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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werklagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Poftdestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. , , « n - „ - Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 sUk Wllsdrufs U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger ' ' " Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr:420 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -Annahme bis vormittags 10 Uhr. -sm b,e Richtigkeit der durch Fernruf übcrmtt- Fernsprecher! Amt WllsdkUfs Nk.206'elten Anzeigen überneh- men wir keine Gewähr. — — — Jeder Nadattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden mutz oder Ler Auftraggeber jn Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 189 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruss-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 15. August 1935 Kohle, Kumpel und Volksgemeinschaft. Die NS.-Volkswohlfahrt hilft den Bergbau-- arb eitern mit einer umfassenden Aktion im Sinne eines Feierschichtenausgleichs! Wie ein Fanfarenstoß schmettert das in das Kunterbunt der kleinen und großen Tagesereignisse hinein. Wieder die NSV.! Erstaunlich ist es, mit wel cher Vielseitigkeit diese gewaltige Hilfsorganisation, die noch so jung ist und bereits riesige Erfolge hinter sich hat, unablässig arbeitet. Hitler-Freiplatz-Spende, Kinder- Landverschickung, Müttererholungsheime, Gesundheits beratung, Schadenverhümng, Winterhilfe, Volksküchen, Nähstuben . . ., ein ganzes Heer solcher Worte muß man aufmarschieren lassen, um das Riesengebiet der NSV. zu umfassen. Und nun auch noch eine Hilfsaktion zugunsten der Arbeiter im deutschen Koh lenbergbau? Um was handelt es sich denn eigentlich bei dieser abermaligen Leistung und neuartigen Aktion? Das ist mit wenigen Worten erklärt: Im Kohlenbergbau müssen die Arbeiter seit vielen Jahren widriger Umstände wegen an einigen Tagen im Monat oder gar in der Woche feiern. Das bedeutet Lohnausfall, und dadurch sind die Familien in Schulden geraten. Auf Befehl des Führers, der sich persönlich sehr um diese Notlage bemüht hat, wird nun die NS.-Volkswohlfahrt für alle deutschen Kohlenbergbaugebiete eine große Entschuldungs aktion durchführen und einen Ausgleich für die er littenen Feierschichten schaffen. Aus den Mitteln der NSV. — also ausschließlich aus den Opferbeiträgen und Sammelgroschen des Volkes — werden an die verschuldeten Familien Gutscheine, in einer Anzahl je nach der Notlage, gegeben, die nur in Verbindung mit einer Stammkarte gelten und in Zahlung gegeben werden können für Kleidung, Wäsche und Hausgeräte. Die Scheine werden am 15. August ausgegeben und müssen bis zum 30. September einge löst sein, übertragbar sind die Gutscheine selbstredend nicht. Kohlenbergbau wird betrieben an der Ruhr, in Schlesien, in Sachsen, am Niederrhein, im Saarland, in Bayern, im Wurmgebiet. Die Hilse wird also den verschiedensten Gauen unseres Vaterlandes zugute kom men, und es sind sehr beachtliche Summen, die ausge schüttet werden. Für ein Gebiet wurden bei spielsweise allein fünf Millionen aus geworfen. Das sind also Beträge, bei denen man sagen muß: Hier wird nicht nur der Mund gespitzt, hier wird gepfiffen! Aha, sagt der ewige Nörgler, der auch diese Groß tat gerne in den Dreck ziehen möchte und dessen „Bru derliebe" den Bruder Bergmann am liebsten ohne diese Hilfe ließe. Aha, also Feierschichten gibt's im Dritten Reich? Sieh mal an! Ja, es gibt Feierschichten. Leider! Nur vergaß Herr Nörgler hinzuzufügen, daß sie von der Wirtschaftskrise Herkommen und im übrigen eine Angelegenheit sind, die um vieleJahre zurückretcht. Der Förderkohlen verbrauch geht nämlich zurück, auch ohne Wirtschaftskrise. Verschiedene Faktoren wirken dabei zusammen. Einmal ist der Förderkohle durch die im Tagesabbau gewonnene Braunkohle ein wachsender Konkurrent entstanden. Weiter bat es unsere erfindungsreiche Technik verstanden, die Heizwerte der Kohle immer gründlicher auszunutzen, so daß immer größere Mengen Kohle eingespart werden. Die Wasserkräfte, die sogenannte Weiße Kohle, baben auch ihr Teil Ursache am Minderverbrauch der Förderkohle. Durch sie wird die Elektrizität in immer größerem Maße erzeugt. Die Schiffe fahren mit Ql anstatt mit Kohle. Zentralanlagen aller Art, mit bohcm Wirkungsgrade, an Stelle von Einzelanlagen «Beispiel: Zentralheizung in Neubaublocks) sparen am Kohlenverbrauch. Diese Entwicklung ist unaufhalt sam, denn der Erfindergeist ist nicht niederzuhalten. Im Gegenteil! Deutsche Forscher und Ingenieure sind in der Welt voran! Diese Entwicklung hat natürlich auch ihr Gutes, nur bringt sie eben für den Kohlenbergbau Förderrückgang und für die Bergarbeiter Lohnschwierig keiten, die gründlich zu beheben, Maßnahmen auf lange Sicht erfordern. Jn einem Staatswesen, das von 30 Parteien regiert wird und einem Ministerkreis, der alle sechs Wochen wechselt, wäre es freilich unmöglich, dieser Entwicklung einen Ausgleich zu schaffen und vor allem die soziale Seite der Sache zu regeln. Die gewaltige NSV. ist nur im heutigen Staatswesen voll leistungsfähig, wie ja auch diese große Entschuldungsaktion für die Bergarbeiter i m Zusammenarbeiten zwischen Staats st ei len und Partei st eilen emstand. Ohne wochen langes Parlamentsgercde mit Für und Wider, Ja und Nein, ist ohne störendes Getue begonnen worden. Dem knappen Wort folgt die große Tat! Es ist erfrischend, das auch hier feststellen zu dürfen! , Verdient haben es unsere braven Kumpel ganz gewiß. Sie sind völlia unschuldig in diese Entwicklung geraten Zer Mkmr PWeMMtz beendet. Dimilross, der „Steuermann der Komintern", hält sein Schlußwort. Der „treu erprobte Mitkämpfer Stalins", der „Steuermann der Komintern", wie Dimi- troff offiziell bezeichnet wurde, erhielt in der Sitzung des 7. Weltkongresses der kommunistischen Internationale in Moskau das Schlußwort zu seinem vor ü/e Wochen erstatteten Bericht. Einleitend bemerkt Dimitroff, daß bisher noch kein Kominternkongretz eine so geistige geschlossene Einmütigkeit und eine so große Geschlossen heit aufzuweisen gehabt habe. Diese Einmütigkeit zeuge davon, daß sich bei den Komintern das Verständnis für die Notwendigkeit, die bisherige Politik und Taktik ent sprechend den veränderten Umständen und auf Grund der gemachten Erfahrungen umzu st eilen, vollständig durchgesetzt habe. Ausführlich behandelt dann Dimitroff seine vier grundsätzlichen Forderungen für eine erfolgreiche Lösung der näcksten Hauptaufgaben des internationalen Prole tariats. übergehend auf die Frage über die Formen des Kampfes gegen den Faschismus, riet Dimitroff die Ent wicklung und die verschiedenen Arten des Faschismus in jedem einzelnen Lande genau zu studieren, um ihnen jederzeit und auf jedem Gebiet Widerstand entgegensetzen zu können. Man brauche, so betonte Dimitroff, sich nicht davor zu scheuen, sogar beim Feinde zu lernen, wenn dies dazu verhelfe, ihm schneller und sicherer den Hals zu brechen. (!) Mit scharfen Worten geißelte sodann Dimitroff die ungenügende A gi ti o n s a r b ei t der „denkfaulen Genossen", die die Massen nur mit nichtssagenden, leeren Formeln speisten. Dimitroff wandte sich des weiteren der Rolle der Sozialdemokratie und ihrem Verhältnis zur Einheitsfront zu, wobei er mit der Sozial demokratischen Partei scharf ins Gericht ging. Dimitroff warnte jene, „die die sektiererische Rolle der reaktionären Führer der Sozialdemokratie weiter unterstützen und da durch dem Klassenfeind Vorschub leisteten". Einen großen Teil seines Schlußwortes widmete Dimitroff der Ausbildungsfrage. Die „Züch tung" von brauchbaren Menschen sei für die Kommu nistische Partei die allerwichtigste Lebensfrage. Man müsse lernen, ständig lernen, im Kampfe, in der Freiheit und im Gefängnis. Man müsse lernen und kämpfen mit Stalinscher Standhaftigkeit, mit Stalinscher Unversöhn lichkeit, mit Stalinscher Unerschrockenheit und mit Stalinschem revolutionärem Realismus! Dimitroff be endete fein Schlußwort mit folgenden schwülstigen Phrasen: „Die Bourgeoisie herrscht nicht mehr ungeteilt in der Welt. Auf einem Sechstel des Erdballes regiert das Prole tariat. Auf einem Riesenterritorium Chinas regieren die Sowjets. Das Proletariat besitzt einen starken revolutio nären Vorposten: die kommunistische Internationale. Eines fehlt noch dem Proletariat — die Einigkeit i n d e »eigenen Reihe n. Möge daher von dieser Tribüne in der ganzen Welt noch stärker der Kampfruf der Komintern erschallen, der Kampfruf von Marx, Engels, Lenin und Stalin!" Eine Entschließung auf Grund dieses Berichtes ist in Vorbereitung. Italien in der 1-ronl aer Heiser. Unterstützung der Wiener Brunnenvergiftung. Die italienische Presse fühlt sich bemüßigt, in großer Aufmachung eine in Wien fabrizierte sensationelle Mel dung aufzugreifen, wonach in München an der Feldherrn- halle ein Kranz für die Gefallenen des 25. Juli 1934 nie- dergelegt worden sei. Auf einen Protest der österreichischen Regierung sei der Kranz zwar entfernt,dann aber neuer dings wieder angebracht worden. Auf einen neuen Pro test hin sei erklärt worden, das Denkmal sei nicht Staats eigentum sondern Eigentum der Partei. * Die italienische Presse ist hier einer sehr üblen Brun nenvergiftung zum Opfer gefallen, indem sie eine ans Wien . stammende Meldung übernahm, ohne sich von deren Rich tigkeit zu überzeugen, wie es doch bei der Wichtigkeit des Inhalts dieser Meldung als notwendig zu bezeichnen ist. Würde dieser in der Meldung verbreitete Vorgang in München sich tatsächlich zugetragen haben, wäre der Be weis erbracht, daß sich Deutschland durch diese Kranz niederlegung mit den Dollfuß-Mördern auf eine Stufe stellt, also sich in inncrösterreichische Angelegenheiten mischt. Im Gegenteil, der Führer betonte nach den damaligen Vorfällen in Wien und auch wiederholt in den letzten Monaten in seinen großen außenpolitischen Reden, daß sich das Deutsche Reich um die Innenpoli tik Oesterreichs nicht kümmere. Diese Stellung nahme ist der italienischen Presse genau so bekannt wie der übrigen Auslandspresse; der Widerspruch mit den Ausführungen des Führers, der bisher betonten Zurück haltung Deutschlands in österreichischen Dingen und dem angeblichen Vorfall in München hätte die italienische Presse veranlassen müssen, wollte sic sich dem Vorwurf der Lügen hetze nicht aussetzen, sich bei den deutschen amtlichen Stellen in Rom zu erkundigen. Die italienische Presse unterließ das, sie glaubte sich sogar berechtigt, diese Wiener Lügen meldung mit der Ucbcrschrift zu versehen „Glorifi zierung der Dollfuß-Mörder inMünchen". Den italienischen Schriftleitungen, die gerade im jetzigen Augenblick anscheinend nichts Wichtigeres zu tun haben, als sich mit Meldungen zu befassen, die aus Wien in ganz bestimmter Absicht verbreitet werden, hätte auch noch ein und haben durchaus Verständnis für die Notwendigkeiten der Zeit. Aber wir haben diePflicht, ihnen die Aus wirkungen daraus zu erleichtern. Wir dürfen uns der deutschen Bergleute nicht nur erinnern, wenn mal die Schreckenskunde eines Unglücks durch die Zeitungen läuft! An jedem Tag, auch wenn wir nichts darüber lesen, arbeitet der Bergmann tief in der Erde, um die Kohle, die trotz ihres Mengenrückganges immer unent behrlich bleiben wird, ans Tageslicht zu holen, und sein Leoenseinsatz ist eine ständige Bereitschaft auch für dich und mich. Es ist eine schöne Tatder Volksge meinschaft, die wir jetzt durch die NSV. tun können. zweiter Widerspruch auffallen müssen, der darin liegt) daß diese Meldung Unterschiede zwischen Staatsführung und Partei macht. Genau so, wie in Italien die Faschistische Partei und Staatsführung ein einheitliches Ganzes bil den, genau so besteht auch bei uns kein Unterschied zwi schen Partei und Staatsführung; Partei und Staat sind eins; schon aus dieser Tatsache ergibt sich die Verlogenheit der Meldung, gegen deren Inhalt wir schärfste Verwah rung einlegen und zu deren Verbreitern sich die italienische Presse herabwürdiate. Das ist eine Rekordlüge! Die Streikausschreitungcn der Schneiderinnen aus Dallas nach Berlin verlegt. Bekanntlich kam es in der vergangenen Woche in Dallas (Texas) zn wüsten Ausschreitungen streikender Schneiderinnen gegen unorgani sierte Streikbrecherinnen, denen die Kleider heruntergerissen wurden und die dann nackt durch die Straßen getrieben und von den Streikenden mit den Finger nägeln blutig gekratzt wurden. Diese Meldung, die auf die sozialen Zustände in den Vereinigten Staaten und die zunehmende Verrohung als Folge der marxistischen Hetze ein bezeichnendes Licht wirft, hat, wie das Deutsche Nachrichtenbüro mitteilt, dem „Heraldo de Madrid", einer durch ihre gehässige Deutschfeindlichkeit hervorstechenden spanischen Li n k s z e i t u n g, Anlaß zu einem geradezu unglaublichen Verdrehungskunststück gegeben. Das Blatt, das erst vor kurzem eine von der Nachrichtenagentur Fabra an die spanische Presse aus gegebene DNB.-Meldung — ein Dementi über eine an gebliche Aufführung eines antisemitischen Tendenzstückes in Oberammergau — so gekürzt hatte, daß sie genau das Gegenteil von dem besagt, was sie in ihrer ursprüng lichen Form enthielt, veröffentlichte am 9. d. M. auf der ersten Seite gesperrt gedruckt eine DNB.-Fabra- Meldung über Presse st im men deutscher Zei tungen zu den Vorfällen in Dallas. Die Meldung ist zwar wörtlich wiedergegeben, jedoch mit der irreführenden Überschrift versehen: „Die streikenden Schneiderinnen in Berlin mißhandeln und entkleiden ihre Kolleginnen auf der Straße." Obwohl geographische Irrtümer in einem Teil der. spanischen Presse an der Tagesordnung sind, ist in diesem Fall nicht angegeben, daß der „Heraldo de Madrid" Dallas für einen Vorort von Berlin ge halten hatte, zumal Texas in Klammern in der Meldung hinzugefiigt war. Es handelt sich vielmehr offensichtlich um eine bewußte Irreführung und Entstellung, durch die den Lesern, die nur die Über schriften der Nachrichten zu lesen pflegen, der Eindruck erweckt werden soll, als ob im neuen Deutschland derartige Ausschreitungen möglich wären.