Volltext Seite (XML)
MrufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di« 8 gespaltene Raumzeile LO Rpfg.. die 1 gespalten« Zeil« d«r amtlichen Bekanntmachung«« 40 Beicht psrnnig, di« 3gtsp»lt«n« Ncklamkz«»« lm textlich«» Teil« 1 Reich,mark. Nachweisungsgebühr 2» Reichspsennig«, B«- geschriebene Erschrinungr. „ — » tage und Pl-Hvarschrift«« werden nach MSglichkei, Kernspremer: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige», annahm-di» norm.lvllhr. — — U Für die Richtigkeit d« durch Fernrus übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabattanspruch erlischt, wenn berBctrag durch Klage cingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerüt. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Dar »Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in d« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,3» RM., bei Poftbestellung 2AM. zuzüglich Abtrag« . -- «» . gebühr. Einzelnummern »Rpsg.All-Po,ianftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbotenundnnser.Bus. trstgerund Geschäftsstellen — . nehmen zu jeder Zeit B-- stellungen entgegen. ImFallc höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung der Bezugspreises. — Rücksendung eingesaadter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto b-iliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 118. — 86. Jahrgang Telegr Adr .Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Sonnabend, den 21 Mat 1S27 Wettkämpfe. Dem Trauerspiel des mißlungenen Ozeanfluges der beiden französischen Piloten, dessen Fehlschlag in Frankreich wie ein großes nationales Unglück empfunden wurde, folgte das über acht Tage dauernde Zögern der beiden amerikanischen Flieger, die zuerst verkündet hatten, sie würden den Gegenflug nach Europa alsbald antreten, gleichviel, ob das Unternehmen der Franzosen gelinge oder nicht. Es sollen sich da Streitigkeiten geschäftlicher Art mit den Auftrags- oder Geldgebern entwickelt haben, wahrscheinlich hat aber auch das Schicksal Nungessers etwas dämpfend gewirkt. Nun soll nach den letzten Nach richten einer der Amerikaner aber doch abgeflogen sein. Man wird also abzuwarten haben, ob er das Glück besser zwingen wird als die Franzosen. * Vorläufig ist die Überquerung des Ozeans in einem oder zwei Tagen jedenfalls noch unsicher. Hat Dr.Eckener seinen Zeppelin in rund vier Tagen nach Newhork über geführt, so konnte ihm diese Leistung noch von keinem Konkurrenten nachgemacht werden, und wenn auch unsere großen Schiffahrtsgesellschaften immerhin schon für eine nahe Zukunft mit einem regelmäßigen Luftverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt rechnen, die Praxis bleibt einstweilen hinter diesen Möglichkeiten doch noch recht weit zurück. Um so erfolgreicher bemühen sich die Schiff, bauingenicure um ständige Abkürzung der Fahr zeiten für die Verbindung von Küste zu Küste. Jetzt sind sie schon so weit, die Entfernung zwischen Europa und Südamerika, die bislang nicht unter drei Wochen zurückzulegen war, auf 16, ja auf 14 und gar, wenn die Nachrichten aus Italien nicht leere Übertreibungen dar stellen, auf 12 Tage zurückzuschrauben. Hier entwickelt sich ein Wettbewerb unter den Völkern, den man nur als segensreich bezeichnen kann, zumal die Auswanderung nach den südamerikanischen Staaten um so mehr anwachsen lb hartnäckiger die Nordamerikaner ihre Grenzen gegen Europa so gut wie geschlossen halten. Die Groß herzigkeit, deren sie sich sonst in allen Dingen selber so gern rühmen, läßt in dieser Beziehung nun einmal Vielerlei zu wünschen übrig — zum Schaden der Völker, die ihren Geburtenüberschuß aus eigenem Grund und Boden nicht mehr unterzubringen vermögen, wie Italien, oder die durch Friedensverträge, Wieden von Versailles, daran verhindert werden, ihn aus eigener Wirtschaftskraft zu beschäftigen und zu ernähre». Wenn hier nicht neues Unglück in der Welt entstehen soll, müssen beizeiten Ventile anderer Art bereitgestellt werden. * Der Wettkampf freilich, der jetzt zwischen England und den Regierenden von Moskau ausgekämpft wird, ist schon eine verteufelt weniger spaßige Angelegenheit. Fast könnte man auch hier sagen: rechter Hand, linker Hand, alles vertauscht. Die hoch kultivierten, aus strenge Rechtlichkeit eingeschworenen Minister Seiner großbritan nischen Majestät lassen die Polizei in ein mehr oder weniger durch diplomatische Immunität geschütztes, mehr oder weniger amtliches Gebäude der russischen Handels delegation mit allen Mitteln großstädtischer Fahndungs kunst einfallen, lassen dort eine Razzia größten Stils durchführen, Hunderte von Menschen nach Waffen und verdächtigen Papieren untersuchen, Mauern ausmeißeln, Geldschränke mit Feuer und Schwert aufbrechen, mit der geheimnisvollen Begründung, daß im Kriegsministerium ein Dokument von größter staatspolitischer Bedeutung ab handen gekommen sei, das unbedingt wieder zur Stelle geschafft werden müsse. Und die Moskauer Regierung, sonst nicht gerade ausgezeichnet durch den Ruf als unent wegte Hüterin bürgerlicher oder gar kapitalistischer Rechts und Moralanschauungen, protestiert entrüstet gegen den Schimpf, der ihren Leuten in London auf diese Weise an getan wurde, verlangt Entschädigung und Genugtuung und Garantien gegen eine Wiederholung solcher Polizei- attacken auf die unbestrittensten Grundsätze internationalen Geschäftsverkehrs und schwört Stein und Bein, daß sie fest entschlossen sei, jedweden Handelsverkehr mit England einzustellen, wenn man nicht endlich die diplomatischen Beziehungen mit dem Sowjetstaat aufnehmen werde. s Wer in diesem Rennen Sieger bleiben wird, läßt sich heute noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Sicher ist nur, daß man in England die Russen satt hat bis zum Halse und daß man sich die Fortsetzung ihrer internationalen Politik gegen die Weltinteressen des Bri tischen Reiches unter keinen Umständen länger gefallen lassen will. Soll jetzt endlich die schon seit langem ange. strebte Einheitsfront p-r westlichen und möglichst auch der mitteleuropäischen Kulturstaaten gegen den Osten zustande kommen? Wenn man die Reden liest, die beim Staats besuch des Präsidenten der Französischen Repu blik in London gehalten worden sind, möchte man fast glauben, daß die neu besiegelte Entente zunächst einmal gegen Rußland ihre Trumpfkarte auszuspielen beabsichtigt. Man könnte ja versuchen, Deutschland durch gewisse Versprechungen, die mehr seine West- als seine Ostgrenze betreffen, zum Anschluß zu bewegen, obwohl man eigent lich in London wie in Paris nachgerade wissen müßte, daß Versprechungen von dieser Seite her bei uns an .sina- Heilte BMW der WeltmlsWs-Konferenz. Eigener Fernsprechdienst Hes „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 21. Moi. Heute nachmittag 3 Uhr tritt die Wett wirtschaftskonferenz zu einer neuen Sitzung zusammen. Der Kon ferenz sollen heute sämtliche Empfehlungen und Resolutionen zur Beratung vvrgelegt werden. Eine Einbringung neuer Zusatz- oder Abänderungsanträge soll nicht mehr stattfinden. Man erwartet in der heutigen Vollsitzung die Annahme sämtlicher Resolutionen der Unierkommissionen. Die Redezeit ist für jede Rede auf 10 Mi nuten festgesetzt worden. MSlltltNMN für die M-TWllg des VMelMdrrates. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Genf, 21. Mai. Der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Erik Drummond, begibt sich heute wie vor jeder Ratstagung üblich nach London und später noch Paris, um mit den dortigen Kabinetten über die Iulitagung des Dölkerbundrates Fühlung zu nehmen. Der deutsche llntergeneralsekretär wird im Laufe der nächsten Woche gleichfalls Genf verlassen und sich nach Berlin be geben, um mit den dortigen maßgebenden Stellen auf der Tages ordnung stehende Fragen zu beraten. Purk M die öchltisW der deutschen Meflungen. Paris, 20. Mai. Die Mitteilung der deutschen Presse, daß nunmehr die Zerstörung der Befestigungsanlagen an der deutschen Ostgrcnze vollzogen sei, wird in Paris mit großem Interesse entgegsrgenommen. In gut unterrichteten französischen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß neue Verhandlungen zwi schen dem Quai d' Orsay und der Reichsregierung nicht vorge sehen seien. Man erinnert an den Beschluß des Völkerbundsrates im letzten Dezember, technische Sachverständige mit der Nachprü fung der Durchführung der Entwaffnungsforderungen zu beauf tragen, die sich mit den deutschen Behörden zu verständigen hät ten. In Paris wird besonders darauf hingewiesen, daß die deut schen Behörden bis jetzt die alliierten Sachverständigen noch nicht ousgesordert hätten, die nötigen Feststellungen zu tresfen. kraft sehr viel verloren haben. Die Russen würden, wenn England wirklich alle Beziehungen zu ihnen abbrechen sollte, um Gegenschläge kaum verlegen sein; soviel ver stehen sie schon von den Regeln des Boxkampfes, um ihren Gegner nicht dort zu tresfen, wo sie ihm nichts anhabm können, sondern an seinen verwundbaren Stellen, deren Sitz ihnen fa gewiß nicht verborgen geblieben ist. Di- Welt genießt hier jedenfalls ein Schauspiel, wie es ihr noch niemals geboten worden ist. N e u e Z e i te n, n e u e Unsitten — auch im diplomatischen Kriegssp'iel der Nationen! Dr. Sv. ReWpostmimster Schätzel über die Pvttoerhöhimgen. Der schöne Traum des 10-Psennig-Tarifs. Im Arbeitsausschuß des Verwaltungsrats der Deut schen Reichspost hat jetzt die Aussprache über die vom Reichspostminister vorgeschlagene Erhöhung der Postge bühren begonnen. Der Reichspostminister leitete die Ver handlungen mit einer Ansprache ein und betonte, daß der fast einmütige Protest der deutschen Wirt schaft gegen die geplante Portoerhöhnng wie alles in der Welt auch eine gute Seite habe. Das Ausland würde sich davon überzeugen können, daß schon die jetzt vorge sehenen Gebührenerhöhungen von der dänischen Wirtschaft als untragbar abgelehnt werden und weitere Belastungen des deutschen Volkes durch Heranziehung der Deutschen Reichspost zu den Dawes-Leistungen wirtschaftlich un möglich sei. Der Minister verteidigte im übrigen die geplanten Portoerhöhungen und wies darauf hin, daß die Reichspost mit ihren Sätzen sich jetzt nur der allgemeinen Preislage angleichen möchte. Der bisherige 10-Pfennig-Tarif habe im deutschen Volke vier Jahre lang den schönen Traum genährt, daß die Zehnpfennigmarke auch zehn Pfennig Wert hätte. Dieser 10-Pfennig-Tarif war aber eine objektive Unwahrheit, an der die Deutsche Neichspost vier Jahre lang schwer getragen hat. Der Minister drohte, wenn keine Deckung der Ausgaben der Post durch Gebührenerhöhung erzielt werden könnte, mit Rücksichtslosigkeit sofort jede weitere Ausgabe einzu stellen, das Bauprogramm möglichst stillzulegen, wobei Lindbergh nach Paris abgeflogen. Im Eindecker über den Ozean. Der amerikanische Hauptmann Lindbergh ist auf dem Newyorker Flugplatz Curtiß Field mit seinem Ryan-Eindecker zum Fluge nach Paris gestartet. Die ganze Welt verfolgt das Unternehmen Lindberghs mit um so größerer Anteilnahme und Spannung, als seine Vorgänger,Nungesser und Coli noch immer verschollen sind. Lindbergh hatte lange mit der Abreise gezögert, weil er vor allem gutes Wetter für seinen Flug haben wollte. Kurz vor dem Start tröpfelte ein feiner Regen, aber das Wetter besserte sich an der amerikanischen Küste; nach dem Start war an der Küste das schönste Wetter. Der zweite Ozean flieger, Bird, drückte Lindbergh vor seinem Ausstieg die Hand und wünschte ihm gute Reise. Einige tausend Neugierige waren schon lange vor dem Abfluge in Curtiß Field und blieben noch zusammen, als die Maschine dem Auge entschwunden war. Die voraussichtliche Flugzeit Lindberghs soll 40 Stunden betragen. In Fachkreisen weist man auf den Vorteil von Lindberghs Maschine hin, die im Gegensatz zu der von Nungesser Funkwechselgerät besitzt. über Nungesser laufen täglich widersprechende Mel dungen ein. Ein Küstenwachschiff, das einen Aeroplan- flügel gefunden und ins Schlepptau genommen hat, ist nach New London unterwegs. Das Wachschiff, dessen Re vier sich auf der Höhe von Montauk Point befindet, hat seinem Heimathasen von dem Fund funkentelegraphisch Mitteilung gemacht. Wie lange das Boot mit dem Aero- planslügel im Schlepptau brauchen wird, um die Strecke zwischen seinem Revier und New London zurückzulegen, ist ungewiß. Vielleicht trägt der Fund dazu bei, das Ver schwinden Nungessers aufzuklären. Die ersten Versuche, den Ozean zu überfliegen, gehen bis auf das Jahr 1910 zurück. Dem Engländer Alcock gebührt der Ruhm, im Jahre 1919 mit einem Landflug zeug von Neufundland nach Irland geflogen zu sein. Die Überquerung des Ozeans mit dem Luftschiff Z. R. M wird aber auch heute noch als das GlanzMS des Flug sportes angesehen. * Neuyork, 20. Mai. Um 6 Uhr nachmittags (deutscher Zett) ist das Flugzeug Lindberghs bei gutem Wetter über Halifax erschienen und flog mit sehr großer Geschwindigkeit nach Ost- Nordost. dann mehrere tausend Arbeiter entlassen werden müßten. Zum Schluß wandte sich Dr. Schätzel gegen das in der Öffentlichkeit an die Wand gemalte Gespenst einer neuen Inflation. Die Neichsbank fühle sich stark genug, für weitere Stabilisierung unserer Währung zu sorgen. MMerrede auf der Hansabm-lagung. Dr. Curtius Lver die Zollpolitik. Auf der Berlins: Tagung des Hansabundes ergriff auch der Reichswirtschaftsminifter Dr. Curtius das Wort. Die Ausarbeitung e'nes einheitlichen Zolltaris- schemas werde von der Genfer Wirtschaftskonferenz von allen Delegierten gefordert. Frankreich habe sich bisher aber bei dem deutsch-französischen Handelsabkommen zu diesem Vorschläge ch nicht durchringen können. Immer hin erhofft der Minister eine baldige endgültige Regelung der deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen. Von den weiteren Reden auf der Hansabundtagung ist die des Generalsekretärs Mosich besonders hervorzu- hcben, der von der jetzigen unglaublich hohen Steuerlast ungünstige Rückwirkungen für die Wirtschaft kommen sieht. Über 12 Milliarden hat das deutsche Volk jährlich an Steuern ohne Hinzurechnung der Reparationen zu zahlen! Die Konferenz von London. Das „dornige R h e i n l a n d p r o b l e m". Die Londoner Reise des Präsidenten der Französischen Republik, Doumergue, und des französischen Außen ministers Briand stehen in der Pariser Öffentlichkeit im Vordergrund des Interesses. Verschiedene Blätter haben den französischen Außenminister über die Eindrücke seiner Reise befragt. Briand betonte in seiner Erwiderung, daß der Londoner Besuch bewiesen habe, daß die „Entente Cordiale" fester denn je stehe. Nach der „Chicago Tribune" soll es sich bei der wich tigen Londoner Unterredung zwischen Briand und Chamberlain um einen richtigen diplomatischen Handel zwischen der englischen und der französischen Negierung gehandelt kabcn und «war auf foloender