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MMMTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »N.P°1,°nst°Än Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P°ftb°«nundunL°?L" ^llsnarn m>s?gcn^Jm"s-lle hshrrcr D-wali, «lieg oder I-nMg-r B-trikd-ftSrun,cn destchl kein Anspruch aus Lieferung ^gLu^°d)rKürzu"gd« - -i°°k,-ndung -.-gesandter Echnststü-K- -rsasgt nur, wenn P°rw beiliegt. Das Wilsdraffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gefpaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungsgebühr 20 Goldpfennig. Vor- geschrrebene-Trschemungs- tage und Platzvorschrifte« werden nach Möglichkeit fferNsvVelÄer: Amt WllSdkUff Nr. ß berücksichtigt. Anzeigen annahme dis vorm. 10 Uhr — — — - — - Für ^e Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspruch rrlischt, wenn der Betrag durch Klage eiugezogen werd en mutz oder der Auftra ggeber in Konkurs gerät. Anzeig en nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen- Nr 216 — 85 Jahrgang. Wilsdruff -Dresden Vostschrck Dresden 2810 Mittwoch, 15 September 1S26 Die Bewegung in der Be amtenschaft. Es kriselt in der Beamtenschaft, die Kongresse der ver schiedenen Verbände jagen einander und es fallen bis-- weilen sehr harte und schroffe Worte. Am meisten Auf sehen hatte die Meldung erregt, daß zwischen dem Deut schen Beamtenbund und dem Allgemeinen Deutschen Beam- tenbund Verhandlungen eingeleitet worden seien, um beide Verbände zu verschmelzen oder doch mindestens zu einer engen Arbeitsgemeinschaft zusammenzuführen. Das ist jetzt gescheitert, in der Hauptsache wohl daran, daß der Deutsche Beamtenbund sich weigerte, der in jenem andern Bunde obwaltenden mehr gewerkschaftlichen Richtung nachzugeben, oie auf eine gemeinsame Front der Beamten, Arbeiter und Angestellten abzielt. Bei der Einstellung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsverbandes (ADGV.) «nd des Ausschusses für Angestelltenverbände (Afa) hätte die Zustimmung zu diesem Verlangen des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes (ADV) ungemein weittragend w- Bxamtcnbewegung sein können. verschärft wird die Lage noch durch die vor einigen ^agen erfolgte Erklärung des Reichsfinanzinj,listcrS Dr. Reinhold, der sehr erhebliche Äbbaumaßnahmcn ankündigte. Die finanzielle Wirkung dabei ist insofern eine nicht sehr erhebliche, weil der Abgebaute sein Warte geld weiterbezieht. Nun haben aber im Etat des Reiches und der Länder derPensionssonds und die Summe der Wartegeldszahlungen eine gewaltige Höhe erreicht; außerdem ist ja die Anstellungssperre vielfach durchbrochen worden. Weiler kommt hinzu, daß infolge der Änderung der Staatsform zahlreiche an sich arbeitsfähige Beamte besonders höheren Grades ausscheiden mußten und müssen, an deren Stelle wieder andere traten, die jetzt Beamten charakter haben und bei einer etwaigen Änderung der Ne- yierungskonstellation auf wohlerworbene Rechte Hinweisen können. Es ist aber nicht zu verkennen, daß gerade diese wohl erworbenen Rechte mittlerweise sehr stark ins -schwanken gekommen sind. Bei manchen Pensionierungen ist recht freigebig verfahren worden und andererseits gibt es Fälle wo es den Pensionierten jeder Art dank ihrer Fähigkeiten gelungen ist, sich andere gut bezahlte Stel lungen zu verschaffen, daß bei ihrem Einkommen die Pen- sion eine verhältnismäßig geringe Rolle spielt — diese Pension aber, wie zugestanden werden muß, doch ein Recht bleibt, das nicht so ohne weiteres entzogen werden kann. Verständlich ist aber natürlich, daß jene früheren Beamten, denen es nicht gelungen ist, im wilden wirt schaftlichen Kamps der Gegenwart solche Stellungen zu erringen, von Bitterkeit erfüllt sind, noch mehr jene, die gerade jetzt aus Ersparnisrücksichten abgebaut werden sollen. .. Und vor einem verschließt die Beamtenschaft nicht ?? Augeu; sie ist sich klar darüber, daß die schwere Wirt- ' wftliche Lage Gegenwart mit ihren anderthalb naeü einen starken Druck ausübt, "Irrung hu, nämlich, daß die Rechte der Wirt- schaftllch gesichert dastehenden Beamten Angriffen ausge setzt stnd, neuen Forderungen schärfster Widerstand ent- gegensteht. Das ist eine Tatsache, unbelastet von jeglichem Werturteil. Gerade bei der Reichsbahn z. B. hat man die beste Illustration für die Entwicklung, die diese Dinge nehmen können. Gewiß: der Not gehorchend, nicht dem eig'nen Triebe — und ob immer in richtiger Form, darf auch bezweifelt werden. Auf der anderen Seite versteht man aber auch die Unruhe, die sich in den Beamtenkreisen immer stärker regt rappen Bewegung führen kann mit Z wider m Folgen. Die letzte Ursache liegt keiU Deutschland auf die Schultern eines jeden Volksaenossen"»^ und unter deren Gewicht wir alle 'seufzt und zuleide» haben. s Die abgebrochenen Verhandlungen. ner Deutsche Beamtenbund teilt mit: ^ie Einigungsverhandlungcn zwischen dem Deut- schen'Beamtenbund und dem Allgemeinen Deutschen Be- amtenbund wurden am Montag fortgesetzt, schon die erste Besprechung, die in manchen Punkten zu einer Übereinstimmung führte, ließ die Schwierigkeiten erken nen, die durch die sogenannten gemischten Verbände cer organisatorischen Einigung der Beamtenschaft entgegen stehen. Es standen sich hier zwei unvereinbare Auffassun gen gegenüber. Während der Deutsche Beamtenbund den Grundsatz der reinen Beamtenorganisation vertritt und diesen Grundsatz sür den neu zu bildenden Bund an erkannt wissen wollte, vettangte der Allgemeine Deutsche Beamtenbuud die Anerkennung der gemischten Ver bände als gleichberechtigte Organisationsform. Der Deutsche Beamtenbund war bereit, sür eine gewisse über- gangszeit Zugeständnisse zu machen. Da eine Einigung Mcht erzielt werden konnte, wurden die Verhandlungen "üebnislos abgebrochen." Vie Loeamo-Verträae in Kratt. Die Loramo-Munden beim Völkerbund. Unterzeichnung besonderer Protokolle. Die an den Verträgen von Locarno beteiligten Mächte, nämlich Deutschland, England, Frankreich, Italien, Bel gien, dir Tschechoslowakei und Polen, haben im General sekretarial des Völkerbundes dir Ratifikationsurkunden zu diesen Verträgen niedergelrgt. An dem Akt, der sich im Arbeitszimmer des Generalsekretärs Sir Eric Drum mond vollzog, nahmen teil: sür Deutschland Reichs- Minister des Äußern Dr. Stresemann, für England Staatssekretär des Äußern Sir Austen Chamberlain, für Frankreich Minister des Äußern Briand, für Italien der Erste Delegierte Senator Scialoja, für Belgien Se nator de Brouqusre, für die Tschechoslowakei Minister des Äußern Benesch und für Polen Minister des Äußern Zaleski, die alle von ihren juristischen Sachwaltern be gleitet waren. Nach Prüfung der verschiedenen Urkun den wurde über deren Niederlegung für jeden einzelnen Vertrag ein besonderes Protokoll angefertigt und von dem jeweils beteiligten Vertreter unterzeichnet. Nach Abschluß der Formalitäten richteten die Delegierten gemeinsam ein Telegramm an den Bürgermeister von Locarno. Mit der Niederlegung der Ratifikationsurkun den sind die Verträge endgültig in Kraft gesetzt worden. Der Kampf um die Kaissitze. Annahme eines französischen Antrages. Das Hauptinteresse in Genf konzentriert sich gegen wärtig auf die Beratungen des Nechtsausschusses, dem die Frage der Neuordnung des Völkerbundrates anver traut ist. Der Ausschuß nahm einen von Loucheur-Frank- reich eingebrachten Antrag an, wonach bei der Abstim mung über die Wiederwählbarkeit von nichtständigen^ Natsmitgliedern weiße Stimmzettel überhaupt nicht ge-i zählt werden sollen. Nach dem Abstimmungsbrauch des) Völkerbundes bedeuten die weißen Stimmzettel weder ja noch nein, hätten aber, wenn sie nach dem An trag der Unterkommission gezählt würden, die Erlan gung der erforderlichen Zweidrittelmehr heit erschwert. Im übrigen sind in dem nunmehr vorliegenden Plan folgende Bestimmungen von In teresse: 1. Im Falle des Ausscheidens von Mitgliedern aus dem Nat vor Ablauf ihrer Mandatsdauer hat in der nächsten Völkerbundversammlung eine Nachwahl zu er folgen, und zwar nur für die Laufzeit des freigewordenen Mandats. 2. Während normalerweise einer nicht begrenzten Zahl von Mitgliedern die Wiederwählbarkeit mit Zwei drittelmehrheit verliehen werden kann, von denen jedoch Das Amnestieprotololl für das Meinlanv Die Politik der Beruhigung. Zu dem am 1ü. September erfolgten Austausch der Unterschriften zu dem Amnestieprotokoll für das Rhein land veröffentlicht die Agentur Havas eine längere Aus lassung, aus der bekannt wird, daß der französische Ober kommissar der Rheinlandkommission Vorschläge hat An gehen lassen, um eine gewisse Anzahl früherer Äuswcifungs- oder Absetzungsverfügungen, namentlich gegenüber Be amten, rückgängig zu machen. Es handelt sich meistens um Fälle, wegen derer die deutschen Behörden bei der Rheinlaudkommission schon vorstellig geworden sind. Für den Bereich der belgischen und der englischen Besatzungs zone werden die übrigen Mitglieder der Rheinlandkom mission in der gleichen Weise vorgehen. Die Vertreter der Besatzungsmächte, die auf diese Weise, so sagt „HavaS" weiter, diesen Maßnahmen des Wohlwollens einen mög lichst großen Umfang zu geben geneigt sind, erwarten ini Austausch dagegen entsprechende Maßnahmen seitens der deutschen Behörden zur Erledigung verschiedener schwe bender Verfahren, von denen einige ein besonderes Inter esse bieten, zum Beispiel die Angelegenheit des Bürger meisters Helserich. Dieses neue Amnestieprotokoll, heißt es weiter, bestätige die von Frankreich im besetzten Gebiet entsprechend der allgemeinen Politik der französischen Re gierung ständig befolgte Politik der Beruhigung. Von deutscher Seite wird bekannt, daß von dem Ab kommen vor allem die wegen gemeiner Vergehen Ver urteilten (Diebstahl, Körperverletzung, Spionage) und die wegen Verstöße gegen die Ordonnanzen Verurteilten (Paß vergehen sowie Mitgliedschaft an verbotenen Organisa tionen) betroffen werden. In Freiheit gesetzt wegen letz terer Anschuldigungen werden neun Personen. Von den wegen gemeiner Verbrechen Verurteilten befinden sich im Gefängnis 168 Personen, wovon 45 auf Grund des Ab kommens den deutschen Behörden übergeben werden. Die Zahlen stehen endgültig allerdings noch nicht fest. Bei den nie mehr als drei gleichzeitig dem Nat angehören dürfen, wird in den Übergangsbestimmungen für 1926 bestimmt, daß die Wiederwühlbarkeit im höchsten Falle drei Mit gliedern verliehen werden darf. In allen Fällen ist die Zahl der erlangten Stimmen entscheidend, dergestalt, daß die Mitglieder mit den wenigsten Stimmen, auch wenn sie Zweidrittelmehrheit erlangt haben, ausfallen. Weiter wird in den Übergangsbestimmungen festge- stellt, daß die Versammlungen von 1927 und 1928 ganz ausnahmsweise die Wiederwählbarkeit weiteren Mitglie dern verleihen können, auch wenn schon 1926 die vorge sehene HSchstzahl von drei Mitgliedern diese Eigenschaft erlangt haben sollte. Die übrigen Bestimmungen ent sprechen den Vorschlägen der Studienkommission für dis Ratsreform. Sie französisch-italienische Verstimm Eigener Fernsprechdienst des ..Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 14. September. Der Temps kommt heute neuer dings auf die von der italienischen Presse im Zusammenhang mit dem Attentat auf Mussolini gegen Frankreich geführte Kampagne zu sprechen. Der Ton bleibt auch weiterhin schaff, stellenweise sogar gereizt. Es könnte leine Rede davon sein, so schreibt der Temps, daß sich Frankreich direkt oder indirekt in den Dienst des italienischen Faschismus stelle. Es hätte keinen Zweck, den Ernst der Lage zu verheimlichen und zuzulassen, daß sich eine Atmo sphäre in beiden Ländern entwickele, der die Regierungen nicht mehr Herr werden könnten. Vom Standpunkt des allgemeinen Friedens in Europa und zum- Schutze der lateinischen Zivilisation sei ein starkes Italien für Frankreich ebenso wichtig, wie es von Italien von Bedeutung sein dürste, daß Frankreich seiner Sicher heit gewiß sei. Französischer Protest gegen die Bewach ung der französischen Botschaft Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Mailand, 14. September. Der französische Geschäfts träger in'Rom hat in Abwesenheit des Gesandten beim itali enischen Außenministerium Schritte wegen des schaffen Wacht- dienstes unternommen, von dem die französische Botschaft fest dem Attentat umgeben werde. Der Geschäftsträger hält die Furcht der italienischen Behörden vor etwaigen Angriffen für un- berechtigt. Auch hat der französische Diplomat freundschaftliche Borstellungen erhoben gegen die Tendenz der italienischen Presse, die französische Regierung wegen ihrer Gastfreundschaft auslän dischen Flüchtlingen gegenüber anzugreisen. Qb-rbestrasten wird deutscherseits Ermäßiguug der Strass auf dem Gnadenwege erfolgen. Zu den Fällen von Aus weisung und Amtsenthebung ist zu sagen, daß schon 1924 die Betroffenen bis auf einen kleinen Rest befreit wurden. In 42 Fällen der Ausweisung und in 44 Fällen der Amts enthebung ist ein Entscheid noch nicht ersolgt. KnegsgerichisurLeile in Spanien. Die Volksabstimmung für die Diktatur. Das Kriegsgericht in Segovia verurteilte den Leite, der dortigen Artilleriekadettenschule, einen Obersten, wegen der letzthin gemeldeten Gehorsamsverweigerungen zum Tode. Das Urteil wurde vom kommandierender, General des Armeekorps bestätigt, dann jedoch vom König und auch aus Vorschlag der Negierung in lebenslängliche Festung umgewandelt. Außerdem verhängte das Gericht über 45 weitere Artillerieoffiziere lebenslängliche Haft. Nach einer Meldung des „Journal"' aus Madrid über den Verlauf der Volksabstimmung hat die Zahl der Unterschriften für das Regime Primo de Riveras bereits fünf Millionen erreicht. Aus einer Anzahl von Distrikten stehen die Ergebnisse noch aus; man rechnet mit sechs Millionen Ja-Stimmen als Gesamtergebnis. Dis Mitglieder der Regierung gaben im Ministerium des Äußern ein Essen zu Ehren Primo de Riveras aus Anlaß des dritten Jahrestages seines Amtsantritts. Donnerstag Prozeßbcginn Schröder. Magdeburg. Am Donnerstag wird vor dem Magdeburger Schwurgericht unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Löwenthal der Mordprozeß Schröder beginnen, dessen Vor geschichte die Öffentlichkeit so lebhaft durch den bekannten Konflikt zwischen Untersuchungsrichter und Berliner Kriminal polizei beschäftigt hat. Schröder wird des Raubmordes, der Scheckfälschung und der Verleitung zum Meineid angeklagt. Dem Angeklagten Schröder ist Rechtsanwalt Ääper als Offi zialverteidiger gestellt worden.