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Man muß es den Franzosen lassen: sie verstehen es ausgezeichnet, mit geringen Kosten gute politische Geschäfte zu machen, durch tönende Reden, laute Feste praktische Er folge einzuheimsen. Das ist auch der Hintergrund für die höchst feierliche Aufnahme, die man auf die fog. „amerika nische Legion" bei ihrem Besuch in Frankreich hernieder rauschen ließ. , Seit Frankreich eine Republik ist, hat man in Paris sehr oft und sehr gern daran erinnert, wie dereinst, als bor 150 Jahren die Nordamerikanische Union ihren Be freiungskampf gegen England führte, so mancher Franzose an diesem Kampf auf nordamerlkamicher Seite teilnahm, und der alte Lafayette, der das auch mltgemacht hat, wurde immer bei passender Gelegenheit, so auch jetzt wieder, in seiner langen Grabesruhe gestört. Dazu kommt, daß be sonders die Südstaaten, die einst sogar Kolonien Frank reichs waren, sehr viel französisches Blut aufweisen, wo von noch heute zahllose Städtenamen, namentlich im Mrsstssippibecke», zeugen. Das alles wird in Passenden Augenblicken gern aus der historischen Schublade herausgeholt. Jetzt tat man es auch wieder und d-rr französische Ministerpräsident selbst zog diese Schublade ganz mit her aus. Diese amerikanische Legion, deren Mitglieder nur teilweise wirkliche Mitkämpfer im Weltkrieg waren — marschierte doch auch eine Schar reizender „Bubiköpfe" in Paris am Grabe des „Unbekannten Soldaten" vorbei! —, schien ja zuerst Gegenstand mannigfacher kommunisti scher Angriffspläne zu werden, weil man sich an den Amerikanern wegen der Hinrichtung der Anarchisten Sacco und Vanzetti rächen wollte. Aber die französische Regierung kennt in solchen Fällen nicht die geringste Rück sicht und ging von vornherein mit größter Schärfe und bestem Erfolg gegen jeden Versuch vor, den Empfang der Amerikaner zu stören. Wie liebe Verwandte, die auf Besuch kommen, schleppte man sie von Feier zu Feier. Poincaro benutzte die Gelegenheit, um in besonders übler Form gegen Deutsch land vom Leder zu ziehen — und den Besuchern blieb auch Verdun nicht erspart. Mit einer Poincarö-Rede als Festgabe, die natürlich die französisch-ameri- konische Waffenbrüderschaft feierte. Er trägt :in bißchen sehr stark auf, dieser französische Staatspräsi dent von 1914, und sein historisches Wissen, das für die Zeit vor dem Kriege recht zahlreiche Lücken aufweist, ichwillt an, sobald er auf die Wasfentaten Frankreichs zu sprechen kommt. Der französische Heldenmut vor Verdun — der deutscherseits übrigens durchaus nicht verkleinert wird! — soll nach Poincarö die Ursache dafür gewesen ein, daß damals, 1916, die Italiener bei Görz, die Eng länder an der Somme und die Russen im Osten angreifen konnten, außerdem die „Konzentration" der Alliierten auf lern Balkan möglich wurde. Ein billiger „Stolz"! Denn die Offensive jener drei Mächte kam über Anfangserfolge nicht sinaus und diese „Konzentration" war ja nichts weiter rls eine Vergewaltigung des neutralen Griechenlands und der Treubruch Rumä- riens. Da paßt es denn ganz besonders hübsch, wenn Poincarö Verdun als die „Zitadelle des Ideals und des Rechts" nennt. Die „Gerechtigkeit und Zivilisation", nicht juletzt auch das „Selbstbestimmungsrecht der Völker" — rllerdings so, wie die Entente es auffaßt! — ist ja natür lich einzig und allein die Veranlassung gewesen, daß Amerika unser Gegner wurde! Wenn nur nicht die „Legionäre" bei all diesen Feiern lind Reden den Gedanken gehabt haben, daß „barGeld acht," oder, deutlicher gesagt, die Vereinigten Staaten lehr gern das Geld wieder zurückerhielten, das sie den Franzosen in jenem Kampf für die menschlichen Ideale zeliehen haben! Hat doch den Amerikanern bei einem Lmpfang in Reims ein sranzösischer Minister bescheinigt, ü . Amerikas der Entente den Sieg gebracht "UN endlich einmal gezahlt werden, doch - davon wurde nicht gesprochen! AMDungkn an die Veamien ab 1. Oktober. Vorschläge Dr. Köhlers angenommen Der Haushaltsausschuß des Reichstages begann die Beratung der neuen Besoldungsordnung. Neichsfinanz- i-umster Dr. Köhler eröffnete die Verhandlungen mit einer längeren Rede über die Besoldungsreform, in der er den von ihm verfaßten Entwurf dem Ausschuß emp- 'ahl. Er betonte hierbei, daß es erfreulicherweise nicht '/etwendig sein werde, zu Steuer erhöh ungen zu Breiten. Er begrüßte es, daß Preußen bereits erklärt ,°we, die Reform ohne Zuschüsse vom Reich durchfuhren können. Dr. Köhler stellte fest, daß er nicht in der Lage "R Änderungen am Finanzausgleich vorzunehmen. «. Schließlich wurde unter Ablehnung weitergehender ss^räge der Linken einstimmig folgender Vorschlag des die «Finanzministeriums über die Vorschußzahlungen an samten angenommen: Wirkung vom 1. Oktober sollen bis zur Verab- """ des neuen Besoldunasacsetzes an monat- Nbrültung unä Sicherheit. Beschlüsse in Gens. Nach längeren Beratungen des Abrüstungsaus schusses des Völkerbundes sind die einzelnen Vorschläge und Anträge zur Abrüstungsfrage in einem gemeinsamen Antrag der deutschen, französischen und holländischen Delegation einstimmig angenommen worden. Die Grundsätze dieses gemeinsamen Antrages gingen dahin, bei gleichzeitiger Weiterführung der Vorbereitungen der Abrüstungskonferenz die Bearbeitung der Sicherheits frage durch einen besonderen Ausschuß vornehmen zu lassen. Auch fällt der Schiedsgerichtsbarkeit eine wesent liche Rolle zu. Außerdem tritt die Entschließung für eine möglichst rasche Einberufung der allgemeinen Konferenz zur Begrenzung und Herabsetzung der Rüstungen ein; und zwar soll diese Abrüstungskonferenz auch dann ein berufen werden, wenn die Arbeiten der neuen Kommission keine weiteren Fortschritte aus dem Gebiet der Sicherheit gebracht haben. Angesichts dieser einstimmigen Annahme ist es von um so größerer Bedeutung, daß der deutsche Stand- Punktzu seinem vollenReckt aekwcunen isi. Geaen- üver der französischen These, die darin besteht, daß "das Problem der einzelstaatlichen Sicherheit gelöst werden müsse, bevor die Abrüstungsvorarbeiten erfolgreich fort gesetzt werden könnten, ist jetzt die von Anfang an von Deutschland vertretene Auffassung durchgesetzt und fest gelegt worden, daß zunächst unbehindert durch die künf tigen Sicherheitsberatungen die Vorarbeiten für die Ab rüstungskonferenz fortgesetzt und beschleunigt werden sollen. Das erreicht zu haben, ist, wie auch allseitig an erkannt wird, der zähen Arbeit der deutschen Delegierten Grafen Bernstorff und seiner Mit arbeiter zu danken. Die Vollversammlung des Völkerbundes beschäftigt sich am Freitag mit den vom Ausschuß vorbereiteten Fragen: Schiedsgericht, Sicherheit und Abrüstung. Wie es heißt, wird auch Reichsaußenminister Dr. Stresemann rin Verlaufe der Aussprache das Wort zu einer längeren Rede ergreifen. Die Arbeiten des Völkerbundes werden Mitte nächster Woche ihren Abschluß finden, doch dürfte Dr. Strese mann schon vor Beendigung der Völkerbundtagung Genf verlassen und Mitte nächster Woche wieder seine Tätigkeit in Berlin aufnebmen. Jie MWWskW m Sm«IM m der MmsmmlW des BSlderdmdes. Genf, 22. September. Nach den bisherigen Dispositionen soll die große Debatte über die Abrüstungsfrage in der Vollver sammlung des Völkerbundes am Sonnabend vormittag beginnen. Als Berichterstatter hierfür sind vorgesehen -er belgische Senator Brouckeure für den gestern angenommenen zusammengefaßten Re- soluttonsentwurs, der polnische Delegierte Sokal als Berichter statter für den polnischen Antrag und der Delegierte von San Salvador für den Antrag über die Kontrolle der privaten Waffen- sabrikation. Man nimmt an, daß zum Schluß der allgemeinen Debatte Rcichsaußemninister Dr. Stresemann das Wort zu grund sätzlichen Ausführungen in der Abrüstungsfrage ergreifen wird. l i ch e n Vorschüssen erhalten: die Beamten der Besol dungsgruppen 1 bis 5: Verheiratete 25 Mark, Ledige 20 Mark, Gruppe 6 bis 8: Verheiratete 30 Mark, Ledige 25 Mark, Gruppellbis 10: Verheiratete 50 Mark, Ledige 40 Mark, Gruppe 11 und höher: Verheiratete 70 Mark, Ledige 60 Mark, außerplan mäßige Beamte: 20 Mark, Wartegeld- und RuhegehaltsempsängersowieEmpfänger von Hinterbliebenenbezügen 10 Prozent für Wartegelder usw., aber unter Ausschluß der Frauen- und Kinderzuschläge. Offiziere und Soldaten der Reichs wehr sowie Polizeibeamte des Reichswasserschutzes in Besoldungsgruppen 1 bis 2: Verheiratete 5 Mark, Gruppe 3 bis 8: Verheiratete 15 Mark, Gruppe 9: Verheiratete 30 Mark, Gruppe 10 (Hauptleute usw. mit mehr als zwei Dienstjahren) Verheiratete 50 Mark. Gruppe 11: Ver heiratete 50 Mark, Ledige 35 Mark, Gruppe 12 und höher: Verheiratete 70, Ledige 60 Mark. Von einigen Seiten war gemeldet worden, daß die Besoldungsvorlage im Kabinett noch nicht endgültig verabschiedet sei. Vom Reichsfinanzministerium wird aber betont, daß ihm von einer besonderen Kabinetts sitzung zur nochmaligen Beratung der Vorlage nichts be kannt sei. Von neuen Änderungen an der Vorlage könne keine Rede sein, was natürlich nicht ausschließe, daß man im Kabinett nochmals über die eine oder andere Frage der Besoldungsordnung verhandeln werde. Berücksichtigung der Kriegsopfer. Da am 1. Oktober die Vorschüsse an die Beamten ausgezahlt werden sollen, wird der Zentralverband Deut- MerzMW der sMW»« Schiedsgerichts- Amsel dorch SeMlmd. Berlin, 22. September. Reichsaußenminister Dr. Strese mann wird, wie verlautet, im Laufe des Freitags -ie formelle Un terzeichnung der fakultativen Schiedsgerichtsklausel des Haager Schiedserichtes vornehmen. Die bevorstehende Unterzeichnung war vom Reichsaußenminister bereits in seiner Rede vor der Vollver sammlung zu Beginn der Tagung in Aussicht gestellt worden. Das neue deutsche Strafrecht. Beratungen des Reichstagsausschusses. Für die Beratung des Entwurfes des neuen allge, meinen Strafgesetzbuches ist ein besonderer Ausschuß des Reichstages gebildet worden, der jetzt zusammengetreten ist. Der Vorsitzende, Abg. v. Dr. Kahl (D. Vp.), sprach die Hoffnung aus auf ein verständnisvolles Zusammen wirken zwischen Regierung und Ausschuß und wandte sich an den ernsten Willen der Ausschußmitglieder als Ver treter des ganzen Volkes gerade bei der Schaffung des neuen Strafgesetzbuches. Alle Parteiinteressen seien zu rückzustellen. Es liege ihm daran, den Geist des Artikels 21 der Deutschen Reichsverfassung zu beschwören: „Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Volkes und an Aufträge nicht gebunden." Staatssekretär Joel führte aus, der Reichsjustiz minister habe den Wunsch, persönlich an den Verhand lungen teilzunehmen. Da der Minister soeben von Wien zurückgekehrt sei, werde er sicher von dort, wo augen blicklich die gleiche Materie mit der deutlich hervor getretenen Absicht der Rechtsangleichung zwischen Oster, reich und Deutschland behandelt werde, wertvolle Anregungen und Aufschlüsse mitbringen. Der Ausschuß behandelte dann zunächst die vier ersten Paragraphen des Entwurfes, die sich im wesentlichen mit dem Begriff der Strafbarkeit und der Straf bestimmung befassen. In der weiteren Beratung nahm Reichsjustizminister Dr. Hergt das Wort, um über seine Wiener Eindrücke in bezug auf die Rechtseinheit zwischen Österreich und Deutschland zu berichten. Im Nationalrat zu Wien sei es klar her vorgetreten, daß alle Parteien, auch die Oppositions parteien, mit der österreichischen Regierung in dem Wunsche einig sind, die Arbeiten an dem neuen Straf gesetzbuch zu fördern und sie, wenn irgend möglich, zum erfolgreichen Abschluß zu bringen und die Rechtseinheit mit Deutschland auf diesem Gebiet herzustellen. Darauf hin wurde im Ausschuß in Aussicht genommen, daß einige Mitglieder des Reichstagsausschusses zunächst mit entsprechenden Mitgliedern des österreichischen National rats Fühlung zu nehmen suchen, um einer ersprießlichen Zusammenarbeit hinsichtlich der Strafrechtsreform die Wege zu ebnen. Der Österreichische Nationalrat beendete nach zwei- tägiger Debatte die erste Lesung des neuen österreichischen Strafgesetzentwurfes, der die Angleichung an das deutsche Recht bringen soll. scher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener beim zuständigen Reichsministerium beantragen, in gleicher Weise auch den Kriegsopfern auf die in Aussicht stehende Erhöhung der Renten Vorschüsse anzuweisen. Die Berücksichtigung dieses Wunsches zum nächstmöglicher Termin sei in Aussicht gestellt worden. Es ist jedoch un wahrscheinlich, daß die Vorfchußgewährung noch mit der Ende September erfolgenden Rentenzahlung verbunden werden kann. Sindenburg an die Seutschnationalen. Schluß des Parteitages in Königsberg. Der erste Tag des Deutschnationalen Parteitages in Königsberg brachte nach einer Rede des Reichsinnen ministers von Keudell, der hervorhob, daß die Zeit kom men werde, in der die Deutschnatioualen über die Flaggenfrags sprechen werden, ein Schlußwort des stellvertretenden Parteivorsitzenden Schlange-Schö- ningen. Unter stürmischem Beifall erklärte der Redner, daß es für die Deutschnationalen und ihre Minister nur das eine Wort geben dürfe: Nach Ost-Locarno gehenwirnicht. Aufgabe der Partei und ihrer Führer sei es, den Weg zwischen dem politischen Radikalismus und einer Art von wirtschaftlichem Defaitismus wie bisher wciterzugehen. Zu Beginn des zweiten Verhandlungstagcs gab Graf Westarp, während sich die Versammelten von ihren Plätzen erhoben hatten, Kenntnis von folgendem Telegramm des Reichspräsidenten auf das Huldigungstclegramm des Vartcitaaes: