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«eure »cvk« »om»»! MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und ^>a» .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Frei Haus, bei Posldestelluhg 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Bpsg. Alle Postanstalten und Post- Esten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Töl)tl)kNvlnH fÜk U. UMffefftNd gegen. Im Falle höherer iGewalt,Krieg od. sonstiger ' ' Betriebsstörungen besteht Kein.Anspruch auf Lieferung der Ieitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Npjg. —. 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Einst zogen die Flamen und Niedersachsen, die Schweizer, Thüringer, die Sudetendeutschen, die Salzburger und die Franken gen Osten und siedelten. So wurde Ostpreu ßen ein Land aller deutschen Stämme. Auf feinem Grunde fanden sie sich, alle Deutschen, zu.gesamt deutscher Arbeit. An dieses geschichtliche Vorbild der Ein heit unseres Volkstums knüpft der VDA., der Volksbund für das Deutschtum im Ausland an, wenn er zu seiner dies jährigen Pfingsttagung nach dem Ostlande ruft. Stehen doch diese Tagungen im Zeichen der volksmäßigen Ver bundenheit aller deutschen Stämme. Deutsche aus aller Welt werden sich in Königsberg zu der kulturellen Ge meinschaft des deutschen Hündertmillionenvolkes, das auf alle fünf Erdteile zerstreut ist, bekennen. Der VDA. wird erneut dafür Zeugnis ablegen, daß er Treuhänder des ganzen Volkes ist, um gesamtdeutschen Aufgaben zu dienen. Auch von einem anderen Blickfelde ist Ostpreußen ein Sinnbild Volksdeutschen Denkens: Ostpreußen ist nicht eine Insel des Reiches inmitten fremder Staatlichkeit, es -ist ei n e B r ü ck e zu den Auslanddeutschen in Memel, im Baltikum und in Polen. Möge die Ostlandtagung des VDA. dazu beitragen, jedem Deutschen im Reich dieses Bewußtsein lebendig zu machen. Denn unsere Volks genossen draußen stehen im aufreibenden Selbsterhal tungskampf und brauchen die stärkende Gewißheit: Das gesamte deutsche Volk steht geschloffen hinter uns. Jedes Leid, das man uns zufügt, trifft das ganze Volk. Und unser Schicksal istaller Schicksal. In Königsberg wird der VDA. Rückschau halten aus die Leistungen und Erfolge des letzten Arbeits jahres. Nicht nur die Zahl seiner Gruppen und Mitglie der hat sich im weiteren Verlaufe des 1933 begonnenen Volksdeutschen Aufstiegs im Reich bedeutend vergrößert. Auch seine finanziellen Leistungen sind erfreulich gestiegen. Der Vcrcinsrahmcn ist schon bei der Tagung in Passau, Pfingsten 1933, gesprengt worden. Aus dem Verein ge staltet sich immer mehr ein Volksbund. Der nationalsozia listische Staat ist auf Volkstum gegründet. Daher muß sich jeder Reichsbürger, wie der Innenminister des Rei ches bei der letzten Pfingsttagung des VDA. ausführte, dessen bewußt werden, daß er nicht nur Staatsbürger, son dern auch Volksgenosse ist, der Verpflichtungen dem ge samten deutschen Volkstum gegenüber auf sich zu nehmen hat. Innerhalb dieser Linie vollzog sich die innerdeutsche Entwicklung des VDA. im letzten Jahre, das nach 1933, dem Jahre des Aufstiegs und des Volksdeutschen Durch bruchs, ein Jahr des Ausbaus und der Festiauna war. Nach außen gesehen wird der VDA. rn Königsberg die Achtung vor der Hoheit unseres deut - schenVolkstums fordern. Wie der Führer in seiner letzten großen Rede vor dem Reichstag erneut der Welt verkündete, wünschen wir kein Germanisieren. Wenn wir Deutsche zum VDA. nach Königsberg fahren, so wollen wir keine Staaten angreifen und keine Grenzen verschie ben. Der Führer der Polen im Reich, Dr. Kaczmareck, hat erst kürzlich einem dänischen Journalisten bescheinigt, daß sich die Lage der Auslandpolen im nationalsozialistischen Reich günstiger gestaltet hat. So wie wir fremdes Volks tum achten, verlangen wir auch, daß deutsches Volkstum geachtet wird. Was auch der „Weltverband der Ausland- Polen" oder die Vereine der Auslandlitauer und -Esten für ihr Volk in Anspruch nehmen, genau das gleiche Recht fordern wir Deutsche für die fünfunddreißig Millionen unserer Volksgenossen, die nicht das GMck haben, im Mut terlands zu leben. Wir sehen die Geschichte von den ewigen Werten des Volkstums aus und erkennen, daß Jahrhun derte währende staatliche Machtkämpfe im günstigsten Falle nur die Oberschicht eines geknechteten fremden Volkstums anzuritzen imstande sind. Die Substanz des Volkstums aber und die breiteren Schichten können nicht mit den kleinlichen Mitteln staatlicher Entnationalisierung vernichtet werden. Nur die gegenseitige Achtung vor dem Volkstum kann unserem völkisch so zerklüfteten Und zerrissenen Erdteil aufrichtigen Frieden und der Menschheit neues Leben geben. Das ist die weltpolitische Bedeutung der deutschen Volkstumsarbeit, wie sie auf der Pfingsttagung des VDA. in Königsberg einen ihrer Höhepunkte erleben wird. Dr. Walter Stark. Unser höchstes Gut ist ein gesundes, lebensstarles Volk. Wir schassen es, wenn wir gesunde, deutsche Mütter und gesunde Kinder dem deutsche Volk er halten! Für dieses Ziel kämpft die NS-Volkswohl- sahrt! Kämpfe auch Du mit! Iss Minen MW wieder gestürzt Die Kammer verweigert mit kuapper Mehrheit die Vollmachten Die französische Kammer hat am Dienstagabend bei der entscheidenden Abstimmung über den Ermächtigungs- gesetzentwurs das neue Kabinett Bouiffon gestürzt. Mit der äußerst knappen Mehrheit von 264 gegen 262 Stimmen verweigerte das Parlament der Regierung die verlangten Vollmachten zur Verteidigung des Franken und zur Sanie rung der Staatssinanzcn. Die Kammer war bereits am Nachmittag zusammen getreten, um die Regierungserklärung des neuen Kabinetts entgegenzunehmen. Das Haus bot das Bild eines großen parlamentarischen Tages. Minister präsident Bouiffon, seit neun Jahren zum erstenmal nicht mehr auf dem Hochsitz des Kammerpräsidenten, der sozusagen seine persönliche Domäne geworden war, verlas die knapp gehaltene Erklärung, die in gleicher Form von Justizminister Pernot im Senat bekanntgegeben wurde. Die Regierungserklärung. Die neue Regierung stelle die breiteste Einheit dar, die seit dem Kriege verwirklicht werden konnte, so hieß es in der Erklärung. Bisherige Gegner Hütten sich zusammen gefunden, um die nationale Währung aufrechtzu erhalten und die Finanzen und die Wirtschaft des Landes wiederherzustellen. Jn einer außergotvöhnlichen Lage bedürfe es außergewöhnlicher Mittel, die, um wirksam zu sein, sofort angewendet werden müßten. Die erweiterten aber begrenzten und zeitweiligen Voll machten, die die Regierung fordere, sollten ihr die Möglichkeit geben, sofort die Spekulation zu brechen und den Franken vor jedem Angriff zu sichern. Ihre Ziele seien aber noch weiter gesteckt. Die Finanzen und die Wirtschaft Frankreichs, die durch eine seit fünf Jahren an dauernde Krise erschüttert seien, müßten zur Gesundung gebracht werden. Das fordere wieder eine neue An strengung, um das Gleichgewicht des Budgets herzustellen. Dabei werde nichts versäumt werden, um die verschiedenen Zweige des Wirtschaftslebens anzuregen und den Austauschverkehr mit dem Auslande zu beleben. Nach der Verlesung der Regierungserklärung durch den Ministerpräsidenten wurden die Jntcrpellations- anträge bekanntgegeben. Ministerpräsident Bouiffon verlangte sofort Vertagung ihrer Beratung unter Stellung der Vertrauensfrage. Bei dieser ersten Ab stimmung siegte die Negierung noch mit 39V gegen 192 Stimmen! Dann wurde von Ministerpräsident Bouiffon das Ermächtigungsgesetz eingebracht, das der Re gierung bis zum 31. Oktober 1935 alle diejenigen Vollmachten geben sollte, die geeignet wären, die Sanierung der Staatsfinanzen zu verwirklichen, die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Betätigung zu er möglichen und die Beeinträchtigung des öffentlichen Kre dits zu verhüten und zu unterbinden. Dieses Gesetz über wies man zunächst verfassungsmäßig dem Finanzaus schuß der Kammer und vertagte die Sitzung aus eine Stunde. Nach ihrer Wiederaufnahme erklärte der General- berichtcrstatter des Finanzausschusses, daß der Gesetz entwurf mit 19 gegen 18 Stimmen vom Ausschuß ge billigt worden sei — also mit einer außerordentlich knappen Mehrheit, die beweist, wie nahe das neue Kabinett daran war, wie sein Vorgänger schon im Ausschuß zu scheitern. Bei der Stimmung der Kammer war zunächst anzu nehmen, daß die Regierung mit ihrem Gesetzesantrag durchkommen werde. Jedoch war viel bemerkt worden, daß ein großerTeil der Radikalsozialen die Regierungserklärung mit eisigem Schweigen aus genommen und nur eine Minderheit dieser ausschlag gebenden Gruppe dem Ministerpräsidenten Beifall ge spendet hatte. Schon bei der mittags abgehaltenen Sitzung der Radikalsozialen kam eszusoheftigenAusein- andersetz ungen, daß Staatsministcr Herriot den Sitzungssaal mit der Erklärung verließ, er werde den Partcivorsitz nieder legen. Nur mit Mühe konnte er von seinen näheren Freun den bewegt werden, diesen Entschluß zurückzunehmen, aber die Gegensätze innerhalb der radikalsozialen Gruppe waren damit nur äußerlich geglättet und führten somit zum Sturz des Kabinetts Bouiffon bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz. Nachdem am Schluß einer verhältnismäßig kurzen Debatte über das Vollmachtengesetz Finanzmini st er C a i l l a u x sich als unbedingter Gegner jeder Abwertung bekannte und Ministerpräsident Bouiffon einen drin genden Appell an die Parteien des Hauses und besonders an die Badikalsozialen aericktet batte, erkolate die Abstimmung, für die die Regierung die Vertrauens frage gestellt hatte. Sie erbrachte die Ablehnung des Re gierungsantrages mit 264 gegen 262 Stimmen. Was nun werden soll, liegt völlig im Dunkeln. Das Kabinett begab sich nach seiner Kammerniederlage sofort zum Präsidenten der Republik, um seine De mission anzuzeigcn. Es ist kaum anzunehmen, daß es so schnell gelingen wird, einen Politiker zu finden, der sich jetzt für die fast ans- sichtsloseAufgabe hergibt, noch einmal den Kampf mit diesem Parlament aufzunehmen. In politischen Krei sen hört man jetzt davon sprechen, daß dem Präsidenten Lebrun nichts anderes übrigbleiben wird, als die Kammer aufzulösen. Bouiffon lehnt Regierungsbildung ab. Ieanneney Nachfolger Bouiffons? Große Erregung u. Zwischenfälle in Paris Paris, 5. Juni. Der Präsident der Republik scheint entschlossen zu sein, die durch den Sturz des Kabinetts Bouis- son ausgebrochene neue Krise so schnell als möglich zu lösen, weil man andernfalls äußerst ungünstige Auswirkungen auf die politische und wirtschaftliche Lage und namentlich aus die Haltung des Franken bcsürchtet. In politischen Kreisen wurde im Läufe des Abends Laval als die geeignete Persönlichkeit für die Bildung einer einigermaßen dauerhaften Regierung bezeichnet. Tatsächlich hat der Staatspräsident den Außenmini ster empfangen und ihm gegenüber anscheinend auch de» Wunsch, die Regierungsbildung zu übernehmen, geäußert. Ob Laval abgelehnt hat, steht noch nicht sest. Man erklärt nur, daß er dem Präsidenten Lebrun vorgeschlagen habe, eg noch einmal mit Bouiffon zu versuchen, der jedoch auf Grund einer weiteren Besprechung mit dem Stoatsches erklärte: „Ich nehme nicht an!" — Bouiffon Hst den Vertretern der Presse mitgeteilt, daß er für die Betrauung des Senatspräsibente« Ieanneney vorgeschlagen habe. Die Folgen der Regierungs krise, in der man bereits Anzeichen sür eine Regimekrise er blicken könnte, haben sich im Lause des Abends geltend gemacht. Rechtsstehende Gruppen, vor allem Mitglieder der royalisti schen Action Francaise, sind auf die Straße gezogen, um ihre» Unwillen über die Lage Ausdruck zu geben. Im Quartier La tin und auf den übrigen großen Boulevards herrscht ziem liche Erregung. Am Opernplaß ist es zu bedauerlichen Zwi- schensällen gekommen, in dem Augenblick, als die Besucher der unter Furtwänglers Leitung stehenden „Walküres-Aus führung das Operngebäude betraten. Junge Burschen, die den sogenannten faftistischen Verbänden ongchören, versuchten, die Gäste am Betreten der Oper zu hindern und führten einen Höllenlärm aus. Ein starkes Polizeiaufgebot eilte auf zwei Lastwagen herbei, um Weiterungen zu verhindern. Mehrere der Ruhestörer wurden verhaftet. Ansammlungen von rechts stehenden Studenten und Angehörigen der Ieuneffe Patriots wurden aus dem Luxembourg-Viertel gemeldet. Eine Warnung Lavals an das Parlament Paris, 5. Juni. Außenminister Laval gab nach seiner Unterredung mit dem Präsidenten der Republik, in der er vorschlug, Bouiffon erneut mit der Regierungsbildung zu be trauen, der Presse folgende Erklärung ob: „Ich bedaure die Abstimmung der Kammer. Ich bleibe den demokratischen Ein- richtungen und der öffentlichen Freiheit zugetan, aber, um sie hochzuhatten, darf man den öffentlichen Kredit und die Autorität des Staates nicht in Gesahr bringen. Ich habe die Ehre, seit mehreren Monaten die auswärtige Politik Frank reichs zu leiten. Auf diesem Gebiet mehr als auf irgendeinem anderen muß Frankreich stark bleiben. Die Leiter der Außen politik werden die notwendige Autorität haben nur in dem Maße, als der öffentliche Kredit des Landes nicht beeinträch tigt wird. Europa ist unruhig; der Friede ist ungewiß, und meine ganzen Bestrebungen sind daraus gerichtet, ihm eine feste Grundlage zu geben. Die politische Krise in unserem Lande sckwächt die Autorität Frankreichs. Niemand bleibt geeigne- ter als mein Freund Bouiffon, die Regierung zu übernehmen. Die Tatsache, daß er neun Jahre hindurch das Amt als Kam merpräsident bekleidet hat, zeigt, daß er der Schiedsrichter der Parteien bleibt. Ich verstehe das Zögern des Parlaments, auf seine Vorrechte zu verzichten, aber das Parlament muß einsehen, daß nach dieser doppelten Krise es sich nicht länger seinen Pflichten entziehen kann. Die Sympathiekundgebung, die die Kammer Fernand Bouiffon nach der Abstimmung be reitete, beweist, daß die Abstimmung keinen persönlichen Cha rakter trug. Ich Hobe beim Präsidenten der Republik daraus bestanden, daß Bouiffon erneut berufen wird."