Volltext Seite (XML)
Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruff» ToocblaN» »Ichcint «n ollen Wcrkwgcn nachmittags 4 Uffr. Bezugspreis mouallich 2,— RM. frei Haus, bei Postdcstcllung 1.80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern la Sipsg. Ave Poftanstallcn und Post- toten, unsere Austräger u. , ,, „ Gcschästsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Womenotatt für Wllsdruil u. Umgegend gegen. Im Falle höherer «Sewalt.Krieg od. sonstiger — ' ' Betriebsstörungen besteht. -Lein .Anspruch aus Lieierung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Aüchscndung eingcsandter Schrislftüche ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendc^n Taris Nr. 4. — Nachwelsungs-Mebühr: 20 Npfg. — Doryeschrlebene Erscheinungstage und Platzvorschrlften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. , Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übcrmit-, Fernsprechern Amt WllsdrUss Nt.806'etten Anzeigen-üderneh. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Deutsches Pfingsten. Pfingsten als Fest des Geistes ist von jeher gern zum Anlaß genommen worden, ein Wort über die Erneuerung des Volksgeistes zu sagen. Seitdem wir den Aufbruch der Nation in einer gewaltigen politischen Bewegung erlebten, darf es mit neuer Freudigkeit geschehen. Was Jahrzehnte hindurch zuvor von den sogenannten „Geistigen" immer wieder zum Pfingstfest »oder bei allen möglichen Gelegen heiten über den „Geist" geschrieben wurde, war oft genug Ausfluß jenes Intellektualismus, der heilte als wirklich keitsfremd, ja direkt volksfeindlich mit Recht gebrand- markt wird. Man schrieb vom Geist als von etwas, das gewissermaßen in einer höheren Sphäre über dem Volke schwebte und, gepachtet von eitlen Literaten, dem Volke ewig vorenthalten blieb. Wenn solcher „Geist" dann als Rezept für Erneuerung des Volkslebens angepriesen wurde, war das im Grunde mehr als lächerlich. Wie soll einem Volke helfen, was ihm nicht zu eigen ist? Heute wissen wir, daß der Volksgeist seine tiefsten Wurzeln im Wesen des Volkes selber hat. Er kann ihm nicht von Fremdlingen und weltbürgerlichcn Weisen g^ geben werden. In den Tiefen der Seele schlummert er als geheimnisvoller Besitz, der seiner Entfaltung im Erwachen des Volkes zum Verständnis seines eigenen Wesens harrt. Weil wir von diesem Erwachen heute reden dürfen, darum ist es mehr als eine Redensart, wenn das Wort vom „Deutschen Pfingsten" umgeht, von einer Erneuerung des deutschen Geistes aus den Tiefen seiner reichen vom Schöpfer gegebenen Anlagen. Heil der deutschen Nation, Wenn sie je länger, desto stärker erkennt, was ihr gegeben ist, und wenn sie unter starker Führung darangeht, ihr Erbe in seinem ganzen Reichtum zu erwerben und aus ihm ihre Zukunft zu gestalten. Deutschland wird es um so sicherer tun und sein gei stiges Leben in den großen Taten der Volks- und Staats erneuerung um so reicher entfalten, als es sich des tieferen Ursprungs des Pfingstfestes bewußt bleibt. Es ist erst zum „Fest des Geistes" geworden, das sich mancherlei weltliche Umdeutung gefallen lassen mußte, nachdem es zunächst und zuvor die Feier jenes Ereignisses wurde, aus dem die Kirche entstand. Damals machten Menschen, die in der Nachfolge Christi gestanden hatten, die ungeheure Erfahrung, daß in ihr Ringen um eine neue Schau und Gestaltung des Lebens eine Kraft im wahrsten Sinne des Wortes hercin- brach, die nicht aus den Wurzeln des natürlichen Lebens, sondern von Gott selbst kam. Sie erlebten mit einer ün- verlierbaren und unbedingten Gewißheit die Erfüllung jener Verheißung ihres Führers Jesus Christus, daß er seiner Gemeinde den „Heiligen Geist" senden werde, der sie in alle Wahrheit leiten solle. Aus dieser Erfahrung heraus gewannen sie die unwiderstehliche Kraft, in eine zusammenbrechende Welt das Zeugnis' von Christus so hineinzurufen, daß damit ein neuer Ansatz der Welt geschichte begann, so sehr, daß die Menschheit das Wirken und Leben Christi und der von ihm begründeten Gemeinde zum Ausgangspunkt einer neuen Zählung ihrer Jahre nahm. Was damals geschehen ist, darf eine Weg weisung für alle Geschlechter sein und fordert gerade im Beginn der Neugestaltung unserer Nation Be achtung. Dem Ringen des deutschen Geistes um die Ver wirklichung der in ihm liegenden Werte foll sich und muß sich der heilige Geist von Gott vermählen. Dem Ruf der Sehnsucht aus der Tiefe, in die wir gestürzt waren, muß Antwort zuteil werden aus der Höhe. Wir werden dabei die Erfahrung machen, daß dieser Geist zu uns kommt als etwas ganz anderes, als wir selber sind, dem die Kraft innewohnt, uns die Augen zu öffnen für alles das, was auch ein bestveranlagtes Geschlecht in der Verwirklichung seiner Aufgaben schuldig bleibt. Um die Sehnsucht wissen wir und auch um die Ziele, die uns gesteckt sind. Sie heißen wahrhafte Volksgemeinschaft und echte Tat der Bruderschaft. Unsere Gegenwart brennt sie uns heiß ins Gewissen. Wir hoffen von ihnen die Überwindung der harten Volksnöte, um die wir ringen. Aber immer wieder richten Selbstsucht und Schuld zwischen^uns und dem Ziele schier unübersteigliche Schranken auf. Sollen wir sie über steigen und in dieser Welt der Sünde ein ganz Neues be ginnen, dann muß jener ganz andere heilige Gottcsgeist uns von innen heraus erneuern. Daß es gelinge, ist das Anliegen, um welches es sich am Pfingstfest handelt. Wenn es dasjenige des ganzen Volkes wird, feiern wir ein deutsches Pfingsten herrlicher als je. Fest des Geistes. Empor zum Geist — Das ist der Ruf der Höhe An alles Leben, das im Kosmos kreist. Zum Geiste, der ihm strenge Wege weist, Zu seines Wesens heiliger Vollendung Und der Erfüllung seiner e'wgen Sendung. Empor zum Geist — Der alles Leben adelt, Mit Sinn und Ordnung bändigt die Natur, Zum Licht entflammt die dumpfx Kreatur, Bis frei des Menschen Schwingen sich erheben, Im Raum der Höhe Gottheit zu erleben. Es bleibt das ganze Sein vom Geiste tief erfüllt. Mit göttlichem Geheimnis, das nur ihm enthüllt. Elisabeth Dauthende y. Wenn MOea sich erMt. . Von Hans Wolfgang Behm. Logan, der Dichter längst entschwundener Tage, hat ein mal die Pfingstzeit sehr sinnig mit einem Kuß des Himmels umschrieben, den dieser seiner bräutlichen Erde schenkt. Und wollte damit nur an das im religiösen Bewußtsein der Mensch heit seit alters her verankerte Pfingsterleben erinnern. Ein Erleben, das die den nahenden Jungsommer vorbereitende Natur uns Jahr um Jahr aufgibt, sobald wieder der Wald meister duftet und sich alles Sprossen und Blühen umher in jubelnder Bereitschaft für eine spätere Zeit der Reife befindet. Denn der Mensch hat die sein Gemüt verklärende und Geist verheißende Pfingstbotschaft uranfänglich der Natur ent lehnt, hat im neu verjüngten Pflanzenwuchs den alles be fruchtenden Geist erkannt, ihn verehrt und ihn bei Pfingst spielen und Pfingstfesten gleichnisstark verkörpert. Derart, daß alles Schlackenhafte, was sich diesem Geist im Laufe eines Jahres zugesellte, von ihm losgelöst wird. Leben doch im Brauchtum unseres Landvolkes solche den Naturabläufen ent lehnte Kulte mit christlichem Einschlag noch bis heute unver mindert fort. Sobald das junge Korn im Winde weht, die Lerche pausenlos in Himmelshöhen jubelt, richtet der Niederbayer seinen „Pfingstl" her. Hüllt einen jungen Burschen in Erlen- und Haselblatter ein nnd stülpt ihm eine spitze, mit Dotter blumen geschmückte Miike auf. Schwerbewaffnete Burschen begleiten-heim Prozessioüsgang durch das Dorf den Wunder» gott, der mit reinigendem Wasser begossen und im Bewußt« lein, daß zu einem sich verjüngenden Geist auch ein neues Haupt gehört, schließlich mimisch enthauptet wird. Schwaben kennt die Sitte, durch weißbehoste und rot» beschärpte Jungmanncn am Pfiugmontag junges Eichengrün einholen zu lassen, einen der Ihrigen damit zu bekleiden und unter dem Maibaum Gericht über ihn abhalten zu lasten. Eine Szene, die in ihrer ganzen Folge mit Ansprachen und Scherzen auch nur wieder dartun soll, daß neue Lebenskräfte regsam werden. In Sachsen und in Thüringen versteckt sich zu Pfingsten der „Wilde Mann", ein moosverhüllter Jüng ling. Er wird entdeckt, gefangen genommen, beschossen, fällt scheinbar tot um. Doch ein gemimter Arzt läßt ihn zur Ader. Der wilde Mann steht auf, fühlt neue Lebensgeister in sich pulsen, ist „vom Geiste erleuchtet" und verjüngt. In Böhmen tritt ein den Geist des Wachstums und der Blütenfülle darstellender Schauspieler als Pfingst-, Gras- oder Maikönig auf, wie ähnlich in manchen Gebieten unserer Heimat der sogenannte „Hans im Grünen". In nordischen Ländern, wie in Dänemark, werden zwei Kinder, eine Pfingst braut und ein Pfingstbräutigam, in bunte Blütenpracht ein gekleidet, jedes Kind besteckt sich mit Butterblumen, und ein langer Zug mit Brautjungfern und Vorreitern setzt sich in Bewegung. Alles ist guter Dinge und freut sich auf kommen den Erntesegen, der von der jetzt zur Empfängnis bereiten Natur zu erwarten ist. Denn das Brautpaar wird zum Gleich nis einer sich ständig ncubefrnchtenden und erhaltenden Natur. Kein Zweifel auch, daß so manchen Frühlings- und Vor sommerfesten der Jugend, wie solche selbst noch die Großstadt kennt, daß so manchen Volksfesten mit der Wahl einer neuen Sommerkönigin dasselbe uralte Pfingsterlebnis zugrunde liegt! Freuen wir uns darob, denn was an den Ursprung unver fälschten Volkstum rührt, ist noch immer wert, Herz und Seele aufzulockern. Möge jene die Seele adelnde Pfingstbotschaft in solchen Volksbräuchen Erfüllung werden, mögen wir sie dort ver nehmen, wo tausend Schwingkölbchcn oer Insekten die Welt in silbriges Flimmern tauchen, oder dort, wo der pfingstliche Sonnenstrahl sich an buntfarbcnen Fenstern des Domes bricht, wesentlich bleibt nur, daß der Mensch sich läutert und daS urschöne Erleben nachempfindet, wie es jener Cherubinische Wandersmann Angelus Silesius im Angesichte einer Pfingst lich früh erblühten Rose in zwei unvergängliche Strophe« bettete: „Die Rose, welche hier Dein änßereS Auge sieht, Die hat von Ewigkeit in Gott geblüht..." Kirchgang am Psingstnwrgen (Bilderarchw — WT.'