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MOMrÄMatt Da« Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tene Raumzeile 20 Gsldpsennig, die 4geipaUeuL Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Goid- pfennig, die 3 gespaltene Beklamezeile im textlichen Teile 400 Gvkdpfennig. RcchweisungsgeHühr 20 Goldpfennig. Vor- gefchriebcnc Erscheinung-- ec tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. p berück,ichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr —————— ——. Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder RabaUanspruch rrUscht, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ »«e »Wil.druffcr cijchcint lLzlich Kllchm. s Uhr für dr, °r-r» Ta^ «ezugsprei»: «ei Abholung in »« »eschSstosteUe und den Au.gndefiellrn 2 Mb. im Sllonal, bei ZuftcL-n, durch die Boten 2,30 Md., der Postdestellung r ML. anzüglich Abtrag» . gedühr. Einzelnummern »Pf,. AllePoftanstalieu Wock>etlb!att für Wllsdruff ». Umgegend P-ftdotenundunIereAu»» «gn und Dcschäsl-stellen -t— „ . . . nehmen ,u jeder ^eit B°- Krängen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kern Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreise». — Rücksendung einge;andter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto oeiliegt. Nr. 241. — 85. Jahrgang. Telegr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag,den 14 OktoberlSLK Politische Möglichkeiten. Die Entwicklung, die jetzt dazu geführt hat, daß deutsche Minister in das tschechoslowakische Kabi- rett eintraten, kommt nicht ganz überraschend. In der Lschechoslowakei kämpften ja bisher die drei Nationali sten, nämlich die Deutschen, die Tschechen und die Slowaken, im Prager Parlament aufs heftigste gegenein- rnder und das Zahlenverhältnis war so, daß die zusam- nenarbeitende Opposition, nämlich die Deutschen und die Slowaken, durch ihre Stärke der tschechischen Mehrheit sehr erhebliche Schwierigkeiten bereiten konnte, um so nehr, weil es auch innerhalb dieser tschechischen Mehrheit m heftigen Streitigkeiten durchaus nicht fehlte. Das Bild »ieses Parlaments sieht bunt genug aus, da es bei seinen !94 Abgeordneten nicht weniger als zwanzig Parteien hat. Trotz der energischen Tschechisierungspolitik, die von Prag aus betrieben wurde, ist es aber auch unter den deutschen nicht gelungen, die Einigkeit zu wahren. Wäh rend es früher allerdings nur so lag, daß sich die So zialdemokraten von dem deutschen Block fernhielten, waltete sich dieser Block allmählich in die Richtung der Aktivisten die eine Rettung des Deutschtums nur von »em Versuch einer Zusammenarbeit mit den Tschechen er- jossten, zum Teil auch durch wirtschaftliche Gründe be- tinstußt wurde,', und die Richtung der Passivisten, die .'rne solche Zusammenarbeit unbedingt ablehnten. Mri- zens kam es den alten deutschen Traditionen des früheren Habsburger Reiches getreu zu sehr erheblichen persönlichen Auseinandersetzungen zwischen den Führern. Auf tschechischer Seite war man wohl auch deswegen >u einem gewissen parlamentarischen Entgegenkommen bereit, weil dort die Differenzen zwischen den Führern ivohl noch größere sind als bei den Deutschen. Außerdem ist es gelungen, auch aus der slowakischen Seite ein ge- ivisses Entgegenkommen zu erzielen, weil die Slowakische Lolkspartei zwar nicht in die Regierung eintreten soll, wohl aber Anstalten macht, vom Standpunkt der scharfen Opposition abzugehen. Gerade mit dieser Partei aber hatte die verflossene tschechische Regierung einen überaus heftigen Konflikt, der zu einer Verurteilung des Führers »er Slowaken, des Prälaten Dr. Hlinka, führte. Er konnte aber ins Ausland fliehen In diesem Fall wird Ivohl das jetzige Kabinett eine Revision eintreten lassen. Es sind die beiden stärksten deutschen Parteien, die jetzt ihre Vertreter in die neue Regierung entsandt haben, nämlich der deutsche Bund der Landwirte, also sine Agrarpartei, und die deutsche Christliche-So- ziale Partei, deren Charakter etwa dem des deut schen Zentrums entspricht. Die weiter rechtsstehenden deutschen Parteien sind ebenso draußen geblieben wie die deutsche Sozialdemokratische Partei, die außerdem schärfste Opposition ankündigt, weil das neue Kabinett ein rein bürgerliches, vor allem aber ein rechtsgerichtetes Aus- when habe. Ob der Schritt jener beiden Parteien, der zu einer DentU-"0 der parteipolitischen Gegensätze zwischen den «i.kiü.r??ren kann, berechtigt war, kann natürlich erst ma» kn'"'!. Es hängt alles davon ab, welche Zu- ^o Negierungsbeteiligung erhalten hat Ml JUlereff ^/baltung des Deutschtums und ob und inwieweit diese Zulagen uuir gehalten werden. Die beiden Ministerien, tue man den Deutschen eingeräumt hat, sind fachlicher Natur; ob diese beiden Minister also in dem oierzehnköpfigen Kabinett im Sinne der Erfüllung et waiger Zufagen genügenden Einfluß ausüben können, ist heute noch nicht zu beurteilen. Gerade die hierfür ent scheidenden Ministerien sind in der Hand von tschechischen Ministern, die bisher nach dieser Richtung hin eine über aus drastlsche Politik verfolgt haben. Es ist also ein Versuch, die Dinge auf ein anderes Gleis zu schieben, ein Versuch, der auch angesichts der ganzen ^außenpolitischen Haltung der Tschechoslowakei mit H-Ialos-r D-Fuch Mib-N WN1> SmmN Nd d"s streben der S u d e t e n d e u ts ch c n, durch diese Ent wicklung ihre nationale und kulturelle Selbständigkeit wiederzuerringen, neue Antriebe erhalten, und ebenso die Idee zu einer Bewegungsfreiheit, wie sie dem Geiste des selbstbestimmungsrechtes der Völker entspricht. Kaiser Wilhelms künftiger Wohnsitz. Eine Erklärung der holländischen Regierung. Zu den in der Presse der verschiedensten Länder wiederholt aufgetauchten Meldungen, daß der ehemalige Deutsche Kaiser binnen kurzem nach Deutschland zurück- zukehren beabsichtige, und daß mehrere ausländische Re- zierungen ans diesem Grunde bei der niederländischen Regierung Schritte unternommen hätten, erfährt der Amsterdamer Berichterstatter des W. T. B. von zuständiger stelle, daß bei der niederländischen Regierung weder von der Seite des ehemaligen Kaisers noch von feiten irgend einer ausländischen Regierung Schritte mit Bezug aus °ie Möglichkeit einer Rückkehr des Kaisers nach Deutsch- "nd unternommen worden sind. . Bei der niederländischen Regierung ist auch nichts darüber bekannt, daß der ehemalige Kaiser aus Gesund- deltsrücksichten Haus Doorn verlassen möchte. Jnsbe- MW RWer i» der MOMM. Ein heuisch-ffchchWes Kabinett. Arbeitsminister und Juftizminister Deutsche. In Prag ist nach dem Rücktritt der Beamtenregierung Czerny vom Ministerpräsidenten Svchla ein neues Ka binett aus zehn Abgeordneten und vier Beamten gebildet worden, in dem zum erstenmal zwei Deutsche ver treten sind, und zwar wird der Abg. Prof. Spina das Arbeitsministerium und der Abg. Pros. Mayr-Har- !ing das Justizministerium erhalten. Von der früheren Dr. Mayr-Harting. Prof. Spina. veannenregierung bleiben der bisherige Ministerpräsident Lzerny als Innenminister, der Finanzministrr Dr. Eng lisch, der Handelsminister Pcroutka und der Außenminister Dr. Benesch im neuen Kabinett. Der neue Arbeits Minister, der Abgeordnete des Bundes der Landwirte und Vizepräsident des Ab geordnetenhauses Universitätsprofessor Dr. Franz spina, ist im Jahre 1868 in Türnau in Mähren ge boren, studierte germanische und slawische Philologie und war als Mittelschullehrer tätig. Er habilitierte sich so- sann an der Deutschen Philosophischen Fakultät in Prag and wurde nach dem Umsturz zum ordentlichen Professor der tschechischen Sprache und Literatur ernannt. Als Par lamentarier. ist Dr. Spina seit den ersten Parlaments wahlen in der Tschechoslowakei 1920 tätig. Im Jahre 1925 wurde er wiedergewählt und wurde Vizepräsident oes Abgeordnetenhauses. Der neue Justizminister, der Abgeordnete der Thristlichsozialen Volkspartei Dr. Robert Mayr- Harting, entstammt einer Tiroler Beamtenfamilie und wurde im Jahre 1874 in Wien geboren. Er absolvierte sie Juristische Fakultät in Wien und trat in die Dienste des österreichischen Justizministeriums. Im Jahre 190 t wurde er Professor an der Universität in Tscheruowitz and kam im Jahre 1909 an die Juristische Fakultät der Deutschen Universität in Prag, wo er römisches und bür gerliches Recht lehrt. Er ist Ehrendoktor der Universität padua und Vorsitzender des ständigen Deutschen Juristen tages in der Tschechoslowakei. vir öeutfcdr vegirrung;beleilig«ng. Eigener Fernsprechdtenst des „Wilsdruffer Tageblattes", Prag, 13. Oktober. Der Vertreter her Telegraphen-Union hatte eine Unterredung mit dem Vorsitzenden der Deutschen Na- tionaipartci Senator Dr. Brouna über die durch den Eintritt l deutscher Minister in die Regierung geschossene Lage. Dr. Brouna sprach zunächst sein außerordentliches Bedauern darüber aus, dcfz dieser Schritt geschah, ohne daß vorher irgendwelche festen Abmachungen mit den tschechischen Mehrheitsparteien über die künftige Gestaltung des deutsch-tschechischen Verhältnisses getrossen wurden. Dr. Brouna bezweifelt stark, daß die Negie- rungsbeteiligung der Deutschen die Lage des gesamten Deutschtums in der Tschechoslowakei irgendwie ändern könne. Ohne daß Ga rantien sür eine Aenderung des Kurses der deutschfeindlichen Re- gierungspolstik und insbesondere in den Vorgängen der Außen politik gegeben werden, sollen jetzt die deutschen Parteien, nur mn die persönliche Stellung dieser Minister zu erhalten, für For derungen bestimmen, wie etwa die vom französischen General- stab geforderte ^.^ehaltung der 18monatigen Dienstzeit, ohne Rücksicht darauf, daß es im InLercsse Frankreichs gehandelt heißt, wenn man ihm die Möglichkeit gibt, im Augenblick einen nach außen hin konsolidierten tschechischen Staaten als Faktor in seinen Verhandlungen mit dem Deutschen Reiche ausspielen zu können, ohne Rücksicht darauf, daß die Tschechen durch ihre kurz vorher zu noch nie dagewesenrr Stärke angewachsenen innerpolitischen Partei Zwistigkeiten gezwungen gewesen wären, bei einigermaßen standhafter Haltung der deutschen Parteien diesen nationalpoli- Lischen Forderungen zu erfüllen, um ihre Stimmen für eben diese Staatsnotwendiakeiten zu sichern, sollen Mn diese stimmen ohne irgendein Entgelt der tschechischen Mehrheit zur Versiigung ge stellt werden. Unter diesem Gesichtspunkt muß die deutsche Re- , gierungobeteiligung Äs ein schwerer Fehler bezeichnet werden. Es ist wieder einmal eine günstige Gelegenheit auf lange Zeit hinaus versäumt worden. Die Deutsche Nationalpartei sieht ihre Aufgabe diesem Verhängnis gegenüber nach wie vor in jener Politik, die grundsätzlich das Selbstbestfinmnngsrecyt im weitesten Umfange fordert. Die Partei ist vom ersten bis zum letzten Mann entschlossen, die grundsätzliche Forderung des Sudetendeutschtums nicht nur aufrecht zu erhalten, sonderst den Kampf um sie mit den schärfsten Mitteln aufzunehmen. Sie wird den deutschen Mi nistern nicht Von vornherein persönliche Schwierigkeiten bereiten; sie wird aber das, was kommen muß, nämlich ihr völliges Ver sagen in allen großen nationalen Fragen rücksichtslos aufdecken. Sie wird in der schärfsten OppoMon gegen ein System und ei,re Regierung beharren, die durch die Teilnahme deutscher Minister nach Feststellung aller hervorragenden Führer nichts an ihrem naticnaltschechischen Charakter verloren hat. Sozialistischer Opposittonsblockim Prager ParlameNt , Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Prag, 14. Oktober. Die deutschen Sozialdemokraten, die tschechischen Nationalsozialisten und die tschechischen Sozialde mokraten werden einen grmemsamen Oppositionsblock bilden. In einem Ausschuß werden die drei Parteien vertreten sein, der die Richtlinien Zur die Haftung der Parteien ausstellt. Seeckt an Sie Armee. Berlin, 13. Oktober. Die letzte Ausgabe des Heeresvcr- ordnLngsbiattes enthält folgenden Tagesbefehl des Generalober sten v. Scrckr: An das Reichsheer! Der Armee, die mit mir ge worden und gewachsen, sage ich heute herzliches Lebewohl. Aus der alten Armee hervorgegangcn, mit ihr in schönen Friedens- und ehrenvollen Kriegsjahren fest verwachsen, habe ich nichts Bafferes tun tönen, als zu streben, ihre Tugenden der jungen Armee zu übermitteln. Ob mir das gelungen ist, das sollt Ihr, meine Kameraden, beweisen. Haltet die deutsche Soldatenehre hoch, die in der Pflichterfüllung liegt. Jeder an seiner Stelle, stündlich, täglich, im Leben und im Tode über Gräber vorwärts! sondere entspreche es keineswegs den Tatsachen, daß der ehemalige Kaiser oder Beauftragte desselben irgendeine Unterredung mit dem niederländischen Minister des Innern gehabt haben. In amtlichen holländischen Kreisen glaubt mau zu wissen, daß der Kaiser selbst einer Rückkehr nach Dentschland abgeneigt ist. Die Gerüchte von einer baldigen Rückkehr des ehe maligen Kaisers nach Deutschland sind in letzter Zeit vor rllem dadurch entstanden, daß nach Z 7 des Abfindungs gesetzes dem ehemaligen Kaiser und seiner Gemahlin das Schloß Homburg v. d. Höhe auf Wunsch zu Wohnzwecken überlassen bleiben muß. Im Preußischen Landtag ist bei Beratung des Gesetzes sowohl vom Finanzminister wie auch vom Ausschußberichterstatter darauf hingewiesen worden, daß diese Bestimmung nur einen theoretischen Wert habe und lediglich für die Gemahlin des Kaisers^ in Frage käme. * Ein Interview mit Prinzessin Sermine. Berlin. Der Berliner Leiter der großen amerikanischen Nachrichtenagentur International News Service S. Dunbar Wever ist von der Gemablin des früberen Kaisers aus lbrem Schloß in Saabor empfangen worden.' Im Laufe eines Inter views wurde die Frage der Rückkehr des Kaisers und die Reichswehraffäre des Kronprinzenfohnes berührt. Prinzessin Hermine teilte mit, daß der § 7 in dem neuen Abkommen zwischen dem Preußischen Staate und dem Königshause, kraft dessen das Schloß Hombnrg v. d. H. dem Kaiser und seiner Familie zugesprochen wird, keineswegs bedeutet, daß der Kaiser den Wunsch hege, zurzeit nach Deutschland zurückzu- kehren. „Ich autorisiere Sie, mit aller Bestimmtheit zu erklären," sagte die Prinzessin, „daß der Kaiser keine Schritte unternommen hat, um seinen Aufenthalt zu wechseln. Ich freue mich, sagen zu können, daß der Kaiser nach längst überstandener Grippe wieder srisch und gesund ist. Nach Schluß der Herbstserien meiner Kinder, die ich hier in unserer alten Heimat verlebe, kehre ich nächste Woche nach Doorn zurück. Ich habe ja bei meiner Verheiratung abgemacht, um meinen Kindern die deutsche Heimat zu erhalten und nach dem Rechten aus meinem Besitze zu sehen, alljährlich drei Monate lang in Deutschland sein zu dürfen. Der Kaiser hat seinerzeit in voller Würdigung der Gründe und meiner Verpflichtungen gegenüber meinen Kindern in großherziger Weise diesem Wunsche zugestimml. Ich habe meine Reise so eingerichtet, daß ich, wie alljährlich, am Geburtstage der Kaiserin Auguste Viktoria, der immer mit besonderer Pietät auch in Doorn begangen wird, mit dem Kaiser dort in innigem Gedenken vereint bin." Wer des