliche, daß sie in manchen Ländern wohl erst nach Jahrzehnten erledigt sein würden. Neben diese finanziellen Kriegslasten treten die fortdauernden wachsenden Rüstungs lasten, die sich in einer ebenso ständig wachsenden Steuerlast auswirken. Von dort aus ist dann der Sprung sehr leicht zu der Feststellung, daß diese steuerliche Belastung der Wirt schaften der einzelnen Länder die Wettbewerbstätigkeit Europas auf dem Weltwirtschaftsmarkt ganz bedeutend erschwert. Die Amerikaner waren es, die nach Ab schluß der Konferenzarbeiten noch einmal auf die Not wendigkeit verwiesen, die allgemeine Zolltarifhöhe zwi schen den einzelnen Ländern möglichst gleichmäßig zu gestalten, — aber Amerika selbst ist nach dieser Richtung hin wirklich nicht mit gutem Beispiel worangegangen. In seinem Schlußwort betonte der Vorsitzende der Konferenz, der Belgier Theunis, die Beschlüsse der Genfer Konferenz stellten moralische Verpflichtungen dar. Der Völkerbundrat, dem sie zugeleitet werden, zieht damit -nm erstenmal wirtschaftliche Fragen in den Kreis feiner Besprechungen, während die sozialpolitischen Fragen, die vielfach aufs engste mit den wirtschaftlichen Zusam menhängen, zum Aufgabengebiet des Internationalen Arbeitsamtes gehören. „Der erste ernsthafte Versuch" — dieser Ausspruch des Amerikaners legt den Hauptton auf „Versuch"! Dieser Versuch wäre vielleicht einer weit gehenden Verwirklichung zugeführt worden, wenn der mglische Antrag, eine internationale Konferenz der Handelsminister zu veranlassen, nicht am Widerstande verschiedener Länder gescheitert wäre. Alles in allem ist die Genfer Wirtschaftskonferenz zum mindesten eine Ver- anstaltung gewesen, bei der die führenden Leute aus In dustrie, Landwirtschaft und Handel zum mindesten aller europäischen Länder sich zusammenfanden, sich aus- sprachen und damit das eigene gegenüber dem fremden Interesse abzuwägen in die Lage gekommen sind. 4- C. § v. Siemens über die Konferenz. Der Präsident des Deutschen Reichswirtschaftsrats, Herr von Siemens, sagte in Genf in einer Unterredung mit dem Vertreter des „Journal de Genöve" u. a.: . Ich glaube nicht, daß der wirtschaftliche Reinig uugsprozeß in Deutschland schon beende« -st, aber das Schlimmste haben wir hinter uns. Die jenigen Länder, die durch Krieg und Inflation aus künst lichen, nicht auf natürlichen Grundlagen ruhende wirt schaftliche Organisationen geschaffen oder sie über die natürlichen Bedürfnisse des Landes entwickelt haben, werden ebenfalls einen solchen Reinigungsprozeß durch machen müssen, ehe sie zu gefunden, entwicklungsfähigen Zuständen kommen können, und keine künstlichen Mittel wie direkte oder indirekte Staatshilfe werden sie davor bewahren. Dann ging Herr von Siemens auf die letzte Wert- Saldivin für Abbruch der ZMungen zu Moskau. Abberufung der Handelsdelegationen. Die von der gesamten politischen Welt mit großer Spannung erwartete Erklärung der englischen Regierung über das weitere Verhältnis zwischen Rußland und Groß- Britannien nach dem Arcos-Zwischenfall ist am Dienstag nachmittag erfolgt, überraschenderweise gab der Chef ,er englischen Regierung, Ministerpräsident Baldwin, oie Erklärung selbst ab, wohl, um ihr hierdurch nach außen hin einen größeren Nachdruck zu verleihen. Nach einem Rentcrtelegramm erklärte Baldwin, die mglische Regierung werde, falls das Unterhaus am Donnerstag dies nicht mißbilligen wollte, das Handels abkommen mit Rußland ausheben, die Ab- -eise der Sowjethandelsdelegation und der Sowjeiver- iretung in London verlangen und die britische Mission aus Moskau abbernfen. Schon der amtliche britische Funkdienst hatte kurz vor ser Rede Baldwins auf diesen bevorstehenden Bruch zwischen England und Rußland hingewiesen. Er ries hier bei eins vor etwa drei Monaten an die Sowjetregierung zerichtete englische Beschwerdenote ins Gedächtnis, in der :s hisst: „Die britische Regierung hält es für nötig, mit Mem denkbaren Nachdruck die Sowjetregierung warnend daraus binzuweisen, daß es Grenzen gibt für das, was sei Volksftimmung in England zugemutet werden kann, und daß, falls die Mißstände nicht aufhören, über die »bcnstehenv Klage geführt worden ist, die Annullie rung des Handelsabkommens, dessen Be stimmungen in derart flagranter Weise verletzt worden sind, und sogar auch der Abbruch der laufenden diplomatischen Beziehungen unvermeidlich wird." Man sieht also, daß dieses Mal die schärfere Richtung m englischen Kabinett, die schon für einen Bruch mit Thina eingetreten war, die Oberhand behalten hat. Xhamberlain, der der verantwortliche Außenminister des Kabinetts ist, soll sich nach wie vor gegen einen Bruch mit Rußland ausgesprochen haben. Ob dem Bruch der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen England und Ruß land auch die Aufhebung der diplomatischen Beziehungen folgen wird, ist noch nicht bestimmt, aber nicht unwahr scheinlich. Die englische Presse, die sich in dieser Frage als sehr gut unterrichtet gezeigt hat, hat verschiedentlich da hingehende Andeutungen gebracht. Rußland hat bereits die Drohung Englands auf Ab bruch der Handelsbeziehungen pariert. Der russische Volkskommissar sür Handel hat nämlich an den Handels vertreter in London die Anweisung gegeben, sich der Unterbringung neuer Bestellungen unter den englischen Industriellen zu enthalten. Auch soll versucht werden, bereits erteilte Aufträge wieder rückgängig zu machen. Großer Andrang mm Ltnterhaus. In Erwartung der Regierungserklärung über die Beziehungen zu Rußland waren Haus und Tribüne über füllt. Premierminister Baldwin wurde bei seinem Er scheinen mit lautem Beifall empfangen. Die Diplomaten- leaen und Dominionsgalerien waren schnell überfüllt, und es verursachte große Schwierigkeiten, die später Kommen- Verminderung der deutschen Jndustriewerte ein, die nach I seiner Auffassung auch nach dem Börsensturz im Durch- f schnitt immer noch viel zu hoch stehen und vielleicht nach - einer vorübergehenden Erholung weiter abgleiten wer- f den. Er faßte dann feine Meinung über das Ergebnis der Weltwirtschaftskonferenz in folgende Sätze zusam men: Aller Anfang ist schwer. Aber mit jedem Tag haben die Teilnehmer mehr und mehr den Eindruck erhalten, daß die Zeit nicht unnütz vergeudet, sondern gute Arbeit geleistet worden ist, die hoffentlich auch in der Zukunft ihre Früchte tragen wird. Dies liegt aber nicht in der Macht der Konferenz oder ihrer Teilnehmer, sondern bei den politischen Instanzen, die im Völkerbund zusammen geschlossen sind und diese Konferenz einberufen haben. Wir können nur wünschen, daß sie die Klugheit und auch den Willen aufbringen, die Empfehlungen in die Tat um- zusetzen. ÄsamMsWAen MKm SM Md Land Schale auf der Dortmunder Landwirtschaftsausstellung. Zur Eröffnung der 33. Wanderausstellung der Deut schen Landwirtfchaftsgesellschaft überbrachte der Reichs- Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Schicke, Grüße und Wünsche des Reichspräsidenten und der Reichsregieruug und führte u. a. folgendes aus: Der schwere Kampf der Landwirtschaft um ihre Lsbensbsdmgungcu wird letzten Endes geführt nicht nur sür die Zukunft unserer Bauern, sondern sür die Zukunft oen umerzuvrmgen, u. a. war auch der deutsche Bot schafter Sthamer zugegen. Während der Kleinen An fragen lehnte der Kriegsminister Worthington-Evans es ab, sich darüber zu äußern, seit wann das im Arcosgebäude gesuchte Dokument im Kriegsministerium vermißt wurde, indem er erklärte, es würde nicht im öffentlichen Interesse liegen, diese Information zu geben. * Weiter wird gemeldet: - Wie der „Times" aus Riga berichtet wird, hatten die jow- jetruffischen Führer schon vor der Erklärung Baldwins im Unter haus in den vorgestern und gestern gehörten Reden der Ueherzev- gvng Ausdruck gegeben, daß die Durchsuchung des Arcos-Ge bäudes fast sicher das Aushören des englisch-russischen Handels - Momwrns und daraus sicherlich auch den Abbruch der diploma tischen Beziehungen bedeuten würde. Der Kriegsminister Woro schilow ertiärte, daß die Sowjetregierung ihr äußerstes tun müsse, um eine Krise zu vermeiden. Die rote Armee müsse in ständiger Bereitschaft gehalten werden. Die Mehrheit der Länder hätte er klärt, daß sie dem bevorstehenden Bruch nicht für Rußland, son dern für das britische Volk bedaure. Weiter berichten die Times, daß eine estnische Sonderhete- Mion vorgestern in Verhandlungen mit dem russischen Handels - kommftsar über den Abschluß eines estnisch-russischen Handels vertrages getreten ist. Die Aussichten für den Abschluß dieses Vertrages seien nunmehr günstiger. In eingeweihten Kreisen sei man der Auffassung, daß die Sowjetregierung in den seit langem umstrittenen Fragen voraussichtlich nachgeben und den Vertrag mit größter Beschleunigung abschiießen werde, um dann Groß britannien und der West im allgemeinen gegenüber zu demon strieren, daß die Sowjet-Union noch Freunde habe. Am Freitag Zustellung der Pässe London. Wie verlautet, sollen dem sowjetrussische» Ge schäftsträger, dem Geschäftsführer und dem Personal der svwjet- > russischen Handelsgesellschaft am Freitag die Paffe zugestE wer- l den. Tschitscherin in Paris. Vermittlungsversuch bei der französischen Regierung. Der russische Volkskommissar für das Auswärtige, Tfchitfcherin, der zur Wiederherstellung seiner Gesundheit einen längeren Erholungsurlaub im Süden Frankreichs verbracht hat, ist plötzlich in Paris eingetroffen, wo er bereits auf dem französischen Auswärtigen Amt vor gesprochen hat. In gut unterrichteten politischen Kreise« nimmt man an, daß dieser Besuch Tschitscherins mit den englisch-russischen Zerwürsnissen in Verbindung steht. Ausfallend ist übrigens, daß auch der fran zösische Botschafter in Moskau, Herbette, in Paris ein getroffen ist. In der Pariser Presse wird daraus hin gewiesen, daß beide Staatsmänner versuchen werden, die französische Regierung davon abzuhalten, daß sie in die Fußtapfen des britischen Kabinetts trete. Ob diese Be mühungen Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten, -n- mal ein großer Teil der französischen Presse bereits dafür eiugetreten ist, England in seinem Kamps gegen Rußland zu unterstütze«. unseres ganzen deutschen Volkes in Stadt und Lanv. Es gibt keinen wirklichen Gegensatz zwischen Verbraucher und Erzeuger. Die Not des einen ist in der Tat die Not des anderen. Die Ausstellung beweist, daß die Landwirtschaft trotz schwerster wirtschaftlicher Sorgen den Glauben an ihre eigene Kraft und den Mut zur eigenen Verantwortung nicht verloren hat; sie gibt Kunde von den riesenhaften Anstrengungen, die die Landwirtschaft im Verein mit der Wissenschaft und Technik vollbracht hat, um dem großen Ziele näherzukommen, unserem Bolls die wahre Un abhängigkeit der Existenz zu erkämpfen und zu sichern. Zugleich zeigt die Ausstellung, daß in den enge« Wechselbeziehungen zwischen Industrie u; d Landwirtschaft das wichtigste Tätigkeitsfeld der Industrie liegt, daß dre deutsche Landwirtschaft das größte und sicherste Absatz gebiet für Industrie und Gewerbe, die zuverlässigste Stütze des Binnenmarktes ist. Nur enges, vom Geiste gegenseitigen Verständnisses getragenes Zusammenwirken zwischen allen Erwsrbsfiän- den, zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zwischen Wissenschaft und Praxis kann zu einer wirkungsvollen Belebung unseres hei mischen Marktes und damit zur Überwindung der Wirtschafts- und Arbeitssorgen führen. Bei Sicherung ihrer Existenzbedingungen ist die Landwirtschaft durchaus in der Lage, durch weitere Intensivierung ihrer Betriebe an der Behebung dieser Sorgen mitzuarbciten und neue bodenständige Arbeitsplätze zu schaffen und fo die unter der Danerarbeitskrise leidende:' Großstädte zu entlasten.