Volltext Seite (XML)
MlsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „WUsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der tdeschaftsfi-.'lle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 SiM., der Poftkeftclluug 2 2!M. zuzüglich Abtrag- -v» gedühr. Einzelnummern Epsfl.AllcPostanst^ WoÄenblaLL für Wnsdruff u. Umgegend PostdotenundunieceAus- ^ra.gernnd Geschäftsstellen -" " nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Aückfcndung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiUegt. für. Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeilc 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Deichs- Pfennige, die 3gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 1 RMK. Nachwefsungsgebühr 2V Aeichspfenpige. Dor- geschricbeneErscheinungs. « tage und Platzvorfchristea werden nach Möglichkeit ACkN sPkLM v berücksichtigt. Anzeigen- anuahmcüisvorm.10Uhr. ' Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabattanspruch erlischt, wenn der Betrag -urch Klage eingezogcn werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anz. nehmen alleVermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des SLadtrats zu Wilsdruff, des Forfirentümts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 280 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 2. Dezember 1931 Ei« Umm Tag siir dar englische PM Jas Rätsel der MterDWMS Frankreichs abwciche und die kommende Reqicrungs- lonferenz noch manche harte Nuß zu knacken habe. Sofort nach dem Besuch des Franzosen setzte eigen artigerweise die scharfe Attacke gegen das englische Pfund ein, die zu dem „schwarzen Tag" für die eng- lischeWährung wurde. Sollte dieses ein Druckmittel Frankreichs gewesen sein, um sich das widerstrebende England gefügig zu machen? Dann scheint dieser Angriff mit den „goldenen Kugeln" nicht ohne Erfolg geblieben zu sein. Wie eine halbamtliche französische Mitteilung besagt, hat die englische Regierung einem Vorschlag der franzö sischen Regierung zugestimmt, in Verhandlungen einzu- tretcn, um eine wirtschaftliche Verständigung herbeizu führen, die die Interessen beider Länder gewährleistet. Die Verhandlungen dürften binnen kurzem beginnen. Sie würden wahrscheinlich in London geführt werden, zumal gewisse andere Länder ebenfalls den Wunsch geäußert hätten, solche Verhandlungen mit England aufzunehmen. Frankreich scheint also auch England in sein gol denes Fangnetz verstrickt zu haben! » Der deutsche Botschafter in London, Freiherr von Neurath, wird am Mittwoch in Berlin eintreffen, um die nötigen Weisungen für die vorgesehenen Verhandlun gen mit England im Zusammenhang mit der englischen Schutzzollpolitik und wohl auch im Zusammen hang mit der neuerlichen Pfundcytwertung ent gegenzunehmen. Neuer Kurssturz Die englische Währung hatte einen neuen schwarzen Tag. Das englische Pfund mutzte einen Rückgang hin nehmen, wie er in diesem Ausmaß seit den ersten Tagen nach der Aufgabe des Goldstandards nicht wieder zu ver zeichnen gewesen ist. Gegenüber den Kursen des Vortages trat an den Devisenbörsen eine Wertverschlechierung um etwa 6 Prozent ein. Das war Frankreichs Geschoß! England unter französischem Druck. Über seinen angeblichen Jagdbesuch in London und die Verhandlungen, die er dort mit englischen Ministern geführt hatte, äußerte sich der französische Finanzminister Flandin dahin, daß er zugab. mit Außenminister Simon und Schatzkanzler Chamberlain sowohl über Reparationen wie auch über inter alliierte Schulden und kurzfristige Kredite gesprochen zu haben. Wenn auch diese Besprechungen rein privaten Charakter getragen hätten, so habe er bei dieser Gelegen heit doch den Eindruck gewonnen, als ob der Standpunkt der englischen Regierung wesentlich von demjenigen HochdruckarbeiL sn der NoLvssordswag. Die Fachministerien arbeiten zurzeit mit Hochdruck, um die geplanten neuen Notverordnungsmotz- nahmen möglichst noch bis zum Sonnabend fertig zustellen. So sand im Reichsfinanzmtnisterium eine aus gedehnte Besprechung statt, an der sich auch das Reichs arbeitsministerium beteiligte und deren Ergebnis in einer späteren Chefbesprechung zur Beratung stand. Obwohl die beteiligten Kreise peinlichstes Stillschweigen bewahren und nicht einmal die Frage beantworten, ob überhaupt eine ErhöhungderUmsatzsteuer geplant sei, geht man dennoch nicht fehl in der Annahme, daß cs sich nur noch um das Ausmaß der Erhöhung dieser Steuer handelt, wobei aber der Haushaltsausgleich, der durch diese und vielleicht noch andere Maßnahmen auf steuer- lichem Gebiet erreicht werden soll, die allgemeine Tendenz der Herabsetzung des gesamten Preisstan des nicht durchbrechen darf. Was die vielbesprochene er neute Kürzung der Gehälter sowohl der Beamten wie in der Privatwirtschaft angeht so wird ver- sichert, daß eine solche Maßnahme nur im Zuge der all gemeinen Preis- und Lohnpolitik in Frage kommen könne, deren Ziel die Senkung des allgemeinen Preisstandes überhaupt sei. Das also soll wohl heißen, daß eine Herabsetzung der Gehälter erst vorgenommen werden soll, wenn diePreis- und Mietsenkung sichergestellt ist. Daraus würde sich dann ungefähr die Beibehaltung des jetzigen Lebens standards ergeben, nur auf ziffernmäßig niedrigerer Grundlage sowohl aus seilen von Preis wie Lohn. Ob damit etwas gebessert wäre, bleibe dahingestellt. Jeden falls scheint die Vermutung, daß die Beamtenge- hälter noch einmal um 10 Prozent gekürzt werden sollen, insofern voreilig zu sein, als über die Höhe der Kürzung vorläufig noch nichts entschieden ist Genährt wurde dieses Gerücht auch durch die Befürchtung in Be- amtenkreisen, daß eine volle Auszahlung selbst der bereits dreimal gekürzten Gehälter im Dezember nicht mehr mög- lich sein werde So hat der Reichsbund höherer Beamten im Laufe einer Besprechung mit dem Reichsarbeitsminister seine Befürchtungen eingehend dargelegt, und auch der Landesverband des Reichsbundes ist in dieser Angelegen heit in letzter Zett mehrmals beim preußischen Finanz minister vorstellig geworden. Den Anlaß zu der Be sorgnis bietet wohl die Berechnung, daß, obwohl uns die Stundung der Reparationszahlungen 700 Millionen Mark erspar» hat, und alle Ausgaben schon weitgehend gesenkt sind, tm Reich dennoch für 1932 ein Fehlbetrag von 400 Millionen Mark gedeckt werden muß. Dazu kommen die Fehlbeträge bei Ländern und Gemeinden, die in Preußen auf etwa 400 Millionen und in den Ge meinden auf jetzt schon 300 Millionen geschätzt werden. Wie diese gewaltigen Beträge hereingebracht werden sollen, das mach» der Reichsregierung das größte Kopf zerbrechen. Man sieht anscheinend keinen anderen Weg, als die Erhöhung der Umsatzsteuer aus, wie es heißt, 2 Prozent. Weiter denkt man, wie es verlautet, an die Wiedereinführung der Kapitalertrags st euer. Bei dem gesunkenen und infolge dieser Steuern voraussichtlich noch weiter sinkenden Umsatz und Kapitalertrag dürfte diese Einnahmequelle aber Wohl nur sehr spärlich sickern und nur wenig zur Befruchtung des Finanzackers bei tragen. Kür elastische Jolle. Notverordnung über die Zollermächti gung. Die Retchsregterung hat eine Notverordnung ver- Sssentlicht, die der Regierung die Möglichkeit gibt, gewisse Zölle den Schwankungen des Weltmarktes anzu- passe»». Danach wird die Reichsregicrung bis zum Wieder- zufammcntritt des Reichstags ermächtigt, im Falle eines dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisses dieEingang 8- zölle abweichend von den geltenden Vorschriften zu ändern, die vorläufige Anwendung zweiseitiger Wirt schaftsabkommen mit ausländischen Staaten zu ver ordnen. Die Verordnung bedeutet die Verlängerung eines im März vom Reichstag verabschiedeten Gesetzes, das der damaligen Regierung die Möglichkeit geben sollte, die Getreidezölle den Schwankungen des Weltmarktes elastisch anzupassen. Dieses Gesetz wird nunmehr auf dem Not verordnungswege erneuert, verlängert und erweitert. Die Germania über die Bedeutung der Zollern, Schtignng Berlin, 1. Dezember. Zu der Notverordnung über Zollermächtigungen schreibt die Germania: „Die Zollerhöhun- gen in aller Welt nicht zuletzt der Kebergang Englands zum Schutzzoll drohen die deutsche Ausfuhr auf das schwerste zu schädigen. Es ist ein Lebensinteresse der deutschen Wirtschaft und der deutschen Währung, den Außenhandelsüberschuß in seiner bisherigen Höhe möglichst zu wahren, da er allein uns in die Lage versetzt, die ausländischen Kredite allmählich abzu tragen. Es ist daher selbstverständlich, daß Deutschland seine Verhandlungsposition für die bereits laufenden und die noch kommenden Zollverhandlungen stärkt, indem es der deutschen Regierung anheimgestellt wird, ihrerseits Zollerhöhungen vor- zunehmen und dadurch die Einfuhr nach Deutschland zu dros seln, wenn der deutschen Ausfuhr immer neue große Hinder nisse in den Weg gelegt werden. In diesem Vorgehen wird das Ausland unmöglich einen unfreundlichen Akt sehen können, da es zweifellos der Wunsch der deutschen Regierung fein wird, von dieser Ermächtigung im Rahmen der bereits bestehenden Zollverträge den geringsten Gebrauch zu machen, was jedoch nur möglich sein wird, wenn das Ausland für die schwierige deutsche Lage und insbesondere für die Aufrechterhaltung des Außenhandelsüberschusses das notwendige Verständnis cmf- bringt." Ser MitteMiid nmnt dir Mimtt. Berlin, 1. Dezember. Das Reichskartell des selbstän digen Mittelstandes, die Arbeitsgemeinschaft der Reichssach verbände, hat in einer Eingabe an den Reichskanzler und de» Reichsfinanzminister Ne Reichsregierung beschworen, die Er höhung der Umsatzsteuer abzulehnen. Es muffe, so heißt es i» der Eingabe, der Regierung bekannt fein, daß schon jetzt zur Erfüllung der untragbaren Steuerlasten die letzten Betriebs mittel zur Befriedigung des Steuersiskus verwandt würden, um einer Verschleuderung der Habe durch Zwangsmaßnahmen auszuweichen. Die Umsatzsteuer sei nicht abwälzbar und muffe auch bei VerWgeschästen gezahlt werden. Die meisten heute Das kranke Vfund. Man ipnw» von Faianen und metm das Früh- gemüse! Oder — um ein wenig deutlicher zu werden — die Reise des französischen Finanzministers Flandtn nach London vollzog sich nich» so, daß er nur einen Jagdanzug milnahm, sondern auch den Verhandlungsfrack, weil die jüngsten englischen Zollmaßnahmen sich besonders gegen den LebenSmittelimport auch von „Lurusgemüse" aus Frankreich richten. Die französische Tertilindustrie des Nordostens, die seit undenklichen Zeiten engste Handelsbeziehungen zu England har, ist natürlich auch entsetz» über die Zollerhohungen jenseits des Kanals; wenn drese Maßnahmen in dem gegenwärtig überaus schnellen Tempo auch noch aus di- eigentlichen Luxus- iwporlwaren ausgedehnt werden, dann ergeben sich dar aus für die französische Wirtschaft keineswegs erfreuliche Rückwirkungen. Allerdings auch wieder nicht für England selbst insofern, als seinem Kohlenerpor» nach Frankreich - seinem besten europäischen Kunden - nun ebenso schnell steigende zollpolitische Hindernisse in den Weg gestellt Werder». Die internationale Hochschutzpolitik, dieser Kamps allergegenalle, steigert sich ja überhaupt wieder einmal ins Groteske. Aber weder von Fasanen noch von Frühgemüsen wird bei der Zusammenkunft Flandins mit den englischen Ministern des Auswärtigen, der Finanzen und des Handels wohl sehr wenig die Rede gewesen sein, vielmehr dürste man das Schicksal des englischen Pfund Sterlings und der Reparationsfrage besprochen haben. Man kann ja heule auf die englische Währung ein bekanntes Wort Heinrich Heines — unter leichter Ab änderung allerdings - anwenden: „Du armes Pfund, du bist nicht gesund" Und dem Kranken Hal man, nicht zu letzt von Paris aus, fortdauernd so viel Blut entzogen, daß er langsam, aber unaushörlich an Kräften verliert, er immer schwächer wird Fetz» würde man es in Paris aber vom währungs-, Wirtschafts- und kredit- politischen Standpunkt aus sehr gern sehen, wenn jene drei „Doktoren", mit denen Flandin konferierte, endlich die Stabilisierungsspritze zur Hand nähmen und den Kranken wieder zum Gehen und Stehen bringen würden. Diese Stabilisierung des englischen Pfundes sollte sich möglichst bald und möglichst hoch vollziehen, wobei man in Paris sogar wohl bereit wäre, jene Spritze mit dem Gold einer Anleihe zu füllen Aber in London scheint man anders kalkulieren zu wollen. Vorläufig hat die englische Industrie nur sebr geringe Früchte von der Pfundentwer- tung geerntet; etwas reichlichere, vielleicht durch gesteiger ten Absatz aus dem Binnenmarkt, aber das Außenhandels ergebnis des Monats Oktober, in dem das Pfund bereits durchweg mindestens 20 Prozent seines Goldwertes ein- gebüßi hatte, war genau so schlecht, der Einfuhrüberschuß sogar noch größer als in der früheren Zeit. Gerade dar um hatte ja nun die Welle des Hochschutzzolles eingesetzt und sie soll schnell noch gesteigert werden, um die Handels bilanz besser auszugleichen. Von diesen beiden Maß nahmen - Pfundschwäche und Einfuhrdrosselung - er wartet man aber noch viel und deshalb will man das Pfund Sterling sich also sozusagen „auspendeln", sich von selbst ausbalanrieren lasten. Und hier ist auch der unmittelbare Zusammen hang mit der Reparationsfrage gegeben; denn England scheint alle Stavilisierungswünsche für seine Währung so lange nur als künstlich und von vorüber gehendem Ersolg begleitet zu betrachten, als nicht die Frage der internationalen Kriegsschulden und der deut schen Tribute so geregelt ist, wie es nich, nur die politische, sondern namentlich die wirtschaftliche Beruhigung der Welt es verlangen müssen. Daß in dieser Beziehung die Rede Laval« nick« gerade segensreich wirkte, ist den Fran zosen von den englischen Zeitungen aller politischen Rich tungen, an ver Spitze die „Times", mehr als deutlich, teilweise sogar sehr drastisch gesagt worden Man munkelt s/eUich,n London, wo am Sonntag abend jene Zusammen- «mst "uw! Minister unter einiger Geheimnistuerei i ^nd. hxE so allerlei davon, Flandin habe so etwas "^^""bigende Erklärungen über die Rede Lavals ab- "uv wolle den Engländern damit auch die Mög- »u-r ""schaffen sich öffentlich etwas hoffnungsvoller »iinao^ ^"Süchten der kommenden Reparationsverhand- Knn/" Ätzern Von einiger Wichtigkeit scheinen diese ^nooner Besprechungen aber doch gewesen zu sein, denn Macdonald lie^ gH am Montag in einer besonderen Kablnettssitziing von den drei Ministern einen Bericht über den Besuch Flnnvins abstatten. Der erste Erfolg dieses Ausflugs des französischen ^inanzmlnisters in die englischen Fasanengehege war aber nun eine weitere Abschwächung des Pfunds und damit ein neuer Druckversuch der Regierung " o , " " l. England Das ist recht kostspielig für C^ukreich, die ja über umfangreiche Pfnnd- guthabe » s >9» und nun naturgemäß durch das Sinken "'"H erhebliche Verluste erleidet. Aber man lmeini das in Paris als eine Art Krieaskosten" «-N U-MN--N