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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 9lr 77 — 85. JahrgLAA. Telsgr.-Sdr.: .Amt-blau- Wil»druff-Dre»deN Postscheck: Dresden 2S40 Mittwoch den 31 März 1826 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L« ,Wil»dr»ffcr Togkdlatl- cr,chci»t läglich uachm. S Uhr für d«» «sk; Tag. Bezugapreis: Sri Abholung in »er «ür-tzästsst-lle und den Ausg-deft-ll-n LMK. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten r,so Md., bei Postbestellung » Md. tuUiglich Abtrag. „ ,, . gebühr, ikinzelnummern «Pjg.WlePostaastallen W0kyenvtütt fu? Wilsorusi u. UmaeaeNv Postboten und unlere«»^ gülgor«ad Vejchüjlsstellen -- -I >»- . II — nehmen zu jeder Zeil Bc» Aellmtgen entgegen. 8« Zulle höhere, ibewalt, Krieg oder jonftiger Betriebsstörungen besteht Keill Anspruch aus Lieserung »er geitu», oder «ürzung de» Be,ug,preis„. — Rüchjendung eingesandtei Schriftstück erfolgt nur, «k»» Porto beiliegt. 7.?.?,:8.r»rr ^°rnl»r-ch-r- «mt WU-druff Nr.««LN-LUL durch Fernruf übermittelten A^e.g.u übernehmen mir keine Dar-ntie. Jeder Rada,tan,peuch erlischt w-nn derNe--»^ Klag, ein,erogen «erden muh oder der Auftea gg-de-i, Konkne. gerät. Alljeig -ll nehmen alle B-rm'L"?st7n^ Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen -Bekanntmachungen der Bmtshanptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forftreutamts Tharandt, Finanzamts Nuffe« Zinsermößigung deiIsulschenKnienbanl 9>L Zinsen. Die Deutsche Rentenbank und die Deutsche Renten- bankrcditanstalt (Landwirtschaftliche Zentralbank) Haber, im Anschluß an die Diskontermäßigung der Reichsbanl beschlossen, eine weitere Z in ssr Mäßigung ihrer Personal- kredlte eintreten ui lallen. Die Kinsermäßianna beträgt Briand ans dem Vulkan. Hals über Kopf mußte der belgische Minister Nan de lM) el de kürzlich aus Genf verreisen, weil der belgische Frank ins Gleiten geriet: auch Briand hätte wohl seine Abfahrt noch mehr als geschehen beschleunigt, wenn er das gleiche, aber weit schlimmere Schicksal des französischen Kranken vorausgeahnt hätte. Dann kam diö Veröffentlichung des Berichtes, den der amerika nische Botschafter dem Präsidenten Coolidge abstattete und worin unverhüllt gesagt wurde, man müsse gegen die starrköpfigen europäischen Staaten, die es auf dem alten Kontinent nicht zu einem wirklichen Frieden kommen las sen wollen, mit finanziellen Druckmitteln vorgehen. Dazu das Unvermögen der Französischen Kammer, endlich zu einer wirklichen Sanierung der französischen Währung «nd des ganzen Steuersystems zu kommen. . Di- Antwort ist da. In N e w y o r k ist es wieder zu einer weitgehenden Verstauung an der Börse gekommen, die nicht etwa bloß in dem Qüartalswechsel ihre Begrün dung findet. Die Banken dachten nicht voran, den Markt ZU stützen, und eine ganze Reihe von Papieren erreichten einen Tiefstand wie nie zuvor. Einzelne Papiere verloren »n iNnr-i vis zu lU Dollar. Kurseinbrüche auf fast allen Gebieten — und dazu der katastrophale Nieder- Ifang des Franken, der in London, aber auch in Berlin unaufhaltsam nach unten rutscht und jetzt nur noch den siebenten Teil des Friedenswertes besitzt. 118 Frank mußten in London für ein Pfund Sterling be zahlt werden,- auch die belgische Währung hat weiter nach- Alle diese Dinge, die Vorgänge in Genf, die amerika nische Drohung, das Abgleiien des Franken, stehen im ursächlichen Zusammenhang miteinander; schon einmal bat sich ein ähnlicher Vorgang, wenn auch im kleineren Maßstabe, abgespielt. Das war, als Frankreich 1924 aus Ler Londoner Konferenz Schwierigkeiten machte. Es Hal schnell geholfen, daß damals von Newyork und London «us der Frank geworfen wurde. Auch jetzt wieder werden «n den maßgebenden Börsenplätzen die Frankwerte in großem Umfang verkauft. Inzwischen redet die Französische Kammer, reden dis .Auufer, reden die Zeitungen. Nur geschieht nichts. Balo kver^dlese, bald über jene kleine oder kleinste Vorlage zur Steuerreform stürzt ein Minister oder gleich ein ganzes Ministerium. Aus der Krise ist man ja schon seit vielen Monaten eigentlich gar nicht herausgekommen. In den innenpolitischen Dingen herrscht augenblicklich ziemliche Ruhe, desto schärfer platzen dis Gegensätze in Paris bei sem brennenden Problem der WährungS- uns F i u a n z s a n i e r u n g aufeinander. Jetzt ist wieder einmal die Ü m satzsteuer das Sprengpulver. Über irgendeine feste Mehrheit verfügt Briand nicht; die Rechte ist außerdem wild geworden über die Ernennung des verhaßten Malvy zum Innenminister. Und das Linkskartell — es ist überhaupt nicht mehr da. Die verschiedenen Parteien und Parteichen sind bei jeder, ,uch nur der kleinsten Steuerfrage verschiedenster Mei nung. Vor allem sind dis Sozialisten, auf deren Unter stützung Briand für die Erreichung der Mehrheit unüe- singt angewiesen ist, gegen die Erhöhung der Umsatz steuer. Sie wollen unbedingt dagegen stimmen, gleich- zültig, ob das Ministerium darüber zu Sturz kommt. Und Briands eigene Partei, die Nadikalsozialisten, sind teils dafür, teils dagegen. Will Briand sich aber von Kechts her Unterstützung holen, dann wird er das be- »ahlen müssen. Eine Niederlage hat er schon erlitten. Ein sozia- istischer Antrag in der Kammer, wonach die von Ler Re- zierung für Lie Fortführung des Kampfes in Syrien '»geforderten Kredite um eine Million Frank gekürzt «erden sollten, ist angenommen worden. Natürlich ist ms nur ein Demonstrationsantrag, feine Annahme ein wink gewesen. Aber ein Wink, der an Deutlichkeit nichts ;u wünschen übrig läßt. Die französische Schwerindustrie, »er die Inflation ein zwar künstliches, aber doch äußerlich reiches Leben verleiht, hat kein Interesse an der Wäh- mngsstabilisierung. und das merkwürdigste ist, daß »ie Negierling selbst immer noch über die hundert Mil lionen Dollar der Morgan-Anleihe verfügt, mit »eren Hilfe sie ohne weiteres das Abgleiten des Franken verhindern könnte. Man kennt in Frankreich niemanden, dem es ge lingen könnte, mit der jetzigen Kammer eine wirkliche Reform durchzubringen. Vielleicht kommt überraschend eine Kammerauflösung; nicht überraschend würde rin erneuter Sturz Briands, der sozusagen auf einen Vulkan wandelt, wirken. Und jetzt hat er keine Völkerbundtagung in Genf hinter sich, die ihn rasch wie der auf den Ministerpräsideutensessel emporheben würde. veulledes Eigentum in Amerika. Das FreMkgesetz im ReprDMnknhaufe. Seine dreifache Aufgabe. Das seit langem angekündigte Gesetz über die Frei, gäbe des deutschen Privateigentums in den Vereinigter Staaten wurde von dem republikanischen Abgeordneten Ogden Mills im Repräsentantenhaus eingebracht. Dir Aufg ab e, die das Gesetz sich stellt, ist ein- dreifache. 1. will es für die Befriedigung der Ansprüche amerikanischer Staatsangehöriger aus dem Kriege sorgen, für die bisher das in den Vereinigten Staaten beschlagnahmte deutsche Privateigentum als Pfand diente; 2. will es dieses Pfand zurückgeben und sich an seiner Stelle mit den Rechten begnügen, die den Vereinigten Staaten an den Leistungen Deutschlands aus dem Dawes-Plan zustshen; 3. sieht es eine E n schädigunn siir die deutschen Schiffe und Funkstationen vor, die von den Vereinigten Staaten im Kriege beschlagnahmt worden sind, sowie für diejenigen deutschen Patente, die die Vereinigten Staaten aenommen s und benutzt haben, ohne sie an Privatpersonen oder Gesell- ! schäften zu veräußern. Die Bedingungen der Freigabe. Die Forderungen der amerikanischen Staatsange hörigen sind bis zur Höhe von 90 22 durch die Gerichte endgültig entschieden. Dis Entscheidungen betreffen eine Summe von 100 Millionen Dollar. Man nimmt an, daß die Ansprüche, über die noch nicht entschie den ist, höchstens 40 Millionen Dollar betragen werden. Dazu kommen noch etwa 40 Millionen Dollar Zinsen. 1l«r Milliarde Dollar aber waren ange meldet worden. Außerdem erhebt die amerikanische Regierung selbst Anspruch auf eine Entschädigung von 60 Millionen Dollar, für die das deutsche Privateigen tum nicht haftet. Die durch Urteil festgesetzten Beträge werden mit Zinsen in bar an die Geschädigten vom Schatz amt ausgezahlt, auf das damit die Forderung übergeht. Das Gesetz weist ferner den Treuhänder an, auf Antrag vas vezapagnaymke deutsche Privateigentum rn dem >iu- hanLe heranszugebep, in dem es sich befindet, und zwar nur an diejenigen Personen oder Gesellschaften, die es am 6. Oktober 1917, dem Tage, an dem das Beschlag- nahmsgejstz m Krast trat, besaßen. Ausgeschlosse n ? o n di ü ck g a b e bleibt das Eigentum des Deut schen Reiches. Ferner wird eine Summe von etwa 20 bis 30 Millionen Dollar zurückbehalten, die Lem Schatz amt aus den Zinsen beschlagnahmter deutscher Gelder bis Zu,:, 4. Mürz 1923 zugeflossen sind. Die Schadloshaltung der früheren deutschen Eigen tümer von beschlagnahmten Schiffen, Funkstatio nen und Patenten soll die Summe von 100 Mil lionen Dollar nicht übersteigen. Das Gesetz enthält ge naue Vorschriften über die Feststellung des Wertes dieser Vesitzrechte. Die Auszahlung der Entschädigung erfolgt in bar entweder in Dollar oder in Goldmark. Zur Deckung der Vereinigten Staaten sollen die oben- erwähulsn Zinsen und Lis mit dem Transferprivileg aus- gejwtteten 55 Millionen Goldmark jährlich für die Kosten ^5 Besatzung und die jährlick, höchstens Millionen betragenden amerikanischen Ansprüche an die Ergebnisse des Dawes-Planes helangezogen Lrden "1 MMmrSe kommt nach Deutschland! Falls das Gesetz von den amerikanischen gesetzgebcn den Körperschaften angenommen werden sollte, wird das Eigentum den deutschen Besitzern zur Verfügung stehen. Der deutschen Wirtschaft würden, wenn auch nur allmäh lich, annähernd eine Milliarde Goldmark zuflietzcn, was zur Belebung von Industrie und Handel in Deutschland von großer Bedeutung sein würde. Aller Voraussicht nach wird das Gesetz im Neprafen- tantenhause Mitte April ohne allzugroßs Schwierigkeiten Annahme finden; aber der eigentliche Kampf wird dann erst im Senat beginnen. Es muß sestgestellt wer den, daß diejenigen Elemente, die noch immer aus ihren. Antipathien gegen Deutschland kein Hehl machen, die Möglichkeit haben, durch Obstruktion ernste Hinder nisse zu bereiten. Dementgegen steht allerdings der starke Druck, den Lie Negierung jetzt geltend macht, um die Ent scheidung noch vor Ende dieser Session durckzuießen. den Vcrinittlungsinstttuien gegenüber 1 A jährlich nm tritt mit Wirkung vom 1. April 1926 ab in Kraft. Dem Landwirt gegenüber würde sich diese Zins, ermäßigung wie folgt auswirken: Der bis- her festgesetzte grundsätzliche Höchstzinssatz, den der Land wirt zu zahlen hat, wird um 1 jährlich herabgesetzt, d. h. von 10^> auf 9^ S2 jährlich, worin alle Unkosten und Provisionen mit Ausnahme des Wechselstempels ent halten sind. Die Ermäßigung tritt, soweit Lombard- oder laufende Kredite gegeben sind, mit Wirkung vom 1. April dieses Jahres ab in Krast. Sofern es sich um Wechsel kredite handelt, bei denen die Wechsel bereits abgerechnet sind, greift die Zinsermäßigung, soweit ein Wechsel nicht länger als höchstens drei Monate über den 1. April hinaus läuft, bei der nächsten Prolongation, im anderen Falls vom 1. April 1926 ab, Platz. In letzterem Falle muß also eine Rückvergütung des bereits abgerechneten Diskontos vorgenommen werden. Oie polnischen Liquidationen. 300 Millionen Goldmark ei „geklagt. Die polnische Regierung hat in den abgetretenen Ge bieten den deutschen Besitz mit größter Beschleunigung liquidiert. Die deutsche Regierung hat bei den Liqui- dationsverhaudlungen mit Polen gefordert, daß wenig stens die noch schwebenden Verfahren eingestellt werden. Das hat Polen abgelehnt und sich nur bereit erklärt, keine neuen Verfahren mehr einzuleiten. Die von Polen eingereichten Listen des sreizugeben- den Eigentums haben ergeben, daß der ganze Nest, der freigcgeben werden soll, aus zwei Rittergütern und aus etwa 1500 Hektar Kleingrundbesitz sowie wenigen städti schen Grundstücken und kleineren gewerblichen Unterneh mungen besteht. Über alles andere liquidierbare Eigentum ist das Liquidationsversahren schon eingeleitet. Es schwe- bm zurzeit solche Verfahren über 60- bis 70000 Hektardes ländlichen Grundbesitzes und eine große An zahl wichtiger Unternehmungen, wie Elektrizitätswerke, Handelsfirmen, deutsche Zeitungen. . . Unter diesen Umständen muß Deutschland die Forde rung auf voll st ändigeEinstellungdsrLrq Ni dationen aufrechterhalten. Dabei wird aucy darauf hingewiesen, daß die Entschädigungen, die von Polen gezahlt werden, weit hinter dem wahren Wert der enteigneten Güter zurückstehen. Sämtliche Betroffenen haben sich genötigt gesehen, eine Klage auf Zufatzent- fchädigung bei einem gemischten Schiedsgerichtshof ein- zureichen. Die eingeklagten Summen betau ten sich atlf 300 Millionen Goldmark., D,ew Summe wird sich noch weiter erhöhen, wenn die schweben den Verfahren nach den bisherigen Methoden durchge führt werden. Die deutsche Regierung hofft, daß sich die polnische Negierung entschließen wirs, auf eine völlige Aushebung der Liquidation einzugehen und damit eine Quelle dauernder Schwierigkeiten und Verstimmungen zwischen den beiden Staaten zu beseitigen. Ende des Lacna-Arica-Gireiies. Ein dreißigjähriger Konflikt beigelegt. Aus Washington wird gemeldet, daß Peru und Chile den amerikanischen Vcrmittlungsvorschlag annehmen, der das strittige Gebiet von Tacna-Arica an Bolivien geben will, damit Bolivien seinen Zugang zum Meere erhält. Mit diesem Beschluß geht ein mehr als dreißigjähriger Streit zwischen Peru und Chile um ein Gebiet zu Ende, das man das Elsaß-Lothringen von Süd amerika genannt hat. Die im Salpctergebiet an der Küste des Stillen Ozcans liegenden peruanischen Provin zen Tacna nnd Arica bildeten Chiles Siegespreis aus dem „Salpeterkrieg" von 1879 bis 1883, der ausgebrochen war, weil Pern das Salpetermonopol einführen und die in Viesen beiden Provinzen liegenden chilenischen Unter nehmungen mit einer Sondersteuer belegen wollte. Im Friedensverlrag wurde festgesetzt, Latz Chile dis Provinzen zehn Jahre besetzt halten sollte. Dann sollte eine ^>otts- abstimmung über ihre Zugehörigkeit entscheiden, unv der verlierende Staat sollte acht Millionen Mark erhalten. Chile kam jedoch seiner Verpflichtung nicht nach, und wiederholt drohte ein neuer Krieg mit Peru, bis schließlich die Vereinigten Staaten als Vermittler an- aerufen wurden. Für Bolivien hat dieses Ende des alten Streits den Vorteil, daß es den Ausgang zum Meere zu- rückerhält, Len es in einem früheren Kriege an Peru ver loren hatte. ritte« im MflerwMer LandsrirdensSnichprozeß. Die Kommunisten und Rcichsbannerleute verurteilt. Im Finsterwalder Landfriedensbruchprozeß, bei dem es sich um Zusammenstöße zwischen Kommunisten sowie Reichsbannerlcuten mit Mitgliedern Vaterländischer Ver bände handelte, wurde in Kottbus das Urteil ver kündet. Die angeklagtem Kommunisten unv Neichsbanner- leute wurden verurteilt. Es erhielten: Wilhelm Wur<der 1 Jahr Gefängnis, Otto Gerlach 9 Monate, Kurt a