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MsdmfferTageSlatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^„,-i.D-st°uun^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend lkkrn Yk«s^«f4, «„l ö- - ' Betriebsstörungen besteht «ein .Anspruch aus ries-runz dkl Zeuung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung -ingcsondlcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegl. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriedene' Erscheinungstage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigl. - Anzelgen - Annahme' bis vormitlags 10 Uhr. m Für die Richtigkeit der durch Fernruf üdermit- Fernsprecher I ?lm1 WllsdrUsf Nr.806 «eiten Anzeigen überneh«' men wir keine Gewähr. ——» ——— — Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 89 — 94. Jahrgang Telegr^-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 15. April 1935 MW EMmzu M MtsWk. EruuLWiche Bedingungen der Neichr- regieruug zum WM. Irreführende Auslegungen in verschiedenen Presse- kommentarcn haben dieReichsregicrung veranlaßt, ihren Standpunkt in der Frage des Ostpaktes wie folgt zu präzisieren: l. In den Berliner Besprechungen hat der Führer und Reichskanzler der britischen Delegation mitgeteilt, datz die deutsche Negierung zu ihrem Bedauern nicht in der Lage sei, zum Ostpakt in der vorgeschlagenen Form ihren Beitritt zu erklären. Die deutsche Reichs regierung sei demgegenüber aber bereit, einem solchen kollektiven Sicherheitspakte ihre Zustimmung zu geben dann, wenn er erstens sich aufbaue auf gegenseitigen und allgemeinen Nichtangriffsverpflichtungen und Schiedsgerichtsverfahren, zweitens im Falle einer Friedensstörung ein kon- sultatives Verfahren vorsehe, drittens sei die deutsche Reichsregierung bereit — unter Betonung der Schwierigkeiten der einwandfreien Fest stellung eines Angreifers — sich allgemeinen Maß nahmen der Nicht Unterstützung eines solchen an- zuschlicßcn. Zu diesem Angebot steht die deutsche Neichsrcgierung auch heute. n. Der Führer und Reichskanzler hat in dieser Be sprechung weiter mitgeteilt, daß die deutsche Regierung nicht in der Lage sei, einem Paktvorschlag znzustimmen, der, sei cMsür alle oder für einzelne, mehr oder weniger autmnatische mili ¬ tärische Beistandsverpflichtungen enthalte. Diese sähe darin nicht ein Element der Friedenserhaltung, sondern eher noch ein Element der Friedensbedrohung. Die deutsche Reichsregierung bekennt sich auch heute zu dieser Aussassung und zu der sich daraus ergebenden Haltung. III. Die ReichsregicrunK hat sofort nach Übernahme der Macht ihren Wunsch ausgedrückt, mit den umliegenden Staaten Nichtangriffspakte ab- zuschlicßcn. Sie machte diesen Vorschlag, ohne eine eingehende Kenntnis bestehender zwei- oder mehrseitiger militärischer Abmachungen einzelner Staaten zu besitzen, und ohne jede Bezugnahme auf sie. Da sie selbst keine aggressiven Absichten hegt, fühlt sie sich von wirklichen Desensivabkommen auch nicht betroffen. Auch zu dieser Auffassung bekennt sich die deutsche Regie rung heute noch. So wenig sie daher in der Lage ist, einem Pakt beizutreten, der solche militärischen Verpflichtungen als ein wesentliches Element seines Inhaltes und damit seiner Existenz enthält, so wenig können solche außer halb dieses Paktes liegenden Vereinbarungen die deutsche Reichsregierung behindern, ihrerseits Nicht angriffspakte auf der oben fixierten Basis abzuschließen. Dies ist der Sinn der Antwort der deutschen Reichs regierung auf die Frage des kgl. britischen Botschafters, ob Deutschland bereit sei, einen Ostpakt auf der von ihm selbst angedeuteten Grundlage abzuschließen, auch für den Fall, daß andere Staaten unter sich noch besondere Ab machungen getroffen hätten oder treffen würden. Die deutsche Rcichsregierung will aber an dieser Stelle die folgenden Bemerkungen nicht unterdrücken: Die von verschiedenen Regierungen als nötig er achtete Ergänzung von Nichtangriffs- und Gewattaus- schließungspakten durch militärische Beistandsverpflich tungen beruht auf einem Widerspruch in sich. Ent weder man glaubt an freiwillig übernommene Ver pflichtungen oder man glaubt an sie nicht. Glaubt man an sie, dann ist die Notwendigkeit solcher militärischen Abmachungen nicht einzusehen. Zweifelt man aber an der aufrichtigen Einhaltung einer übernommenen Nicht- angrifssverpflichtung, dann ist dieser Zweifel genau so berechtigt gegenüber der sinngemäßen Einhaltung der er gänzenden militärischen Verpflichtungen solcher Friedens- Pakte. Wenn es möglich ist, daß aus Nichtangriffspakten Kriege entstehen, ist es ebenso möglich, daß ans defensiven Beistandspakten offensive Angriffshandlungen kommen. Nur scheint der deutschen Reichsregierung der Weg vom Gcwaltablehnungs- und Ausscheidungspakt zum gewalttätigen Friedensbruch ein weiterer zu sei» als der Weg von militärischen Verpflichtungen defen siver Natur zu einer militärischen Haltung offen- siver Art. Die deutsche Reichsregierung sieht aber nach wie vor in dieser Entwicklung militärischer Bünd nisse in Europa kein Element einer kollektiven friedlichen Entwicklung oder gar einer Garantie des Friedens. Sie ist daher auch nicht in der Lage, Pakte zu unter zeichnen, in denen solche Verpflichtungen ein integrieren der Bestandteil sind, gleichgültig, ob für alle oder für einzelne Teilnehmer. Der vorstehende Standpunkt ist dem britischen Staatssekretär des Äußeren durch Vermitt lung der hiesigen Botschaft amtlich mitgeteilt worden. Illi SWerMmgks ir Aresa. Die abschließenden Veratungen am Sonntag. Die Konferenz von Stresa ist am Sonntag, Wittags gegen 12 Uhr, beendet worden. Mussolini hatte zur letzten Besprechung die englischen und französischen Minister auf 10 Uhr vormittags gebeten. Es handelte sich nur noch nm die Fertigstellung der Ent schließungen und Erklärunge n, mit denen man die Konferenz von Stresa geschlossen hat. Die Texte dieser Entschließungen wurden im Lause der Nacht zum Sonntag von den Sachverständigen der einzelnen Dele gationen in stundenlangen Verhandlungen aüsgearbcitet. Tie Fertigstellung des Textes machte auch am "Sonntag mittag noch so viel Mühe, daß man die ursprünglich auf 12 Uhr angesetzte öffentliche Bekanntgabe des Textes der Entschließungen auf 2 Uhr nachmittags und dann auf c> Uhr nachmittags vertagen mußte. Im Anschluß an die Bekanntgabe der Texte empfingen die Delegationen der Engländer, Franzosen und Italiener noch kurz die Vertreter ihrer Presse. Inzwischen standen schon die Autos vor dem Grand Hotel bereit, um die Dele gierten zu dem Zug nach Genf zu bringen. Die Umgebung des Hotels wurde wieder durch Militär und Carabinieri abgcsperrt. Der gesamte Weg vom Hotel bis zum Bahn- dof wurde von Truppen und Polizei besetzt. Auf dem Platz vor dem Bahnhof marschierte eine Ehren kompanie der italienischen Armee mit einer Fahne aus. Mussolini geleitete seine Gäste, die gemeinsam abreisten, zum Bahnhof. Drei Schlußerklärungen. Die in den Beratungen von Stresa vereinbarten Er- "arungen zerfallen in drei Teile, und rwar in eine i gemeinsame Entschließung der Konse- I renz, in eine Erklärung der englischen und italienischen Negierung über eine Locarno- Garantie und in eine gemeinsame kurze Schluß erklärung. Die gemeinsame Entschließung. Die Texte der Erklärungen von Stresa in französischer, englischer und italienischer Sprache Weichen in manchen Äusdrücken voneinander ab, wodurch zwar der sachliche Inhalt nicht geändert, aber doch der Ton der Erklärungen in manchen Punkten beeinflußt wird. Der französische Text der gemeinsamen Entschließung der drei Mächte lautet in deutscher Über setzung: Die Vertreter der Regierungen von Italien, Frankreich und Großbritannien haben in Stresa die allgemeine europäische Lage im Lichte der Ergebnisse des Gedankenaustausches geprüft, der in den letzten Wochen durchgeführt wurde. Sie haben von der Entscheidung Kenntnis genommen, welche die deutsche Regierung am 16. März getroffen hat, und von den In formationen, welche die englischen Minister im Laufe ihres Besuches in verschiedenen europäischen Hauptstädten er halten haben. Nachdem die Vertreter der Mächte die Wir kung von diesen Ereignissen auf ihre Politik, wie sie in den Vereinbarungen von Rom und London fcstgelegt ist, erwogen haben, fanden sic sich in voller Übereinstimmung über die ver schiedenen erörterten Angelegenheiten in folgender Form zusammen: 1. Sie einigten sich über eine gemeinsame Hal tung für den Verlauf der Erörteruna über de» Antrag. welchen die französische Regierung dem VölkerbünLZrär unterbreitet hat. 2. Die erhaltenen Informationen haben ihre Ansicht bestätigt, daß die Verhandlungen über die Regelung der Sicherheit, die für Osteuropa erwünscht ist, weiter- gcführt werden sollen. 3. Die Vertreter der drei Regierungen haben von neuem die Lage Österreichs geprüft. Sie bestätigen die englischen, französischen und italienischen Erklärungen vom 17. Februar und 27. September 1934, durch Welchs die Regierungen anerkannt haben, daß es notwendig ist, die Unabhängigkeit und Integrität Oster - reichs aufrechtzuerhalten, und daß diese Notwendigkeit ihre gemeinsame Politik weiterhin leiten mutz. Die Mächte beziehen sich auf das französisch-italienische Protokoll vom 7. Januar 1935 und auf die englisch-französische Erklärung vom 3. Februar 1935. Dadurch ist die Entscheidung be stätigt, daß die Mächte über die Maßnahmen jeweils be raten wollen, welche im Falle einer Bedrohung der Inte grität und Unabhängigkeit Österreichs getroffen werden müssen. Die Mächte sind übereingckommen, die Vertreter aller Regierungen, die in dem Protokoll von Nom genannt sind, zu einem möglichst nahen Zeitpunkt zu einer Zu sammenkunft zn bitten, um die Vereinbarungen ab zuschließen, die sich auf Mitteleuropa erstrecken. 4. Was den ins Auge gefaßten Luftpakt für Westeuropa betrifft, so bekräftigten die Vertreter der drei Staaten die Grundsätze des Verfahrens, das ein geschlagen werden soll, wie es im Londoner CommuniquS vom 3. Februar vorgesehen ist, und beschlossen, das Stu dium dieser Frage aktiv fortzusetzen, in der Absicht, einen Pakt zwischen den fünf Mächten ab- zuschließen, die im Londoner Communiquö erwähnt Werden, sowie von allen zweiseitigen Vereinbarungen, welche ihn begleiten können. 5. In der F r a g e d e r R ü st u n g e n haben die Ver treter der drei Regierungen daran erinnert, daß das Communiquö von London ein Abkommen vorsah, das frei mit Deutschland vereinbart werden sollte, und das die in Betracht kommenden Bestimmungen des Teils V von Versailles ersetzen sollte. Sie unterzogen weiter die Handlungen der deutschen Negierung und den Bericht Sir John Simons über seine Unterhaltungen mit dem Deutschen Reichs kanzler üb ex diesen^ Gegenstand einer sorgfältigen und besorgten Besprechung. Die Vertreter der drei Regierungen haben mit Be dauern festgestellt, daß die Methode der einseitigen Aufhebung (röpuckieation unilaterale), welche die deutsche Regierung in dem Augenblick angenommen hat, wo Schritte zu einer freien Regelung des Problems der Rüstungen vorgesehen waren, dem öffentlichen Vertrauen in die Sicherheit einer friedlichen Ordnung Abbruch getan hat. Andererseits hat der Umfang des angekün digten Programms der deutschen Auf rüstung— eines Programms, dessen Ausführung schon weit fortgeschritten ist — die quantitativen Voraussetzun gen aufgehoben, auf welchen bisher die Bemühungen für die Abrüstung gegründet waren, und die Hoffnungen mit der Maßnahme zerstört, welche diese Anstrengungen begleitet hatten. Die Vertreter der drei Mächte bekräftigen nichtsdesto weniger ihren ernsten Wunsch, den Frieden zu er- halten durch Herstellung eines Gefühls der Sicherheit und erklären für sich selbst, daß sic ernstlich bestrebt bleiben, sich an jeder praktischen Anstrengung zu be teiligen, durch die die internationale Verständigung durch Begrenzung der Rüstungen gefördert werden kann. 6. Die Vertreter der drei Regierungen haben von dem Wunsche Kenntnis genommen, der von einigen Staaten ausgedrückt ist, deren militärischer Status durch die Verträge von St. Germain, Trianon und Reuilly fe st gelegt ist, und zwar von dem Wunsch, eine Revision dieses Status zu erreichen. Sie haben entschieden, auf diplomatischem Wege die anderen interessierten Staaten davon zu unter richten und den interessierten Staaten eine Prüfung dieser Frage unter dem Gesichtspunkt zu empfehlen, daß sie innerhalb des Rahmens allgemeiner und regionaler Garantien der Sicherheit geregelt wird. England und Italien garantieren den Locarnopakt. In einer weiteren Erklärung, die von den Ver- treternJtaliensund Großbritanniens mi< Bezug auf den Vertrag von Locarno gemacht worden ist, heißt es: „Die Vertreter Italiens und Großbri tanniens, von Mächten, welche am Vertrage von Locarno nur als Garanten beteiligt sind, bestätigen feierlich alle Verpflichtungen, die sich aus diesen Verträgen für sie ergeben, und erklären ihre Absicht, die Verträge treu zu erfüllen, wenn die Notwendigkeit da-