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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dos .Wilsdruff«« Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bem,,preis- Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 260 RW., beiPostbestelluug 2 AW. zuzüglich Abtrag» . gebllhr. Linzelnunrmern ^un^G^Äts«^ Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Poftd°..nu»dun5.-«u-. tragerund Geschäftsstellen —— — — " 2—2 nehmen zu jeder Zeil Be ¬ stellungen entgegen. ImFallc höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger BetriebsftSrungen besteht kein Anspruch aufLieferun, der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di« 8 gespaltene Lau», eile 20 Rpfg., diel gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «Reich». Pfennig, die 8 gespaltene Reklamrzeilr im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweifungsgebdhr 20 Reichspfennige. Bor» gcschriebeneGrscheinungs» —, tage und Platzoorschrifte» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berückfichtiat. «pzet^m. annahm«bi»vorm.lt>Uhr. —- - »—— - - Für di« Richtigkeit dsr durchFernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Darantte. Jeder Ra batlansprnch erlischt, wen» derBetrag d»rch Klage eingezogcu werden mutz oderderAustraggedcrin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellene»tgegru. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 196 — 90. Jahrgang Telegr.-Ädr.: .Amtsblatt" Wilsdrufs-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 24. August 1931 Me SmrW der Länder- md GkUindefimzen Ein Stück Weltgeschichte. Hinter dem Gewirr der Ereignisse der letzten Wochen und Monate hat sich zwischen Rußland und Frank reich eine Entwicklung angebahnt, die von der großen Öffentlichkeit vor allem in Deutschland noch gar nicht richtig beachtet und gewürdigt worden ist. Zwischen Paris und Moskau schweben seit einiger Zeit Verhandlun gen über den Abschluß eines sogenannten Nichtan- grifspaktes, das ist ein Vertrag, in dem sich beide Teile verpflichten, bei ihren Auseinandersetzungen auf die Mittel des Krieges zu verzichten. Gewiß, ein sehr schönes Ziel, aber hinter einem solchen Vertrag können sich ganz andere Dinge verbergen. Deutschland will neutral bleiben. Zwischen Deutschland und Rußland besteht schon seil langem ein Vertragsverhältnis. Zum erstenmal wurde im Jahre 1922 anläßlich der internationalen Konferenz von Genua zwischen Deutschland und Rußland der be kannte Vertrag von Rapollo abgeschlossen, für den der fetzige Reichsinnenminister Dr. Wirth verantwortlich zeich nete. Es war der erste Vertrag, den Deutschland nach dem Krieg selbständig mit einer auswärtigen Macht abschloß, er sollte Vie Beziehungen zwischen den beiden Völkern in friedlicher Weise regeln. Frankreich hat damals die Welt glauben machen wollen, der Vertrag sei ein Pakt zum ge meinsamen Angriff auf den Versailler Vertrag. Bekannt lich haben die Russen den Versailler Vertrag nie aner kannt. Im Jahre 1926, als Deutschland in den Völker bund eintrat, hat es mit Ruhland einen neuen Vertrag abgeschloffen, den sogenannten Berliner Vertrag, Deutschland wollte durch diesen Vertrag vor aller Wett klar stellen, daß es an keinem unprovozierten Angriff und an keiner Boykottmaßnahme gegen Rußland teilnehme und neutral bleibe. Olan rechnete damals ganz ernsthaft mit der Möglichkeit, daß Frankreich mit Hilfe des Völker bundes eine kriegerische Aktion gegen Rußland unternehme. Um nicht in Konflikte hineingezogen zn werden, muhte sich Deutschland sichern. Aber Frankreich hat natürlich auch in dem Berliner Vertrag allerhand Heimliches ge sucht. Und als im letzten Juni der Vertrag mit Rußland erneuert wurde, hat Frankreich von neuem Deutschland Vorwürfe gemacht, obwohl zum gleichen Zeitpunkt schon Verhandlungen zwischen Moskau und Paris im Gange waren. Das Unrecht unserer Ostgrcnzen. Frankreich lebt ja in dauernder Angst um seinen Schützling Polen, das zwischen Rußland und Deutsch land eingekeilt ist. Frankreich hat vor allem behauptet, Deutschland wolle Rußland durch diesen Vertrag davon abhalten, die Grenzen Polens anzuerkennen Nun liegen ja die Dinge so: da die Russen den Versailler Ver trag bis heute noch nicht anerkannt haben, haben sie damit auch die Grenzen Polens nicht anerkannt. Deutschland hat es gar nicht nötig, durch einen besonderen Vertrag einen Gegensatz zwischen Rußland und Polen zu schaffen. Deutschland hat auch immer klar ausgesprochen, daß es suitderGrenzeimOstennichteinverstanden tst und mit friedlichen Mitteln eine Revision anstrebe. Frankreich dagegen bemüht sich seit Jahren mit allen Mit teln und auf allen möglichen Umwegen, Deutschland zu Zwingen, die Grenzen Polens als zu Recht bestehend anzuerkennen. Bis jetzt hat es mit seiner Politik keinen Erfolg gehabt. Es ist nun nicht ausgeschlossen, daß Paris versucht auf dem Umweg über Moskau einen neuen Druck auf Berlin auszuüben. Denn es wird behauptet, der französisch-russische Nichtangriffspakt ent halte die Anerkennung der polnischen Grenzen durch Ruß land. Paris rechnet damit, daß, wenn Rußland seinen bis herigen Standpunkt gegenüber Polen aufgibt, auch Deutschland zu einer Schwenkung gezwungen werde. Es ist nun zunächst kaum zu glauben, "daß Rußland, das den Versailler Vertrag im ganzen ablehnt, nun in einem be sonderen Vertrag mit Frankreich ausgerechnet den Test des Versailler Vertrages anerkennt, der Deutschland am tiefsten, getroffen hat. Das sollte man nicht glauben. Aber immerhin, in der Politik kommt manches anders als man denkt, und für Moskau gibt es natürlich auch allerhand triftige Gründe, den Gegensatz zu Frankreich möglichst zu mildern. Französisches Geld für Moskau. In Moskau weiß man natürlich sehr genau, datz die einzige kriegerische Bedrohung des Bolsche wismus von Frankreich ausgeht. Man kann sich denken, daß Moskau viel daran liegt, die Bedrohung von dieser Seite her auszuhcben. Dazu kommt noch etwas anderes: Moskau braucht fortwährend Geld und Kredit aus dem Auslande, sem F ü n f j a h r e s p l a n, der dem Bolschewismus den endgültigen Sieg in Rußland bringen sott, ist ja ganz auf Hufe von außen her aufgebaut. Und alle Länder, vor allem Amerika, das offiziell den Bolsche wismus am schärfsten ablehm, unterstützt den Fünfjahres plan am meisten. Aber auch französische, englische, deutsche und italienische Gelder und Hilfskräfte arbeiten in Ruß land. Nun haben sich in den letzten Monaten die Geld verhältnisse in den einzelnen Ländern sehr gewandelt. Deutschland hat selbst größten Kapitalmangel, England hat auch genug mit sich zu tun, auch in Amerika fließen die Kredite nicht mehr so reichlich. Nur Frankrei,ch Oie „Sicherung der HEshMe". Das dringendste Gebot des Augenblicks Amtlich wird mitgeteilt: „Die Sicherung der Haus halte von Reich, Ländern und Gemeinden istdasdrin gend sie Gebot des Augenblicks. Die Reichs regicrung wird darüber demnächst ein umfassendes Gesamt Programm veröffentlichen. Inzwischen gilt es, die Landes regierungen schon jetzt in den Stand zu setzen, ein schneidende Sparmaßnahmen für sich und die Gemeindet durchzuführen, ohne dabei durch bestehendes Landesrech etwa in wesentlichen Punkten behindert zu werden. DaS Neichskabinett hat daher beschlossen, dem Reichspräsidenten den Erlaß einer Verordnung „zur Sicherung der Haus halte" vorzuschlagen, durch welche die Landesregierungen ermächtigt werden, alle Maßnahmen, die zum Aus gleich der Haushalte von Ländern und Gemeinden erforderlich sind, im Verordnungswege vorzu schreiben und dabei von dem bestehenden Landesrecht ab zuweichcn. Die Landesregierungen können insbesondere bestim men, datz und in welcher Weise die Personalaus gaben und anderen Ausgaben der Landet und Gemeindenherabgesetzt werden, wobei Ver pflichtungen aus Verträgen unberührt bleiben, soweit es sich nicht um Personalausgaben handelt. Damit ist zu nächst den Landesregierungen die Möglichkeit gegeben, auf schnellstem Wege das von ihrer Seite aus Erforderliche zu einem Etatsausgleich für sich und ihre Gemeinden zu tun Das Reich wird die zu seiner Zuständigkeit gehörender Programmpunkte ehestens folgen lassen, damit wird ge wkhrleifiet, daß das ganze Sanier ungspro granim spätestens am 1. Oktober 1931 in Lauf gesetzt werden kann." Senkung -er Gemein-earbeiierlöhne, Neue Vereinbarungen bis 31. Oktober. Im Lohnkonflikt der Kommunalarbeiter wurde eim neue Vereinbarung zwischen den Parteien abgeschlossen Danach werden die Löhne ab 27. August um vier Prozew gekürzt; gleichzeitig fällt der Frauenzuschlag fort. Di« neuen Lohnsätze gelten bis zum 31. Oktober 1931. Danri werden voraussichtlich neue Verhandlungen stattfindcn Von der Regelung werden rund 315 000 Gemeinde arbeiter betroffen, deren Löhne insgesamt auf 700 Mil lionen Mark beziffert werden. Eine Erstattung bereits entrichteter Ausreisegebührer kommt nur für die Fälle in Betracht, in denen der Grenz- übcrtritt nach Dienstag, den 25. August 1931, erfolgt ist verfügt noch über die nötigen Kräfte. Was liegt da für Moskau näher, als sich an den französischen Geldsack ran zumachen und sich den französischen Wünschen geneigter zn zeigen. Bismarcks Warnung. Von dem Gesichtspunkt aus gesehen, muß man sehr w--hl mit der Möglichkeit rechnen, datz Frankreich weit gehende Wünsche in Moskau durchsetzt, und datz schließlich ein Vertrag zustande kommt, der für die deutsche Ost politik die weitgehendsten Folgen haben kann. Die Weltgeschichte hätte damit eine Entwicklung ausgenommen, die im Jahre 1917 bei Ausbruch der russischen Revolution abgebrochen ist: die Verbindung Frankreichs mit Rußland, eine Verbindung, die bekanntlich Bismarck stets als die größte Gefahr für Deutschland angesehen hat. Und er hat nicht falsch gesehen. Wir wissen heute alle, warum einst Frankreich die Freundschaft Rußlands gesucht hat, nur um mit Hilfe der russischen Massenheere Deutschland niederzudrücken. Das ist heute durch die Weltgeschichte völlig klar gestellt. Hat sich nun das Ziel Frankreichs, die ganze Welt gegen Deutschland zu stellen, geändert? Nicht im gering sten. Das Ziel ist das gleiche geblieben und auch die Mittel. Deshalb hat Deutschland allen Grund, die Ent wicklung zwischen Paris und Moskau mit der allergrößten Aufmerksamkeit zu verfolgen. Die Weltgeschichte warnt. Brüning fahri nicht nach Genf. Auch Laval kommt nicht hin. In der ausländischen Presse wird verschiedentlich die Frage erörtert, ob der deutsche Reichskanzler D r. Brü ning an der Septembertagung des Völkerbundes teil- nehmen werde. Wie zuverlässig verlautet, wird sich der deutsche Reichskanzler nicht zur Völkcrbundtagung nach Genf begeben. Der französische Ministerpräsident Laval Hai ebenfalls erklären lassen, daß er nicht kommen könne. Deutschland wird also in Genf durch den Außenminister Dr. Curtius vertreten sein, der nach Ablauf feines Er holungsurlaubes wieder seit Mittwoch der Woche in Ber lin weilt. Dis Ausreisegebühr aufgehoben. Ab 26. August. Amtlich wird mitgeteilt: Das Neichskabinett hat be schlossen, die Verordnung über die Erhebung einer Gebühr für Auslandsreisen vom 18. Juli 1931 mit Wirkung vor Mittwoch, den 26. August 1931, ab aufzuheben. Für Grenz Übertritte, die nach Dienstag, den 25. August 1931, er folgen, kommt daher die Ausreisegcbühr nicht mehr ir Frage. Bayern und -Le Reichsreform. Ministerpräsident Held in Tuntenhausen. In Tuntenhausen fand die alljährliche Tunten hausener Bauerntagung statt, bei der Ministerpräsident Dr. Held eine zweistündige Rede zur politischen Lage hielt. Dr. Held betonte unter Hinweis auf die schwierige Finanz lage, daß Bayern immer noch keine Entschädigung für die Abtragung der Post und Eisenbahn erhalten habe. Während das Reich jetzt die Banken sanierte, habe Bayern 14 Tage überhaupt nichts überwiesen bekommen. Ent schieden wandte sich der Ministerpräsident gegen die preu ßischen Pläne auf eine Reichsrcform. Wenn man nach den preußischen Vorschlägen die preu ßischen Ministerien mit den Reichsministcrien Zu sammenlegen wolle, so würde das nichts anderes be deuten als die Aushöhlung der Rcichsmacht und die Einsetzung der preußischen Macht in diese Ministerien. Bayern wehre sich mit Händen und Füßen gegen die beab sichtigte Reichsreform. Tie Herren in Berlin sollten be denken, daß durch die Verwirklichung dieser Vorschläge die Main-Linie in voller Breite aufgcrissen werde. Die Unitaristen in Preußen mögen bedenken, daß sie gegen die Reichsverfassung eine Reform anstreben und damit die Grundlage des Reiches zerstören. Eine Volks befragung in Deutschland lehnen wir ab. Wir in Bayern lassen nicht von den Mecklenburgern oder sonst jemand über das Schicksal Bayerns abstimmen. Was würden Braun und Severing sagen, wenn wir in Bayern darüber abstimmcu wollten, was aus Preußen werden soll! Der Ministerpräsident schloß mit der Hoffnung, daß wenig stens die süddeutschen Staaten eine Einheitsfront gegen die unitarischen Pläne bilden werden. Denn es komme alles darauf an,einen entsprechenden Gegendruck gegen die Unitaristen aufzubringen. Aeue Klagen der Deutschen in Polen Eingabe des Deutschen Volksbundes an den Völkerbund. Der Deutsche Volksbund m Katwwitz Hai an de« Völkerbundrai eine Eingabe bezüglich des Verhaltens dei polnischen Behörden gegenüber der deutschen Minderheit ge sandt. Aus ihrem Inhal: ist folgendes hervorzuheben: Die umfangreiche Eingabe geh: von der Entschließung des Völkerbundrates vom 24. Januar 1931 aus, tn der es als unter allen Umständen als unerläßlich bezeichnet wurde, „der deutschen Minderheit der Woiwodschaft Schlesien ein Gefühl des Vertrauens wieder zu verschaffen, welches unglücklicher, weise tief erschüttert zu sein scheint, und ohne das zwischen der Minderheit und dem Staate eine Zusammenarbeit nicht erfolgen kann". Es heitzi dann weiter, daß die 62. Rats- tagung des Völkerbundes, die Frage, ob das erschütterte Vertrauen der deutschen Minderheit bereits wiederberaestell: worden sei. auch bei ibren Beratungen während der Maltagung in den Mittelpunkt'der Ausspräche gestellt habe. Der Deutsche Volksbund gib: schließlich eine Darstellung der Entwicklung der Verhältnisse seit seiner letzten Eingabe. Es werden zahlreiche Tatsachen angeführt, die eine nochmalige Anrufung des Völkerbund rates notwendig machen und im wesentlichen folgendes ergeben: Im Mittelpunkt der Vorkommnisse vom Herbst 1930 standen die Wahlen vom Warschauer Sejm und Senat und vom Schlesischen Sejm. Die Prüfung der von der deutschen Wahlgemeinschaf: angefochtenen Wahlrechtsverletzungcn bet der Wahl zum Schlesischen Seim hat bisher geruht. Über die Gültigkeit der beanstandeten Wahlen entscheidet das Gericht, welches durch Gesetz bestimm: wird. Dieses Gericht mutz seine Entscheidung binnen sechs Mona:en vom Tage der Wahl ab, das ist :m vorliegenden Falle bis zum 23. Mai 1931, fällen Erst am 31. Juli 1931 ist die Veröffentlichung des entsprechenden Gesetzes, das ein Gerich: mit der Wahlprüfung beauftrag:, erfolgt Die Prüfung der Wahleinsprüchc kann deshalb erst fetz: beginnen. Die deutsche Minderheit erblickt in der Verzögerung der Einsetzung des Wahlprüsungsgerichtcs eine Beeinträchtigung ihrer politischen Rechte. Wenn v:e polnische Regierung tn ihrem Bericht an den Völkerbundrai gewisse Umstände als Beweis dafür anführt, daß das Besriedungswerk bereits gelungen sei oder doch schon wesentliche Fortschritte gemacht habe, so wird dem gegenüber daraus hingcwiesen, daß die Bemerkung über die Verständigung zwischen den einzelnen Parteirichtungen im Schlesischen Sejm nicht begründet ist Die Gegensätze sind unverändert schroff. In der Eingabe des Deutschen Volksbundes vom 7. Ja-