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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Fandwkrtschast/ für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegen^ Wo.^ NI entg-g°kn°I«Fall- höherer Gewalt, ölrieg -der soll stirer Betriebsstörungen befteht kein dl»spn>ch "»f Lk-fnun, »«Zeitung-derKürzung de-Be,«g-pr-i,e,.-Rücksendung-in,es<mdte.SchrrMÜ<L-«ft>lg. nur, wennP-rt-b-tU-gt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts. gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Für di« Richtigkeit der Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Postscheck: Dresden 2640 Nr. 220 — 90. Jahrgang Montag, den 21. September 1931 Bauernnot und Bauernhilfe. Rückblick auf die Darmstädter DLG.-Tagung. Seit einer Reihe von Jahren hat die größte landwirt schaftliche Fachvereinigung, die Deutsche Landwirtschafts- Gesellschaft, ihre der Arbeit in zahlreichen Ausschüssen ge widmete Herbsttagung nicht mehr in Berlin abgehalten, sondern sie wandert damit im ganzen Reiche herum, genau wie mit ihren großen Ausstellungen zum Sommers- beginn. Die Sorge, ob diese auf der Welt einzig dastehen den Wanderkurse einer hohen Schule der Landwirtschaft sich aus die Dauer über diese Notzeiten hinweg werden durchhalten lassen, ist jetzt in Darmstadt behoben worden. Borstand und Hauptausschuß sind übereinstimmend zu der Ansicht gelangt, daß die wandernde Tagung grundsätz lich beibehalten werden müsse; aber man trägt dem all gemeinen Sparzwang auch hier Rechnung, indem man die Dauer von einer Woche auf drei, höchstens vier Tage beschränken wird. Gerade die Tagung in Darmstadt hat den zwingenden Beweis erbracht, daß auf solche Lehrwochen nicht verzichtet werden kann. Man muß sich einmal ganz nebenbei den Unterschied vergegenwärtigen, der etwa zwischen den Wirtschaftsverhältnissen rings um Stettin, Wo die vorjährige Herbsttagung stattfand, und von Hessen besteht. Ein großer Teil der pommerschen Landwirte kann sich ohne eigene Anschauung Verhältnisse, wie sie in Hessen und anderen südwestdeutschen Staaten der Durchschnitt sind, gar nicht vorstellen und selbstverständlich ebenso um gekehrt. Hier in Hessen haben 84,5 Prozent aller selbstän digen Bauernbetriebe eine Fläche von unter fünf Hektar, 64,5 Prozent fogar von unter zwei Hektar, und dabei ist hier der Zwergbesitz ganz überragend und ausschlaggebend an dem Zuckerrübenanbau beteiligt! Das Genossenschafts wesen, das landwirtschaftliche Bildungswesen stehen in Hessen mustergültig da, die Erträge des Ackers und der Viehwirtschaft übertreffen diejenigen im Reiche im Durch schnitt erheblich, und was ist der Erfolg? Eine Not der Landwirtschaft, genau so drückend wie in allen anderen Gebieten, und zwar trotz der hier so nahen Absatzmärkte auf restlos allen Gebieten der Erzeugung. Eine Fahr: durch die Bergstraße kann um diese Jahreszeit jedem das Herz schwer machen. Zu Tausenden von Zentnern ver- sault das Edelobst, z. B. die Pfirsiche, weil sich das Pflücken nicht lohnt, weil sich kein Käufer findet, oder weil, wenn schon eine Absatzmöglichkeit da ist, für den Zentner Obst zum Mosten 90 Pf. bis eine Mark (in manchen Gegenden Württembergs 60—70 Pfennige!) geboten werden. Müßte man da den Mut nicht verlieren? Nein, so hat die Tagung der DLG. geantwortet, ver lieren wir den Mut, so geben wir nicht nur unsere eigene Zukunft als Nährstand, sondern auch jede Aussicht auf den Wiederaufstieg des ge liebten Vaterlandes preis. Hier zeigte sich nun der volle Wert, der in der Zu- sammenführnng der verschiedenen deutschen Stämme und ihrer Wirtschaftserfahrungen bei solchen Gelegenheiten besteht. Denn so mustergültiges die hessische Landwirt schaft auch leistet, auch sie kann und muß noch vieles lernen. Der süddeutsche Bauer weiß noch gar nicht, was es bedeutet, daß er stets über eine feste Anzahl von zuverlässigen Arbeitskräften aus der eigenen Familie ver fügen kann, und er weiß noch nicht, welche Stärke ihm das gegenüber dem Großgrundbesitz verleiht. Er kennt auch die Mittel noch längst nicht alle, die er ohne Auf wendung von Geldbeträgen, welche ihm jetzt nicht zur Verfügung stehen, mit seinen vorhandenen Geräten und Maschinen, mit der Verbesserung seiner Handarbeit, mit verständiger Steigerung der Bodengare, und mit manch mal so einfachen Maßnahmen wie Frühsaat und Spät- - ernte offen stehen. Anregungen dieser Art hat die Darmstädter Tagung freigebig ausgesät und andächtig lauschten die Klein- und Mittellandwirte der süddeutschen Staaten diesen heilsamen Lehren. Das aber ist das Gesamtergebnis, daß hier mit aller Klarheit verkündet wurde, nicht Gehenlassen, sondern vielmehr zielbewußte, aber mög lichst kostenlose Produktions st eigerung oerbürgt die einzige Rettungsmöglichkeit für unsere Land wirtschaft, freilich in Verbindung mit staatlichem Schutz für die Veredelungsproduktion und mit Hilfe der Konsumenten, die einsehen müssen, welcher Irrsinn darin liegt, daß an der Bergstraße die Pfirsiche des deutschen Bauern ver täuten, während in den Großstädten unzählige Men schen ihren Kindern in diesem Jahre noch nicht ein Pfund dieser lieblichen Früchte haben kaufen können. Warum? Weil iu denselben Großstädten Millionen von Mark in Groschenbeträgen für ausländisches Obst ausgegeben werden, das zwar besser und für die oberflächliche Augen- betrachtung bestechender verpackt, aber viel weniger wohl- (chmeckend und gesund ist. Das gilt aber nicht nur vom Obst. Aße ieder Deutsche nur ein Pfund Tilsiter "" Aahre, dann brauchte die darbende. Land- Vie ""d Ostpommern usw. keinen -bsennig Osthilfe vom Reiche. --andm^ Tatsachen, die nicht nur die ^nsckn^ sondern wahrscheinlich im kommen- d e n Nur N p 7^ Deuttchen allen, vielleicht aber mmma. Em. und Umkd, M,.n L"d-N ° W S MknmgMze in knglanö Schließung -er Londoner Börse. Die Beschlüsse des englischen Kabinetts Die englische Regierung hat die zeitweilige Auf Hebung der einschlägigen Paragraphen des Goldstandard gesetzes von 1925 beschlossen, das die Bank von Englnni zwingt, Gold nur zu einem festgesetzten Preise zu ver kaufen. Ein dementsprechender Gesetzentwurf wird am Montag dem Parlament vorgelegt und soll noch am selber Tage in allen Stadien erledigt werden und die Zustim mung des Königs erhalten. Die Negierung hat ferner ver fügt, daß die Börse am Montag geschlossen bleiben soll Hierdurch soll jedoch das laufende Geschäft der Börse nich beeinträchtigt werden. Die Banken bleiben geöffnet. Trans aktionen können durchgeführt werden. Die Gründe für die außergewöhnlichen Finanzmatznahmen. London, 20. September. Von der Amtswohnung des Ministerpräsidenten wurde am Sonntag abend folgende Mittei lung ausgegeben: „Die englische Regierung hat nach Befragen der Bank von England beschlossen- zeitweilig den 8 2 des Absatzes 1 des Gvlb- standardgesetzes vom Jahre 1925 außer Kraft zu setzen, durch den die Bank von England gezwungen wird, Gold zu einem fest gesetzten Preise zu verkaufen. Zu diesem Zweck wird ein Gesetz im Unterhaus eingebracht werden. Die Regierung wird das Par lament ersuchens dieses Gesetz in allen seinen Stadien am Mon tag, dem 21. September, zu beraten. In der Zwischenzeit ist der Bank von England aufgegeben worden, so vorzugehen, als wenn diese Verfügung schon Gesetz geworden wäre." Die Gründe, die M dieser Entscheidung geführt haben, sind folgende: Seit Mitte Juni sind Gelder, die sich auf mehr als 209 Millionen Pfund belaufen, vom Londoner Markt zurückgezogen worden. Diese Abzüge sind teilweise mit Gold und Devisen, die im Besitz der Bank von England waren, teilweise aus den Ein nahmen des Kredites von 50 Millionen Pfund, den die Bank von England aus Neuyork und Paris erhalten hat und der in allernächster Zukunft fällig wird und teilweise aus den Einnah men des letzten französischen und amerikanischen 80-MMonen- Kredites bestritten worden. Während der letzten Tage haben die Abzüge ausländischer Guthaben sich so stark vermehrt, daß die englische Regierung sich verpflichtet gefühlt hat, die obenerwähn te Entscheidung zu treffen. Diese Verfügung wird jedoch in keiner Weise die Verpflich- j tungen der englischen Regierung oder der Bank von England ! berühren, die in ausländischer Währung zahlbar sind. Die Gold- ! bestände der Bank von England belaufen sich auf etwa 130 Mill. Pfund. Im Hinblick aus die dringenden Verpflichtungen, die un ter Umständen erfüllt werden müssens, ist es nicht ratsam, eins weitere Herabsetzung dieser Reserven zuzulassen. Das lausende Geschäft der Bank wird nicht unterbrochen. Die Banken werben wie gewöhnlich für ihre Künden offen sein. Es besteht auch kein Grund, Transaktionen in Sterling in irgendeiner Weise einzu schränken. Es ist Vorsorge getroffen, daß die Börse am Montag nicht geöffnet wird, an dem Tage, an dem das Parlament die notwendige Gesetzgebung zu erledigen hat. Dies wird jedoch in keiner Weise das Geschäft der laufenden Regelungen an der Börse stören, die wie gewöhnlich ausgeführt werden sollen. Die englische Regierung hat keinen Grund zu der Annahme, daß die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu einem erheblichen Maße auf den Export von Kapital durch englische Staatsangehörige zurück zuführen sind. Zweifellos erfolgte die größte Zahl der Abzüge auf ausländisches Konto. Die Regierung wiederholt jedoch ein dringlich ihre Warnung, die von dem Schatzkanzler gegeben wur de, daß irgendein englischer Staatsbürger, der den Druck auf die Währung durch den Ankauf von ausländischen Sicherheiten ver mehrt oder andere hierbei unterstützt, die Schwierigkeiten des Landes vermehrt. Die Banken haben sich zur Zusammenarbeit verpflichtet, um die Ankäufe ausländischer Währung durch eng lische Staatsangehörige einzuschränken. Ausgenommen sind die Fälle, wo ein tatsächlicher Bedarf des Handels vorliegt oder wo schon Verträge bestehen. Sollten weitere Maßnahmen sich als ratsam erweisen, so wird die Regierung nicht zögern diese zu ergreifen. Die Negierung ist zu ihrer Entscheidung nur nach großem Zögern gelangt. Aber während der letzten Taye sind die inneren Finanzmärkte demoralisiert und haben ihre Sterling-Guthaben ohne Rücksicht aus den inneren Wert liquidiert. Unter diesen Um ständen blieb nichts anderes übrig, als die finanzielle Lage des Landes durch die einzigen Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, zu schützen. Die Regierung hat das Gleichgewicht des Haushal tes sichergestellt und die innere Lage des Landes ist gesund. Die se Lage muß aufrechterhalten werden. Es ist etwas anderes, wenn man den Goldstandard bei einem nichtausgeglichenrn Haus halt und bei einer nicht kontrollierten Inflation aufgibt, als wenn man diese Maßnahmen ergreift, nicht wegen der finan ziellen Schwierigkeiten, sondern wegen außergewöhnlicher Ab züge geborgten Kapitals. Die Reserven Englands sind unge heuer und es besteht kein Zweifel, daß die gegenwärtigen Wäh rungsschwierigkeiten sich nur als zeitweilig erweisen werden. Erhöhung des Diskontsatzes der Bank von England. Von4,5auf6Prozent. Die Bank von England hat beschlossen, den Diskont faß von 4,5 auf 6 Prozent zu erhöhen. Berliner und Frankfurter Börse am Mntag geschloffen. Auf Anraten des preußischen Handelsministeriums werden die Berliner und die Frankfurter Börse am Mon tag nicht geöffnet. Der formelle Beschluß, die Berliner Börse am Mon tag nicht zu öffnen, wird erst in einer Sitzung des Ber liner Börsenvorstandes am Montag vormittag gefast werden. Schließung der Kopenhagener Börse. Kopenhagen. Mit Rücksicht auf die vorübergehende Schließung der Londoner Börse hat der Vorstand der Kopen hagener Börse beschlossen, bis aus weiteres die Kursnotierungen für Obligationen und Aktien an der Kopenhagener Börse einzu stellen. Amerikanische Kre-iie zur GLützung des Pfundes? Die Bundesreservebank und die Newyorker Banken er wägen zurzeit die Gewährung weiterer Kredite zui Stützung des englischen Pfundes. Ein Meinungsaus tausch mit der Bank von Frankreich ist im Gange. In ame rikanischen Regierungskreisen wird die Stabilisierung de6 englischen Pfundes durch weitere Kredite für möglich ge halten. * Dr, Schacht über die Aufhebung des englischen Goldstandards. Neuyork, 21. September. Der frühere Reichsbankpräsi dent Dr. Schacht hat dem Berliner Vertreter des „Universal News Service" eine Unterredung über die Aushebung des engli schen Goldstandards gewährt. Englands Aktion, so erklärte Schacht, sei von ungeheurer sinanzieller Bedeutung sür die ganze Welt. Der englische Markt habe immer die Grundlage der in ternationalen Goldwährung dargesiellt. Was England jetzt tue, bedeute die Revision des internationalen Schuldensystems. Eng lands Schritt zeige in drastischer Weise, das die wirtschaftliche Struktur der Welt nicht auf unbegrenzte Zeit durch falsche po litische Maßnahmen von oberst zu Unterst gekehrt werden könne. Er hoffe, daß die Wirkung des englischen Schrittes für Deutsch land eine günstige sein werde. Freiheit und Raum. Die Deutschnationalen in Stettin. Die pommersche Landeshauptstadt steht in diesen Tagen im Zeichen des zehnten Reichsparteftages der Deutschnationalen Volkspartei, der sehr gm besucht ist. Neben Generalfeldmarschall von Mackensen und Prinz Oskar von Preußen nehmen bekannte Persönlichkeiten des nationalen Lebens aus ganz Deutschland an den Verhand jungen teil, darunter Graf Kalckreuth vom Reichsland bund und Justizrai Claß vom Alldeutschen Verband. Die Beratungen finden im Stettiner Konzerthaus statt, das mit den alten deutschen Reichsfarben aeschmückt ist. Eine Entschließung des parteivorstanoes. Dem Parteitag liegt eine Entschließung des Paneivor- jtandes der DNVP. vor, in der er sich aus das schärftte gegen eben Versuch der ictzigen Negierung wendet, aus dem Ver- ordnungswege das Wahlrecht zuni Reichstag oder zu eurem ,er Länderparlamente abzuändern Versassungsmaßig se> iiber solche Änderungen allein durch die ordnungsgemäße Zesetzgebung zu entscheiden. Versuche eine Landesregierung, uie jetzt die preußische, unter Berufung aus eine versahungs- cechtlich anfechtbare Notverordnung der Rcich^regteruna vas Wahlrecht des Landtages und damit ihre eigene staatsrechllichc Grundlage selbstherrlich abzuäudern, dann stehe das sowohl ,om Standpunkt des Retchsreckls wie des vreumkchen staats- Deutschnationaler Parteitag