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MMusserTageblatt Da» Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts uud Stadtrals zu Wilsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamts Nasse» Dr. Luther bei Hindenburg ein in Der Erzherzog habe geglaubt, bah sich England desinter essieren werde, und habe auch angenommen, daß der Reichsverweser Horthy für ihn fei. Graf Apponyi habe seine Pläne dann durchkreuzt. Von mehreren in diesem Bericht genannten Persön lichkeiten wird erklärt, daß die Meldung des „Matin- eine freie Erfindung sei und auch nicht die Spur der Wahrheit in sich habe. Bonspanei, ser Demokraten und der Sozialdemokraten treten zu ihrer ersten Sitzung im neuen Jahre am Diens tag, den 12. Januar, nach der Vollsitzung zusammen. Die Zentrumsfraktionen des Reichstags und des Preußischen Landtags versammeln sich zu einer gemeinsamen Sitzung bereits am Sonntag, den 10. Januar. Französische phaniasiereien. Eine Räubergeschichte des „Malin". aufteilen wollten. Der Erzherzog habe sich darauf nach Rom begeben und den Versuch gemacht, Mussolini für seine Sache zu gewinnen, und habe sich auch mit den Führern der römischen nationalen Par eien in Verbin dung gesetzt. Schließlich habe er, um seine Stellung in Budapest zu konsolidieren, sich zum Vorsitzenden der Christ lichen Gewerkschaften ernennen lassen. Er habe geglaubt, daß Frankreich nicht in der Lage sein dürfte zu inter venieren, da er die gefährliche Idee gehabt habe, daß es vor dem Zusammenbruch und vor einer Revolution siehe, j für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,-i,«uprei»: die 8-espattenc R-mmzeil-2«D-ldpsennie, di- 4,eIpalIe»eZeiIe der -mMchenBek-nntm-ckunoeu««»». Pfennig, die L,chatten- «edlamejkile im «ertlichen Teile Ivo Goldpfenni,. Rcchmeisnng-jgedLhr 20 WoldPfennig. Vor. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 WLM'W annohmedie vorm.IVUHr — — Mr di- Richligkäl d« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Nabatranipruch LrUscht, wenn der Betrag dnrch Mageeingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entges-v. 25 Millionen falsche Frank. Die Budapester Fälscheraffäre. Wie in der Budapester FSlschcrasfäre ermittelt wer den konnte, sind bisher 25 VOS falsche Frankscheinc er schienen, doch soll ungefähr ein Drittel davon als Maku latur vernichtet worden sein, über das Vermögen des Prinzen Windischgrätz und des Polizeichefs Nadossy wurde die Sperre verhängt. Bemerkenswert ist, daß in Budapest auch falsche Millionenscheine kursierten. Drei dieser Scheine wurden festgestellt und der Polizeihaupt mannschaft eingeliefert. Ob diese Fälschungen mit der großen Frankfälschung im Zusammenhang stehen, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Verhaftungen dauern an. Bisher sind 23 Personen verhaftet worden, während sich 13 andere im polizeilichen Gewahrsam be finden. Der französische Ministerpräsident Briand hat den französischen Gesandten in Budapest, Clinchant, empfangen und mit ihm über die Banknotenangelegenheit gesprochene Seit 1924, bemerkt „Matin" weiter, wisse man in Paris, daß Prinz Windischgrätz falsches Geld herstelle und daß er im Jahre 1925 nach seinem Schlosse russische Arbei ter, ehemalige Techniker der Petersburger Münze, habe kommen lassen. Man habe aber in Frankreich die Ange legenheit nicht sehr tragisch genommen, da man gewußt habe, daß die Fälschungenschlechtseien und da her nur schwer abgesetzt werden könnten. Der Reichspräsident und die Regierungsbildung. Noch keine Betrauung Luthers. Reichskanzler Dr. Luther ist am Freitag vom Reichs Präsidenten empfangen worden. Gegenstand der Aus sprache bildeten die gegenwärtige politische Lage und die Schritte, die zur Lösung der Regierungskrise unternom men werden sollen. Der Empfang dauerte etwa eine Stunde. Dr. Luther legte dem Reichspräsidenten eingehend die Gründe dar, die für und gegen eine sofortige Betrauung mit der Regierungsbildung sprechen. Dr. Luther brachte zum Ausdruck, daß einerseits eine baldige Betrauung einer Persönlichkeit mit der Regierungsbildung notwendig ist, um die Krisis endlich zum Abschluß zu bringen, anderer feits sei es aber bedenklich, dieBeschlüssederFrak- tionen, die in den nächsten Tagen gefaßt werden sollen, durch vorzeitige Benennung einer Persönlichkeit irgendwie zuerschweren. Der Reichspräsident will diesen Grün den noch einmal nachgehen und Dr. Luther noch einmal zu sich bitten, um ihm dann seine Entscheidung mitzuteilen. In gut unterrichteten politischen Kreisen wird ver mutet, daß Reichspräsident von Hindenburg den Auftrag zur Regierungsbildung vor den Beschlüssen der Fraktionen nicht erteilen und die Stellungnahme des Zentrums und der Sozialdemokratie abwarten wird. Da die sozialdemo kratische Fraktion sich erst am Dienstag mit der Regie rungsbildung beschäftigen wird, dürfte kaum vor Mitte nächster Woche eine Persönlichkeit mit der Bildung der Regierung betraut werden. Oie Fraktionen beraten... Im Reichstage sind die ersten Fraktionssitznugen ein- berufen worden. Die Reichstagsnaktionen der Deutschen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »«» TagedloU- erjcheint tL«Nch uochm. 5 Uhr s»r den l-lgrnden Tag. Bezugspreis: Lei Abholung in »er «eschtstsftelle und den Ausgabestellen 2 Mir. im Monat, bei Zustellung durch dir Boten 2,30 Md., bei Postbeftellung , W». »-«»glich Abtrag- .. . gebühr. Einzelnummern »Big. «ürVoftonft-Uen Wochenblatt für Wilsdruff A. Umgegend P»ftbol«»undun«rreAus. seiger und »rschSjiostellen ' u nehmen zu jeder Zeil Be ¬ ide Hungen entgegen. Im Mite höherer LewaU, Krieg oder sonstiger B-triedoftSrungen besteht kein Anspruch ous Lieserung der geitu», »der Kürzung de» BezugoprUse». — Rüekscnoun, eiugesandtrr Schriftstücke ersolgt nur, wen» Porto deiliegt. Rücktritt des Präsidenten von China. Peking still wie ein Grab. Der Präsident von China, Tuantschijui, richtete ein Nnndtclcgramm an die Provinzen, in welchem er seine Absicht kundgibt, am 15. Januar von seinem Amt zurü ck zutrcten und die Negierung dem Kabinett zu über geben. „Times" meldet aus Peking: Die gegenwärtige Lage in China erinnert an die vor dem Ausbruch von Wirbelstürmen und Erdbeben eintretenden anormalen atmosphärischen Erscheinungen. Hervorragende Führer haben erklärt, daß sie sich vom öffentlichen Leben zurückziehen. Peking ist still wie ein Grab: nie mand hat die geringste Vorstellung von dem, was sich in der Stille vorbereitet. Die Tarifkonferenz hat ihre Ar beiten eingestellt. Der Berichterstatter der „Times- weist dann auf die Ohnmacht der Negierung hin und bemerkt, daß auch die Anhänger der Kuomintschung-Bewegung (Nationalarmee) nicht stark oder einig genug seien, um eine ihre Gedanken vertretende Negierung zu bilden; sie werden also gezwungen sein, sich an Wnpeifu, Suntschnn- fang und Tschangtsolin zu wenden, um eine Militär koalition zu bilden, die die Einberufung einer verfassung gebenden Versammlung durchführen werde. Der Bericht erstatter bemerkt weiter, eine derartige Lösung sei durch- »us nicht unmöglich, da die meisten Militaristen fast am Ende ihrer Kraft seien. Der „Matin" bringt eine Räubergeschichte über Bayern geschmiedetes ungeheures Komplott, das seit Oktober in allen Einzelheiten mit Zustimmung des ehemaligen Kaisers Wilhelm vorbereitet sei uni das darauf abzielte, die Karte von Mitteleuropa umzuge stalten. Erzherzog Albrecht habe in den letzten Monaten eine starke und zugleich methodische Tätigkeit entfaltet. Er habe eine Begegnung mit dem deut schen Kronprinzen und mit dem bayerischen Kron prinzen gehabt. Sie hätten gemeinsam eine Art Vertrag unterzeichnet, durch den sie im Falle eines Erfolges O st erreich „unter Bayern und Deutschland" Nr. 8. 85. Jahrgang. Telegr.-Adt.: „Amtsblatt- Sie Abfindung der Fürste» Häuser. Preußen und das HohcnzollernhauS. Der Rechtsansschuß des Reichstages begann unter Vorsitz ves Abgeordneten Dr. Kahl (D. Vp.) mit seinen Beratungen über die vermögensrcchüichen Auseinandersetzungen mit den früher regierenden Fürstenhäusern. Zur Behandlung standen ein demokratischer Antrag, der die Länder ermächtigen soll, die oermögensrechtliche Auseinandersetzung, soweit sie noch nicht staltgesunden hat. durch Landesgesctz unter Ansschluß ves Rechtsweges zu regeln, und zwei kommunistische An träge, die das Vermögen der ehemals regierenden Fürsten ohne Entschädigung enteignen und alle Ncchtsstreitigkeitcn darüber bis zum Inkrafttreten einer reichsgcsetzlichen Regelung aus gesetzt wissen wollen. Von dem Vertreter des preußischen Finanzministeriums wurde dem Ausschuß eine Denkschrift vor gelegt, die die schwierige vermögcnsrechtlichc Auseinander setzung zwischen dem Preußischen Staat und dem vormals regierenden Königshause behandelt. Der preußische Finanzministcr Höpker Aschoff legte auf Anfragen verschiedener Ausschußmitglieder die Gründe dar, die die preußische Staatsrcgierung zum evtl. Abschluß eines Vergleichs mit dem ehemaligen regierenden Haus bewogen haben. Preußen konnte, so sagte der Munster, den Gerichten die Entscheidung nicht mehr überlassen, ohne daß der Preußische Staat großen Schaden erlitten hätte. Deshalb erhielt der Finanzminister die Er mächtigung zum Abschluß des Vergleiches. Wenn jetzt eine andere Möglichkeit der vermogensrecytlichen Auseinander setzung mit dem Königshause durch reichsgcsetzliche Regelung geboten würde, so würde selbstverständlich Preußen davon Ge brauch machen. Wie Fmanzministcr Höpker-Aschosf weiter mitteiltc, sei nach dem jetzigen Vergleichsvorschlag der Wert der dem Staate zufallendcn Vcrmögensftücke auf 886 Millionen, der Wert der dem Hohenzollernbause zusallen den auf 184 Millionen Mark zu schätzen. Darin seien aber auch die Vermögensstücke enthalten, die — wie z. B. Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel — unstreitig Staatsbesitz sind. Die Wertfeststellung der Domänen und Forsten sri vielleicht nicht mehr ganz zutreffend, aber das gleiche sich für beide Teile aus. Der jetzige preußische Vergleich unterscheide sich von dem 1920 vorgeschlagencn dadurch, daß damals dem Hohenzollernhaus noch 100 Millionen zugesprvchen waren, die jetzt sortgcsalle» sind. Da es sich aber um entwertete hundert Millionen Papicr- mark handelte, sei der jetzige Vergteich nicht wcsent - lich günstigcr als der frühere Die preußische s aierung, so schloß der Minister, würde den jetzigen Vergleich nicht abgeschlossen haben, wenn sie freie Hand gehabt hatte. Sie war aber nach Lnge der Verhältnisse da.ru aezwunaen. Hochspannung. In wenigen Tagen nimmt das Reichsparkament sein« Arbeiten wieder auf. Sonst pflegte sich nur während der Sommerpause, bei längerer Dauer der schrecklichen, der reichstagslosen Zeit, eine mehr oder weniger gewitter schwüle Hochspannung in der öffentlichen Stimmung des Landes aufzuhäufen. Von den Weihnachtsferien konnte man eher sagen, daß sie zumeist eine gewisse Beruhigung des Volkes und der Volksvertretung brachten. Diesmal ist es anders. Der hitzige Parteistreit um die Entscheidung über Loca r n o hatte zwar zunächst «uch ein ziemliches Maß von Abspannung, von Kampf müdigkeit zurückgelassen, aber da es nicht gelingen wollte, die unmittelbar danach ausgebrochene Kabinettskrisis in einem Anlauf, rasch und schmerzlos sozusagen, zu bewälti- «en, so kam die allgemeine Gereiztheit nicht zum Abklingen. Und jetzt, da das Geschaftsministerium doch nun endlich einmal durch eine vollwertige Regierung abgelöst werden mutz, brennt alles förmlich auf die Entscheidung, die uns -hon die nächsten Tage bringen müssen. Die einen wollen An Glauben an die Große Koalition trotz aller Enttäuschungen, die sie erleben mußten, nicht begraben: Ae anderen schwören auf ein Kabinett der bürger- lichen Mitte unter der bisherigen Führung Dr. Güthers, während die ausgesprochenen Pessimisten Nur noch ein B e a mt e n m i n i st e r i u m für möglich halten dessen voraussichtliche Lebensdauer zu veran schlagen sie sich allerdings, unter den heutigen parlamenta rischen Verhältnissen, auf das beharrlichste versagen. Zwi schendurch lassen sich allerhand Stimmen vernehmen, die unter Hinweis auf unsere nahezu verzweifelte Wirtschafts lage nach außerordentlichen Vollmachten rufen für irgendeinen Jemand, der nicht mit Namen ge nannt wird — wahrscheinlich, weil er noch nicht zu finden war —, und die damit den Verdacht wachrufen, als sei ihnen um eine mehr oder weniger offen ausgesprochene Diktatur zu tun L Is Mussolini, L la Pangalos oder sonst einen erprobten Übermenschen jenseits aller immer noch parlamentarisch regierten Länder. Hitzköpfe in allen Lagern verstehen die so entstandene allgemeine Spannung »urch leidenschaftliche Auspeitschung der Temperamente hüben wie drüben noch über Gebühr zu steigern und der «Ndeffekt ist, daß ängstliche Gemüter wieder einmak ichlimme oder gar schlimmste Ereignisse herannahen sehen, wie Deutschland sie um diese Nach-Weihnachten-Zcit ja schon einmal erlebt hat. Heute wäre es vermessener als sich auf Prophezeiungen einlassen zu wollen, aber lchllcßllch muß doch auch diese Krisis einmal so oder so zelost werden. Es hieße, mit so gesundem Menschenver- jtand ausgestattete Männer wie Hindenburg und Luther interschätzen, wenn man ihnen nicht die Fähigkeit Zu trauen wollte, auch aus der allgemeinen Ratlosigkeit des uuen Jahresbeginns einen Ausweg zu finden. * 1 Inzwischen ist freilich schon ausreichend dafür gesorgt, »aß es auch nach glücklicher Absolvierung dieses ersten Programmpunktes im neuen Sessionsabschnitt dem Reichstage nicht an anregendem Unterhaliungsstoff fehlen wird. Noch in dieser Woche bereits begann im Auswärtigen Ausschuß die Diskussion über die Ämterbe- sttzung ,m Generalsekretariat des Völkerbundes, und das Plenum wird sich gewiß sobald wie nur irgend «ogllch aus diesen fetten Happen zu stürzen bereit sein. Dann kommen die Anträge auf reichsrechtliche Vermögens- luseiuandersetzuug mit den ehemaligen Fürsten haus e r n an die Reihe, ein Fragenkomplex, der mög licherweise nicht sobald wieder von der Tagesordnung verschwinden wird. Daneben wird der Kampf gegen die- Arbeitslosigkeit den nichts weniger als beschäfii- »ungslosen Volksvertretern manche harte Nuß zu knacken »eben, ohne daß darüber die wachsende Notlage von handel und Gewerbe, von Industrie und Landwirtschaft! in Vergessenheit geraten kann und darf. Schwer zu ent- icheiven, welche Rangordnung unter diesen drängenden Sorgen innezuhalten geboten ist. Jeder, dem das Wasser »n der Kehle steht, glaubt natürlich, daß er in erster Keihe auf Rrat und auf Hilfe Anspruch erheben dürfe, und ist entrüstet, wenn ^"^eichstag zur Geduld uud zur Nachsicht oder gar zur Rücksichtnahme ans andere noch trgere Notlagen auffordert. - Und zwischendurch werden natürlich auch die Fragen »er auswärtigen Politik A ihrem Rechte kom- -nen wollen, kommen müssen. Von Rückwirkungen, erfolg ten und nicht erfolgten, wird des öfteren geredet werden -Nüssen, von unserer Beteiligung an der vorläufigen Ab rüstungskonferenz, von unserem Antrag auf Zulassung Ium Völkerbund, von unseren Wirtschaftsverträgen, den abgeschlossenen und den noch immer nicht abgeschlossenen, and was so hcuzntage zu den mehr leid- als freudvollen Älltagsausgaben einer deutschen Reichsregierung gehört. Herr Löbe, der Neichstagsprüsident, wird alle Hände °oll zu tun haben, um den überreichen Beratungsstoss über "c Sitzungstage zu verteilen, die bis Ostern zur Ver-^ ^gung stehen, wobei immer noch an die unvorhergefehe-! Zwischenfälle gedacht werden muß, die ja in unieren Zeitläuften auch nicht auszubleiben pflegen. Jedenfalls,^ <e Speiscnkarte, die unserer wartet, läßt an Länge kaum! 'was zu wünschen übrig. WitsdruffsDresden Postscheck: Dresden 2k40 Sonnabend, den9.Januar 1828