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ff-2 ZS E -- L L5 IM 2 lZ-L VS 8Z. L 3 2 --- » rZL» z Z S ZK ! ?2«> - 2.— > ck« rl' ! ^8 'M jIß. 2" 3 ÜZ^ -«'S -cs ,«SZ. -? 3 Nr 194. 85 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Ämtt blatt Wilsdruff-Dresden vom» - Dr-sde» 2« o Freitag, den 20 August 1S26 Scha>!platz der Katastrophe. Die ZugkataKrojche bei Leiferde. Ein entsetzliches Eisenbahnunglück hat sich erneut zu getragen, das zu jenen Katastrophen gehört, wie sie in diesem Ausmaß glücklicherweise selten sind. Der D-Zug Berlin—Köln, der vorschriftsmäßig mit ungefähr 85 Kilo meter Geschwindigkeit durch die Nacht sauste, ist in den ersten Tagesstunden des Donnerstags durch einen ver brecherischen Anschlag zum Entgleisen gebracht worden. Abgesehen von einem außerordentlich großen Material schaden sind dem Unglück auch eine große Zahl von Men schenleben zum Opfer gefallen, andere sind schwer verletzt und manche davon werden vielleicht für immer Krüppel bleiben. Die Polizei fahndet nach den Tätern; vorläufig steht nur soviel fest, daß die Eisenbahnverwaltung bzw. Eisenbahnbeamte kein Verschulden trifft. Vielleicht han delt es sich gar nicht einmal um den Anschlag berufs mäßiger Verbrecher, sondern um einen bösen Streich, der so schreckliche Folgen zeitigte. Zweifellos ein verbrecherischer Anschlag. Die Ermittlungen nach der Entstehungsursache wur den durch einen Bahnmeister eingelcitet, der mit einer Draisine auf den Schienen herbeigeeilt war. Die Fest stellungen haben ergeben, das, Bahnfrcvcl vorlicgt. Die Entgleisung wurde herbeigesührt durch Lösung eines Schienenstoßes. Die Schrauben waren hcrausgenammen worden und wurden neben den Schienen gefunden, so daß die Tatsache einer gewaltsamen Einwirkung unzweifel haft feststeht. Reichsbahnpräsident Dr. Seidel und Krimi nalbeamte mit Spürhunden, letztere auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft, weilen an der Unglücksstelle. - Als Beweisstücke für ein wohlüberlegtes Attentat sind gefunden worden ein Schraubenschlüssel, wie ihn die Eisenbahnverwaltung nicht benutzt, und ein Hemmschuh. Die Aussagen des Lolomolivpersonals. Der Lokomotivführer und der Heizer konnten, nach dem beide Beamten sich von dem ersten Schrecken erholt hatten, dem Staatsanwalt und den Eisenbahningenieureu bereits eine Schilderung geben. Beide berichten über einstimmend, daß der Zug mit einer Geschwindigkeit von etwa 80—85 Kilometer gefahren sei, als der Lokomotiv führer unter sich ein furchtbares Klirren und Krachen ver nahm. Instinktiv habe er den Regulator zurückgerissen und gleichzeitig die Luftdruckbremse voll geöffnet. Dief? Darstellung entspricht zweifellos den Tatsachen, wie aus den Bremsspuren hervorgeht. Weiter erklären die Be amten, daß die Maschine noch ein oder zwei Sekunden geradeaus gefahren und sich dann nach der rechten Seite, übergelegt habe. Heizer und Lokomotivführer klam merten sich gefühlsmäßig an die offenen Fenster und konnten schon wenige Sekunden nach dem Unglück die Lo komotive verlassen. Sie sahen im Dunkeln hinter sich die umgestürzten Waggons und hörten die Hilferufe und das Schreien der Reisenden. Was ein Augenzeuge erzählt. Ein in dem Unglückszug mitfahrender Reisender gibt von der Katastrophe folgende Schilderung: Der Zug, der mit großer Geschwindigkeit fuhr, er hielt plötzlich einen fürchterlichen Stotz, und schon hörte man auch die ersten Schreckensrufe. Die Maschine war 150 Meter weit ohne Schienen in den rechter Hand von der Unglücksstelle gelegenen Birkenwald gefahren und hatte sich dort zur Seite geneigt, während der Packwagen vier Meter hinter der Unglücksstelle zur linken Seite über fiel. Der Schlafwagen schob sich ans den vor ihm lie genden V-Zug-Wagen auf. Beide Wagen waren star besetzt und brachten somit die meisten Toten und Ver letzten. In einem der zusammengeschobenen Waggon, zweiter Klasse befand sich eine Frau mit ihrem kleiner Kind, die beide, wie durch ein Wunder, unverletzt ge blieben sind, während gleichzeitig in demselben Abtei vier Tote gefunden wurden. Ein Mitreisender Geistliche' hat sich in hervorragender Weise an den Bergungs arbeiten beteiligt. Der Postwagen, der auch aus der Schienen kam, blieb unbeschädigt im Sande stecken. Dil Hilferufe und Angstschreie aus den besetzten Wager gellten schauerlich in den dämmernden Morgen. Dei Materialschaden ist sehr beträchtlich. Ein furchtbarer Anblick bietet sich beim Morgen grauen. Der fünfte Wagen erster und zweiter Klasse uni der nächste haben sich vollkommen ineinandergeschoben nur das Unterteil steht abseits des Gleises. Hier bör man überall Stöhnen und Hilferufe, ohne im Momcw Rettung leisten zu können. Dann geht man nachher mi Säge und Schweißapparat an die Befreiungsarbeit. 2S0OO Mark Belohnung. Die Deutsche Reichsbahn A.-G.-hat aus die Ergrei fung der Täter, die die furchtbare Eisenbahnkatastrophk bei Leiferde verschuldet haben, eine Belohnung von 25 001 Mark ausgesetzt. Eine von der Eisenbahndirektion Han nover ausgesetzte Belohnung von 2000 Mark ist darin ent halten. Ferner hat noch der Regierungspräsident von Lüneburg 2000 Mark Belohnung für Ergreifung der Töter ausgesetzt. Es handelt sich um das folgenschwerste Attentat, das seit 18 Jahren in Deutschland auf einen Eisenbahn zug verübt worden ist. Und es ist nur in Parallele zu stellen mit dem Verbrechen, das vor etwa 18 Jahren in der Nähe von Strausberg bei Berlin verübt worden ist Damals haben Verbrecher, deren Ermittelung leider nichi gelungen ist, auf die gleiche Art einen V-Zug zum Ent gleisen gebracht, nm die unvermeidliche Panik zu einer Beraubung der Fahrgäste ausnutzen zu können. Ein Wagen ist damals in Brand geraten, ein Reisender in den Flammen ums Leben gekommen. Ob auch diesmal bei den Attentätern das gleiche Motiv in Frage Der amtliche Bericht. Der D-Zug 8 Berlin—Hannover—Köln ist Donners tag zwischen der Station Leiferde, unweit Isenbüttel- Gifhorn, und der Blockstelle 169 aus freiem Felde mit Lokomotive und sieben Wagen entgleist. Lokomotive, Pack- und Postwagen sprangen aus dem Gleis, ein Teil der Wagen stürzte eine eineinhalb Meter hohe Böschung hinab, der siebente Wagen schob sich in den sechsten hinein und zertrümmerte ihn vollständig. Am Nachmittag teilte die Rcichsbahnvcrwaltung mit, daß die Zahl der Toten 19 beträgt. Das Bergungswcrk gestaltete sich sehr schwierig, da jede einzelne Leiche mit Schweißapparaten aus den Trümmern befreit werden mußte. Die Toten werden sämtlich in Särgen zunächst nach dem Bahnhof Lehrte gebracht, wo sie aufgebahrt werden. Unter den Toten befindet sich auch der durch seine Tätig keit bei Auseinandersetzungen im Ruhrbergbau besonders bekanntgewordene Reichs- und S t a a 1 s k o m m i s - sar Mehlich aus Dortmund. Von Isenbüttel, Lehrte und Obisfelde wurden sofort Hilfszüge an die Uufallstelle beordert. Aus Lehrte und Isenbüttel fuhren schnellstens Ärzte dorthin. Die Un glücksstelle bot einen grausigen Anblick. Die schwere Maschine war nach der Entgleisung noch ein Stück durch den Sand des Bahndammes gerast und dann die einein halb Meter hohe Böschung in einen Birkenwald gestürzt, wo sie auf die Seite gefallen war. Der Packwagen stürzte um, wobei der darin befindliche Zugführer Jordan aus Berlin den Tod fand, ebenfalls ein anderer Beamter. Der auf den Packwagen folgende Postwagen war unbeschädigt im Sande steckengeblieben. Seine Insassen kamen mit dem Schrecken davon Die nächsten dann folgenden Wagen waren ineinandergeschoben worden. Die dunkle Nacht er schwerte die Rettungsarbeitcn noch besonders. Die Be wohner der nächsten Ortschaften eilten mit Notbeleuch tungen, Äxten und Brechstangen herbei und beteiligten sich in anerkennenswerter Weise an dem Rettungswerk. Mit den Rettungsarbeiten Hand in Hand gingen die Ermittelungen der Polizei. Daß es sich uni einen An schlag handelt, war keinen Augenblick zweifelhaft; man sah, daß die Schrauben herausgezogen, die Laschen ge lockert waren. Das Handwerkszeug, mit dem das Ver brechen verübt worden ist, lag noch neben der Attentats stelle. Die Ermittlungen ergaben, daß die Lokomotive sich nach der Entgleisung überschlug und die hohe Böschung hinabstürzte, der Post- und der Gepäckwagen folgten und wurden vollständig zertrümmert, die übrigen Wagen soweit sie auf den Gleisen geblieben waren, hatten sich ineinandergeschoben, nur der Schlafwagen war wie durch ein Wunder unversehrt geblieben. Jas MM «s de« Acklin Kölner V-Zig Einundzwanzig Tote, zahlreiche SchMmrletzte. Frankreich gegen Rückgabe Sopen-Balmedys. Paris. Wie die „Volontö" erfahren haben will, habe die französische Regierung offiziell sowohl in Brüssel als auch in Berlin die Regierungen davon in Kenntnis gesetzt, daß jede Andcrnng der gegenwärtigen Regelung des Gebietes von Eupcn-Malniedy als Voraussetzung die Zustimmung der Bot- schaftcrkonfcrenz und der Reparationskommiffion erfordert, da hierdurch die Bestimmungen des Versailler Vertrages erne Änderung erfahren würden. Geheimrat Duisberg akademischer Ehrenbürger. Wiesdorf. Der Akademische Rat der Medizinischen Akademie in Düsseldorf Hal den Vorsitzenden des Ausslchts- rats der I. G. Farbenindustrie, Geheimrat Pros Dr n o. Duisberg, das Ehrenbürgerrccht der Akademie verliehen. Schlußsitzung des Deutschen Gcnossenschaftstages. Königsberg. Aus dem Genossenschaststage dankte nach ^eendjguug der Vorträge Geh. Justizrat Alberti in seinem Nna "Heu Teilnehmern und denjenigen, die zum Ge- Nleia? Genoffenschaftstages beigetrageu hätten. Er machte ba„Äeltig davon Mitteilung, daß sowohl er als auch Ver- Sektor Wilser-Karlsruhe mit dem heutigen Tage den engeren Ausschuß ans Altersrücksichten niedcrlegten. '^astsigo chcen die Beratungen des 6S. Deutschen Genossen es im wesentlichen beendet. Vereinfachung der Behörden? Die Privatwirtschaft macht die größten Anstrengun gen, eine Nationalisierung durchzuführen, also mit d-n geringsten AuswendunLen den größten Nutzen zu er reichen, aber auch mit zufriedenen, Partnern zu arbeiten. Wie sicht es nun mit der öffentlichen Verwaltung? Man hat sowohl mit Recht wie mit Unrecht Amerika als Vorbild genommen. Der Nachahmung wert wäre der amerikanische Erfolg, mit dem die Vereinigten Staa ten den Personalbestand der öffentlichen Verwaltung auf den Friedens st and zurückführen konnten. Krieg und Inflation, die Ursachen der Verwaltungsvermeh rung, sind vorbei. Reichsfinanzminister Dr. Reinhold hat den Beamtenabbau ganz richtig als unzweckmäßig und erbitternd fallen lassen und eine Verwaltungs v e r- einfachung in Aussicht gestellt. Die Vereinfachung marschiert, aber in einem Tempo, das sich zu dem der Wirtschaft verhält wie der Fußgänger zum Flugzeug. Das ist bedauerlich, in erster Linie, weil die Wirtschaft nicht nur unter der Höhe der Abgaben leidet, noch mehr stöhnt sie über die unproduktive Arbeit, die der Verkehr mit den Behörden fordert. So ist die Zahl der Steuer termine von einigen Hundert in der Inflationszeit auf monatlich sieben bis acht (dreimal Steuerabzüge vom Ar beitslohn, je einmal Umsatzsteuer, Lohnsummen-, Grund vermögens-, Hauszinssteuer u.a.), also nicht ganz auf ein hundert im Jahre zurückgegangen. Diese Steuern haben zum Teil Schonfrist, zum Teil keine, verschiedene Ver zugsstrafen und müssen bei verschiedenen Kassen entrichtet werden. Würden sie der Verwaltung solches Kopf zerbrechen machen wie der Wirtschaft die Aufbringung der Steuern, wären sie, so wird uns glaubhaft versichert, längst vereinfacht. Mit den erhöhten Steuern hat man sich zum Teil deshalb noch nicht abgefunden, weil die um ständliche Art der Steucrentrichtung erbittert. Die Post, angeblich die fortgeschrittenste Verwal tung, Übt immer noch die moderne Folter der Telephon- fperre, damit jeder Aurufende sofort weiß: Aha, die Ge bühren sind nicht bezahlt! Vorschläge, nur die Halb sperre einzuführen, so daß der Säumige zwar angerusen Werden, aber nicht selbst anrufen kann, wurden bisher nicht berücksichtigt. Man darf auch die Gebühren nicht dort zahlen, wo die Post eine Filiale hat, sondern dort, j wo sie ihre Kunden hinbestellt. Das darf sich ein ' moderner Privatbetrieb nicht leisten. Aus der Fülle des Materials über die Gerichts kosten nur ein Beispiel. Der Verband Sächsischer Industrieller hat um Ermäßigung der Gerichts- und No tariatskosten ersucht. In einem Falle stellt der Verband fest, daß die Gebühren in Sachsen das 12L!fache der sächsischen Vorkriegssätze, das Fünffache der zurzeit gel tenden preußischen und auhaltischen, das Vierfache der in Thüringen geltenden Sätze beträgt. Die Rechts- anwalts- und Nowriatssätze seien so hoch, daß sie gar ö Solche Behauptungen werden durchaus nicht allein in Sachsen, auch in anderen Bundesstaaten laut. Gewiß, es si d Bemsiln^ Gange, die Gerichte zu vereinfachen aber 7s dauert erträglich lange ehe diese Bemühungen zu einem erkenn baren Erfolg fuhren. Ebenso laute Klagen ertönen über den unerträglich langwierigen Jnstanzenzug zwischen Reich, Staa ten Provinzen, Kreisen und Gemeinden. Der normale Weg eines Bange,uches führt über 20 bis 30 Instanzen. Die letzte kann das Projekt noch zum Scheitern bringen und annulliert die Arbeit der vorangehenden 29. Welche Menge unproduktiver Arbeit entsteht nun erst bei Be anstandungen! Es muß baldmöglichst durchgesetzt werden, daß sich die Spannung zwischen „Regierern" und „Regierten" zwischen öffentlicher und privater Wirtschaft schließt Hier ist Wirklich ein Burgfriede dringend nötg. o 5 19 ro 31— H r MsdmfferTageblatt T für ÄüraertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Nationale Tageszeitung für die -Landwirtschaft/ Da, Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmonnschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Da» .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint tätlich nachm. 5 Uhr Mr den g«n» ' bde-Abholung M du D-schLstsstell- und den Ausgabestellen 2 Md. im Wann., b-, Zustellung durch di- Bolen Md., N.N-B-S Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Wotenund «üger und Geschästsstellen . .. „ Sri.„ oder sonstig-r Betried-stSrungei, besteht kein Anspruch aus Lieferung eingesandie. 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