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MMMTagM« Nationale Tageszeitung für Landwirtschaff und Das „Wilsdrusser Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4Uhr. Bezugspr. manatl 2RM. frei Haus, bei Postbestellung l,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer u> Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- x—, .. .. . stcllungcn entgegen. Im Falle höherer Gewalt oder Wochenblatt sÜk WllsdkUfs U. Umgegend sonstiger BetriebSstorun. gen besteht kein Anspruch ———————— aus Licserung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Die Sanktionsfrage tritt wieder in den Vorder grund. Nach einer Zwischenpause ist in Genf die Sanktionskonferenz zusammengetreten, um, wie es seinerzeit vorgesehen war, endgültig den Termin für das Inkrafttreten der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Italien festzulegen. Darauf sollte eigentlich die ganze Konferenz beschränkt bleiben, aber in der Zwischenzeit haben sich zwischen London und Paris und Rom Fäden angesponnen, die vielleicht doch zu der Hoffnung berechtigen, daß man der ohnehin nicht ganz einfach liegenden Sanktionsfrage am Ende noch aus dem Wege gehen kann. In Genf werden dke Außenminister Englands und Frankreichs, Sir Samuel Hoare und Laval, Zusammentreffen, und auch der italienische Vertreter, Aloisi, wird Ich zu Rücksprachen bereit halten. Es ist doch immerhin möglich, daß aus den losen Vorbesprechungen über die Beilegung des abessi nischen Streites richtige Friedensverhandlungen ent stehen. Möglich auch, daß die Engländer gar nicht ver söhnlich gestimmt sind und zunächst einmal das Jn- kraftsetzen der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Italien durchsetzen wollen. Dann allerdings werden sie noch manche Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen haben. Zwar haben von 50 Staaten, die den Empfeh lungen der Sanktionskonferenz zugestimmt haben, 38 das Wasfenausfuhrverbot angenommen, und sie werden es sicherlich auch durchführen, zwar haben sich auch 20 Staaten für die finanziellen Sanktionen ausgesprochen, aber nur elf sind für den Boykott italienischer Waren und das Verbot der Ausfuhr kriegswichtiger Güter nach Italien. Der am meisten umstrittene Vorschlag über Ent schädigungen und gegenseitige Hilfe ist bisher überhaupt nur noch von sechs Staaten angenommen worden. Wie man steht, ist es gar nicht so leicht, alle Völkerbunds staaten in der Sanktionsfrage unter einen Hut zu bekommen. Völlig offen ist noch die Frage, wie man sich den Staaten des Völkerbundes gegenüber verhalten soll, die von vornherein erklärt haben, daß sie die Sanktionen nicht mitmachen, das sind Österreich, Ungarn und Albanien. — Die Engländer werden alle Mühe haben, die Sanktionsfrage in Genf bis zum Wahltag am 14 November durchzusetzen. Und dieser Tag ist der letzte Termin, bis zu dem die Regierung in London die Wirksamkeit ihrer Völkerbundspolitik nachweisen muß. Es kriselt wieder in Paris. Der Herbst ist für die parlamentarisch regierten Staaten immer eine sehr kritische Jahreszeit. Es scheint fast, als sollte Frankreich diese Theorie wiederum be stätigen. Es kriselt nämlich sehr stark in Paris. Seit dem Parteitag der Radikalsozialen ist die inner-politische Lage in Frankreich äußerst gespaunt. Der Parteitag hat erwiesen, daß das Schicksal der Regierung Laval in den Händen der Radikalsozialen liegt. Unter stützt diese Partei den Ministerpräsidenten, dann wird er sich über den Herbst hinüberretten können. Sagt sie ihm den Kamps an, dann bedeutet das Lavals Sturz. Und was dann kommt, hat sich ans dem Parteikongretz schon abgezeichnet: Dann kommt früher oder später ein mal — möglich, daß nach Lavals Sturz noch einmal eine Zwischenlösung gefunden wird — das Kabinett der „Volksfront". In dieser Regierung wird sich die Verbrüderung der Radikalsozialen mit den Linksparteien einschließlich der Kommunisten offenbaren. Diese Linksfront sieht den Notverordnungen, die Laval in diesen Tagen zu Hunderten herausgebracht hat, Gewehr bei Fuß zu. Zunächst wird man Laval jeden falls noch weiterwursteln lassen, da man nicht gewillt ist, ihm die Verantwortung für die Notverordnungen ab zunehmen. Aber es heißt, daß Herriot, der kommende Mann, als letzten Termin für Lavals Sturz den eng lischen Wahlsieg ins Auge gefaßt hat, weil man ihn den Engländern angeblich nicht länger zumuten könne! Was daran Wahres ist, läßt sich nicht nachprüfen. Sicher aber ist, daß starke Kräfte am Werke sind, die Laval aus dem Sattel heben möchten. Die Brücke nach Rußland. Kürzlich ist die Eisenbahnbrücke über den Dnjestr eingeweiht und damit die seit 1916 unter brochene Verbindung zwischen Rußland und Rumänien wiederhergestellt worden. Die Brücke über den Dnjestr^ ist die Brücke zur Verständigung zwischen Sowjetrußland und Rumänien. Man mag sich wundern, daß diese beiden Staaten, zwischen denen die bessarabische Frage bisher trennend stand,! zusammenfinden konnten. Jahrzehnte war der Dnjestr- zu breit, so daß sie nicht zueinander kamen. Rumäniens verzichtete sogar auf eine diplomatische Vertretung iw Moskau. Mit einem Male diese Schwenkung! Hat, Sowjetrußland etwa auf Bessarabien verzichtet? Das ist! wohl kaum anzunehmen. Aber zum mindesten haben die. Sowjets div Frage -urückgcstcllt, weil sie andere Dinge! im Kopf haben. Ihnen liegt an der Freundschaft mit! Rumänien, nachdem sie den Freundschaftsbund mit denf Erlt veutlcherckann Beamter. Reichsminister Dr. Frick „Erst Deutscher — dann Beamter", unter diesem Leit wort steht die Arbeit des Beamten im neuen Deutschland. Das wurde treffend bewiesen durch den Generalappell der Berliner Gemeindebeamten im Sportpalast, bei dem Reichsminister des Innern, Dr. Frick, über die Pflichten des deutschen Beamten und über die Gesetzgebung des Dritten Reiches sprach. Reichsminister Dr. Frick erklärte einleitend, er nehme die Gelegenheit wahr, um der gesamten deutschen Beam tenschaft seine Anerkennung und seinen Dank für ihre treue Mitarbeit am Aufbauwerk Adolf Hitlers in den letz ten zweidreiviertel Jahren auszusprechen. Ohne die treue Mitarbeit der deutschen Beamten schaft hätte dieses gewaltige Werl in der kurzen Zeit nie vollbracht werden können. Der Minister fand von den Beamten mit großer Be geisterung aufgenommene Formulierungen über di. Pflich ten der deutschen Beamten: „Je mehr der deutsche Bmmte sich seinem Volk verbunden fühlt, und je mehr er vom nationalsozialistischen Geist erfüllt ist, desto mehr werden die Vorwürfe der Bürokratie verschwinden. Der Be amte mutz volksverbunden sein, und er darf sich nicht abschließen. Er muß der Freund und Berater jedes Volksgenossen sein, der sich an ihn hilfe suchend wendet. Gerade die Beamten von der Gemeinde verwaltung sind dazu als erste berufen, die unmittelbare Fühlung mit dem Volk zu halten." Unter starkem Beifall kündete der Reichsminister an, daß in Zukunft alle höheren Beamten eine gewisse Zeit in den äußeren Dienststellen gearbeitet haben müssen, da mit sie die unmittelbare Fühlungnahme mit dem Volk haben. Als segensreiches Beispiel führte er seine mehr als zehnjährige Tätigkeit als Beamter in einem bayerischen Landratsämt an, die er nie bereut habe. Unter stürmischer Zustimmung der Beamten gedachte der Reichsminister der Verdienste der alten Vorkämpfer Sprenger und Neef, unter deren Führung alle früheren gewerkschaftlichen Veamtenverbände im neuen Reichsbund der deutschen Beamten zusammengefaßt worden seien. Es gebe für den deutschen Beamten etwas Höheres als Streit um Gehaltsgruppen und Lohn, er wisse heute, daß er als besonderer Vertrauensmann des Führers an dem großen Wiederaufbauwerk Mitarbeiten dürfe. Der Reichsminister wandte sich aufs schärfste gegen die Konfessionalisierung des öffentlichen Lebens. „Wir sind der Ansicht, daß Religion und Konfession die Gewis sensfrage eines jeden einzelnen sind. Ich habe deshalb die Entkonfessionalisierung des gesamten öffentlichen Le bens verlangt. Wir wollen nicht katholische und protestan tische Beamte sondern wir wollen nur deutsche Beamte!" vor den Berliner Beamten. Der Minister sprach die Hoffnung aus, daß etwa noch be stehende konfessionelle Beamtenver.ine von selbst endlich den Entschluß finden, sich aufzulösen. Run stehe man vor den großen Aufgaben eines neuen Beamtengesetzes, das im Entwurf bereits fertig sei. In diesem neuen Beamtengesetz kenne man kei nen Unterschied mehr zwischen den Beamten der Länder, des Reiches und der Gemeinden (stürm. Beifall), denn für das einheitliche Reich solle es nur noch ein Be amtenrecht geben. -j Die lebhafteste Zustimmung der Versammelten fand . der Minister, als er betonte, daß die Beamten sich nicht durch ihre eigenen kleinen Sorgen den Blick für das große Ganze trüben lassen dürsten. Die Nachwelt werde uns danach beurteilen, wieviel Butter oder Schweinefleisch einmal verzehrt werden konnten, sondern sie werde uns nach den heroischen Taten beuneilen. Dieses Urteil werde aber nur günstig ausfallen können, denn wenn man rück blickend übersieht, was in den vergangenen zweidreiviertel Jahren geschaffen worden ist, so könne man wirklich nicht sagen, daß die Zeit vertrödelt wurde. Das Reichsbürgergesetz sei von ungeheuerer Bedeutung, es werde in Zukunft die Staatsangehörigen von den Reichsbürgern unterscheiden. Das Reichsbürger recht erwerbe man nur auf Grund seiner Leistungen zu S'.aat und Volk Reichsbürger könne nur ein deurschblM- ger Volksgenosse sein. Schließlich habe die Arierfrage ihre Fortsetzung im Judengesetz gesunden. In den Ausführun gen dazu werde klar gesagt werden, daß der Jude nicht Träger eines polnischen Rechtes und auch nicht JMaber eines öffentlichen Amtes sein könne. Abschließend bemerkte Dr. Frick noch einmal, daß sich die Beamten nicht durch die kleinlichen äußeren Nöte, so unbequem sie manchmal auch sein Mögen, wankelmütig machen lassen wollten. Bei anderen Völkern sei es zum Teil viel schlimmer als bei uns. Der Minister verwies in diesem Zusammenhang auf den Aufruf des Gauleiters Bürckel, der sich an die nicht schwerarbeitenden Partei genossen richte, auf ihre Fettration zugunsten der Schwer arbeiter zu verachten Das sei nationalsoflalilifl-br Tat gesinnung, daß einer für den anderen einstehe. Dieses Bei spiel. erklärte der Minister unter der lebhaftesten Zustim mung, könne er allen empfehlen. Wenn das deutsche Volk danach lebe, würden auch alle Gegensätze aufhören. Alles Schwere, das dem deutschen Volk noch bevorstehen sollte, könnte leicht überwunden werden, wenn alle einmütig zu sammenstehen und sich hinter unseren Führer Adolf Hitlev scharen, der durch seine geniale Führung in den letzten Jahren bewiesen habe, daß er zur Führung des deutschen Volkes berufen und befugt sei. (Langanhaltender, stür mischer Beifall/» MWis dkl MdensbmWnM in Sens. Erklärungen Mussolinis gegen die wirtschaftliche Belagerung. der Abessinienfrage gestanden haben. 'In Pariser unter--' In Gens haben die Beratungen über die wirtschaft lichen Sanktionen wieder begonnen. Daneben laufen aber die Friedensbemühungen weiter, nachdem Hoare, Eden und Laval und als Vertreter Italiens Baron Aloisi in Genf eingetroffen sind. Vor seiner Abreise nach Genf hatte der französische Außenminister Lavalin Paris noch einige diplomatisches Besprechungen. Die Unterredung Lavals sowohl mit dem päpstlichen Nuntius als auch mit dem Sowjetbot-! schafter Potemkin sollen in engem Zusammenhang mit! Tschechen geschlossen haben. Zwar haben die Rumänen den Sowjets ein Militärbündnis abgeschlagen, weil, wie sie in einer Verlautbarung einmal sagten, sie nicht daran dächten, den Sowjets „Durchmarschrecht" zu gewähren, aber darauf kam es den Russen scheinbar gar nicht an. Die Rumänen haben auch nicht in Abrede gestellt, daß sie den Sowjets etwa die überfliegung ihres Gebietes eben falls verboten hätten. In dieser Frage scheint man sich zwischen Bukarest und Moskau einig geworden zu sein. Darauf läßt wohl auch der bevorstehende Besuch von Sowjetfliegern in der rumänischen Hauptstadt schließen. Rumänien scheint für die Freundschaft mit Sowjetruß land seine guten Beziehungen mit Italien und Polen sogar aufs Spiel zu setzen. Der Mann, der diese Wendung der rumänischen Außenpolitik herbei führte, ist Titulescu. Er ist ein getreuer Diener Frankreichs. So wirkt sich also jetzt die französische Balkanpolitik aus, die dahin geht, die Balkanländcr unter Anlehnung an den französischen Bundesgenossen Sowjet- rußland unter französischer Einflußnahme zusammenzu- l kaffen. richteten Kreisen wird darauf hmgewresen, daß von sonnet-, russischer Seite stark daraus gedrängt wird, die Durch führung der Sanktionen so schnell wie möglich und mit größter Strenge in Gang zu setzen. In London ist man der Ansicht, daß die jetzigen Friedensvorschläge noch keine Grundlage für ernsthafte Verhandlungen bilden. Der englische Außenminister Hoare hat erklärt, daß England nicht die Absicht habe, hinter dem Rücken des Völkerbundes Sonderverhandlun gen mit Italien aufzunehmen. Die britische Haltung habe nicht die geringste Abänderung erfahren. * Amerika unterstützt die Sanktion-' maßnahmen gegen Ztalien. Roosevelt warnt vor Handelsbeziehungen mit den krieg führenden Staaten. Der Präsident der Vereinigten Staaten, Roose velt, hat in neuen Erklärungen jede Ausfuhr nach den kriegführenden Staaten verurteilt. In einer Presse konferenz in Washington erklärte er, die amerikanischen Staatsbürger sollten alles vermeiden, was den Krieg zwischen Abessinien und Italien verlängern könnte. Er schloß mit der bedeutsamen Feststellung, daß die amerikanische Regierung genaue Erhebungen über alle Verschiffungen anstelle, die für die kriegführenden Länder bestimmt seien. Man rechnet in Amerika mit einer weiteren Verschärfung der Ausfuhrverbote.