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Wilsdruffer Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannsch^ft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpvü«: die 8gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Leichs pfennig, dkü 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. V*e» geschriebene Erscheinung«- tage und Platzvorschrisk« werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. «uzei^A, annahme bis vorm.10Uhr. Für die Richtigkeit d«? durch FernrufübcrmitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabatlansprv ch erlischt, wenn derBetrag dnrch Klage eingezogen werdenmuß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. An/^igen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wil»druff«r T«,edl»U» erschein! an allen Werktage» nachmittags S Uhr. »e,ug,preis: Bei Lbhalnn-in H^Deschafl.stcllt und »rn Ansgatcftellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten r,3v NM., bei Poftdeftellung »«,!,.Ä^P^anft^lt?» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°stb°^un?un,E v«,-rnnd De,chäfl.ft-llm ! u -2-tt nehmen,» jeder Zeit Be. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt uur, wenn Porto beilicgt. Rr.144 — 86.Jahrgang Telgr Adr »Amtsblatt- Wilsdruff« Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den23 Juni 1827 Ehrt durch die Tat! Eiu Wort zur Hindenburg-Spende. Am 2. Oktober werden in Deutschland die Glocken klingen und bis in den fernsten Winkel unseres Vater landes hinein die Kunde tragen, daß des Reiches Präsident sein achtzigstes Lebensjahr erreicht hat. Schon jetzt ave« soll dafür gesorgt werden, daß die Feier dieses Tage« nicht etwa bloß in tönenden Festreden, in Paraden und Fest, artikeln besteht; es entspricht viel mehr dem Wesen dieses Mannes, der sein ganzes Leben hindurch dieTatüber das Wort stellte, daß auch bei seinem 80. Geburts- tag die Tat wirkt, nicht Festwort oder Festartikel. Hindenburg-Spende — es war darum ein glücklicher, Beifall und jede Unterstützung heischender Gedanke, das ganze deutsche Volk aufzurufen, durch die Tat nun einmal der Verehrung Ausdruck zu geben, die wir diesem Manne in Krieg und Frieden schulden. Was für diese Spende zusammenkommen wird, das soll ja bestimmt sein für jene, die dem Herzen des Generalfeld. Marschalls, des Kriegsführers von einst, besonders nahs- stehen, nämlich sür die Kriegsbeschädigten und Kriegsinva- liden. Aber auch den Sozialrentnern und den notleidenden Mittelständlern soll der 2. Oktober eine Freude bescheren; die Hindenburg-Marke, die zum Doppelten des aufge druckten Preises verkauft werden soll, wird ganz zweifel los das Hereinströmen großer Mittel für diesen besonderen Zweck veranlassen. Das wäre wirklich eine Geburtstagsfeier, die ernst und würdig ist, der Not der Gegenwart, aber auch dem Wesen dessen entspricht, der geehrt werden soll. Und es ist eine Art der Geburtstagsfeier, an der jeder Deutsche teil nehmen kann seinen Kräften gemäß. Gewiß hat Hinden burg die Schriftzüge seines Handelns in Krieg und Frie den so tief in die Tafeln der Geschichte eingeschrieben, daß es dieser Spende nicht bedürfte, um seinen Namen und das Gedächtnis seiner Taten auch für die fernsten Geschlechter zu erhalten und zu bewahren. Aber vor allen, soll sa durch diese Spende denen geholfen werden, die sich jetzt i n Not und Elend befinden. Das Kriegsende hat ja verhindert, daß der so sehnsüchtig geäußerte Wunsch Hin denburgs in Erfüllung gehen konnte, eigenen Boden und ein eigenes Heim jedem seiner aus dem Krieg heim kehrenden Soldaten zu verschaffen, der sich nach Siedlung sehnte. Allzu eng wurden wir zusammengedrängt und wie in einen Käfig eingesperrt. Jetzt aber gilt es, dem Acht zigjährigen zu beweisen, daß er nicht bloß äußerlich der Repräsentant des deutschen Volkes ist, sondern sich im Herzen der Deutschen ein Denkmal er richtet hat, das dauernder als Erz ist. »Das deutsche Volk, einig in seinen Stämmen" — so hebt die Reichsverfassung an; aber leider bleibt dies meist nur ein Wort. Jetzt soll es einmal zur Tat werden, wenn es gilt, den „ersten Diener im Staat" zu ehren. Und es kann zur Wahrheit werden, weil selbst jene, die bei der Wahl Hindenburgs ihm noch als parteipolitische Gegner gegenüberstanden, zum großen Teil von ihm gewonnen find. Und das Volk ehrt sich selbst, das seins großen Männer ehrt. Ehrt durch die Tat, sich nicht mit dem Wort begnügt. Selten genug geschah es bisher; aber unvergeßlich bleibt es doch, wie einstmals das ganze deut sche Volk, einig in seinen Stämmen" nach der Katastrophe von Echterdingen auch durch solch eine freiwillige Spende den Grafen Zeppelin und dadurch sich selbst ehrte. So soll es jetzt werden, größer noch und gewaltiger, einiger noch und geschlossener, jetzt in der und durch die Hinden burg-Spende. * Huldigungen für Hindenburg. Auf zahlreiche im Bureau des Reichspräsidenten und bei der Reichsregierung eingegangene Anfragen und Vor schläge für die Feier des 80. Geburtstages des Reichsprä sidenten am 2. Oktober d. I. wird amtlich u. a. folgendes mitgeteilt: Reichspräsident von Hindenburg hat den Wunsch aus gesprochen, daß an seinem 80. Geburtstag von kostspieligen und geräuschvollen Feiern oder Veranstaltungen Abstand genommen werden möchte. Allen, die Hindenburgs an diesem Tage gedenken wollen, ist — einem jeden nach seinen Kräften — Gelegenheit gegeben, dies durch Betei- ngung an der „Hindenburg-Spende" oder Erwerb der "Hindenburg-Briefmarke" zu tun. Sie werden im Sinne des Reichspräsidenten handeln, wenn sie dazu beitragen, zahlreicher durch Kriegs- und Nachkriegszeit ge schädigter Volksgenossen zu lindern. Um der Bevölkerung Berlins und Umgegend Ge legenheit zu geben, an diesem Tage den Reichspräsidenten zu sehen und zu begrüßen, hat sich der Reichspräsident be reit erklärt, am Nachmittag des 2. Oktober (Sonntag) im Stadion eine Huldigung der Berliner Schul- jugend entgegenzunehmen. Auf dem Wege zum Sta dion sollen von den Linden ab Verbände und Vereine, die Studentenschaften und andere Körperschaften sowie die Bevölkerung Spalier bilden, um dem Reichspräsidenten ihre Begrüßung darzubringen. — Am Vormittag des 2. Oktober wird der Reichspräsident nach dem Gottesdienst die Glückwünsche der Reichsregierung, der Reichswehr und Reichsmarine, des Reichstags, Neichsrats und an derer Körperschaften in seinem Hause entgegennehmen. Für den Vorabend ist ein militärischer Zapfen streich vorgesehen. veuüedlanä unä die AeltwlrttedaN. Mustne-m» Handelsiag «Hamburg Eine Rede des Reichswirtschaftsministers In Hamburg ist der Deutsche Industrie- und Han- velstag zu seiner 47. Vollversammlung zusammengetretsn. Auf ihm hielt nach einer Begrüßungsansprache durch den Präsidenten Franz von Mendelssohn Reichswirtschafts minister Dr. Curtius eine bemerkenswerte Rede, in der kr die Lage Deutschlands zur übrigen Weltwirtschaft dar- legts. Minister Dr. Curtius betonte zu Beginn seiner Ausführungen, daß die Stabilisierung der Währung in Deutschland durchaus gewährleistet ist, und daß irgend welche Gefahr für die deutsche Währung weder zurzeit noch in Zukunft besteht. Auch von der Seite der Repa rationsverpflichtungen her kann der deutschen Währung eine Gefahr nicht drohen. Weiler machte der Minister die erfreuliche Mitteilung, daß die Ausfuhr der Fertigwaren aus Deutschland einen zwar langsamen, aber stetigen Auf stieg zeigt. Das Ziel einer ausgeglichenen und einer sich fortschreitend aktivierenden Handelsbilanz müsse nach wie vor durch Steigerung der Ausfuhr angestrebt werden. Diese Steigerung braucht Deutschland zur Bezahlung der sür uns notwendigen Rohstoffe und Nahrungsmittel und zur Abtragung unserer internatio nalen Schuldverpflichtungen. Der Minister kam sodann aus die von der Wirtschaft angestrebte Rationalisierung der Betriebe zu sprechen. Als das Ziel aller Rationalisierung bezeich nete er eine Vergrößerung des Absatzes auf der Grund lage verbilligter Gtitererzeugung. Senkung der Preise und entsprechende Steigerung des Realeinkommens ist der einzige Weg, auf dem sich eine Verbesserung der Lebens haltung der arbeitenden Klassen ohne Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft erreichen läßt. Die umgekehrte Entwickelung, die in einer gegenseitigen Steigerung von Preisen und Nominal löhnen besteht, führt zu keiner Besserstellung der Bevölke rung, muß den Absatz nach dem Auslande schmälern und damit rückwirkend eine Verteuerung der Waren auch im Inlands herbeiführen. Für die deutsche innere Wirt schaftspolitik sei es ein entscheidender Grundsatz, daß unbedingt DeMlM limm Ml in Lie MMls- LWMiWl!. Berlin, 22. Juni. Wie die Abendblätter aus London mel den, berichtet der Daily Telegraph, daß ein Mitglied der Genfer Mandatskommission bezüglich des deutschen Konunissionssitzes die Wshlvertsgung verlangt habe. Dieses Kommissionsmitglied habe betont, daß die Zusammensetzung der Kommission mcht nach der Nationalität, sondern nach der Eignung der Bewerber zu erfolgen habe. Das Neichsschulgesetz vor dem Reichs- kskinett Berlin, 22. Juni. Das Reichskabinett wird sich heute nachmittag um 5 Uhr mit den, nunmehr fertig gestellten Entwurf eines Rerchsschulgesetzes beschäftigen. Eröffnung des irischen Parlaments Eigener Nachrichtendienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 23. Juni. Das irische Parlament wird heute seine erste Sitzung abhalten. Man erwartet, daß heute alle Mit glieder den Eid leisten werden mit Ausnahme der Republikaner. Man reckMt mit großen Demonstrationen, da aus allen Teilen des Landes zahlreiche Republikaner eingetrosfen sind. Umfang reiche Vorsichtsmaßregeln sind getrosten worden. Zaleski über deuM-NolnMeSeMun-en Eine Unterhaltung mit dem polnischen Außenminister. Der polnische Minister des Äußern, Zaleski, hat rinem französischen Pressevertreter eine Unterredung ge währt, in der er sich über das deutsch-polnische Problem und alle Fragen der Außenpolitik, ,d e Polen berühren, äußerte. Er führte u. a. aus: Nichts wird unsern Willen zur Verständigung mit Deutschland brechen. Wenn Deutschland diese Verständigung anders auffaßt als wir, so können wir abwarten. In der Politik Wie in der Natur nimmt die Entwicklung ihren Fortgang. Diese Entwicklung ist bisweilen sehr langsam und er fordert viel Zeit. Aber es ist besser, sich fest und geduldig zu zeigen, als sich auf künstliche und wirkungslose Kom promisse einznlassen. die Verbindung zum Weltmarkt aufrechterhalten und der deutsche Produktionsapparat im Rahmen der Weltwirtschaft konkurrenzfähig bleiben mutz. Das gleiche ist auch sür die Außenhandelspolitik Deutschlands der maßgebende Gesichtspunkt. Der Minister behandelte so dann die Ergebnisse der Weltwirtschaftskonferenz, wovei er betonte, daß die Reichsregierung entschlossen sei, die Beschlüsse dieser Konferenz in die Tat umzusetzen. Es handelt sich hierbei vor allem um eine Senkung der erhöhten Zolltarife, den Abschluß langfristiger Handels verträge und den Abbau der Zollschranken überhaupt. Dr. Curtius bedauerte weiter, daß es noch nicht gelungen sei, eine dauernde wirtschaftspolitische Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich zu erreichen. Am Schluß seiner Wirtschastsrevne kam der Reichs- wirtschaftsminister dann noch aus den von der Reichs regierung gefaßten Beschluß zur Neuordnung der Zollsätze in Deutschland zu sprechen. Die Erhöhung des autonomen Kartoffcl- zolles auf eine Mark und des Fleischzolles auf die Sätze des deutsch-schwedischen Handelsvertrages ist, so unter strich Dr. Curtius, nicht in dem Sinne zu bewerten, alS wenn sie eine Bewegung zur Erhöhung des landwirt schaftlichen Zollniveaus einlciten sollte. Es handle sich vielmehr nur um eine im Interesse namentlich des bäuerlichen Grundbesitzes und der inneren Kolonisaiton notwendige Angleichung des Zollniveaus für diefe landwirtschaftlichen Sonderproduktc an das ge samte übrige landwirtschaftliche Zollniveau. Die gegen wärtig bestehende Disparität zwischen dem landwirtschaft lichen und dem industriellen Zollschntz möglichst bald zu beseitigen, ist jedoch auch der feste Wille der Neichsrcgie- runa Sie will dieses Ziel aber nicht ans dem Wege der Erhöhung des landwirtschaftlichen Zollniveaus, sondern durch einen entsprechenden Abbau des industrir-wirtschast lichen Zollniveaus erreichen. Wir wollen alles daransetzen, so beendete Dr. Cur tius seine Ausführungen, die Beschlüsse der Weltwirt- schaftskonfercnz soweit als irgend möglich zu verwirk lichen, weil wir davon überzeugt sind, daß das Schicksal Europas Deutschlands Schicksal sein wird und daß die wirtschaftliche Notlage der europäischen Staaten nur über wunden werden kann, wenn sie sich aus der enge« Ab geschlossenheit der überprotektionistischen Wirtschaftspolitik heraus wieder auf den freien Kampfplatz wirtschaftlichen Wettbewerbs binauswaaen. Russisch-finnischer Zwischensals. Abweisung finnischer Beschwerden. Bei den Erschießungen, die in Rußland vor kurzem nach dem Gesandtenmord in Warschau vorgenommen wur den und die das Entsetzen der Kulturwelt erregten, war auch ein angeblich finnischer Oberstleutnant Elven- green hingerichtet worden. In einer nach Moskau ge sandten Note protestierte die sinnische Regierung gegen die Erschießung Elvengreens und betonte dabei, der rus sische Einwand, die Staatsangehörigkeit Elvengreen-. hätte nicht festgestelft werden können, sei hinfällig. Außer dem habe das Verfahren den Gerechtigkeitsprinzipien der zivilisierten Staaten widersprochen. Run hat die russische Regierung geantwortet. Si? sagt dabei u. a.: Es lagen in der Angelegenheit Elven green, insbesondere in dessen eigenen Aussagen keinerlei Angaben über seine finnische Staatsangehörigkeit vor; außerdem sprach seine gesamte, mit den russischen mo ^r chistischen Organisationen verknüpfte Tätigkeit gegen eine derartige Annahme. Die Note spricht die Verwunderung der Sowjetregierung darüber aus, daß die finnische Re gierung es für nötig befunden habe, in der Angelegenheit einer Person zu intervenieren, die sich zum Ziel ihrer Tätigkeit zerstörende Arbeit gegen einen mit Finnland befreundeten Staat und die Organisierung terroristischer Akte gegen Vertreter dieses Staates sowie schließlich die Wiederherstellung des zaristischen Regimes gesetzt hatte, das fast ein Jahrhundert lang das finnische Volk und seine Kultur unterdrückte und mit dessen Vernichtung durch die Oktoberrevolution die Unabhängigkeit des Fin nischen Staates begründet wurde. Kirche, Volk und Giaai. Kundgebung des Königsberger Kirchentages. Vor dem Schluß des Evangelischen Kirchentages in Königsberg i. Pr. sprachen Prof U Dr. Kahl über Kirche und Vaterland, Professor Althaus über Kirche und Volkstum. Die bei diesen Vorträgen behandelten Fragen beantwortete der Kirchentag mit einer großen vaterländischen Kundgebuna, in der es beißt: Von ostpreußischem Boden, von der abgeschnnrtcu Grenz mark aus, aus welcher Nm und Gefahr mit besonders schwe rem Druck lasten, richte: der Deutsche Evangelische Kirchentag an die evangelischen Gemeinden ein Wori über Volk und Vaterland. Es gibt eine Gemeinschaft des Glaubens und der Liebe, die über Völkerarenzen und RassenumersLiede binwea