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MdrufferÄMalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Dos .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der «elchäfisstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,30 AW., be, Poftbestellung 2 «M. zuzüglich Abtrag- «... . gebühr. Einzelnummern ISApjg.All-Ponanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und »nsereAus. trägerund Geichäslsstelle» — ! u — nehme» zu 1-der Zeit Be. ft-llungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lies-rung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiltegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3gespaltene Reklamezetle im textlichen Teile I Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reich-Pfennige. 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Die politische Atmosphäre in Paris war nach der Ab stimmung im Senat, die einer Annahme des Hooverschen Vorschlags günstig schien, bis zur Hochspannung ge laden. Als die französisch, amerikanischen Verhandlungen, die ursprünglich für den Vormittag festgesetzt worden waren, im letzten Augenblick auf den Nachmittag verschoben wurden, weil der amerikanische Schatzsekretär Mellon noch einmal nach der Senalssitzung mit seiner Regierung in Washington in Verbindung treten wollte, nahmen die Vermutungen und Kombinationen über das, was die nächsten Stunden bringen würden, von Stunde zu Stunde zu. Besonders beachtet wurde die Er klärung, die eine amerikanische amtliche Persön- lichkeit der französischen Presse gegeben hatte, nach der Nur ein einziger Punkt der französischen Gegenvorschläge Gegenstand eines Kompromisses sein könne, nämlich die Frist der Zurückzahlungder französischen Anleihe, ^e die Amerikaner bekanntlich auf 25 Jahre, die Franzosen aus 5 Jahre festsetzen wollen. Sie habe auch schon das Kompromiß genannt: Zehn Jahre. Übet den Garantiefonds wollten und könnten die Ver- einigien Staaten nichi sprechen, weil sie nicht Unterzeichner des Haager Abkommens seien. Frankreich müsse diese Frage mit England und den anderen Gläubigerstaaten regeln. Die amerikanische Auffassung wurde von dem offi ziellen Amerikaner, der nur Mellon oder Botschafter Edge sein kann, in dem Satz zusammengesaßl: „Die Vereinigten Staaten schlagen vor, daß Deutschland an die BIZ. zahlt, unter der Bedingung der vollen Rückerstattung an Deutsch land und der Rückzahlung der Anleihe in 25 Jahren."' Großes Aufseben erregte ferner die Nachricht, daß Italien, ohne den Ausgang der französisch-amerikani schen Verhandlungen abzuwarten, das Hoover-Morato rium bereits ab I. Juli in Kraft gesetzt hat. Man erklärt in französischen Kreisen, das Vorgehen Mussolinis sei völlig illegal und ein glatter Bruch des Haager Abkommens. Schließlich stimmte auch die französische politische Krise die Gefahr sehr ernst, daß Hoover seinen Plan auch ohne oder sogar gegen Frankreich würde durchzusetzen suchen. Diese Möglichkeit war besonders durch die Lon doner Presse ausgezeigt worden, nach der es für Hoovei durch das Verhallen Frankreichs unmöglich gemacht worden sei, Frankreich Zugeständnisse zu machen, dic seinen Plan bis zur Unkenntlichkeit verun stalteten. Man könne erwarten, daß bei einem Schei tern der Verhandlungen Hoover äußerste Anstrengung machen werde, um Deutschland und das übrige Mittel europa vor dem finanziellen Untergang zu bewahren Rach Angaben von Freunden Hoovers würde dieser mög licherweise London, Rom und andere Hauptstädte zu einer unmittelbaren Zusammenarbeit mit Amerika aus fordern, wobei er die Auffassung kundtun könnte, daß die, ick ^"^ri Plan ablehnten, Amerikas Sympathie ver- ""d die Verantwortung für den Zusammenbruck, da rank 1*-°^ aus sich lüden. Deutschland wurde ^"kewiesen, daß es keine Angst haben und nicht wie ein Msolle. Frankreich stünde vereinsamt da. weigere nur n i m B a l l s a a l, das sich zu tanzen selbst haben nwn "^cht die Musik gespielt wurde, die ec Einmarsch^ .Frankreich wisse ganz genau, daß der Ruhr nicht wiederholt werden i n^a n^z m^?i eine Erklärung des französischen antas-t gesehen sim " 8 landin berührt, der sich ver- Teil der Ausführungen des mÄttE rickttnlnk^ des „Echo de Paris«, Deutschland im Falle eines M drngcwle en habe, daß Wede raufnahm e d e r n , cht an dtc Echo de Paris«, das aus (ZL ' u n 6 e n denke. Das diese Berichtigung abdru'kt em^ sührungen Perttnax' dennoch p x sprächen. Der deutsche Botschaft?/^ er klär,mgen lediglich in eine höflichere Form ^aekleidm als dies im Artikel des Berichterstatters z7m Ausdruck kommen sei. ' pariser Verhandlungen auf Donnerstag vertag«. Neuer amerikanischer Schritt. Hoover-Plan auch ohne Frankre ich. Die französisch-amerikanischen Verhandlungen sind wieder unterbrochen und auf Donnerstag abend vertagt worden. Dem französischen Kabinett liegt eine Denkschrift der Washingtoner Negierung vor. in der dic grundsätzliche Be reitschaft ausgesprochen wird, die Verhandlungen fortzu- sühren, wobei jedoch gleichzeitig die vorhandenen erheb lichen Meinungsverschiedenheiten unterstrichen werden. Am Donnerstag vormittag findet in Paris ein Ministerrat statt, der die Washingtoner Antwort prüfen soll. über die Bedeutung des neuen amerikanischen Schrittes äußert man sich bisher auf französischer Seite nicht, doch ist es nicht ausgeschloffen, daß er mit den in Washington angestellten Überlegungen zusammcnhängt, den Hoöver-Plan in einer neuen Form zur Wirksamkeit zu bringen, notfalls unter Ausschluß Frankreichs. *' Die amtliche französische Verlautbarung Im Lause der letzten Besprechungen hat Schatz kanzler Mellon den Wortlaut eines Dokuments mitgctcilt, das dazu bestimmt ist, über die Hutung der amerikanischen Regierung in bezug auf die laufenden Verhandlungen Aufschlüsse zu geben. Dieses Dokument, das in Form eines Aide Memoirc abgefaßt ist, stellt außer dem Wunsche der amerikanischen Regierung, die Verhandlungen fortzusetzen, noch bedeu tende Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Regierungen fest. Das Dokument, das in Washington amtlich veröffentlicht werden soll, wird am Donnerstag dem französischen Ministerrat zur Prüfung vorliegen. Die amerikanisch-französischen Verhandlungen werden am Donnerstag um 21.30 Uhr wieder ausgenommen. Paris unter schwerem Druck. Noch bevor der Wortlaut des der französischen Regierung überreichten amerikanischen Aide Memoire bekannt wird, ver breitet sich hier das Gernchtz daß die Washingtoner Negierung in dieser Urkunde ihre Auffassung in endgültiger, wenn nicht gar ultimativer Form dargelegt habe. Der Ministerrat werde sich also über die Annahme oder die Ablehnung endgültig schlüssig werden müssen. Da man hier Grund zu der Befürchtung zu haben glaubt, daß Amerika im Falle einer französischen Ablehnung mit einem etwaigen neuen Vorschlag über Frankreich hinweggehen werde, soll die Stimmung in den amtlichen Kreisen geteilt sein. Die Regierung befinde sich in der außerordentlich schwierigen Lage, zwischen den außenpolitischen Notwendigkeiten und den Wün schen des Parlaments lavieren zu müssen. Jedenfalls habe man sich nicht entschließen können, zu der amerikanischen Denk schrift vor der Abhaltung eines Ministerrats Stellung zu nehmen. HMK5 MiNWM Washington, 1. Juli. Das im Auftrage von Präsident Hoover von Castle und Morrow ausgearbeitete Memorandum bewegt sich, abgesehen von einer vorsichtigen Formulierung im allgemeinen auf der Grundlinie der gestrigen offiziösen Regie rungserklärung. Die Note bringt klar zum Ausdruck, daß Frank reich durch die Ablehnung des amerikanischen Vorschlages im Lause des nächsten Jahres rund 100 Millionen Dollar mehr ein- büßen werde, als wenn es dem Hooverplan zustimme. In dem Memorandum wird erneut betont, daß die Gefahr einer Krise in Deutschland noch immer drohe. Schon der Hooverplan allein habe das Vertrauen wiederkehren lassen, was sich in der Steigerung aller Waren- und Effektenpreise auf allen Geldmärkten wider spiegle. Die Bedingungen, die Frankreich an die Annahme des Vorschlages knüpfe, stünden nicht im Einklang mit dem Geiste des Vorschlages des Präsidenten. Sie seien vielmehr geeignet, die beabsichtigte Hilfsaktion für Deutschland zu verhindern. Das Memorandum wendet sich dann einzelnen umstrittenen Punkten zu. Amerika sei der Ansicht, daß sämtliche gestundete Zahlungen über einen Zeitraum von 25 Jahren fundiert werden sollten «ch zwar zu einem Zinsfuß, der dem von den Gläubi gerregierungen aus die eigenen öffentlichen Schulden gezahlten Durchschnittssatz entsprech». Die Regierung der Vereinigten Staaten sei damit einverstanden, daß Deutschland den ungeschütz ten Teil der Annmäten an die BIZ. abführe, vorausgesetzt, daß der Betrag der Reichsregierung auf dem Mleihewege unver züglich zurückerstattet werde. Aber der französisch» Wunsch, daß von der genannten An leihe die hauptsächlichsten Mittel der deutschen Industrie und Fi nanzkonzernen zur VerjüguKg gestellt werden sollen, sei mit dem Plane Hoovers unvereinbar. Die Anregung der französischen Regierung, den Betrag von 25 Millionen Dollar aus ungeschütz ten Zahlungen besonders geschädigten mitteleuropäischen Ländern in Anleiheform zuzuweisen, stelle eine Verletzung des Hooverschen Vorschlags dar. Dagegen schlägt Amerika vor, daß diese relativ kleine Summe den in Frage kommenden Ländern durch eine kor porative Aktion der Zentralbanken oder der BIZ. gegeben wird. Die Washingtoner Regierung stellt der Frage der Rücker stattung der gestundeten Beträge fest daß sie auf einer fünfund- zwcmzigsährigen Laufzeit bestehen bleibe, doch sei eine Einigung über diesen Punkt nicht unmöglich, sofern andere Streitfragen aus der Welt geschafft würden, insbesondere wenn während der nächsten zwei Jahre keine Rückzahlungen geleistet zu werden brauchten. * Unterstaatssekretär Castle bemerkte hierzu, diese Veröffent lichung bedeute keinen Abschluß der Diskussionen, sondern habe lediglich den Zweck, die amerikanische These ganz klar heraus zuarbeiten in der Hoffnung, daß Frankreich daraus ersehe, daß Amerika in gewissen Punkten nachgebe und nachgeben werde, in anderen aber nicht nachgeben könne. Castle fügt hinzu die fran zösische Regierung habe das Memorandum durchaus freundlich ausgenommen, u«d eine weitere Konferenz zwischen Mellon und Laval sei sür Donnerstag abend anberaumt. Bezüglich der von Frankreich geforderten Konzession in der Frage des Garantir- fonds wies Castle darauf hin, daß zwar der Houngplan eine rein europäische Angelegenheit sei und Frankreich nur die Zustimmung der Houngplangläubiger zum Verzicht auf die Garantiefonds brauche, daß aber, falls Frankreich verlange, Deutschland solle als eine Bedingung der Durchführung des Hooverplanes sich verpflichten, in Falle eines Moratoriums den jetzt geplanten Kre dit plus dem unaufschiebbaren Teil zu zahlen, dies für Amerika unannehmbar sei. Der Geist des Hooverplanes lasse eine derartige Drppelbelaftung nicht zu, selbst wenn man die bestimmte Hoff nung habe, daß Deutschland kein Moratorium zu erklären brauche. Castle bestätigte, daß gegenwärtig andere Pläne für den Fall des Scheiterns der Pariser Verhandlungen erwogen wür den, sie seien aber noch nicht spruchreif und keiner anderen Re gierung unterbreitet worden. * Der Hoover-Plan in der Eiskruste. Für fünfjährigen Zahlungsaufschub der halben Raten. Der englische Volkswirtschafller Keynes erklärte in einer Rede in Chikago, daß der Hoover-Plan mit einer Eiskruste von Ungewißheit überzogen sei. Es wäre besser, sämtliche Schuldenzahlungen für die Dauer von fünf Jahren zur Hälfte herabzusetzen, denn ein einjähriger Zahlungsausschub werde zweifellos die Neuausrol lung der gesamten Schuldenfrage noch lange vor Ablauf der Frist wieder erforderlich machen. * Belgien und der Hoover-Plan. Der Auswärtige Ausschuß billigt dic Haltung der Regierung Der Auswärtige Ausschuß des Belgischen Senats hat nach der Entgegennahme eines Berichtes des Außen ministers Hyman einmütig die von der belgischen Regie rung in ihrer Äntworr aus den Hoover-Vorschlag einge nommene Haltung gebilligt. Der Ausschuß erwartet, daß die Regierung die belgischen Rechte bei der Anwendung des Hoover-Plans verteidigen werde. Blutgericht am Balkan. In der Hauptstadt Kroatiens, in Agram, ist soeben ein seit Monaten vor dem Staatsgericht verhandeltet Prozeß gegen 23 kroatische Autono misten zu End« gegangen. Von den Angeklagten, die der Geheimbündelei, der Verschwörung gegen den Jugoslawischen Staat unt insbesondere der Ermordung zweier serbischer Spitzel be schuldigt waren, sind zwei zum Tode, einige andere zv Zuchthausstrafen bis zu zwanzig Jahren verurteilt worden. Die einzigen „Beweise" bestanden in Ge ständnissen, welche die Angeklagten in der zwei jährigen Voruntersuchung abgelegt haben. Es hat sich nun aber herausgestellt, daß diese Geständnisse erpreßt worden sind, mit grausamen Torturen, bei deren Berichten dem Westeuropäer das Blut in den Adern stockt. Man hat die Angeklagten nächtelang an eiserne Haken aufgehangen, bis ihnen die Gliedmaßen abstarben, man hat Daumenschrauben und eine zuschraubbare eiserne Stirnkrone angewendel, man hat schließlich einem der Angeklagten Hufnägel in die Fersen geschlagen und zwei in nicht wiederzugebender Weise verstümmelt. Außerdem steht fest, daß die wirk lichen Täter, die man treffen wollte, längst in das Aus land geflüchtet sind, und es steht ferner fest, daß auch mit der Verhaftung der angeblichen Terroristen die Bomben attentate gegen die serbischen Machthaber ohne Unter brechung weitergegangen sind. So wurde inzwischen ein Sprengattentat aus dic Agramer Hauptpolizeiwache verübt, und der König von Serbien mußte Ansang vorigen Monats aus seinem neuen Agramer Sommerpalais flüchten, nachdem mehrere Höllenmaschinen losgegangen bzw. entdeckt worden waren. Das Land Kroatien steht also nicht umsonst unter Ausnahmezustand und Kriegsrecht, und auch der neue Prozeß ist nur ein Symptom der tiefen Erregung, die den ehemaligen SHS.-Staat, dieses Erbteil der Pariser Friedensdiklate, zerklüftet. Die Kroaten berufen sich näm lich daraus, daß sie in ihrer tausendjährigen Geschichte stets mit Westeuropa, insbesondere mit Wi^n und Venedig, in kultureller Verbindung gestanden und" sich immer gegen eine .Balkanisierung« gewebrt haben. Sie berufen sich darauf, daß sie zu allen Zeiten, in Verbindung mit den verschiedensten Staaten, immer im Besitz einer weit gehenden Autonomie gewesen sind, die man ihnen 191k geraubt hat, als man sie ohne Volksbefragung der ser bischen Herrschaft unterstellte. Ihre verschiedenen Appelle an den Völkerbund waren vergeblich Nachdem man eine Reihe der kroatischen Volksführer mit Naditsch au der Spitze ermordet Hal, hat dieses Gewnli system Gewalt aiij der Gegenseite ausgelüst.