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MMufferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Vas ^Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an ollen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3V RM., bei Postbestellung 2 AM. zuzüglich Abtrag- —»» »» gedübr. Einzelnummern ioRps^AllcPost°nst°ii°n Wochenblatt für Wrlsdruff u. Umgegend P°sw°«-nu-,dmo-rcAu-- träger und Geschäftsstellen — > - - — > nehmen zu jeder Zei: Be- ftellungen entgegen. Im Falle Höherer Gewalt, Kr cg oder sonst. Betriebsstörungen besteht kein Ampruch auf Lieferung der Zeitung oderKürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, roennPorro beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 4ge'poltene Zeile der amtlichen Bckonntmachungen 4V Reichs pfennige, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile L RMK. Rachwetsungsgebühr 20 Reichspsennige. 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Wenn man Vas so oft gehörte, laut unv immer lauter gesagte unv hinausgeschriene „Es muß etwas ge schehen!" veswegen belächeln mag, weil die lauten Ruser nur sehr selten auch Vorschläge darüber zu machen vermögen, was venn nun eigentlich geschehen soll —, so gibt doch dieser Schrei wenigstens eine an sich durchaus berechtigte und ganz allgemeingewordene Stimmung wieder! Diese Stimmung kann sich jetzt als befriedigt erklären, denn es ist in und mit der Notverordnung nicht bloß „etwas", sondern sehr viel „geschehen". Übrigens dürfte sich Umfang und Tempo dieses Geschehens noch sehr beträchtlich steigern; denn der wichtigste Hebel, mit dem die Notverordnung den Weg zu ihrem Wirtschafts- und sozial politischen Hauptziel — der Preissenkung — sreimachen will, ist der „R e i ch s k o m m i s s a r für die Preis überwachung", — und ihn kann man treffender den „Reichspreisdiktator" nennen. Er hat durch die Verord nung „außerordentliche Vollmachten" erhalten und wenn es da heißt, er könne zum Ziel der Preissenkung „Anord nungen und Vorschriften über alle Preise für lebenswich tige Gegenstände des täglichen Bedarfs oder für lebens wichtige Leistungen zur Befriedigung dieses Bedarfs" er lassen, auch hierin bestehende überhöhte Preisspannen beseitigen, so wird diese Einschränkung aus einen Teil der Preisgestaltuna sofort vadurch tatsächlich beseitigt, daß der „Preisdiktator" selbst zu bestimmen hat, was als „lebenswichtiger Gegenstand des täglichen Be darfs bzw als lebenswichtige Leistung" anzusehen ist. Aber das geh, noch sehr viel weiter. Er kann, wie es in der Begründung ver Notverordnung heißt, also Wille des „Gesetzgebers" ist, auch „überhöhte Preise für industrielle Erzeugnisse herabsetzen, die für Landwirtschaft und Ge werbetreibende, sowie für jeden Haushalt von Bedeutung sind" Somit „ist sein Arbeitsbereich praktisch Unbeschränkt", wie es in der Begründung heißt; denn es wird nicht viel industrielle Erzeugnisse geben, auf die jene Eigenschaft, jene Zweckbestimmung nicht zutrifft! Allerdings wird dieses „Diklatorentum" da durch entschieden - sympathischen Beifall in weiten Kreisen gewinnen, wenn es seine Befugnisse zur Herab- drückung der Tarife bei den öffentlichen Versorgungs betrieben (Elektrizität, Gas, Wasser, Transport usw.! recht energisch in Funktion treten läßt. Denn diese Werke dienen nicht zuletzt der „Ver sorgung" öffentlichen Kassen. Wenn nun „etwas ge schieht"^ Vann eben vor allem das, „die Preisbildung in Bahnen zu lenken, die der Vermögens- und Einkommens lage der weitaus meisten Schichten des deutschen Volkes angepaßt sind'. Also spricht die Notverordnung! * Regulierende Eingriffe in die Wirtschaftsvorgänge und -Verhältnisse von bisher unerhört großem Umfang sind in der Notverordnung vorgesehen, angeordnet oder bereits durchgesührt. Und doch werden viele sagen, daß — nichts geschehen sei, nichts zur „Ankurbelung der Wirt schaft". Zum mindesten ist hierüber nichts gesagt oder versprochen, wie Vas oft, allzuoft geschehen ist. Wir wissen, daß dann später ebensooft Vie Enttäuschung kam und wenn man jetzt solche Versprechungen oder Pläne zu ver öffentlichen vermied - die so eine Art Pflaster auf frische, durch Steuererhöhungen und der gleichen geschlagene Wunden darstellten —, so wäre es heute noch falscher, weil noch hoffnungsloser, wiederum solche Erwartungen aussprießen zu lassen. „Etwas ge schieht" ja durch die Einsetzung der 240-Millionen-Anleihe der Reichsbahn. Es ist dazu Geld, Kredit notwendig, sehr viel Geld, noch mehr Kredit, — und es erübrigt sich, ein bekanntes Sprichwort zu zitieren, das anhebt: „Wo nichts ist . . ." Der Reichsfinanzminister hat ja gerade jetzt rech, genau über dieses finanzielle „Vakuum" Auskunft gegeben. Jene Erwartungen ließen auch immer die Hoffnung aus eine entsprechend umfangreiche Wieder- ^"Uigung von Erwerbslosen in den zu verbreiternden Arbeitsprozeß auftauchen. Daß aus den früher oft vcr- immer wieder enttäuschenden Wegen einer solchen " „'urbelung der Wirtschaft" jetzt nichts geschieht, weil eine ganz neue Kosten- und Preisgrundlage bciracb. Wirtschaft gesucht oder geschaffen werden muß, nackter Regierung als eine überaus bittere, aber als Tchi„hsg,(,erung aus der nun leider einmal vor- Wirklichkeit. Es soll daher anders herum ver- 'werden! Da wir zum Wiederaufbau einer reorga- Nlnerten Wirschaft Kredite brauchen, müssen wir die bei «ns eingxsrgrxnen Kredit massen wieder au flauen, auflockern, nachdem man erst einmal vom „^aprer" Zu jener Wirklichkeit zurückgegangen ist. * dal ja zum Hauptzweck die s^niem Fehlbetrages im Reichshaushalt, — und Vink. «mindesten ein allgemein politisches Ziel! L -nd !in°nz»°HMch-S! In Nick, rulet, allem tu Amerika erfolgen ja - den uni nämliÄ ^lcdcr aus allgemein politischen Grün- der Welt znrückraer unabhängigere Stellung in an lur^ «°nz gewaltige Anstrengun- aen rur Bcicittauna des Staatsdefizits, das Präsident „gerechte Preisbildung." Das Programm des preiskommifsars Dr Gördeler über seine Ausgabe Ter neue Reichskommissar für Preisüberwachung, Dr. Gördeler, machte vor der Presse Mitteilungen über die von ihm zunächst zu ergreifenden Maßnahmen Er betonte einleitend, daß er es ablehnen muffe, sich als Preis senkungskommissar bezeichnen zu lassen. Er betrachle sich als Reichskommissar für die Preisüberwachung. Die Preise könnten nicht einfach durch Diktat herabgesetzt werden. Ausgeschlossen sei es, noch einen Pfennig an Reparationen aus dem deutschen Polke und der zusammengebrochenen Wirtschaft herauszuholen. Seine Ausgabe werde es sein, die verbilligenden Bestimmungen der Notverordnung rest los durchzusühren und dasür zu sorgen, daß die Preise, die der Verbraucher zu zahlen habe, gerecht seien. Der Verbraucher müsse die Gewähr haben, daß alle Faktoren der Preisbildung mit unerbittlicher Gerechtigkeit über prüft würden. An eine Rückkehr zur Zwangswirtschaft sei nicht gedacht worden. Es handele sich jetzt darum, die Kaufkraft mit den Waren mengen in ein möglichst günstiges Verhältnis zu bringen Die Aufrechterhaltung eines bestimmten Lebensstandards sei am wenigsten möglich sür ein machtloses Volk. Die deutsche Volkswirtschaft stehe vor zwei Möglichkeiten: Ent weder trotz allem den Anschluß an den Weltmarkt zu er langen, was nur möglich sei durch denkbar niedrige Preise, oder zu einer Art Tauschhandel mit den anderen Nationen überzugehen. Das würde eine gewaltige Ein schränkung der Ausfuhr und einen Verzicht aut einen höheren Lebensstandard bedeuten. Alle Senkungsmöglich keilen der Notverordnung müßten so schnell wie möglich dem letzten Verbraucher zugute kommen. Einer gerechlen Preisbildung könnten verschiedene Dinge enlgegenstehen: I . Maßnahmen, denen entgegenzuwirken Sache der Neichswinschaftspolitik sei; 2 Maßnahmen der öffentlichen Hand und Überlastung durch öffentliche Abgaben aller Art. Soweit es sich um allgemeine Steuerlasten handele, liege hier die Notwendigkeit vor, die Haushalte in Ord nung zu halten. Inwieweit die Umsatzsteuer einer Preis senkung Einhalt tue, das werde sich bei den einzelnen Warengattungen verschieden auswirken. Besonders trefse das zu für Gas- und Elektrizitälspreise umsatzsteuer pflichtiger Werke. Hier würden eingehende Berechnungen unter Zuziehung von Sachverständigen vorgenommen werden. Einer Senkung der Gas- und Elektrizitätspreise sowie der Berkchrstarife stehe jedoch die Tatsache entgegen, daß die Einnahmen der öffentlichen Hand zwangsläufig dazu bestimmt seien, die Lasten für die Wohlsahrtserwerbslosen zu tragen. Die Tätigkeit des Reichskommissars könne aber selbstverständ lich an öffentlichen Versorgungsbetrieben nicht vorüber gehen, zumal bet ven Perkehrsunternehmungen infolge der Beförderungssteuer gewisse Möglichkeiten vorlägen. Einer gerechlen Preissenkung könnten ferner Hindernisse entgcgenstehen, die von einzelnen Wirtschaftsgruppen selbst oder zwischen den einzelnen Gruppen eingeschaltet seien. Diesen Hinder nissen rücke die neue Notverordnung auf den Leib Den Innungen sei verboten, Preise zu vereinbaren und fest zusetzen, der einzelne Handwerksmeister müsse selbst den gerechten Preis auskalkulieren. Hier schaffe die neue Not verordnung starke Impulse für eine Abwärtsentwicklung der Preise. In der Zinssenkungsfrage sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Besprechungen zwischen dem Reichs- RMHUW ...2D Hoover dem amerikanischen Kongreß mtt rund 8,5 Milliarden angab. „Neue Steuern" - das ist hüben wie drüben die peinliche Parole. Und „ein jederStaal denkt an sich selbst zuerst", dieses muß man vom deutschen Standpunkt aus, ein Dichterworl abändernd, leider immer wieder feststellen. Bekanntlich gehört es aber auch tn allen Staaten zur größten Seltenheit „mit Raritätswert", wenn sich die politischen Parteien nicht bloß über das Ziel, son dern auch über die Wege dorthin einig sind Wenn Hoover daher für seine SaniernngSplänc bei der Volksvertretung größte Schwierigkeiten mit der überaus starken Opposition haben wird, so hat dies eine doppelte Parallele mit der heutigen politisch-parlamentarischen Lage auch insofern, als die bisherige Reichstagsminderheit gegen Brüning und seine Notverordnung zahlenmäßig gleichfalls sehr leicht zu einer Mehrheit werden kann Würde es dem Kanzler diesmal mißglücken, seine jüngste Notverordnung unbeschädigt durchzubringen, dann würde in Deutschland wiederum nicht bloß „etwas", sondern sehr viel „geschehen". Dr. Pr. kommissar sür das Bankwesen und der beteiligten Kreisen seien noch nicht abgeschlossen Endlich tonne der Bildung gerechter Preise auch schlechter Wille erttgegensteben. Wenn dieser angelrossen werde, so werde rücksichtslos durch- gegrifsen werden 'Andererseits aber brauche kein anstän diger und verständiger Gewerbetreibender, Kaufmann und Handwerker zu fürchten, daß er einer Willkür ausgesetzt sein werde. Eine wichtige Aufgabe falle den Hausfrauen zu. Es werde unverzüglich angeordnet werden, daß m Schau fenstern, in Läden, aus den Märkten und in Räumen, tu denen der tägliche Bedarf befriedigt werde, Preisverzeich nisse ausgchängt und die Waren mit Preisen versehen würden. Daran knüpfte Gördeler die dringende Bitte, Vie für das WeihnaMsfest geplanten Emkäufe zu tätigen; auf vielen Gebieten sei bereits die Preisgestaltung von selbst heruntergangen. Bei Textilien sei z. B. die Richt zahl vom November 1929 von 170,5 auf I3l,9 im Novem ber l93l gesunken. Mit Käufen für das Wcihnachtsfefl zurückzuhaltcn, sei ein volkswirtschaftlicher Fehler. Dr Gördeler erklärte zum Schluß, seine nächste Maß nahme werde eine Prüsung der Brot- und Fleischpreise, der Preise der Beförderungsunternehmungen und der Elektrizitäls- und Gaspreise sein. Er Hosse dabei aus die Unterstützung eines kleinen Kreises sachverständiger Mit arbeiter sowie ans die Zusammenarbeit niit Reichs- und Länderministcrien, lehne es aber entschieden ab, eine neue kostspielige Wasserkopsbehörde zu schaffen. FleifchverbiMgung für Arbeitslose. 30 Pfennig unter dem Tagespreis. Im Nahmen der Winterhilfe unv zugleich als eine Hilfsmaßnahme für die Landwirtschaft hat die Reichs regierung Mittel zur Verfügung gestellt, die der hilfs bedürftigen Bevölkerung für die nächsten Wochen den Bezug von frischem Rind- oder Schweinefleisch zu einem verbilligten Preise ermöglichen sollen. Danach sind zur Teilnahme an der Fleischverbilligung berechtigt alle Hauptunterstützungsempsänger der Arbeits losenversicherung und der Krisensürsorge, die Familien zuschläge erhalten, ferner die von der öffentlichen Für sorge laufend als Hauptunterstützte in offener Fürsorge Unterstützten, die einen eigenen Haushalt führen, und schließlich Empfänger der Zusatzrente nach dem Neichs- versorgungsgesetz, soweit sie einen eigenen Haushalt führen und ausschließlich aus Rente und Zusatzrente an gewiesen sind. Die Verbilligung wird auf Grund eines Bezugs scheins gewährt, der nicht übertragbar ist. Ausgegeben werden die Bezugsscheine für die Hauptunterstützungs- empfängcr der Arbeitslosenversicherung und der Krisen- fürsorgc durch die Arbcitsäinter, für die von der öffent lichen Fürsorge laufend unterstützten Personen und für die Empfänger von Zusatzrente nach dem Neichsversor- gunrsgefctz durch die Dienststellen der öffentlichen Für sorge. Bezugsstellen für das verbilligte Fleisch sind alle Verkaufsstellen von Frischfleisch, die sich bereiterklären, den Bezugsschein in Zahlung zu nehmen und den sonst gegebenen Vorschriften zu entsprechen. Es kommen also außer den Fleischerläden auch Konsum- Vereine, Warenhäuser usw. als Verkaufsstellen in Betracht. Die Verkaufsstellen werden durch Aushang kenntlich ge macht. Die Verbilligung wird ausschließlich für frisches Rind- oder Schweinefleisch gewährt; Wurstwaren sind von der Verbilligung ausgeschlossen. Jeder Berechtigte kann wöchentlich ein Pfund, Unterstützte mit vier und mehr Zuschlagsempfänger können wöchentlich zwei Pfund verbilligten Fleisches erhalten. Auf geringere Mengen als ein Pfund wird eine Ver billigung nicht gewährt. Der verbilligte Preis muß 30 Pfennig unter dem Tagespreis oder, sofern bereits örtlich besonders verbilligte Preise für Unterstützungsempfänger vereinbart sind, 30 Pfennig unter diesem vereinbarten Preise liegen. Der erste Bezugsschein, der mit vier Wochenabschnitteu versehen ist, wird Mitte Dezember ausgegcbcn. Jedem Wochenabschnitt ist die Gültigkeitsdauer aufge druckt; nach Ablaus der Gültigkeitsdauer können die Scheine nicht mehr benutzt werden. Der erste -schnitt hat wegen der Wcihnachtsseiertage ausnahmsweise eine Gültigkeitsdauer vou zwei Wochen. » Der Stahlhelm bei Hindenburg. Der Reichspräsident hat die Bundesführer des Stahl helm empfangen. Die Unterredung soll Anfang nächster Woche fortgesetzt werden.