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PochMü sw Mckuff ThwM Mn, Mrnlehn md dir UmgeMden. Imtsöwll für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, Inserate werden Montags und Donnerstags ! bis Mittags 12 Uhr angenommen. " Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. K Erscheint wöchentlich zweimal n.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post ^bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 37. ISSN Freitag, de« 17. Juli 1891. Ob st Verpachtung. Die -reszährigen Obstnutzungen auf der Meifzen-Wilsdruffer Straffe 2lbth. 2 (1 Parzelle) und Keffelsdsrfer-Nsffner Straffe, Abth. l—S (in mehreren^Parzellen) sollen Donnerstag, den 23. Juli d. I., von Nachmittags »2 Uhr an im Gasthose „zum Adler" in Wilsdruff an Meistbietende gegen ssfortige baare Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn der Verpachtung bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 11. Juli 1891. Königl. Straffen- und Wasserbau-Inspektion II König. Banverwalterei. Neuhaus. Diesel. Auktion wegen Konkurses. Freitag, den Juli von Vorm. Uhr an gelangen die zum Nachlaßkonkurse des verstorbenen Sattlermeisters Frohne gehörigen Gegenstände als: allerlei Sattlerwaaren, Kummete, verschiedene Posten Leder, Decimalwage mit Gewichten, Handwerkszeug, Möbel und Kleidungsstücke im Saale des Rathhauseö zu Wilsdruff gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Dresden, am 10. Juli 1891. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müller. Tagesgeschichte. Berlin. Der „Neichsanzeiger bringt in seinem nicht amtlichen Theile eine Uebersicht über die Ernteaussichten. Dar nach sind in den russischen Gouvernements Kowno, Wilna und Grodno die Aussichten im Allgemeinen befriedigend. Roggen dürfte eine Mittelernte erreichen, die Weizenernte da gegen uuter dem Durchschnitt Zurückbleiben. In Finnland ist die Aussicht für eine wenig hinter dem Durchschnitte zurück bleibende Ernte. In Bulgarien verspricht die Ernte eine der besten, jemals erzielten zu werden. In Britisch-Indien wird das Gesammtergebniß der Weizenernte auf 6 842 000 Tons geschätzt, was den Ertrag des Vorjahres, sowie den Durch schnitt der letzten 5 Jahre übersteigt. In Ungarn sind die Aussichten für die Weizenernte mittelmäßig, für Roggen qua litativ befriedigend, quantitativ dagegen schwach mittel. Die Ernte in Herbstgerste ist quantitativ und qualitativ zufrieden stellend, in Frühjahrsgerste gut mittel. Der Hafer steht gut mittel, die Maissaaten ausgezeichnet, Hülfen- und Gartenfrüchte tadellos. Wohl den Glanzpunkt des zur Stunde wieder beendigten Kaiserbesuches am englischen Hofe hat das offizielle Erscheinen des deutschen Kaiserpaares in der City, der Altstadt von London, am Freitag gebildet. Die ganze City trug aus diesem Anlaß einen glänzenden Festschmuck, welcher alles seit vielen Jahren in London dieser Art Gesehene weit übertraf. Vom Absteigequartier der Majestäten, dem Buckingham-Palast, bis zur City bildeten Infanterie und Kavallerie Spalier auf dem Wege der allerhöchsten Herrschaften, während in der City selbst 8000 Konstabler zur Aufrechterhaltung der Ordnung aufgestellt waren. Unter dem Geläute sämmtlicher Glocken der Altstadt trafen die kaiserlichen Gäste, gefolgt von sämmtlichen Prinzen des englischen Königshauses, vor der Guildhall, dem ehrwürdigen Rathhause der Metropole Englands, ein. Schon auf dem ganzen Wege bis Guildhall war das Kaiserpaar von den dichtgedrängten Massen des Publikums unausgesetzt mit stürmischen Jubelrufen begrüßt worden, während aus den Häusern heraus fortwährend Blunien und Bouquets geworfen wurden. Bei der Ankunft des erlauchten Paares und der königlichen Prinzen vor der Guildhall aber erreichte der Enthusiasmus der begeisterten Londoner seinen Höhepunkt und donnernd brausten dem Kaiser und der Kaiserin die Hochrufe der Menschenmassen entgegen. Nach feierlicher Begrüßung durch den Lordmayor betraten der Kaiser und die Kaiserin nebst den übrigen Herr schaften die Guildhall, wo dem Kaiser vor versammeltem Ge- meinderathe die Ergebenheitsadresse der Londoner Bürgerschaft in einem kostbaren goldenen Behälter überreicht wurde. Der Monarch dankte in kurzen Worten und begab sich dann mit den übrigen Fürstlichkeiten nach dem gothischen Saale der Gu ildhall, wo ein Frühstück eingenommen wurde. Bei demselben brachte der Lordmayor zuerst einen Trinkspruch auf die Königin und dann einen zweiten, die Verdienste des Kaisers feiernden, Trinkspruch auf das Kaiserpaar aus. In seiner bedeutsamen Erwiderung dankte der Kaiser zunächst für die ihm in London bereitete Aufnahme und versicherte, er werde gleich seinen beiden unvergeßlichen Vorgängern bemüht sein, die historische Freund schaft zwischen der englischen und der deutschen Station zu er halten. Hierauf bezeichnete es der hohe Herr als das Haupt ziel seiner Bestrebungen, den Frieden zu erhalten, denn nur dieser vermöge die gesunde Entwickelung von Kunst, Wissen schaft und Handel, sowie die Lösung der großen Probleme un serer Zeit zu begünstigen. Zum Schluffe erklärte der Kaiser, daß er sein Bestes zur Erhaltung und Stärkung der guten Be ziehungen zwischen Deutschland und andern Nationen thun und stets bereit sein werde, in gemeinsamer Arbeit mit ihnen die Sache des friedlichen Fortschrittes und der Civilisation zu fördern. Kaiser Wilhelm hat sich im Sturme alle Herzen zugewendet und dies ist ein großer persönlicher Triumph, der vielleicht er heblichere Wirkungen äußern kann als die glänzenden Feste, die den Rahmen für eine Begegnung von Fürsten abzugehen pflegen. Die unbegrenzte Verehrung; die des Kaisers Vater, der Gemahl der Prinzeß Royal, in London genoß, war eine starke Belastung für den jungen Monarchen, der zum ersten Male vor die Be völkerung der britischen Hauptstadt trat und dessen Bild lange Zeit durch graue Nebel des Vorurtheils verschleiert worden war, die nirgendwo schwerer zu zertheilen sind als bei diesem zähen Volksstamme. Wenn man alle diese und noch andere aus der Natur der Verhältnisse sich ergebenden Schwierigkeiten bedenkt, wird man erst dem Empfang des Kaiserlichen Paares die volle Würdigung zu Theil werden lassen können. Besonders im- ponirt hat der Kaiser den Beherrschern der City durch die Er widerung die Ansprache in Guildhall. Der Souverän, der das imposanteste Kriegsheer der Welt befehligt, trat schlicht und mit männlicher Geradheit vor diese Herren, um das Bekenntniß abzulegen, daß er kein höheres und edleres Ziel kenne, als die gewaltige Waffe, die er zu führen gelernt, im Dienste und zum Schutze des Friedens bereitzuhalten. Das war eine der Ver sammlung in Guildhall besonders verständliche Sprache; dmn die gigantischen materiellen Werthe, die der Welthandel des britischen Reiches darstellt, ruhen auf der Grundlage ungestörten Friedens. Und in die Hand einzuschlagen, die stark und be reit ist, jede muthwillige Friedensstörung abzuwehren, dazu drängte jedes Herz mit warmem rückhaltlosem Eifer. Daß aber Kaiser Wilhelm diese Wirkung erzielte, beweist, daß er den sicheren Blick des Herrschers besitzt, der von der hohen Warte, auf die ihn das Schicksal gestellt hat, Menschen und Verhält nisse überschaut. Kaiser Wilhelm hat seinen jüngsten, so bedeutsamen Besuch in England beendigt und befindet er sich zur Stunde auf der Ueberfahrt nach Norwegen, um hier vor der Rückkehr nach Deutschland noch einige Wochen im Genüsse der wild-ro mantischen Nalurschönheiten dieses Landes zu verleben. Dagegen verweilt Kaiserin Auguste Victoria bis auf Weiteres noch auf englischen! Boden; die hohe Frau hat sich nach Beendigung ihres Besuches am englischen Hofe nach dem Seebade Felixtown be geben, wo bekanntlich die kaiserlichen Prinzen — mit Ausnahme ihres jüngsten Bruders — schon vor einer Woche eingetroffen sind. Soweit bis jetzt bekannt, gedenkt die Kaiserin etwa drei Wochen Aufenthalt in Felirtown zu nehmen und alsdann mit den Prinzen vorläufig nach dem Neuen Palais bei Podsdam zurückzukehren. Kais er Wilhelm trifft zur Theilnahme an den großen Manöver« in Begleitung Caprivi's und mit großem mili tärischen Gefolge ain 2. September in Wien ein und nimmt sein Absteigequartier im Schönbrunner Schlosse, wo zu gleicher Zeit auch der König von Sachsen eintrifft. Der Aufenthalt des deutschen Kaisers in Oesterreich wird auf 10 bis 12 Tage berechnet. Vor und nach den Manövern werden in Schönbrunn große Hoffestlichkeiten abgehalten; auch ist eine Hoffad in Steiermark in Aussicht genommen. In Wiener emsthaften politischen Kreisen verlautet, daß der Sultan den Prinzen Ferdinand als Fürsten von Bulgarien anerkannt habe. Damit scheint die Nachricht aus Karlsbad in Verbindung zu stehen, daß zur all gemeinen Ueberraschung Prinz Ferdinand am Montag Abend 8 Uhr mittelst Separatzuges Plötzlich die Rückreise über Wien nach Sofia angetreten habe. Ein Diplomat, „der eine wichtige Rolle gespielt hat", tritt im „Gaulois" für den formellen Abschluß eines Bündnisses zwischen Rußland und Frankreich ein, das die Ant wort auf die Erneuerung des Dreibundes sei. Nach der Ansicht jenes Diplomaten müsse Frankreich den Russen etwas bieten, und das könne nur Konstantinopel sein. — Es läßt uns gleich- giltig, ob ein formeller Vertrag unserer beiden Nachbarn im Osten und Westen zu Stande kommt, oder ob der Haß und Neid ein schriftliches Abkommen überflüssig machen. Ebenso gleichgiltig ist es, ob sie das Fell des Bären vertheilen, ehe sie letzteren erlegt haben. Denn zwischen „Hab' ich" und „Hätt ich" bleibt auch künftig ein großer Unterschied. Die France, ein rein republikanisches Blatt, entwirft ein Jammerbild von französischer Wirthschaft: Der Maire von Bessöges ist verhaftet worden, weil er sich durch Schrift fälschungen 100000 Frks. Lotteriegelder angeeignet hat. Die Lotterie war veranstaltet worden, um die Bergleute zu unter stützen, deren Hilfskasse — mit 2 Millionen — von den Ver waltern der Aktiengesellschaft verpulvert worden war. Die Berg leute sind also zweimal bestohlen. Die Stadt Perpigman ist bankerott, Dank ihrem Maire, da ein Fehlbetrag von 126 000 Frcs. vorhanden ist. Der Geschäftsführer des General-Ein nehmers zur Marseille ist mit 500 000 Frcs. durchgegangen. Der Einnehmer zu Zcurnus hat die Sparkasse um einige Hundertausende erleichtert, ist aber wenigstens dingfest gemacht worden. Ein Einnehmer des vierten Bezirks in Paris brachte es so weit, daß er vollständig ausgepfändet wurde. Sogar die Einrichtung seiner Amtsstube wurde weggenommen. Natürlich langt alles nicht, um seine Schulden zu decken. Allein in Paris sind drei Polizei-Kommissare wegen Fälschung und Betrugs den Gerichten in die Hände gefallen. In einem Lande wie England, wo die Weiblichkeit die männliche Bewohnerschaft um nahezu eine Million übersteigt, muß sie mit dem anderen Geschlechte uni die Existenz stärker ringen als anderswo und ahmt ihm in manchen Dingen nach. Man Hai in London schon kleine weibliche Streiks gehabt, nun aber zeigen die 120 000 Wäscherinnen Londons die Faust. Zu nächst veranstalteten sie am Sonntag eine große Wagenprozession nach dem Hydepark, wo sie von mehreren Tribünen und Wagen aus beschwörende Reden an den gesunden Sinn des Wäsche bedürfenden Publikums hielten. Zunächst verlangen sie 12 Stunden Arbeitszeit per Tag anstatt 14 bis 18 und gesunde Arbeitsstätten in den Häusern der Schweißboilen. Sie schildern dem Publikum die Gefahr, die aus ungesundem Waschzeug in die Familien getragen werde, und verlangen, daß in jenen Eta- blissemcns, wo Dampfmaschinen und Schwungräder verwendet werden, sie davor geschützt werden sollen, in die Luft gesprengt oder sonst zermalnit zu werden. Das Publikum steht auf ihrer Seite. In der Prozession erschienen sie in sauberster Gewandung, mit Fahnen voran und Musik; viele trugen als Kopfputz ein Hemd, zur Kappe gewunden, von welcher die Aermel im Winde hemmflattern! Im Parlament wird man sich ihrer Forderungen muthmaßlich annehmen, denn ein Streik der Wäscherinnen griffe schmerzlich in jeden Haushalt, groß und klein, ein, und der Plage der Handarbeit geht man unter englischen Hausfrauen, selbst unter kleinen Leuten, viel mehr aus dem Wege, als unter dem Dache der deutschen Hausfrau. Vaterländisches. Wilsdruff. Die Festtage unserer Bürgerschützenge sellschaft sind wieder einmal vorüber und haben den günstigsten Verlauf gehabt. Eingeleitet wurde das Fest Sonnabend Abend durch einen Zapfenstreich. Der Sonntag Morgen erglänzte in