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! MMufferTageblatt D« WUsdruffer Tageblatt enthält die amtliche« Bekan»tmachm«ge« der Bmtshauptmarmschast Meitze«, des Amtsgerichts ««d Stadtrats z« Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« Nossen. Deutsch-franLöMAes Saarabkommen l uni Vie! zr wurde. Jetzt hat sich plötzlich herausgestellt, daß er sich von Mussolini hat bestechen lassen und seinen Anhän gern gegenüber den Verräter spielte. Fürsorglich hat ihn die französische Polizei in Schutzhaft genommen, damit er nicht das Opfer der so schmählich Getäuschten wird. Mussolini geht aufs Ganze; er weiß, daß seine Gegner unerbittlich sind, nicht ohne seine eigene Schuld. Ob aber die Übersteigerung dieser Gewaltmethode ihn und sein Werk schützen werden, kann nur die Zukunft lehren. einmal versagen sollte, tragische Folgen nach sich ziehen könnten. Die Untersuchung, die über das katalanisch, Komplott und die Angelegenheit Ricciotti Garibaldi eingclcite! wurde, wird volle Klarheit über die Bedingungen schaffen unter denen aus französischem Boden Lie nicht zu duldend, Intervention eines Beamten der italienischen Polizei möglich geworden ist, und in welchem Maße italienische Einflüsse uni Unterstützungen dunkler Herkunft dazu beigetrager haben, auf französischem Boden das katalanische Komplott zr organisieren, das, wenn es hätte durchgcführt werden können ohne Zweifel die guten Beziehungen zwischen Paris Madrid hätte stören müssen. Jenseits der Alpen muß getan werden, um die Atmosphäre ernstlich Verschärfter Kurs. Mussolini geht aufs Ganze. Die Übernahme des. italienischen Innenministeriums durch ihn persönlich, so »aß er jetzt wirklich alle wichtigen Ministerien in seiner Hand vereinigt, vor allen, aber die g e s e tz l i ch e n M a tz- zahme n , die getroffen werden sollen, lassen an größter schärfe nichts mehr zu wünschen übrig. Alle Pässe, die »or dem 9. November ausgestellt sind, werden für un- ,ültig erklärt; wer das Land ohne Paß zu verlassen ver- ucht, wer anderen bei solchen Versuchen hilft, verfällt chwerer Strafe. Rücksichtslos wird gegen die letzten kieste der Opposition vorgegangen. Alle antifaschistischen Zeitungen werden auf unbestimmte Zeit unterdrückt. A u s- I el ost werden alle Parteien und Organisationen, die reaktionäre" Ziele verfolgen, d. h. also antifaschistische. Wer offen danach trachtet, mit Gewalt die soziale, wirt- reinigen. Mussolini Chef der politischen Polizei. Massen verhaft nn gen im ganzen Lande. Laut „Popolo d'Jtalia" wird Mussolini neben dem Kommando der nationalen faschistischen Miliz auch den Posten des Chefs der ne» z» schaffenden politischen Poli zei übernehmen. Inzwischen sind in Italien weitere Masscnverhastun- gen erfolgt. — Ein neuer Erlaß der Polizei schreibt vor, daß jeder Hausportier einen besonderen Aus weis der Polizei besitzen muß. Außerdem mutz künftig jeder italienische Staatsbürger einen polizeilichen Ausweis besitzen, damit er sich jederzeit auf Wunsch ausweisen kann. Sie Mehrkosten der Erwerbslosensiirsorge Im Monat neun Millionen. Bei der abermaligen Beratung im Haushaltsaus- schuh des Reichstages lehnte dieser den Beschluß des Sozialpolitischen Ausschusses ab, nach dem die Be grenzung der Zeitdauer für die Erwerbslosen unlerstützung wegfallen sollte. Abgelehnt wurde auch Vie Einbeziehung der jugendlichen Erwerbslosen in die Erwerbslosenunterstützung. Dagegen wurde den Be schlössen zugestimmt, wonach die Sätze für alleinstehend« Erwerbslose um 15 A, für alle übrigen Hauptunter- stützungsempfänger um 10 A erhöht werden; ferner sov auch das vierte Kind den vollen Zuschlag erhalten. Im Verlauf der Aussprache teilte Reichsfinanzminister Rein hold mit, daß die Mehrkosten rund 9 Millionen im Mona, ausmachen, die das Reich übernehmen müsse. Die weitere Voraussetzung sei, daß die Erwerbslosenfürsorge bis zum 1. April 1927 verabschiedet werde. Die Negierung müsse auch darauf bestehen, daß die Gemeinden mit einem Viertel an den Bezügen der Ausgesteuerten mittragen. chaftliche oder nationale Ordnung, so wie sie augenolrck- ich besteht, abznändern, verfällt dem Zwangsaufenthalt. Vie faschistische Uniform wird durch schwere Strafen ,egen unberechtigtes Tragen geschützt und bei jedem Legionskommando wird zur Durchführung all dieser Maßnahmen eine besondere Polizei eingerichtet. Die Todesstrafe wird wieder eingeführt auf Mentale gegen das Königshaus und den Ministerprä- identen, auch Todesstrafe auf Bedrohung der Unab- »ängigkeit des Staates und Gefährdung seiner Einheit; Todesstrafe auf Verrat von politischen und militärischen Geheimnissen, auf Aufreizung zum Aufstand, Teilnahme! Verabredung für eine von diesen Taten »ar» Zuchthausstrafe bis zu 30 Jahren, wer! -incr Zucbttm^ derartige Dinge verteidigt, unterliegt- l'ieat auch aus EL ru Jahren. Zuchthausstrafe N^brc tuna As^>?ung aufgelöster Verbünde, auf die übertriebener oder tendenziöser Nachrichten Uber die innere Lage des Staates", auf Ent faltung emer Tätigkeit, die „den Nationalinteressen schäd lich ist". Natürlich gehört dazu Vermögenskonfiskation und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Wer im Aus land sich gegen diese Bestimmungen vergeht, wird ebenso bestraft, als wenn er dies in Italien selbst tut. Sonder gerichte unter Vorsitz eines Militärs werden zur Abur teilung eingesetzt. Es ist gar nicht zu bezweifeln, daß diese Vorschläge Gesetzeskraft erhalten und daß sie als Standrecht prokla miert werden. Es gibt in der neuesten Geschichte, selbst in Kriegszeiten, nirgends derartige Bestimmungen, sieht man etwa von der Sowjetrepublik in den vergangenen Jahren ab Mussolini geht also wirklich aufs Ganze, doch nicht bloß mit direkter Gewalt, sondern er hat es auch ver standen, mit List seinen ins Ausland geflüchteten Gegnern -inen schweren Schlag zu versetzen. Da ist der Fall RicciottiGaribaldi,des Enkels »es begabten italienischen Freiheitskämpfers. Er ist uns Deutschen nicht ganz unbekannt, denn zu einer Zeit, als Italien noch gar nicht im Krieg gegen uns stand, hat er »in Freikorps von Garibaldianern hinübergeführt nach Frankreich. Das paßt zur Familie; hat doch auch der Großvater 1870 gegen uns gefochten unter Bourbaki, dem Befehlshaber der Südarmee, der dann durch den preußi schen General Werder im Februar 1871 zum übertritt in die Schweiz gezwungen wurde. Der alte Garibaldi hat Segen uns gekämpft, obwohl wir seinem^Hermatland 1866 Venetien verschafften und die Einigung Italiens durch den Krieg mit Frankreich erst ermöglichten. Man denkt an das Wort von Bismarck, hoffentlich werde es gelingen, Garibaldi gefangenzunehmen, um ihn dann, in einen Käfig ßestsckt, in Deutschland hcrumzufahren mit der Aufschrift: »Das ist italienische Dankbarkeit!" Ricciotti, der Enkel, hat uns im Kriege nicht viel geschadet; dafür offenbar seinen Geldbeutel, für den er außerordentlich besorgt ist, der dieser Gelegenheit recht straff gefüllt. Er war Gegner Mussolinis und entwich aus Italien, gebärdete sich in Süd- i^Eeich als ein derart wilder Antifaschist, daß er dort " das Haupt für die italienischen Flüchtlinge betrachtet Aeuer Protest Frankreichs in Rom. Die italienisch-französische Spannung. Der italienische Untsrstaatssekretär des Auswärtigen, Grandi, hat Havas zufolge dem französischen Botschafter in Rom, der erneut vorstellig geworden ist, uni nochmals gegen die italienisch-französischen Zwischenfäll« zu protestieren, einige Erklärungen abgegeben, aus denen sich u. a. ergibt: I» Tripolis ist es der Polizei gelungen, die Angehörigen der Miliz zu identifizieren, die an den ranzosenfeindlichen Kundgebungen teil- zenommen haben, und besonders die fünf Faschisten, die u das französische Konsulat eindrangen. Die Schuldigen ollen ebenso wie die Zivilpersonen, von denen sie aufge reizt worden sind, und ebenso wie die Offiziere der Kara- binieri, die das Konsulat zu bewachen hatten, bestraft werden. Die gleichen Maßnahmen sollen zur Sühnung der Zwischenfälle in Benghasi ergriffen werden, sobald die cingeleitete Untersuchung beendet ist. Was die Vor; gänge von Ventimiglia betrifft, so ist es nach der gleichen Havasmcldung wahrscheinlich, daß die Frage des internationalen Bahnhofs Gegenstand von Besprechun gen zwischen den beiden Negierungen fein wird. Der ost von der französischen Regierung als Spraa-rohi benutzte „Temps" schreibt: Wenn schließlich italienisch« Behörden, die von dem Ministerium des Innern aku hängen, Irrtümer oder Fehler begehen, die zu ernster innen- und außenpolitischen Zwischenfall er Anlaß geben, wird man nunmehr unzweifelhaft wissen, das die Verantwortlichkeit des Duce direkt engagier! ist. Das kann eine ernsteLageimGesolge haben. Man darf aber hoffen, daß die Kontrolle Mussolinis ziemlich strenf sein wird, so daß sich keine Zwischenfälle mehr ereignen könnet die, wenn die Wachsamkeit der französischen Polizej Nr. 262. — 85 Jahrgang Tel gr -Adr .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Montag, den 8. November 1S26 für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. An,ci««»prei,: di-«g-jpai!-n-Aau»l,«il«20G°Idpjtn»ig, die IgeipaUeueZeile der amaichcnBeknmilmachun^rn 4VGold. Pfennig, dir Lg-tp-lie-e Strdlaxqrile im iexNichen Teil- Ivo Soldpsennig. Rcchweisungrgcküdr 20 Goldpseonig. B»r. geschriebene Erscheinung«. , „ . —läge und Plntznorschriftr« werden nach MSgüchk-i! Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b derilcksichiigi. Anzeige», nnnahme di, norm. Iv Uh- — - — . > > " Mr die Richiigdert »« durch F-eneus übermittelten Anzeigen übernehmen wir kein- Darantir. Jeder A-baiianspruch -rlischi, wenn der Betrog d«ch «lagcetng«,»gen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen olle Dcrmittlungrftellrn rntgege«. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ,Ml»k «ffer Tageblatt- erschei», 1,,»ch nach». 5 Uhr für d.» ,-»» Ta», «rzugepr-i,: «-'Abholung in »« «eschilfisstcUr UN» dcn «u»a»desteLen r Mk. im Monat, b-i Zustrüu», durch die Boten 2,so Mb., bei Posib-stellnng I Mk. zuzüglich «dttaa. .. . — . gebühr. Einzelnummern »Vs», «ü-Poftan halten Wochenblatt für Wilsdruff« Umgegend Postboten und unsere Au«. Wiarr und Geschäft,stell«» — ! ' — nehme» zu jeder Zeit Se- «rDnrgen «»,gegen. Im »all« hüherrr D-watt, Krieg »der sonstiger Betriedrstirungr» drstrht »eia Anspruch aus Lieferung »»» Zeitung oder Kürzung d« B«,»»«Preise». — Nüchsendung eingesandter Schriftstück» erfolgt nur, wen, Porto oeiliegt. Ser Reichspräsident im Berliner Rathaus. Einzeichnung in das Goldene Buch. Die Stadt Berlin veranstaltete zu Ehren des Reichs präsidenten einen Festabend im Rathaus, zu dem außer dem Reichspräsidenten der Reichskanzler und die Reichs- Minister sowie der preußische Ministerpräsident und die Mitglieder der preußischen Staatsregierung geladen waren. Nachdem der Oberbürgermeister die Versammel ten dem Reichspräsidenten vorgestellt hatte, zeichnete sich dieser in das Goldene Buch der Stadt Berlin eim Oberbürgermeister Dr. Böß begrüßte hierauf den Reichs Präsidenten und gab dem Wunsche Ausdruck, daß Hinden burg sich immer in den Mauern der Reichshauptstadl wohl fühlen möge. Der Reichspräsident dankte in seiner ErwiderungS- rede für dcn Empfang und die Begrüßung. Als eine der dringendsten Ausgaben für die Städte und Arbcitszentren bezeichnete cs Hindenburg, dem großen Heer der Erwerbslosen Arbeit zu schaffen und über haupt die sozialen Nöte zu lindern, welche die Wirtschaft lichen und finanziellen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit der Arbeiterschaft und dem Mittelstände gebracht haben. Möge es hier der Zusammenarbeit von Reich, Ländern und Gemeinden bald gelingen, nachhaltige Besserung zu schaffen. Bei dem Imbiß im Großen Festsaal des Rathauses, der sich au den Empfang des Reichspräsidenten anschloß, brachte Oberbürgermeister Dr. Böß ein Hoch auf das geliebte deutsche Vaterland und den allver ehrten Reichspräsidenten ans, das mit stürmischer Beaeiste- Lavgfristtge Regelung der wirtschaft lichen Dezi» Hungen In» Auswärtigen Amt in Berlin ist eine deutsch-fran zösische Vereinbarung über den Austausch von Er zeugnissen einiger deutscher und saarländischer In dustrie« gezeichnet worden. Die Vereinbarung soll dei saarländischen und der deutschen Industrie, besonders de, eisenschaffenden und der eisenbearbeite n< den Industrie die Möglichkeit bieten, ihre natürlichen Ab satzgebiete zu beliefern. Diese Vereinbarung ergänzt das am 5. August 1926 zwischen Deutschland und Frankreich abgeschlossene Abkommen über den Warenaustausch zwst schen Deutschland und dem Saargebiet und bietet zusam men mit diesem eine zwar nicht vollständige, aber doch weitgehende Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Saargebiet. Das Abkom men tritt, wenn es von den gesetzgebenden Körperschaften ratifiziert worden ist, mit dem 1. Dezember 1926 in Kraf! und läuft bis zum 31. März 1927. Wenn diesem Abkommen auch nicht die Bedeutung eines deutsch-französischen Handelsabkommens beizumessen ist, so ist, wie offiziös betont wird, sein Zustandekommen doch ein Zeichen für das gemeinsame Bestreben der deut? schen und der französischen Regierung, ihre wirtschaftlichen Beziehungen vertraglich zu regeln. Obwohl sich die deutsch französischen Verhandlungen der letzten Tage nur auf dieses Abkommen beschränkt haben, sind die Unterhändler der Überzeugung, daß die voraussichtlich Anfang nächsten Jahres wieder auszunehmenden Verhandlungen über ein, langfristige Regelung der deutsch-französischen wirtschaftlichen Beziehungen von diesem Abschluß günstig beeinflußt werden, und daß es dem allgemeinen Bestreben der beiden Delegationen gelingen wird, auch auf diesem Gebiet eine die Interessen der beiden Länder befriedigend, Lösung zu finden. Ausdau des deutsch-russischen Luftverkehrs. Von Berlin nach Moskau. Die Verträge über den Ausbau der Deruluft, die an läßlich des kürzlichen Aufenthalts der Vorstandsmitglieder der Deutschen Lufthansa, der Direktoren Merkel und Milch, mit dem Hauptkonzessionskomitee vereinbart wurden, sind in Moskau unterzeichnet worden. Das ausschließl liche Recht zum Luftverkehr zwischen Deutschland und Ruß land verbleibt mit Zustimmung der russischen und deut schen Regierung weiter hin der Deruluft. Der Dienst dieser Gesellschaft wird nicht wie bisher zwischen Königsberg und Moskau, sondern künftig zwischen Berlin und Moskau eingerichtet. Die ganze Linie soll mit den modernsten Flugzeugen, Motoren, Instrumenten und sonstigem Mate rial ausgerüstet werden. Russischerseits sollen die für einen Tag- und Nachtverkehr nötigen bodenorganisatori- fchen Maßnahmen getroffen werden. Schweres Slugzeugungwa La Paz. In der Nähe van Santa Cruz ist ein Junkers flugzeug abgestürzt. Der Führer, der Maschinist unt vier Passagiere, darunter der bolivianische Konsul ir Alton, roarden getötet.