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MlsdnifferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tageblatt' erscheint Werktags nachm. 4 Uhr. Bczugspr. monatl. 2RM. frei Haus, bei Postbestellung r.eg RM. zizügl. Bestellgeld. Einzelnummer 10 Rps. Alle Postanstatten, Postboten, unsere Austräger u. Eieschäsisftclle nehmen zu i-der Zeit Bc- ,, .. . stellungen entgegen. Im «alle höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wtlsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebs?,örun. S-n besteht kein Anspruch ! aus Lieferung der Zei- tung oder Kürzung Les Bezugspreises. 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Der geistige Umbruch, den die nationalsozialistische Revolution für unser Volk darstellt, beginnt sich immer befer und klarer auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet auszuwirken. Altes wird beseitigt oder umgeformt, Neues wird gestaltet. Der geistige Kämpf, der sich hier abspielt, ist nicht abgeschlossen mit dem politischen Durch bruch der neuen Anschauung, sondern wird noch Jahr zehnte in Anspruch nehmen, weil hier erst dis Tiefenwirkung beginnt, weil hier ein Ringen sich vollzieht, das an die bisherigen Grundanschauungen des Denkens rührt. Eine wirkliche Revolution ist nicht be schränkt auf den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Abschnitt unseres Lebens, sondern erfaßt das Leben in seiner Totalität. , Die letzten Wochen haben gezeigt, wie der National sozialismus dem Gemeinschaftsleben und darüber hinaus °em geistigen Bild der deutschen Hochschule und ihrer Wissenschaft neue Gestalt gibt. Jahrhundertealte normen verschwinden. Korporationen lösen sich "uf. Der große Zusammenschluß des Waffenstudenten- iums, der Allgemeine Deutsche Waffenring, der einst Ord nung in das Gemeinschaftsleben an den Universitäten getragen hat und dessen Gründung ein bedeutsamer ^DAtt zur Vereinheitlichung des Studententums war, Ard überflüssig. Der Nationalsozialistische Deutsche Audentenbund wandelt seinen Aufbau um, die Grund lage seiner Organisationen werden rund 200 Kame- AAchaften, die anknüpfen an die alten studentischen Gemeinschaften. Tas alles waren Fragen, die nicht von heute aus " .gon gelöst werden konnten, sondern die ausreifen mutzten. Noch tiefer, aber darum langsamer und stetiger Ad die Ü m f o r m u n g e n in der Wissenschaf 1 lewst. Es njcht nur eine Angelegenheit der Um- ^uennung eines Etatstitels, wenn an die Stelle der Dorischen Reichskommission, des Trägers der großen Menpublikationen, das R e i ch s in st i t u t f ü r d i e G e- fNichte des neuen Deutschlands getreten ist. Es ist ein Vorgang, der die Revolution, die sich aus Walisischem Gebiet vollzogen hat, sichtbar Besitz ergreifen "Kt von der Wissenschaft. Die große Rede, die der Präsident des neuen Instituts, Prof. Dr. Frank, bei der Eröffnung des Instituts gehalten hat, war Ausdruck dieser Revolution, Air ein Beispiel dafür, mit welcher Totalität die neue Weltanschauung auch vom wissenschaftlichen Leben Besitz "greift. Mit aller Deutlichkeit zeigt sich, wie falsch die Allffafsung ist, als handele es sich bei der Politik und Wissenschaft um zwei voneinander getrennte Gebiete. Die Wissenschaft wird wie die Wirtschaft, die Kunst Und das Staatsleben getragen von der einheit lichen politischen Idee, die heute Deutschland beherrscht, und erhält von hieraus ihre Willensausrichtung. Diese Totalität ist nicht — wie man im Auslande so gerne glauben machen möchte — die Machtergreifung der kleinen Tagespolitik über die „autonome" Wissenschaft, über das Streben nach Wahrheit, nach den Urgründen des Wissens, ist auch keine Erfindung des Nationalsozialis mus. Prof. Walter Frank hat sehr eindrucksvoll ein Be kenntnis zu der großen Tradition der deutschen Wissen schaft und ihrer Tugend abgelegt, als daß es da noch vieler Worte bedürfte. Genau so wie das politische Er wachen, das in Deutschland nach dem Zusammenbruch Preußens 1806 begann, Übergriff auf Kultur und Wissen schaft und seinen Ausdruck in der Gründung der Univer sität Berlin durch den Staatsmann Wilhelm von Hum boldt fand, durch die die bisherige Form der Universität ausgelöscht wurde, genau der gleiche geistige Vorgang vollzieht sich auch nach der Revolution, die der National sozialismus darstellt. Eine neue Weltanschauung erhebt den Totalitätsanspruch, der Charaktcrzug jeder jungen Weltanschauung ist. Prof. Frank hat bei der Eröffnungsfeier in großen Zügen Hen Arbeitsplan des Reichs in st ituts für die nächste Zeit umrissen. Er hat dabei betont, daß es sich nur um einen Anfang handelt. Das Werk, das hier in Angriff genommen worden ist, kann nicht von heute aus morgen bewältigt werden und auch nicht von einigen wenigen, sondern bedarf zu seiner Vollendung des Ein satzes einer ganzen kämpferischen Forscher generation. Es gibt wenig Wissenschaftszweige, wo die Wand lung durch die neue Weltanschauung so tief und umfassend ist wie gerade in der Geschichtsschreibung. Man sehe sich die Quellcnsammlnngen an, die die liberale Geschichtswissenschaft zusammengetragcn hat, sowie die Gestaltung dieses Materials durch die Historiker. Im wesentlichen war es ein überblick über das diplomatische Zpiel zwischen den Nationen, ein Heranziehen von Noten, amtlichen Dokumenten und staatlichen Verfassungen. Jener g e i st i g e B l u t st r o m, der die deutsche Geschichte durchzieht, jene Grundkräfte, die aus dem Polk immer wieder herauskamen und zum Durchbruch strebten, jenes langsame Erwachen znm Volk, das durch Adolf Hitler zur Vollendung geführt, fand kaum einen Niederschlag in der wissenschaftlichen Arbeit. ElttsWNW Mislhen England nAalien Abbruch -es A-essinienkriegeSt Versöhnlichere Atmosphäre in Rom und London? In London wurde am Montag amtlich bestätigt, daß versuchsweise Vorschläge für eine Beendi- gung der Feindseligkeiten in Abessinien zwischen Rom und Paris ausgetauscht worden sind. Ferner wurde zugegeben, daß in dem dreiviertel, stündigen Gespräch zwischen Mussolini und dem britischen Botschafter in Rom am Freitag „ein leichter Hinweis" auf die Möglichkeit der Beendigung desKrieges gemacht wurde. Diese Friedensvorschläge, die einen Versuch darstellten, befänden sich jedoch, wie in amtlichen Kreisen betont wird, in einem sehr frühen Stadium und seien mehr von der Art zwangloser Er- kundigungen. Es werde eine Zeit dauern, bis sie endgültige Gestalt annehmen können, da an dem gegen- wärtigen Streit drei Parteien, nämlich Italien, Abessinien und der Völkerbund, beteiligt seien und alle drei befriedigt werden müßten. Das englische Nachrichtenbüro „Preß Associa tion" meldete, daß am Montag in der internationalen Lage die Anfänge einer ver söhnlicheren Atmosphäre zu entdecken seien. Der „leichte Hinweis" auf die Möglichkeit von Friedcnsvorschläaen sei bei der Unterredung in Rom vöm englischen Botschafter gegeben worden. Mussolini habe, wie verlautet, die Erklärung, die der Botschafter zur Beseitigung italienischer Mißverständnisse über die briti schen Absichten und Beweggründe abgab, in freund licher Weise ausgenommen. Der Duce habe auch selbst eine Versicherung abgegeben, wonach Italien sich nicht in britische Belange einzumischen wünsche. Auf Grund der sich daraus ergebenden Erleichterung der englisch italienischen Spannung halte man „irgendein Vorgehen in der Richtung einer Herabsetzung der britischen Flotten- Verstärkungen im Mittelmeer und einer Herabsetzung der italienischen Truppenansammlung in Libyen" für mög lich. Eine solche Geste, so glaube man, würde die Ent spannung auf beiden Seiten unterstreichen. * Auch das halbamtliche englische Nachrichtenbüro Reuter bringt eine entsprechende Meldung. Es schreibt weiter: Eine amtliche Mitteilung sei nicht erhältlich, aber gut unterrichtete Beobachter seien der Ansicht, daß Mussolini immer noch die Abtretung einiger der abessinischen Außenprovinzen einschließlich der Tigre- Provinz sowie das Recht fordere, eine Eisenbahn oder Straße zu bauen, durch die Eritrea mit Jtalienisch- Somaliland verbunden werde. In London bestehe man jedoch darauf, daß alles innerhalb des Rahmen» Werkes des Völkerbundes getan werden müsse. Noch keine abschließenden Ergebnisse. Die in Rom in Gang befindlichen diplomatischen Be sprechungen nahmen am Montag mit einer Unterredung zwischen dem englischen Botschafter Drummond und dem Staatssekretär des Aeußeren, Suvich, ihren Fort gang. An zuständiger Stelle wird erklärt, daß es verfehlt erscheine, von regelrechten Verhandlungen zu sprechen, denen ein von italienischer oder anderer Seite vorgebrach- 1er Plan zugrunde liege. Die Fühlungnahme bezwecke le diglich eine allgemeine Klärung der Lage, ohne daß hier bei nach einem bestimmten Schema verfahren würde. Alle Türen stünden offen. Gegenstand der Verhandlungen sei nicht nur die Beseitigung der Mißverständnisse im Mittel meer, sondern die Erörterung der internationalen Lage im allgemeinen würde im offenen Meinungsaustausch einer gegenseitigen Prüfung unterzogen werden. Irgend welche abschließenden Ergebnisse seien noch nicht erzielt worden. So wird besonders in unterrichteten italienischen Kreisen hervorgehoben, daß noch nicht entschieden sei, wie viele Schiffe England aus dem Mittelmeer zurück ziehe und wie weit dementsprechend Italien zu einer Ver ringerung feiner Truppcnbestände in Lvbien schreite. Es seien lediglich derartige Maßnahmen grundsätzlich fest gelegt worden. Bei den italienischen Truppenzurückzichun- gen in Lydien müsse jedoch unbedingt die für die Sicher heit erforderliche Mindeststärke aufrechterhalten bleiben. Das ist die große Wandlung, die sich vollzieht, die Abkehr von der reinen Geschichte der Diplomatie unh der Verfassungen zu einer Geschichte der Volks- Werbung, einer Geschichte der lebendigen Strömungen, die sich widerspiegeln in der großen Entwicklung unseres -deutschen Werdens und Seins. England wendet Neuiralitätsbestimmungen an. Der britische Botschafter in Rom, Sir Eric Drum mond, ist angewiesen worden, der talienischen Regierung mitzuteilen, daß die britische Regierung sich entschlossen, hat, die in der Haager Konvention enthaltenen Neu tralitätsbestimmungen anzuwenden. Das bedeutet, daß italienische, mit Kriegsmaterial beladene Fahrzeuge, die Häfen der britischen Kolonien oder des englisch-ägyptischen Sudans anlaufen, nicht länger als 24 Stunden im Hafen bleiben können; sie sind ferner Einschränkungen bei der Einnahme von Brennstoffen in diesen Häfen ausgesetzt. Diese Beschränkungen beziehen sich nicht auf andere italienische Fahrzeuge. Einen ähnlichen Schritt hat auch die ägyptische Regie rung, in Rom unternommen, Neuer Vormarsch -er Italiener. Rom meldet Sieg der Südarmee — Vor einer großen Schlacht im Norden. Die Italiener haben im Süden Abessinien- nach Meldungen der italienischen Heeresleitung einen Sieg über die Abessinier errungen. Trotz der Regengüsse sind die italienischen Truppen unter General Graziani weiter nach Norden vorgestoßen und haben die beiden Ortschaften Damerei und Shillawe erobert. Bombenflugzeuge bereiteten den Angriff der Italiener vor. Dann stieß die Südarmee nach. Die Abessinier sollen schwere Verluste erlitten nnd auf dem Rückzug zwei Geschütze und eine große Zahl von Maschinengewehren j und Gewehren.verloren haben.. Die italienischen Bomber sinh trotz verschiedener Kugeleinschläge, die von abossi* nischen Schützen hcrrühren, in den italienischen Flug- Hafen hinter der Front zurückgekehrt. Nach dem italie- Nischen Heeresbericht haben die Abessinier HO, die, Italiener 14 Tote zu beklagen. Im italienischen Hauptquartier an der N o r d f r o n t scheinen ebenfalls neue Angriffe vorbereitet zu werden. Wenn nicht alles täuscht, wird der nächste Vorstoß der italienischen Truppen, der der Stadt Makalle gelten wird, die erste bedeutende Schlacht des italie nisch-abessinischen Krieges bringen. Das italienische Oberkommando schätzt die Zahl der abessinischen Truppen, die zwischen Adüa und Makalle zusammengezogen sind, auf 40V0V bis 50 000. In der Nähe von Makalle beginnt die neue Straße nach Addis Abeba, deren Bau erst kurz vor Ausbruch der Feindseligkeiten abgebrochen worden ist. Die Italiener hoffen, diese Straße erreichen zu können. Dann wollen sie das letzte noch fehlende Verbindungsstück von Adua bis Makalle und darüber hinaus bis zum Beginn der Straße, die auch für Lastautos befahrbar sein soll, zu Ende bauen. Aber die Abessinier haben auf derselben Straße große Truppcnmassen an die Front nördlich Makalle herangebracht, um den italienischen Plan zu ver eiteln. Der neue italienische Vorstoß wird sich schneller Tanks und Flugzeuge als Hauptwaffen des Angriffs' bedienen. Der Oberstkommandierende der italienischen Streit kräfte, Ve Bono, hat in dem von den Italienern er oberten Gebiet eine Erklärung verbreiten lassen, daß er im Namen des Königs die Regierung des Landesübernehme. Die Bevölkerung von Tigre nnd Agame stände unter italienischem Schutz. Die Stammesführer seien für die Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich. Die Häuptlinge und die Geist lichen, die sich nicht binnen zehn Tagen den Behörden gestellt hätten, würden als Feinde betrachtet werden. Jeder durch die italienischen Truppen angerichteie Schaden werde ersetzt werden. Schwergewicht an der Somalifront. Dem italienischen Vormarsch an der Somalifront wird in unterrichteten Kreisen große strategische Bedeutung beigelegt, da die italienischen Truppen jetzt das Tal des Schebeli beherrschen; sie haben die Ortschaften Dagnerei und Burdedi am Schebeli sowie die Ortschaft Schelawie nordöstlich von Dagnerei besetzt, zahlreiche Gefangene ge macht und auch einige Kraftwagen erbeutet. Es verstärkt sich der Eindruck, daß die Italiener das Schwergewicht ihres militärischen Vorgehens auf die Somalifront ver legen, wo General Graziani nach erprobten Kolonial methoden vorgeht. Es hat den Anschein, daß die Ver bindung zwischen Eritrea und Jtalienisch-Somaliland so schnell wie möglich hergestellt werden soll. .