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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Tandwirtschafi, für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter I Tageblatt» erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugrprei-: Sei Abholung in »««riqäft-ftelle und de» Ausgabestellen r Md. im Monat, bei Zustellung durch di» Boten 2,S0 Md., bei Postdestellung Abtrag» . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°stdot-nundun!-reAus. «iger und Dtlchastrftellen ! u 2-2 nehmen zu jeder Zeit Be- ^uuxgen entgegen. Im Zolle höherer Bemal», Krieg oder jousttger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lteserung xr Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung -ingesandtcr Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. Anzeigenpreis! die «gespaltene Raumzeile 20 Doldpsennig, die 4 gespalten - Zeil- der amtlichen Bekanntmachungen 40 «old. Pfennig, die 3 gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile IM Goldpfennig. Rachweifungsgedühr 20 Goldpfennig. 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In der Schweiz, in Holland, in Schweden feiert die dorthin abgcwanderte deutsche In dustrie Triumphe: nur in Deutschland bleibt sie nach wie vor den Beschränkungen unterworfen, die man durch das Londoner Ultimatum 1921 uns anferlegt hat und die weit über das hinausgehen, was der Versailler Vertrag bestimmte. Dort hieß es, daß wir nur Militärflug zeuge nicht mehr bauen dürften. 'Seit 1921 aber ist es uns verboten, Flugzeuge zu bauen, die schneller als 150 Kilometer in der Stunde fliegen können; wir dursten keinen Motor über 160 Pferdestärken benutzen mit einer Gipfelleistung von 3000 Metern. Darüber hat man anch in L o c a r n o gesprochen, und in Deutschland betrachtete man es als selbstverständliche Folgerung der Unterzeichnung des Vertrages, daß nun diese Beschränkungen einfach Wegfällen würden. Nicht die Militärischen Bestimmungen, weil wir ja der Kontrolle und der Rüstungsbeschränkung unterworfen bleiben, wäh rend sich beispielsweise England gerade jetzt wieder ein Bombenflugzeug mit einem Motor von 650 Pferde stärken und mit zwei kleinen Kanonen gebaut hat. Alles natürlich zum Zweck der Landesverteidigung. Trob der einfachen Sachlage begannen in P a r i s am 7. Dezember vergangenen Jahres Verhandlungen; schon das war ein schlechtes Zeichen, daß sie nicht rasch und klar zu Ende geführt, sondern am 18. vertagt wurden. Jetzt haben sie wieder begonnen unter Teilnahme der deutschen Beauftragten. Das bisherige Resultat ist wenig ver sprechend: die Franzosen wollen die Beschräulnngen salleulassen, dafür aber neue „Ersatzgarantien" haben, die genau so untragbar für uns sind wie die bisherigen. Außerdem eine Reihe von Ausnahmebestimmungen gegen Deutschland allein in einer Art darstellen, die mit dem Geist von Locarno absolut unvereinbar sind. Zunächst verlangen die Frandsen — dabei ist besonders schlimm, daß die anderen Eii«entegenossen gleichfalls dies Ver langen stellen —, daß wir die Konstruktionspläne eines jeden neuen Typs zwecks Kontrolle auf militärische Verwendbarkeit vorlegen. Was einfach nichts anderes bedeutet als die Ausspionierung unserer gesamten Flug zeugindustrie; keine Erfindung wäre dann vor den Augen der ausländischen Konkurrenz gesichert. Aber natürlich wird diese Forderung lediglich „aus militärischen Grün den" erhoben. Ferner verlangt Frankreich, wkil ihm das offenbar noch nicht genügt, um in die deutschen Konstruk tionsgeheimnisse tief genug einzudringen, die Überwachung des Unterrichts der Flugschüler, um jeden Handgriff, jcde Neuleistung feststellen zu können. Und schließlich, damit Deutschland nicht vorwärtskommt, fordert man die Ein schränkung der Zahl der Piloten und der Flugschüler aus ein bestimmtes Maß, über das wir nicht hinausgehen sollen; auch natürlich aus „militärischen" Gründen. Dieses Verlangen ist ganz besonders grotesk. Wir haben in den letzten fünf Jahren unserer Flugtätigkeit ganze 160 Piloten beschäftigt und weisen 500 Flugschüler auf, von denen ein Teil schon im Kriege geflogen ist. Frankreich aber hat vom Kriege her nicht weniger als 15 000 Flieger aufzu weisen und bildet jährlich 2500—3000 Flugschüler aus! über wieviel Flugzeuge allein schon dieses Land verfügt, ist nicht feststellbar, aber man spricht von 8000—9000 Stück moderner und modernster Art. Allzu durchsicbtig ist also, was man von uns „aus militärischen Gründen" verlangt: man will mit allen Mitteln die deutsche Konkurrenz im Luftfahrtwesen nieder halten. Nun haben aber auch die a l l g e m e i n e « L u f t - verkehrsverhan dl ungen begonnen; Deutschland, mitten nn Herzen Europas gelegen, hat dadurch ein schweres Gewicht in die Wagschale zu werfen. Es geht nicht ohne oder gegen uns, das hat besonders England schon be merkt. Flugtechnische Vorteile und Rentabilitätsgründe wichtigster Art können wir glso ins Feld führen gegen jene Versuche, die Knebelung unseres Luftfahrtwese,ts un absehbar zu verlängern. Und man soll inPariscs den Franzosen und den anderen Mitgliedern der Kommission -er Entente ruhig sagen, daß wir ganz genau wissen, was die Franzosen eigentlich wollen; wir haben nichts dabei zn befürchten, weil den andern an einer allgemein erfolgr ichen Lösung gerade der Lnftverkehrsverhaudlun- gen außerordentlich viel gelegen ist. Dafür, daß man uns knebeln, unser Gebiet aber nach allen Richtungen und mit Flugzeugen jeder Größe überfliegen, unser Bedürfnis nach dem Luftverkehr auf Kosten unseres Flugwesens ausnutzen will, werden wir nicht zu haben sein und brauchen cs nicht ru sein. Erleichterungen derNotstaudsurösiien. Bereitstellung von öffentlichen Mitteln. Tm Anschluß an Vorbesprechungen mit dem pvenßi- 'ni,.''» "^^^""nisterium wnrden im Neichsaroeits- die s-""im mit den Vertretern der Landesregierungen fiib»>7.rl°.?chieru"g^ die für die Dnrch- "wia öffentlicher Notstandsarbeiten in dcn N-rir,pn Der MlchungManäal in kuäaprtt. Prinz MndWgrätz gesicht. Die aufsehenerregende Verhaftung des Prinzen Ludmig Windischgrätz in Budapest, der als Führer der vor längerer Zeit in Ungarn entdeckten Frank- fälschcrbande festgestellt wurde, scheint die Einleitung zu einer große» Affäre zu fein, die stark politischen Einschlag hat. Die ganze Fälschungsgeschichte wird auf den Plan einiger politischer Abenteurer zurückgeführt, die sich vor zwei Jahren durch Verwertung falscher tschechischer und französischer Banknoten i« den Besitz bedeutender Geld mittel setzten, um mit diesem Geld einen Putsch zugunsten der Habsburger in Szene zu setze». In dieser Grnppc spielte immer Prinz Windischgrätz eine große Rolle. Er hat ein teilweises Geständnis abgelegt und seine Mit wisserschaft an den Geldfälschungcu insoweit erngestande», als er zngab, daß ihn, sein Kammerdiener Kowacs einige falsche Banknoten gezeigt «nd er diese Fälschungen für so gut befunden habe, daß er dem Diener den Nat gab, die Noten zu verwerten und in Umlauf zu bringen. In der Angelegenheit wurde weiter der Budapester Zintograph Geroc verhaftet, der zugab, daß er an der Herstellung der Banknoten beteiligt war. Wo die falschen Roten sind, konnte oder wollte er nicht sagen. Er gab nur zu, daß sich die größte Menge noch in Budapest befindet. In die Affäre verwickelt ist der bisherige Landespolizeiches Emmerich v. Nadony, der vom Amte entfernt und in Untersuchung genommen wurde. Besonders in Fran k- reich herrscht begreiflicherweise starkes Interesse an der Aufklärung der Fälschungen, und der in Budapest weilende französische Polizeiageut Bennoit ist nach Mailand ge reist, um dort die Festnahme des ungarischen Abgeordnete» tl l a i u zu veranlassen. Auch Sistierungen in Hamburg. In der Angelegenheit der Frankfälschnngsaffäre sind anch in Hamburg Verhaftungen ersolgt. I» Budapest wurde der pensionierte Beamte Eugen Olchvary in Hast genommen, der ein Bruder des in Hamburg ver hafteten Edmund Olchvary ist und mit ihm in ständiger Verbindung stand. Als Olchvary den Eindruck gewonnen hatte, daß es der Polizei alsbald gelingen würde, in der Angelegenheit der Frankfälschung den Tatbestand anfzu- decken, schickte er ans Wien an Edmund Olchvary eine Depesche und machte ihn daraus aufmerksam, seine Aktion einzustellen und ohne Verzug nach Budapest zurückzukehren. Dieses Telegramm wurde von der Hamburger Polizei be schlagnahmt, die die Budapester Obcrstadihauptmanuschaft verständigte, indem sie gleichzeitig mitteilte, daß bei Ed mund Olchvary mehrere hundert Stück falsche Franknotcn gefunden worden seien. Weilers Festnahmen. Das „Neue Wiener Tageblatt" berichtet, daß einige neue Verhaftungen vorgenommen wurden, so die des Barons Siegismnnd Peronyi, eines Intimus des ermor deten Grafen Stephan Tisra. Ferner erfolatcn Haus suchungen bei Bonis und Bndzhazi, de» Führern n»d Organisatoren des westungarischen Aufstandes gegen Österreich anläßlich der Besetzung des Burgenlandes. Es heißt auch, daß der intime Freund des Prinzen Windisch- grätz und führende Politiker Szmrecsanyi verhaftet worden sei, der besonders in der slowakischen Jrredenta eine hervorragende Rolle gespielt hat. Die in Budapest arbeitenden sranzösischen Kriminal beamten wollten, wie es heißt, von Wien aus nach Berlin reisen, um den Ursprungsort des angeblich aus Deutsch land stammenden Bauknotenpapiers auszuforschen. Später wurde jedoch die Feststellung gemacht, daß das Papier in einer schwedischen Papierfabrik hergestellt worden sein müsse. Es verlautet, daß seitens der französischen Re gierung die Forderung nach Schadenersatz an die un garische Regierung geltend gemacht werden wirb. Die ungarische Regierung. Wie Wiener Blättern aus Budapest gemeldet wird, soll Ministerpräsident Graf Beth len am letzten Donnerstag seine Demission eingercicht haben. Der Reichsverweser habe jedoch die Demission nicht ange nommen. Graf Be-h-len soll nun erklärt haben, -aß er nur unter der Bedingung auf seinem Posten verbleiben werde, wenn er in der Aufdeckung der Banknotenfälscher- gffäre vollkommen freie Hand erhalte nnd wenn die Be Hörden ohne Rücksicht auf Ansehen uud Person Erhe bungen Pflegen können. Erst nach dieser Zusicherung er klärte er sich zur Fortführung der Geschäfte bereit. Dar auf geschähe» die wertere» Schritte. -i° Der verhaftete Prinz. Prittz Ludwig Windischgrätz ist der Enkel des Feld marschalls, der 1848 im Namen Habsburgs in Wie», Prag und Budapest die Revolution niedergeschlagen hat. Der Verhaftete war im Krieg ungarischer Ernährungsminister. Neben ihm wird als dringend verdächtig bezeichnet der frühere ungarische Ministerpräsident, Graf Paul Te leki, der Präsident des kartographischen Instituts, in dem die falschen Banknoten gedruckt wurden. Schwer kom promittiert ist anch der Kriegsminister, Graf Csaky, rin Schwager des in Holland verhafteten Obersten Jankowitsch, der beurlaubt wurde uud mit sciucr Gattin eine Reise nach Griechenland angetretcn hat. Prinz Lud wig Windischgrätz soll Führer einer Gruppe gewesen sein, die den Erzherzog Albrecht zum König von Un garn machen wollte. Der Prinz hat eine vielbewegte po litische Vergangenheit, bei der er schnell von einer zur an dern Partei hinüberwechselte. Er war einst sehr reich, besaß große Güter und Kapitalien, soll aber in letzter Zeit Niesenspielverlnste gehabt haben. Hinzu kämen noch Ver luste, durch die die Windischgrätzschen Musterkellereien in folge verfehlter Geschäfte in Mitleidenschaft gezogen wor den wären. Prinz Windischgrätz sei derart verschuldet, daß re gezwungen war, auf seine Güter ein hypothekari sches Darlehn im Betrage von 200 000 Dollar aufzuneh men, die jetzt fällig gewesen wären. gewährt werden sollen, die unter besonders großer Er werbslosigkeit leiden. Allgemeine Übereinstimmung be stand darüber, daß die zur Bekämpfung der Arbeitslosig keit bestimmten öffentlichen Mittel bei der großen Not der Erwerbslosen in möglichst entgegenkommender Weise für Notstandsarbeiten zur Verfügung gestellt werden sollen. Es wurde daher beschlossen, in den not leidenden Bezirken das Ausmaß der Darlehen, die Reich und Länder für Notstandsarbciten geben, gegenüber der bisherigen Übung beträchtlich, im Höchstfälle bis zn 80 A der Gesamtkosten, zu erhöhen. Ferner soll nötigenfalls derZinssatz für diese Dar lehen bis auf 5 A, im besetzten Gebiet in Ausnahmefällen auf 4 herabgesetzt werden. Auch die Tilgung der Darlehen soll dadurch erleichtert werden, daß der Beginn der Rückzahlungen um ein bis zwei Jahre hinausgcschoben wird. Endlich soll es den Gemeinden, die durch die Für sorge für ausgesteuerte Erwerbslose besonders stark be lastet sind, erleichtert werden, auch Ausgesteuerte zu Not standsarbeiten heranzuziehen. Das Ergebnis -er Be sprechung wird den Regierungen der Länder durch einen Nunderlaß des Neichsarbeitsministeriums mitgeteilt werden. MmeLdsvsrsahrsn gegen Dr. Luppe. - Vom Amte suspendiert. Gegen den Oberbürgermeister von Nürnberg, Dr. Luppe,, ist ein Meineidsverfahren eröffnet worden. Luppe wird vorgeworfcn, daß er sich in den von ihm gegen den nationalsozialistischen Stadtrat Streicher geführten Be- leidigungsprozeffen in Widersprüche verwickelt habe. Die Regierung von Mittelfranken hat die Suspendierung Luppes von seinem Amte als Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg verfüat. Dem Verfahren gegen Dr. Luppe liegt folgender Tat bestand zugrunde: Streicher hat dem Oberbürgermeister öffentlich zum Vorwurf gemacht, daß er im Jahre 1920 vou der Nürnberger Altbeklcidungsstelle unberechtigter weise einen Mantel erworben habe. Bei dieser Gelegen heit wurde in die Kundenliste der Altbekleidungsstelle nicht der Name des Dr. Luppe, sondern ein fremder einge tragen. Im ersten Beleidigungsprozeß gegen Streicher hatte Dr. Luppe unter Eid bekundet, er habe gelegentlich des Mantelkanfs gegenüber dem Beamten der Altbeklei dungsstelle den Wunsch geäußert, daß sein Name nicht in die Knndenliste eingetragen werde. In dem vor wenigen Wochen verhandelten Nevisionsprozcß dagegen lautete die eidliche Aussage Dr. Luppes über dieselbe Angelegeuheit dahiugehnd, daß er bei seinen: Mantelkenf bei der Alt bekleidungsstelle mit der Ncimenscintragung üvcrhanpt nichts zn tun gehabt habe. Erne Boischast Coolidges zur Abrüsiungsfrage.l Bereitstellung von 50000 Dollar. Präsident Coolidge hat den Kongreß in einer besonde-t re» Botschaft um die Bewilligung von 5V OVO Dollar zur Bestreitung der Kosten der Teilnahme der Bereinigten Staaten an den Arbeite!» -cs vorbereitenden Ausschusses für Abrüstungsfr'gen ersucht. Coolidge be tont in dieser Botschaft, die Beteiligung an den Arbeiten des vorbereitenden Ausschusses bedeute keine Ver pflichtung hinsichtlich der Teilnahme an einer svätcren Konferenz zur Herabsetzung und Einschränkung v r RWtm-, gen. Die Haltung der Negierung in dieser Hü-lichL könne nicht in, voraus vor der Einberufung solcher .< vnfcrcnzc» festgclegt werden. Coolidge erklärt, daß »am seiner über