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MsdmfferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, .Wilsdruffer Tageblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Lezugsxrei«: Bei Abholung in her Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten rsZV RM., bei Postbcstellung ISR^g.Äll-Poftanftalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend PostbotenMd'unsneAu" trägerund Geschäftsstellen —— - nehmen zu feder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis! die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rxfg., diel gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennig, die ö gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebkchr 20 Reichspsennige. Vor« gefchriebeneErscheiuungr. tage und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeige», annahmebis oorm.lvUhr. ! Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klage cingezogen werden muß oder derAnftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 172 — 90. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Telegr.»Adr: .Amtsblatt' Montag, den 27. Juli 1931 präsidentZbanezvon Chile zmMttreten. irr.- Nach in Buenos Aires einqetroffenen Meldungen aus Nile ist Präsident Ibanez infolge der Unruhen der letzten ^"ge zurückgetrcten. Oer goldene Magnet. Nur eine kurze, knappe Meldung ist es: Auf dem fran zösischen Flughafen Le Bourget, d'cht bei Paris, sind einige englische Flugzeuge eingetrossen, die eine kostbare Last von England nach Frankreich transportiert hatten. Rund 10 000 Kilogramm Gold nämlich. Das bedeutet etwa einen Eisenbahnwaggon voll des Metalls, von dem Gretchen im „Faust" sagt: „Rach Golde drängt, am Golde hängt doch alles . . .!" Es ist die größte Goldsendung gewesen, die jemals auf dem Luftwege nach Frankreich befördert worden ist. Wir Deutsche haben das auf einem etwas langsameren Wege bewerkstelligt. Wir haben seit 1924 nicht weniger als I O M illiarden an das Ausland abgesuhrt. Geradezu grotesk wirkt es, daß diese einfache Berechnung eines amerikanischen Blattes als „blutige Neuigkeit" erscheinen darf, obwohl von deutscher Seite immer wieder mit ganz präzisen Angaben festgestellt wurde, wie breit der Goldstrom ist, für den man im Dawes-, später im Uoung-Plan >ie Kanäle und Schleusen gebaut hat. Wir müssen feststellen, daß in der Welt draußen dies Wohl erst jetzt zu wirken beginnt. So wenig wie der Dawes-Plan sind die Bestimmungen des Young-Planes auf die Dauer erfüllbar. Wenn man uns Aruft: "Ja, ihr habt doch den Young-Plan unter- Ichrreben!", so dürfen wir darauf erwidern, daß dies nur deswegen geschah, weil alle Deutschen der Überzeugung waren, daß es nicht allzu lange dauern würde, bis sich dieser Plan selbst als unerfüllbar erweisen würde. Und von den zehn Milliarden, die von Deutschland aus ins Ausland „transportiert" werden mußten, sind 52 Prozent, also mehr als fünf Milliarden, nach Frank reich geflossen. Heute liegen zehn Milliarden Mark in den Panzergewölben der Bank von Frankreich. Die wirken wie ein Magnet, denn wenn Frankreich einen Teil dieses Schatzes ausleiht, dann geschieht das nur gegen Hohs Zinsen, — aber die finanzielle Verpflichtung des Schuld ners ist durchaus noch nicht die ganze „Zinslast". Der Schuldner hat auch andere Verpflichtungen gegenüber dem Gläubiger zu übernehmen. Und es geschah kaum aus rein finanziellen Gewinnabsichten, daß Frankreich z. B. eine große Anleihe an die T s ch c ch o s l o w a k e i gab, als das Projekt der deutsch-österreichischen Zollunion aufjauchte. Ebensowenig war für die Hergabe eines Kredits von 150 Millionen Franken zwecks Finanzierung der pol nischen Ernte lediglich die Absicht des französischen Kapitals maßgebend, eine hochprozentige Verzinsung für die Anlage zu erhalten. Frankreich Hai in die Bahn von Oberschlesien nach Gdingen so viel Geld hineingesteckt, daß ihm nun nichts anderes übrigbleibt, als — noch mehr Geld herzugeben, um die früher hergegebenen An leihen zu schützen. Gerade England wird ja wohl nicht bloß einige, sondern ein ganzes Büschel Haare in der Suppe gefunden haben, die es in Versailles aufs Feuer stellte und seitdem langsam weiterkochen ließ. Der Ruhreinbruch war mehr als nur die Niederzwingung Deutschlands; seitdem steh! die absolute Hegemonie Frankreichs auf dem europäischen Kontinent fest, und der damalige englische Außenminister Lord Chamberlain hat gar keine Veranlassung und kein Nechn heute uns Deutschen gut zuzureden, wir sollten uns mit Frankreich vertragen. Er selbst und oie anderen eng- - rtiker, die damals Deutschland allein um sein staatliche-, Dasein ringen ließen, haben von damals ab nun diesem Frankreich Zeit und Gelegenheit gegeben, die goldenen Kugeln zu gießen, mit denen es jetzt cmf — England schießt. Und in Newyork rechnet man heute mit einer der artig zerstörenden Wirkung des französischen Bombarde ments auf die Keller der einstmals die Welt beherrschen den „Bank os England", daß man dort die soeben um 1 Prozent herausgesetzte Diskontrate vielleicht noch weiter erhöhen muß, weil für Frankreich der Fluqzeuqtransport der zehn Tonnen immer nicht genügend groß gewesen ist. Der goldene Magen m der „Banque de France" ist stärker und, wenn politische Ströme eingeschaltet werden ver mehrt sich noch seine Anziehungskraft. Mit einem gewissen Bangen hat man darum auch dem Wochenausweis der Deutschen Reichsbank entgegengesehen Notenumlaufes in der dritten Jultwoche nicht wie sonst üblich, stark zurückaeaan- gen, sondern m dieser Sch w arzen Wo ch e" Ute? ge stiegen. Aber andererseits Hai der Bestand a n G o d und Devisen um 48 Millionen zugenom men, so daß unsere Wahrung schon mit 36,1 Prozent gedeckt ist. Nach dem vorletzten Äeichsbankausweis war die damalige Deckung nur 35,8 Prozent. Es ist also aufswärts gegangen Noch waren dabei nicht einmal die Notverordnung über die Devi enregulierunq und die Kapitalflucht m Kraft. Und so ist es denn nur ein Anfang gewesen; auch dre deutsche Not beginnt sich hier als ein Magnet auszuwelsen, der dte Kräfte für den Kampf um unser Dassin als Mensch und als Staat sammelt. Zm MWlen ZahlMgsverkkhr Wölk! Der Mangel an ZMungsniMeln. Ultimosorgcn der Regierung. Dr. Schmitz, der auch an den Londoner Verhand lungen teilgenommen hat, gab einer französischen Finanz- zeitung folgende Erklärung ab: Nach den Ergebnissen der Londoner Konferenz, die eine neue Ära in den Beziehungen der beiden Länder Deutschland und Frankreich eröffnet und das Vertrauen in die finan zielle Wiederaufrichtung Deutschlands wiederhergestellt hat, bleibt der deutschen Regierung als erste und haupt sächlichste Aufgabe, ein Mittel zu finden, um dem Handel und besonders der Industrie die Zahlungsmittel für die Ultimozahlungen zur Verfügung zu stellen. Die unmittelbare große Schwierigkeit liegt nicht in dem Mangel an Krediten, nur sehr wenige ausländische > Zahlungen werden unmittelbar fällig, sondern vor allem j in dem Mangel an Zahlungsmitteln. Die Delegation hat keinen Zweifel, daß es möglich sein wird, die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich jetzt schon vermindern, denn cs ist sicher, daß alle Regie rungen, die an der Konferenz von London tcilgenommen haben, ihnen die Aufgabe erleichtern werden. SmnMM Mit MMMMN MM Um den möglichst schnellen Abbau der jetzigen Be schränkungen im Zahlungsverkehr herbeizuführen, Haber sich das Reich und die nachstehend benannten Bcrlinei Kreditinstitute auf Anregung der Reichsban! und unter Mitwirkung des Reiches zu einer Gemeinschafts aktion entschlossen. Hierdurch soll auch ermöglicht werden die Darmstädtcr und NationaIbank für derer Kreditoren das Reich die Ausfallbürgfchaft übernommen hat, wieder in den Zahlungsverkehr einzuschaltcn. Um die erforderlichen Mittel zu sichern, wurde unter der Firme „Akzept- und Garant, ebank A G.« eine Aktien gesellschaft mit einem Kapital von 200 Millionen Marl gegründet. Diese Gesellschaft wird das reibungslos« Funktionieren des Zahlungsverkehrs durch Zurver fügungstellung der erforderlichen Mittel gewährleisten Die hierfür notwendigen Kredite sind gesichert. Der Gemetnjchastsakllon gebären an: Bank sm deutsche Industrieobligationcn, Berliner Handelsgesellschaft Commerz- und Privatbank A.-G., Deutsche Bank und Dis- conto-Gesellschaft, Deutsche Golddiskontbank, Deutsche Renten bankkreditanstalt «Landwirtschaftliche Zentralbanks, Deutsche Verkehrskreditbank A.-G., Dresdner Bank, Mendelssohn u. Co. Preußische Staatsbank (Seehandlungs und Reichskreditgesell schäft A.-G. Durch die Bildung der Akzeptbank ist es möglich, de, Reichsbank sichere Handelswechsel als Unterlage für die Bereitstellung von Markkrediten zur Verfügung zu stellen. Man hofft auf diese Weise die Bargeldschwierig keil zu überwinden Denn die Reichsbank ist nun in der Siimson in Berlin. Besprechung mit Brüning und Curtius. Der Leiter der auswärtiigen Politik Amerikas, Staatssekretär Stimson, traf zu einem kurzen in offiziellen Besuch in Berlin ein. An einem Essen in der amerikanischen Botschaft für Stimson nahmen auch Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsautzenminister Dr. Curtius teil. Die in London begonnenen Unter haltungen über die politischen Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten wurden fortgesetzt. Stimson ißt beim Kanzler. Der amerikanische Staatssekretär Stimson hat am Sonntag im kleinsten Kreise beim Kanzler zu Abend ge gessen. An den politischen Besprechungen am Tage und an dem Ausfluge nach Potsdam hatte auch der amerikanische Botschafter in Berlin, Sackett, teilgenommen. Ser englische Gegenbesuch in Berlin. Außenminister Henderson ist fahrplanmäßig mit dem „Goldenen Pfeil" von London nach Berlin ab gereist. In seiner Begleitung befindet sich Sir Walford Selb« Minister präsident Macdonald verläßt London in einem Armee flugzeug, einem zweisitzigen Doppeldecker, der von dem Flieger- leutnant Heslop geführt werden wird. Möglicherweise wird das Flugzeug zeitweise von einer zweiten Maschine be gleitet werden. Mit der Ankunft Macdonalds in Berlin ist am Montag zwischen 16 und 17 Uhr zu rechnen. Das Flug zeug wird während seines Aufenthaltes in Berlin bleiben und Macdonald am Mittwoch w^^en, günstiges Flugwetter vor ausgesetzt, wieder nach Lc zurückbringen. MacSonald kommt nach Deutschland. Er fuhr mit dem Zuge. ..Der englische Premierminister MacDonald, der ur sprünglich am Montag früh von dem Flugplätze Hendon aus nach Berlin fliegen wollte, hat wegen der unsicheren Lage, Markbeträge in Höhe der auf Grund des Stamm kapitals der Akzeptbank ausgegebenen Handelswechsel bereitzustcllen. Man kann somit rechnen, daß die Ingangsetzung des normalen Zahlungs und Überweisungsverkehrs spätestens von Mittwoch an möglich ist. Schecks sirr Steuerzahlungen. Annahme durch die Kassen der Reichsabgabenverwaltung. Amtlich wird mttgeieill: Der Relchsftnanz Minister Hal in oem Bestreben, den Steuerpflichtigen die Entrichtung ihrer Steuerschulden möglichst zu erleichtern, die Finanzkassen, Zollkassen und Obersinanzkasjen angewiesen, bis aus weiteres entgegen der bisherigen Regelung auch indossierte Schecks, Kundenschecks und Orderschecks als Einzahlung an zunehmen, wenn diese Schecks aus Geldanstalten rusgestellt sind, die am Sitz der Kasse, an die die Einzahlung entrichtet werden soll oder an einem dem Sitze dieser Kasse unmittelbar benachbarten Orte liegen. Überweisung durch „alie" Schecks. Einbeziehung des Scheckverkehrs in den Überweisungsverband. Der Arbeitsausschuß des Überweisungsverbandes hat be schlossen, künftig auch den Gegenwert von Schecks, die auf alte Konten gezogen sind, zur Verrechnung zuzu- iassen. Soweit die Scheckbezogenen Verbandsmitglieder sind, gelten hinsichtlich der Höbe der Schcckbeträge dte Vorschriften des überweisungsverbandes Für Schecks aus sonstige Kredit institute sind die allgemeinen Vorschriften für Überweisungen der Notverordnung über die Wiederaufnahme des Zahlungsverkehrs nach den Bankfeiertagen vom 23. Juli l93t maßgebend. Im übrigen wird bei dieser Gelegenheit von der Reichsbank darauf bingewiesen, daß die zahlreichen Klagen der Bantkundschaft über die verspätete Gutschrift zur Einziehung übergebener Schecks ihren Grund darin haben, daß die Schecks zahlungs halber an von dem Sitz der bezogenen Bank weit entfernte Plätze versandt worden sind Es ist daher erwünscht und zweckmäßig, daß Schecks möglichst nur im lokalen Verkehr Verwendung sinden. Frankreichs übersüllie Goldkeller. 914 Milliarden Mart Goldreserven. Die Bank von England verkaufte am Sonnabend an Frankreich für 3 773 250 Pfund Barrengold und führte für 48 000 Pfund Goldmünzen aus. Damit erhöht sich der Nettogoldabfluß der Bank seit Beginn der Bewegung vor etwa zwei Wochen auf über 612 Millionen Mark, dessen größter Teil nach Frankreich gegangen ist. Britischen Meldungen züsolge hat die Goldreserve der Bank von Frankreich inzwischen die riesige Summe von 9226 Millionen Mark überschritten. Wetterlage seinen Plan geändert und verließ am Sonn tag abend London mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 20,15 Uhr von der Liverpoolstreet-Station. * Der Observer zum Besuch der englischen Minister in Berlin London, 26. Juli. Zu dem Besuch der englischen Mi nister in Berlin schreibt der ,Observer", das englische Volk sei unabänderlich und fest entschlossen, sich! niemals wieder mit Frank reich gegen Deutschland zu engagieren. Das Foreign Office und der diplomatische Dienst besonders in der englischen Botschaft in Paris müßten diese Tatsache endlich erfassen. Die alte franzosen freundliche und deutschfeindliche Neigung sei für immer tot- Der diplomatische Mitarbeiter dieses Blattes betrachtet den Besuch als einen ersten Schritt bei den Versuchen, das allgemeine Vertrauen wieder herzustellen, nachdem die Londoner Minister konferenz die Widerstände beseitigt habe, die sich der Inkraft setzung des Hooverplanes in den Weg gestellt hätten. * Die Ankunft Hendersons in Berlin Berlin, 27. Juli. Minister Henderson traf am Montag um 8.33 Uhr mit dem Nordexpretz auf dem Bahnhof Friedrich straße ein. Henderson wurde zunächst vom Reichsaußenminister Dr. Curtius, sodann von dem englischen Botschafter Sir Horace Rumbold begrüßt, der dem Minister die Herren der englischen Botschaft vorstellte. Im Auftrage der Reichsregierung waren zur Begrüßung weiter erschienen: Staatssekretär von Bülow, Ministerialdirektor Dieckhoff und Graf Tattenbach. Auf dem Bahnsteig hatte ferner eine Abordnung des Reichsbanners Auf stellung genommen, die den englischen Außenminister mit dem Rufe: „Dem Freunde Deutschlands ein dreifaches Heil" begrüßte.