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ilsdrufferTageblatt ZwangLvcrgleich erlijch, jeder Anspruch aus Nachlaß. Wilsdruff-Dresden Nr- 293 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 17. Dezember 1935 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschait Meiden ves Stadt, rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits besttmm^ Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und La« „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm. 4Uhr. B-zugspr. monatt 2NM. frei HauS, bei Postbestellung I,8ll RM. zuziigl. Bestellgeld. Einzelnummer lg Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebsstörun gen besteht lein Anspruch — auf Lieferung der Zei- tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks sLS L-n7e V durch Fernruf übermit. Fernsprecher" Amt PgisKfan,«» Richtigkeit der men wir leine Gewähr — ^VllSorUfs leiten Anzeigen überneh- — — Bei Konkurs und Aas KrSstespiel im Mittelmeer. In England spielt sich ein heftiger innenpolitischer Kampf um die Sühnemaßnahmen und den Pariser Friedensplan ab. „Die Sanktionen sind tot", sagt die Londoner Öffentlichkeit, und sie begründet das mit der Lage der britischen Flotte im Mittelmeer nur mit dem Hinweis, daß die anderen Völkerbundsmit glieder nicht bereit seien, ihren Sicherheitsverpflichtungen im Falle eines italienischen Angriffs nachzukommcn. Wie es um die Machtverhältnisse im Mittelmeer steht, das sollen die folgenden Zahlen zeigen. Mussolini hat einmal gesagt: „Die Kriegsflotten be stimmen in Zeiten des Friedens die Reihenfolge in der Machtstellung der Nationen." Danach ist sein Macht streben im Mittelmeer ausgerichtet. Ein zähes Ringen um die Seeherrschaft spielt sich hier ab zwischen England und Italien, das aber nicht auf diese beiden Mächte allein begrenzt bleibt. Noch andere Kräfte suchen eine Stärkung ihrer Stellung im Mittelmeer. Es ist darum recht auf schlußreich, die Stärke und Verteilung dieser am deut lichsten in den Flotten zum Ausdruck kommenden Kräfte im Mittelmeer zu betrachten, um das gegenwärtige Kräftespiel in diesem „Meer der Entscheidungen" richtig verstehen zu können. Das Schwergewicht der italienischenHerr- schäft liegt im mittleren Teil des Meeres und ist außer dem weiter nach Osten gerichtet, wo ein Teil der Inseln im Ägäischen Meer unter italienischer Oberhoheit steht. Die Kriegsflotte selbst, die über zahlreiche Stützpunkte im Thyrrhenischen und Adriatischen Meer verfügt, ist in den letzten Jahren vor allem in den leichteren Schiffsarten Planmäßig und schnell aufgebaut worden. Die Zahl der modernen Kreuzer, Zerstörer und U-Boote wird dauernd vermehrt. Ihre Leistungen sind teilweise ausgezeichnet, in bezug auf die Geschwindigkeit sogar vielfach von keiner anderen Macht erreicht. Dazu kommen vier aus der Vor kriegszeit stammende Linienschiffe, von denen zwei durch Umbau soeben gründlich erneuert und verbessert worden sind. Die beiden neuen 35 OOO-Tonnen-Schlachtschiffe werden allerdings erst in geraumer Zeit fertig werden. Der heutige Gesamtbestand der italienischen Flotte geht ans der folgenden Gegenüberstellung mit den zur Zeit im Mittelmeer befindlichen Kriegsschiffen Englands und Frankreichs hervor. Schiffsatt Italien England Frankreich Schlachtschiffe 4 7 5 Flugzeugträger 1 2 2 Schwere Kreuzer 11 5 Leichte Kreuzer 13 11 — Flottillenführer 2-1 — 12 Zerstörer 74 59 28 Unterseeboote 59 12 55 Die britische Mittelmeerflotte ist erheblich kleiner, aber sie ist durch zahlreiche Kriegsschiffe der Heimatflotte ergänzt worden. Für England gilt es, im Mittelmeer das gegenwärtige Gleichgewicht aufrecht zu er halten und den Seeweg nach Indien zu sichern, dessen beide Eckpfeiler, Gibraltar und Port Said, in seinen Händen sind. Für den in der Mitte liegenden Pfeiler Malta, der heute zu sehr im Bereich der italienischen Luft waffe liegt, wird Haifa, an der Palästinaküste, zum Flottenstützpunkt ausgebaut. Frankreich hat das Schwergewicht seiner Seemacht immer im Mittelmeer gehabt, da es seine See verbindung nach Nordafrika jederzeit und gegen jeden sichern und schützen muß. Die Flottenstütz punkte Toulon und Bizerta sind die Eckpfeiler dieser Machtstellung. Jetzt soll noch ein dritter großer Flottenstützpunkt bei Mers-el-Kebir, westlich von Oran — errichtet werden, der zugleich die Meerenge von Gibraltar beherrschen würde. Die französische Marine ver fügt ebenfalls über eine große Zahl modernster Kriegs schiffe aller Art und wetteifert mit Italien vor allem in den leichteren Einheiten. Auch die beiden neuen Schlacht schiffe „Dunkerque" und „Strasbourg" sind für das Mittelmeer bestimmt. Von besonderer Bedeutung ist noch die Tatsache, daß Frankreich mit rund 110 U-Booten über die stärkste U-Boot-Flotte der Welt verfügt. Bei der Betrachtung der Mittelmeerkräfte darf man aber auch die kleineren Mächte nicht unberücksichtigt lassen, vor allem nicht die Türkei und Griechenland. Die türkische Flotte ist in den letzten Jahren ebenso wie die griechische durch verschiedene moderne Zerstörer und U-Boote verstärkt worden. In Athen hat man kürzlich einen weiteren Ausbau der Flotte und eine Wiederver wendung aller in den letzten Jahren außer Dienst ge stellten Kriegsschiffe beschlossen. Auch Jugoslawien, das bisher nur einige wenige Kriegsschiffe besaß, baut jetzt drei neue Zerstörer, um seine Flotte zu vergrößern. Jede der am Mittelmeer interessierten Mächte ist be strebt, ihre Machtstellung durch eine Verstärkung der See streitkräfte zu festigen und zu vermehren. Diese Tatsache bestätigt erneut die Wahrheit des uralten Satzes, daß Weltherrschaft und Weltgeltung eines Volkes unlöslich mit Seehcrrschaft und dem Besitz einer starken Flotte ver knüpft sind. Md. veuttchlancks berechtigter Kampl gegen gen LoNehewismus Mbbenirop anlwottei Lora Wien sf fiuriwooa auf eine engils»e kingabe an Sen Mbrer. Durch Vermittlung des bekannten englischen Politikers Lord Allen of Hurtwood wurde vor kurzem a n den Führer und Reichskanzler eine Eingabe gerichtet, in der die Freilassung des wegen staatsfeind licher Betätigung in ein Konzentrationslager eingeliefer- tcn kommunistischen Rechtsanwalts Hans Litten er beten wurde. Die Eingabe enthielt außerdem gewiße Be trachtungen über die Behandlung Littens und über das deutsche Rechtssystem im allgemeinen. Da die Eingabe zeigte, daß über das deutsche Rechtssystcm und vor allem über seine Grundsätze in England immer noch Mißver ständnisse herrschen, hat Botschafter von Ribbentrop einen Bries an Lord Allen of Hurtwood gerichtet, in dem es u. a. heißt: Zunächst muß ich Ihnen sagen, daß ich nach sorgfälti ger Prüfung des von Ihnen dargelegten Falles zu meinem Bedauern nicht in der Lage bin, dem Führer und Reichs kanzler die von Ihnen vorgeschlagene Lösung zu emp fehlen. Die Gründe sind folgende: Der Rechtsanwalt Hans Litten war einer der gei stigen Führer des Kommunismus in Deutschland. Er ist wegen staatsfeindlicher Betätigung inhaftiert, und seine geistige Einstellung läßt eine Enthaftung unter diesen gegebenen Umständen nicht zu. Revolutionen werden nicht in den Gerichtshöfen und nach den Regeln normalen Rechtsbrauches ausgefochten und entschieden, und im übrigen ist, entgegen Ihrer Ein gabe, die Behandlung des Rechtsanwalts Litten völlig einwandfrei, und er genießt, wie ich höre, sogar noch ge wisse Sondervergünstigungen. Ich möchte Sie aber, verehrter Lord Allen, nun meinerseits fragen: Kann ein Regierungs- und damit ein Rechtssystem, das unverbesserliche Feinde der menschlichen Gesellschaft, die ein Volk dem Kommunismus ausliefern wollten, hinter Schloß und Riegel setzt, wirklich ein so schlechtes Rechtssystem sein, wenn es dadurch gleichzeitig ein ganzes Volk von 65 Millionen wieder glücklich macht? Im Gegenteil, ich möchte demgegenüber die Behauptung aufstellen: Wenn Ihre englischen Rechtsfreunde, die diese Petition unterschrieben haben, sich die Mühe machen wür den, die Ursachen des Niederganges meines Landes 1919, seit dem Versailler Vertrag, zu studieren, dann würden sie finden, daß eine stehengebliebene, den ungeheuren Pro blemen dieser Zeit nicht mehr gewachsene Rechtspflege und vor allem aber der Geist, in dem oft Recht gesprochen wurde und dessen Träger Wider das natürliche Empfin den des deutschen Volkes den Freiheitskämpfer Adolf Hitler nach denselben Paragraphen aburteilen konnten wie den Kommunisten Hans Litten, mit dazu beigetragen haben, ein großes Volk an den Rand des Abgrundes, nämlich des Kommunismus, zu führen. Daß wir heute nicht mehrgewill 1 sind, diesen Geist in Deutschland jemals wiederauferstehen zu lassen und daß wir unverbesserlichen Trägern und geistigen Führern solchen Vernichtungs- Willens als Schädlingen der menschlichen Gesellschaft ihr Tätigkeitsfeld möglichst beschränken, das würde jeder Ihrer Freunde von der Rcchtsfakultät verstehen, wenn er die Entwicklung der vierzehn Jahre bis zum 30. Januar 1933 in Deutschland miterlebt hätte. Ja, mehr als das: Ich bin fest überzeugt, daß Großbritannien und die gesamte Kulturwelt Adolf Hitler eines Tages dank bar dafür sein mutz, datz er mit eiserner Konsequenz und, wenn cs sein mutz, auch Härte die Träger dieses schleichenden und zersetzenden kommunistischen Giftes in Deutschland isoliert hat. Im übrigen darf ich noch auf eins Hinweisen: Die in der Geschichte des deutschen Volkes größte geistige Re volution, die zu der Machtergreifung durch den National sozialismus am 30. Januar 1933 führte, ist unter dem Zeichen völliger Legalität vor sich gegangen und mit Methoden durchgeführt worden, die wohl in der Geschichte nicht ihresgleichen haben und die im krassen Gegensatz zu den grausamen und barbarischen Methoden stehen, mit denen die Revolutionen anderer Völker unserer Kulturwelt durchgeführt wurden. Ich glaube nicht falsch vorauszusehen, wenn ich sage, datz eine spätere objektive Geschichtsschreibung eines Tages den nationalsozialistischen Machtkampf gerade zu als das Musterbeispiel für eine Revolution an- sehcn wird, wie sic nur eine Nation von höchstem Kulturniveau überhaupt durchführen kann. Abgesehen aber von den eben geschilderten grundsätz lichen Erwägungen, kann ich mich um so weniger ent schließen, zu dem Wunsche Ihrer ehrenwerten Recbts- sreunde eine positive Haltung einzunehmen, als wir in einem ähnlichen Falle eine sehr schlechte Erfahrung ge macht haben. Dies liegt so: Oer Katt Dimitrow. Vor längerer Zeit wurde ich von einem Ihrer Lands leute, einem hervorragenden Engländer, darauf aufmerk sam gemacht, ein wie großes Hindernis auf dem Wege der deutsch-englischen Verständigung die Haft der der Welt aus dem Reichstagsbrandprozeß bekannten Bulga ren Dimitrow und Genossen sei und welch aus gezeichneten Eindruck auf die englische öffentliche Mei nung deren Freilassung machen würde. Ich wußte, daß es sich hier um unverbesserliche Feinde der menschlichen Gesellschaftsordnung handelte und daß es das Beste wäre, sie würden nie mehr auf die Menschheit losgelassen. Trotz dem oder vielmehr in meinem ständigen Bestreben, die deutsch-englische Verständigung zu fördern, wurde ich mit zum Fürsprecher ihrer Freilassung. Die Bulgaren wurden nach Rußland geschickt, und heute ist Herr Dimitrow Generalsekretär und damit der wahre Führer der Komintern! Er ist einer der eingefleischtesten Kommu nisten und verschworensten Terroristen, der zum VIl. Komintern-Kongreß in Moskau im vorigen Sommer ungefähr folgendes Kampfziel bekanntgab: 1. Das unverrückbare Kampfziel der Komintern ist di» Weltrevolution und die Aufrichtung der internationa len Diktatur des Proletariats. 2. Das größte Hemmnis auf diesem Wgge zur Welt revolution, d. h. zur Aufrichtung des roten Imperialismus ist Adolf Hitler. Aus diesem Grunde muß der National sozialismus mit allen Mitteln bekämpft werden. Fällt Hitler- Deutschland, ist der Weg für die kommunistische Weltherr schaft frei. In kurzer Zeit wird ganz Europa folgen, und die Zersetzung des britischen Imperiums und der noch übrig gebliebenen Nationalstaaten wird dann nicht aufzuhalten sein. Dieses saubere Programm ist das Ergebnis der Frei lassung Dimitrows, d. h. also das Ergebnis liberaler britischer Weltauffassung und deutscher Gutmütigkeit und Großzügigkeit. Ich glaube, solche Fehler sollten beide Nationen in Zukunft vermeiden. Mein lieber Lord Allen: Ihre Gegnerschaft gegen Versailles ist Deutschland und der Welt bekannt, und Ihr Einsetzen für eine deutsch-englische Freundschaft war für mich immer eine große Befriedigung in mei nem, ich glaube nicht ganz unbekannten Kampf für diese Freundschaft. Ich weiß daher, daß nur edle Gefühle Sie und Ihre Freunde zu Ihrer Eingabe vom 31. Oktober an den Führer und Reichskanzler veranlaßt haben. Wir Deut schen verstehen dieses britische Gefühl „kor tds unckoräog' (für den Unterlegenen) sehr gut und achten es, wie dies bei Angehörigen gleicher Rasse ja gar nicht anders sein kann. Gerade dieses Zusammengehörigkeitsgefühl von Menschen gleicher Rasse und gleichen Blutes aber sollte eine Garantie für die gemeinsame Erkenntnis sein, datz die Staatsraison Regierungen oft zwingt, harte Wege zu gehen, ohne datz hierdurch ein Volk seine in seinem innersten Wesen begründeten ethischen und welt anschaulichen Fundamente auch nur im geringsten preis gibt, ja, datz im Gegenteil diese harten Wege oft erst dieVoraussetzungfürdieErhaltung dieser ethischen und moralischen Grundlagen eines Volkes schaffen. An dieser Erkenntnis hat es dem heutigen England bisher noch etwas gefehlt. Ich glaube aber, daß auch diese Gedanken sich von Tag zu Tag mehr durch setzen werden, und die Geschichte des Britischen Impe riums sollte hier der beste Lehrmeister sein! Nie Unterredung des Führers mit dem englischen Botschafter. Das Echo in England, Frankreich und Polen. Die Unterredung, die der Führer und Reichs kanzler in der vorigen Woche mit dem englischen Bot schafter in Berlin, SirEric Phipps, hatte, ist in der Öffentlichkeit dcsAuslandes Gegenstand a«S- giebiger Erörterungen. Das halbamtliche englische Nachrichtenbüro Reuter meldet aus Berlin, der Führer habe anscheinend an dem allgemeinen deutschen Standpunkt in der Äbrüstungsfrage festgehaltcn. Das Ergebnis der Besprechungen mache es