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MMMMeW Mionale Tageszeitung für Landwirtschaft und alle anderen ^^^^ruffer Äezirks >as .Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. Anzeigenpreise laut aufliegendcm Tarif Nr. 4. Dorgeschriedene 'ei-Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Erscheinungstage und Platzvorschriften werden 7 oten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu AHrZ bis vormittags 10 Uhr. ^LM^oie Nichtigkeit der Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Des Stadt- durch Fcrnrus MicrmiL Fernsprecher: Am^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Das .Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— jrei Haus, bei Postdestellung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalicn und Psst- »oten.uulereAusträgeru. , . . , .. .. Wclchäftsstelle. nehmen zu jederzeit Bestellungen ent. Womenvtlltt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer «Sewall, Krieg od. jonstiger Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch aus Licierung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung «ingesandtcr Schriststüchc ersolgt nur, wenn Rückporto bestiegt. Nr. 121 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wi lsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 25. Mai 1935 Es läßt sich nicht länger leugnen, daß Frank reich zur Zeit all die wenig erfreulichen Geschehnisse durchmacht, die die Länder, die in den letzten Jahren ihre Währungen abgewertet bzw. von den Baissespekulanten angegriffen worden waren, kcnnenlernten. Man speku- liert zur Zeit in französischen Francs nud be hauptet vor allem im Ausland, daß die Zeit nicht fern lei, wo auch Frankreich feinen Goldstandard aufgeben und sich den Ländern mit abgewerteter Währung an- Wietzen werde. Auch in Frankreich beginnt der Gedanke der Abwertung Anhänger zu gewinnen. Die französische Regierung freilich und der größte Teil der führenden Wirtschaftler Frankreichs versichern die Notwendigkeit, unter allen Umständen am Goldstandard festzuhalten. Die führenden Wirtschaftskreise machen ausschließlich den Fehlbetrag des Staatshaushaltes für die Schwierigkeiten verantwortlich, die Frankreich gegen wärtig ernste Sorge machen. Tatsache ist, daß das Defizit Acht zuletzt durch die ungeheuer hohen Rü st » n g s k o st e n Frankreichs hervorgcrufcn ist. Die >llegicrung erklärt dagegen, die Rüstungskosten würden aus schließlich durch das Aufkommen aus besonderen Anleihen gedeckt. Wie dem auch sei, zur Zeit wandert das Gold in ^nesenmengcn aus dem bis dahin so goldreichen und mit seinem Goldrcichtum Politik treibenden Frankreich ab. den letzten Wochen sind allein über eine Mil- marde Gold ans Frankreich abgezogen uuo z„m größten Teil in die Vereinigten Staaten und uach England geleitet worden. Die Goldabzüge halten Wetter an. Es besteht die Gefahr, daß das Volk der Mhfuug gegenüber mißtrauisch wird und daß eine apitalflucht einsetzt. Zunächst hat Frankreich seinen ^'ontsatz um x Prozent erhöht, und es hofft damit eine i were Maßnahme gegen weitere Angriffe auf den Franc r->;^ haben. Es wäre wünschenswert, wenn Frank- k-it eigenen wachsenden Airtschaftsschwierig- «uen die Nöte der anderen besser verstehen lernen würde. * Ideal und Wirklichkeit. Deutsche Einfuhrbeschränkung und Rohstofferzcugung ein Mutz, kein Wollen — Der französische Franc soll stsbil bleiben, aber wird es gelingen, ihn zu halten? — Weitere Jnflationsgefahr in USA. vorerst abgewies-en. Je mehr die deutsche Binnenkonjunktur Erfolge zei tigte, um so mehr mühte man sich im Ausland, die deut schen Anstrengungen zu verkleinern und den deutschen Lei stungen boykottartige, dem Ausland übelwollende Ab sichten zu unterstellen. Als wir unter dem Zwang der Notwendigkeit unsere Einfuhr beschränkten, sprach man in böswilliger Weise davon, daß wir uns dem Autarkie- Ideal verschworen hätten, d. h. jenem Zustand der Selbst genügsamkeit, der einzig und allein die Verwendung hei mischer Erzeugnisse gutheißt und Auslandserzeugnisse kon sequent vom Jnlandsmarkt fernhält. Als wir darangin gen, unter dem Druck unseres Devisenmangels durch die nur geringfügige Ausfuhr der Rohstofferzeugung im eige nen Land unser besonderes Augenmerk zuzuwenden, da hieß es, wir seien geschworene Feinde des internationa len Güteraustausches. Man wußte weiter zu berichten, daß wir schon aus weltanschaulichen Gründen Anhänger der Planwirtschaft, d. h. einer vom Staat streng geleiteten Wirtschaft seien, zumal wir die Privatinitiative des Ein zelunternehmers nicht sonderlich hoch bewerteten. Viele Male ist von berufenen Persönlichkeiten diesen gegen uns Stimmung machenden Berichten in Wort und Schrift entgegengetreten worden, nicht zuletzt durch den Reichsmirtschaftsminister und Rcichsbankpräsidenten D r. Schacht selbst. Aber das fruchtete nur wenig, die Be hauptungen verstummten nickt. Unter diesen Umständen war es besonders erfreulich, daß der Führer in sei - ^ergroßen Rcichstagsrede selbst auf diese ten denziösen ausländischen Vorwürfe einging, und sie mit entschiedenen Worten widerlegte. Zur Frage der Autarkie erklärte er: „Wir alle sind der Überzeugung, daß die restlose Durchführung des Gedankens der wirt schaftlichen Autarkie aller Staaten, wie sie sich heute an zubahnen droht, von einer höheren Warte aus gesehen, unklug und m ihrem Ergebnis für alle Völker Mir schädlich sein kann — Unsere Stellung zur Frage des W a - r c n au s t a u sch es erläuterte er mit folgenden Worten: „Es ist wirtschaftlich gesehen wenig vernünftig, aus natür lich gegebenen Agrar- und Rohstoffgebieten künstlich In dustrieländer zu machen und umgekehrt, die mcnschenübcr- füllten Industriestaaten zu einer primitiven Rohstoff- oder gar Rohstoffersatzerzeugung zu zwingen." — Zur Frage der Planwirtschaft erklärte er: „Ein ge fährliches Unternehmen, weil jeder Planwirtschaft nur zu leicht die Verbürokratisierung und damit die Er stickung der ewig schöpferischen privaten Einzelinitiative folgt." — Wenn die deutsche Wirtschaft heute zu Beschrän kungen oder Umstellungen gezwungen ist, so vertritt sie darum noch keineswegs den Standpunkt, daß es sich in jedem Fall um ideale Lösungen handelt. Sie folgt viel mehr oft genug dem ernsten Gebot des Augenblickes. Auf der Grundlage der 13 Punkte Hitlers Friedenskonferenz in Holland? England ergreift die Initiative England scheint die Initiative zu Verhandlungen über Hitlers Fmedensprogramm ergreifen zu wollen. Die 13 Punkte dieses Programmes werden in den politi schen Kreisen Londons weiter eifrig erörtert und man rechnet mit dem baldigen Abschluß eines Luft paktes und dem Zustandekommen eines Abschlusses zur Begrenzung der Luftrüstungen. Zu diesem Zweck würden demnächst Verhandlungen ausgenommen werden über den Zusammentritt einer Konferenz, für die möglichst Holland vorgeschlagcn werde. Es werde jedoch als wünschenswert erachtet, daß diese Konfe- renzvcrhandlunaen erst nachdem Umbau des bri tischen Kabinetts erfolgen. Der Berichterstatter des „Daily Telegraph" will in diesem Zusammenhang wissen, daß in Berlin Rückfragen über folgende Punkte aus der Rede Adolf Hitlers erfolgen sollen. 1. Die genaue Bedeutung der Worte „Gleichwer tigkeit und Gleichberechtigung" als Grund sätze, auf denen der Völkerbund aufgebaut werden sollte. 2. Die Frage, welche Vertragspunkte noch „durch die Methode friedlicher Verständigung" revidiert werden sollen und auf welche „moralischen und materiellen Zurücksetzungen des deut schen Volkes" sich Hitler in seiner Rede bezogen habe. 3. Die Frage, was die hinsichtlich der „k o l l e k tiv en Zusammenarbeit für die Sicherung des europäi schen Friedens" erwähnten „notwendigen Änderungen" seien, die, wenn sie „unterdrückt werden, künftige Explo sionen veranlassen könnten". 4. Aus welcher Grundlage die Lieferung von Munition und Waffen im Frieden und im Kriegcfür die Teilnehmer an regionalen Nichtangriffs pakten geregelt werden solle. 5. Ob Einvernehmen darüber herrsche, daß das Luftlocarno zur Begrenzung der Luftstreitkräfte strenge internationale Überwachung und Kontrolle der Zivilluftfahrt zwecks Verhinderung ihres Mißbrauchs in Kriegszeiten vorsehe. 6. An was für einen Plan Hitler gedacht habe, als er von der Verhinderung der „Vergiftung der öffentlichen Meinung durch Wort, Schrift, Theater und Kino" sprach; ob vorgeschlagen würde, daß andere Regierungen in ihren Ländern eine strenge Zensur oder ein Kontrollsystem nach deutschem Vorbild ein richten sollen. 7. Was die deutsche Definition der „Unabhän gigkeit" im Falle Österreichs fei. Auch in einer Besprechung mit den Domi- nionvertretern wurde die Rede Hitlers eingehend erörtert. „Times" berichten, daß die Dominionvertreter ersucht hätten, durch den britischen Botschafter in Berlin die Ver handlungen sofort aufzunchmen und vor allem noch einige Punkte klären zu lassen. Die Besprechungen erhielten ihr besonderes Gepräge durch die Anwesenheit der Generalstabsvertreter der drei Waffengattungen. Wie es heißt, seien weitgehende Pläne für den Ausbau der Verteidigung des briti schen Weltreichs beschlossen worden, wobei sich die Dominionvertreter bereit erklärt haben, durch Aufstel - lung eigener Luftflotten zur Aufrüstung Eng lands in Europa beizutragen. Abessinien erwartet Italiens Kriegserklärung. Genf sucht verzweifelt nach einem Ausgleich. Nach einer Londoner Meldung, liegt aus der abessi nischen Hauptstadt AddisAbcba ein Beruht der bel gischen Militärmission vor, wonach italienische Militär- flugzeuge Bombenangriffe über abeMmschem Ge- — Rückfragen in Berlin. biet ausgeführ» hätten. Diese Behauptung würbe durch photographisches Beweismaterial gestützt. Nach einer weiteren Meldung aus Addis Abeba glaubt Abessinien auch weiterhin, daß die allgemeine Mo bilmachung seine Stellung vor dem Völkerbund schwä chen würde. Trotzdem bestehe nach wie vor der allge meine Eindruck, daß Italien entschlossen sei, auf Grund der wiederholten Grenzstreitigkeiten den Krieg zu erklären. In GenferKreisenist man sichtlich bemüht, den Eindruck zu beseitigen, daß die Verhandlungen über den italienisch-abessinischen Streitfall zu einer peinlichen Si- tuation geführt haben. Entsprechend dem aus Rom ge meldeten Widerruf einer völlig ablehnenden Haltung Italiens gegenüber den englischen Vermittlungsbemühun gen wird jetzt von einem Kompromiß gesprochen. Mussolini wirbt Bundesgenossen. Der Hedschaskronprinz Ibn Saud weilt seit einigen Tagen in Begleitung des Außenministers Fuad Hamsa in Rom. Er wurde vom italienischen König zu einem Frühstück empfangen. Später gab ihm Mussolini ein Diner, an dem auch der Außen minister Fuad Hamsa und Vertreter der militärischen und zivilen Behörden Italiens teilnahmen. Mussolini hatte mit Fuad Hamsa eine zweistündige Unterredung, die in politischen Kreisen als bedeutungsvoll angesehen wird. Es wird auf die guten Beziehungen hingewiesen, die zwischen Italien und dem Hedschasreich als einem Ufcrstaat des Roten Meeres, der der italienischen Kolonie Erythräa gegenüberliegt, bestehen. Werden doch für die italie nischen Kolonialtruppen in Ostafri k a viel fach Mohammedaner aus Arabien angeworben, die zu den christlichen Abessiniern in einem konfessionellen Gegensatz stehen. Mffolmi lehnt die Einigungsformel ab. Der Optimismus, der noch am Freitag besonders in französischen Kreisen über den italienisch-abessinischen Konflikt vertreten wurde, wird nicht mehr für berechtigt gehalten, nachdem bekannt geworden ist, daß der ita lienische Regierungschef auch die letzte Einigungsformel, die praktisch eine Vertagung der Angelegenheit bis mindestens September vorsah, abgelehnt hat. Der französische Außenminister Laval wird gegebenenfalls Anfang nächster Woche, wenn es der italienisch-abessinische Konflikt erfordern sollte, wieder in Genf sein. Aachisitzung über Abessinien. Einlenkender Vorschlag aus Rom. Nach einem Tag voller angestrengter Verhandlungen über den Streit zwischen Italien und Abessinien wurde gegen 23 Uhr im Völkerbundshaus mitgeteilt, daß die angekündigte Nachtsitzung des Rates stattfinden werde. Um 23 Uhr betraten Laval und Aloisi das Völkerbunds haus, wo nach dem Eintreffen von Eden und Litwinow zunächst im engen Kreis die abschließende Aussprache stattfand. Wie verlautet, ist in den späten Abendstunden eine neue Note aus Rom eingetroffen, die eine Vereinbarung auf der Grundlage ermöglichen soll, daß der Völkerbunds rat den Parteien zunächst eine angemessene Frist zur Durchführung des Schiedgerichtsver fah rens setzt und sich die Parteien verpflichten, in dieser Zeit nicht zum Krieg zu schreiten. Litwtno spricht. Genf, 25. Mai. Nach einer vertraulichen Beratung be gann Sonnabend nacht gegen 1 Uhr die öffentliche Sitzung des Völkerbundsrates, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt der italienisch-abessinische Streitfall stand. Litwinow eröffnete die Sitzung und entschuldigte sich für die Einberufung zu so später Stunde mit dem Hinweis auf dis Ebenso ungewiß wie die Aussichten für die franzö sische Währung, sind die für den amerikanischen Dollar. Roosevelt ließ sich seinerzeit die Vollmacht geben, den Dollar im Notfälle weiter abwerten zu dür fen. Als in diesen Tagen die sogenannte Veteranen vorlage, d. h. ein Antrag, wonach allen Kriegsteil nehmern eine besondere Entschädigung ausgezahlt wer den sollte, eingebracht wurde, lag die Befürchtung im In- und Ausland nahe, daß Roosevelt jetzt, um die Aus zahlungen von 2 Milliarden Dollar vornehmen zu können, die Notenpresse in Anspruch nehmen müßte. Die gegen teiligen Versicherungen Roosevelts nahm man nicht ernst. Trotz des Widerstandes, der Roosevelt von allen Seiten entgegengebracht wurde, trotz der schweren Niederlage, die er in dieser Frage im Repräsentantenhaus erlitt, legte er gegen dieses Entschädigungsgesetz ein scharfes Veto im Senat ein. Und es gelang ihm, im letzten Augenblick die Vorlage zu Fall zu bringen. Damit hat er ohne Frage einen der größten persönlichen Siege erfochten. Di« Gefahr weiterer Inflation ist damit zunächst abgewandt, und Roosevelt kann sich der immer noch dringlichsten Aufgabe seines Landes, der Arbeitsbeschaffung für die über 10 Millionen Arbeitslosen, zuwenden. L. Hamel.