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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tageblatt- erscheint werktags nachm. 4Uhr. BezugSpr. monatl 2RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zu;ügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rpf. Alle Postanstaltcn, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle 8°ll^öh«erG°^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gen besteht kein Ansvruch - — :—2 aus Lieferung der Zei- tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bcilicgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegender Preisliste Nr. 5. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgefchrie- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigcn-Annahme bis vormittags lg Uhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermit« FeüttsPkecher; Amt Wilsdruff 206 telteu Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 251 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 26. Oktober 1935 Zugend smgi über die Grenzen. Zur Weltringscndung des Rundfunks am 27. Oktober. Die deutsche Jugend tritt in ihrem unermüdlichen Streben, die Verständigung der Völker zu fördern, mit einem neuen großen Werk an die Öffentlichkeit, das ge eignet ist, ein wirkliches Friedenswerkzeug zu sein: Die Weltringsendung des deutschen Rundfunks am 27. Oktober „Jugend singt über die Grenzen". Diese Sendung soll erneut beweisen, wie unrecht die auslän dischen Hetzer haben, die die Hitler-Jugend als eine mili taristische Einrichtung bezeichnen. Die HI. wirbt für den Frieden, anders als jene, die nur das Wort „Frieden" dauernd im Munde führen, innerlich aber ganz anders denken und fühlen. Die deutsche Jugend erhebt keinen Anspruch darauf, ihre nationalsozialistische Weltanschau ung der Jugend anderer Länder aufzuzwingen, sie setzt sich im Gegenteil dafür ein, daß die Völker untereinander sich gegenseitig achten. Dazu soll die Weltringsendung am 27. Oktober mithelfcn. Der Gedanke zu dieser Sendung ist in der Hitler-Jugend entstanden. Als zu Beginn des Jahres der Intendant des deutschen Kurzwellensenders, Dr. von Boeckmann, nach Genf zu einer Tagung des Weltrundfunkvcreins fuhr, machte ihm der Leiter des Rundfunkamtes der Reichsjugendführnng, Ober gebietsführer Cerff, den Vorschlag, eine Weltring sendung zu veranstalten. Dr. von Boeckmann brachte bei der Tagung des Weltrundsunkvereins diesen Vorschlag zur Sprache, Man beschäftigte sich eingehend damit und erkannte die große Bedeutung dieses Vorschlages für die friedliche Arbeit des internationalen Rundfunks. Auch die Techniker reizte die Aufgabe, denn bisher ist noch niemals eine internationale Sendung dieser Art zu stande gekommen. Auf einer späteren Tagung des Welt- rundfünkvereins in Warschau wurden dann die tech nischen Einzelheiten dieser Sendung festgelegt. Berlin wurde wegen seiner zentralen Lage und seiner guten Kabel- und Kurzwellenverbindungen als Mittelpunkt und Schaltzentrale auscrsehen. Von den Schwierigkeiten, mit denen eine solche um fassende Sendung verbunden ist, bekommt man einen Be griff, wenn man hört, daß 32 Staaten daran be teiligt sind. Es kommt nun nicht darauf an, daß nach einander diese 32 Staaten mit ihren Sendungen nur im deutschen Rundfunk zu Gehör gebracht werden. Damit wäre ja nicht der Gedanke erfüllt, daß alle beteiligten Völker auch als Hörer Anteil an dieser großen fried lichen Sendung haben sollen. Vielmehr wird die Welt ringsendung, die eine Dauer von zwei Stunden hat, so eingerichtet, daß sämtliche beteiligten 32 Staa ten gleichzeitig mithören, wenn die Jugend eines dieser Staaten ihre Lieder in den Äther schickt. In stetem Wechsel wird die elektrische Welle von einem Land zum anderen gehen. Für jede Ration stehen drei bis vier Minuten zur Verfügung, und in bunter Reihenfolge geht es von Deutschland über England, Australien, Polen, Frankreich, Nordamerika, Hawai, Spanien, Italien, Holland, Schweiz, Österreich, Belgien, Norwegen, Tschechoslowakei, Argentinien, Brasilien, Jugoslawien, Schweden, Ungarn, Lettland, Afrika, Nie- derländisch-Jndien, Dänemark, Rumänien, Finnland, Litauen, Uruguay, Paraguay, Siam, Japan bis nach Mexiko. Ausschlaggebend für die Reihenfolge der ein zelnen Nationen waren lediglich technische Gesichts punkte. Wo wegen der großen Entfernungen und der technischen Vorbedingungen eine Verbindung durch Kabel nicht möglich ist, da springt die Kurzwelle ein. Um aber ganz sicher gehen zu können und Störungen auszuschal ten, sind für alle Fälle Wachsplattenaufnahmen vorher hergestellt worden, die im Notfall eingesetzt werden. Der Rundfunk als Brücke der Verstän digung zwischen den Völkern hat hier eine Feuertaufe zu bestehen. Alle technischen Möglichkeiten der den Erd ball umspannenden Funkwellen werden hier ausgeschöpft un Dienste eines großen friedlichen Gedankens, und die deutsche Jugend darf stolz darauf sein, daß von ihr der Gedanke dazu ausgegangen ist. Es soll ein Wett streit des Friedens werden. Die HI. hat, solange sie am Aufbau des Staates mitarbeitet, stets ihre Aufgabe darin gesehen, über die Grenzen des Deutschen Reiches hinweg Beziehungen an zuknüpfen mit der Jugend anderer Staaten, um ihren Teil zur Erhaltung des Friedens beizutragen. Die zahl reichen Besuche unserer HJ.-Führer bei der Jugend an derer Völker, die zahlreichen Gemeinschaftslager und die kulturelle Gemeinschaftsarbeit, wie sie mit Hilfe der früheren Austauschsendungen des Rundfunks angebahnt wurde, haben bisher immer wieder unterstrichen, daß die Hitler-Jugend dem Frieden zu dienen gewillt ist. Die Weltringsendung am Sonntag ist der nächste große Schritt auf diesem Wege. Daß eine solche Gemein schaftstat der Jugend der ganzen Welt ihren Ausdruck im gegenseitigen Austausch wertvollen nationa len Liedgutes findet, mag als Zeichen dafür angesehen werden, daß es dieser Jugend daraus aukommt, das Wesen und die Seele fremden Volkstums zu erfassen und ru verstehen. " MOlim; MdensMiMM Die diplomatische Fühlungnahme zwischen London, Paris und Rom zur Regelung des Abcssinicnstreits be schäftigt in hohem Maße die Presse der beteiligten Staa ten. Die Londoner Blätter sind natürlich in erster Linie daran interessiert, die Bedingungen Mussolinis kennen zulernen. Nach Mitteilungen einiger Londoner Blätter fordert Mussolini die Abtretung der Provinz Tigre an Italien und die Unterstellung der übrigen Gebiete östlich von Addis Abeba unter internationale Kontrolle, während über die Zukunft Harrars noch entschieden werden müsse. Im übrigen wünscht Italien im Restgebiet von Abessinien Konzessionen nach dem MusterderJapanerinder Mandschurei und in Nordchina. Die italienische Armee soll zum Teil als Polizei macht in Abessinien verbleiben. Auf diese Weise werde England von seinen Sorgen vor einer großen farbigen Armee im Süden des Sudans befreit. Gleichzeitig solle ihm das Gebiet um den Tanasee als „Konzession" zugewiesen werden. In Ergänzung dieser angeblichen Forderungen Mussolinis will das Pariser Blatt „Oeuvre" wissen, daß der Duce zunächst darauf verzichte, daß die Abberu fung von einer Division aus Libyen sofort mit der Zurückziehung britischer Schiffe beantwortet werde. Er übernehme ferner die Verpflichtung, bis zu einer Stel lungnahme Englands den Fortgang der Feindseligkeiten anzuhaltcn, und werde bis dahin auch keine neuen Truppen nach Ostafrila schicken. Wenn England seine Vorschläge für annehmbar ansehe, sollten diese dem Fünferausschuß und dem Dreizehnerausschuß des Völkerbundes übermittelt werden. Ferner verpflichtet sich — immer nach den Behauptungen des „Oeuvre" — Italien, in seinen Konzessionsgebieten keine Eingeborenentruppen auszuheben und nur Polizeikräfte zu unterhalten, deren Zahl und Bewaffnung von den Unterzeichnermächten des Vertrages von 1906 kontrolliert werden würde. Andererseits aber fordere Italien eine Änderung des militärischen Systems im eigentlichen Abessinien, und zwar mit dem Ziel einer Entwaffnung der Be völkerung, so daß nur noch die reguläre Armee des Reaus im Besitz von Waffen bleibe. Krieg m SW». Wolkenbrüche im Süden Abessiniens — Abessinische Truppcnverstärkungen im Norden. Es scheint wirklich so, als wenn infolge der Friedens bemühungen zwischen Rom, Paris und London die Ita liener vorerst keine neuen militärischen Aktionen in Abessinien unternehmen. Im Süden machen im übrigen Wolkenbruch- artige Regenfälle größere Kämpfe unmöglich. Die Italiener haben dort im Schebeligebiet wieder ein Dors besetzt. Die Stammeshäuptlinge sollen sich den Italienern unterworfen und ihre Waffen abgeliesert haben. Die Ebene des Schebeliflusses ist durch die Wolkenbrüche in einen Sumpf verwandelt. Die italienischen Vorposten sind infolgedessen von der Hauptarmee vollkommen ab geschnitten, da die Proviantwagen in dem zähen Schlamm nicht vorwärtskommen. Den vorgeschobenen Posten werden MunitionundLebensmittelvondenFlug- zeugen mit Fallschirmen abgeworsen. In der abessinischen Südarmee soll der Skorbut ansgebrochen sein. Der Kaiser hat daraufhin den Versand von Zitronen und frischen Früchten an die Truppen der Ogadenfront ungeordnet und auch in Europa srische Nahrungsmittel bestellt. An d e r N o r d f r o n t ist die Lage unverändert. Die Abessinier schicken immer neue Truppenmassen nach Norden. Auch der abessinische Kriegsminister ist mit einer Armee von 70 000 Mann unterwegs. Der Negus hat seine Abreise an die Front verschoben, und zwar angeb lich auf die Warnung eines Wahrsagers hin, der ans den Sternen festgestellt haben will, daß der Kaiser nicht vor dem Jahrestag seiner Krönung am 2. November die Hauptstadt verlassen würde, wenn er ein Unglück vom Lande abwehren wolle. Oie italienischen Truppen leiden unter dem Klima Rach Meldungen aus Massaua ist die Hitze in Ftalienisch-Ostafrika noch so stark, daß die neuankommen- oen Truppen möglich st nachts ausgeladen wer den. Die ans Italien kommenden Pferde und Maulesel können die Hitze noch schwerer ertragen als die Arbeiter und Soldaten. Sie werden darum auch nachts an die Front geführt. Viele Konserven mit Früchten und Fleisch sind durch die Hitze frühzeitig ausgegangen, verdorben, so daß die Verpflegungsämler ihre Sorgen haben. Auch aus Asmara wird gemeldet, daß die italienischen Truppen sehr unter dem heißen Tagesklima und unter den kalten Nächten zu leiden haben. Sie werden daher aus alle mögliche Weise bei guter Stimmung gehalten. So ist erst dieser Tage ein W a n d e r k i n o an der Nordfront eingetrosfen, das, aus einem Lastwagen montiert, den vor marschierenden Truppen auf dem Fuße folgt und ihnen beim Ruhen des Kampfes die neuesten Filme zeigt. MlaMsunk in Südtirol verboten. Die Südtiroler Gemeinden haben im Auf trage des Bozener Präfekten an alle Besitzer von Rund funkgeräten in öffentlichen Lokalen die Weisung ergehen lassen, daß der Empfang von Nachrichten nur durch die italienischen Sender vermittelt werden darf. Die Einstellung der Apparate auf Auslandssender wurde unter Strafe gestellt. Es handelt sich um eine telegraphische Weisung der Präfektur Bozen. WM Wen Lml. Auf dem Nadikalsozialistischen Parteitag hielt Minister Herriot eine große Rede, iu der er u. a. ausführte: Wäh rend der letzten Wochen habe Frankreich sich sehr zerrissen gezeigt. Man habe ihn, Herriot, als Jtalienfeind und als Freund Englands hinzustellen versucht. Dabei habe die radikalsozialistische Tagung in Toulouse davon gesprochen, daß eine Aendcrung der Verträge zugunsten Italiens ins Auge gefaßt werden müßte. Die Radikalsozialisten hätten für das italienische Volk die allergrößte Hochachtung. Wenn dieses Volk das Bedürfnis nach einer Ausdehnung habe, so hüttte man diese Frage prüfen müssen. Es könne Frank reich aber nicht verwehrt werden, Protest zu erhe ben, wenn eine kleine Nation Angriffen ausgesetzt sei, die ihre Unabhängigkeit bedrohten. Das sei kein Grund gewesen, die freundschaftlichen Bindun gen Frankreichs zur englischen Nation zu vergessen. Die Frage laute nicht, ob Frankreich italienfreund lich oder englandfreundlich oder italienfeindlich oder eng- landfeindlich fei, sondern sie laute: „Ist Frankreich für oder gegen die Politik des Völkerbundes; will Frankreich die Genfer Politik befolgen oder nicht; will Frankreich Schluß machen mit der bisherigen Epoche und eine neue begründen oder will es zurückkehren zum System der Bündnisse, zum Gleichgewicht der Kräfte, zu Auffassungen, die stets zum Krieg geführt haben?" Nach den üblichen Lobsprüchen auf seine „sowjetrussi- schen Freunde" kam Herriot zum abessinischen Streifall und erklärte, er sei für ein gemeinsames Vorgehen. Eine Schlußfolgerung zwinge sich unbedingt auf: Frankreich sei an die Durchführung des Völker bundspaktes durch seine Pflicht und durch seine Ehre gebunden. Als es 1924 das Genfer Protokoll ausarbeitete, sei es Frankreich gewesen, das Sühnemaßnahmen verlangt habe. Zwölf Jahre habe es gedauert, um England zu dieser Auffassung zu bringen. Könne Frankreich jetzt erklären, daß es seine Ansicht geändert habe und das es nicht mehr Anhänger des Grundsatzes gemeinsamer Sühnemaßnah men sei? Die außenpolitische Rede Herriots hat in Pariser par lamentarischen Kreisen starke Beachtung gefunden, vor allem weil Herriots außenpolitische Ansichten und Empfeh lungen zum Teil im Widerspruch zu der von Laval ver folgten Außenpolitik stehen. So verweist man auf Herriots Betonung der unbedingten Pakttreue und auf das Unter streichen der französisch-sowjetrussischen Freundschaft, während Laval der französisch-italienischen Freundschaft gegenwärtig den Vorzug gebe. Man nimmt aber an. daß die Rede .Herriots noch Auseinandersetzungen im Gefolge haben wird. Nachspiel zum Gaarkampf. Der Leiter der Werkpolizei der Röchlingwerke in Völk lingen (Saar), der Kriegsblinde Rathke, und der An gestellte des gleichen Werkes, Frischmann, die beide wegen angeblicher Spionage in Frankreich zu zweieinhalb jähriger Gefängnisstrafe verurteilt worden waren, sind nach einer Haft von einem Jahr vier Monaten im Weg des Anstauschverfahrens ausgeliefcrt worden. Die Frei gelassenen wurden an der Grenze herzlich begrüßt. Man wird es allgemein begrüßen, daß die beiden Männer, die nichts anderes getan haben, als sich in den Dienst der deutschen Saarsache zu stellen, jetzt wieder ihrer Familie und ihrer Arbeit zurückaeacben worden lind.