Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ für LürgertuM/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Wochenblatt für Wilsdruff« Umgegend Fernsprecher: Nmt Wilsdruff Nr. ß «A/«»'«»«»'Uch »u, äfrrx,, ou" F^nn^ Sb-rnehm-n wir t-^r »arannr. Ir!>-r«°d°„°n>piu» .riiich^, wenn d«> Be»/g d>Ä i^z^w^-der«»«"- « - «s-ti-odn.« «chetftft,». «U,l,I »Ne, we», P°r,N °eili.,n ,„d„».tz,'dnd.,Auftt°ggkd-ri. «°nl<u,. ,nSl. Anj-«,-n n-hrncr »lI, r!-rmisilung.st-N,n G«« Wilvdrnffer Tageblatt enttzätt die amtliche» Bedaoalmachunge» der Battshanptmannschatz Meiden, de» Amtsgericht» a»d Stadtrat» z» Wilsdruff, Forfireutamts Tharandt, Finanzamt« Raffe«. Nr 279. — 85 Jahrgang Tel gr Adr ^Amtsblat - Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Dienstag, den 3V November 1826 Anzeichen zur Besserung. Man hat nicht mit Unrecht von einem „wirtschaftlichen Locarno- gesprochen, von dem Bestreben also, an die Stelle eines wilden Konkurrenzkampfes Vereinbarungen zu setzen, die eine Aufteilung und eine gegenseitige Garantle der Absatzgebiete darstellt. Maßgebende Wirt- schaftsfuhrer des Reichsverbandes der Deutschen Industrie waren vor einiger Zeit nqchEngland gereist, um der- artige Vereinbarungen anzubahnen; jetzt sind wieder Delegierte im Begriffe, mit dem gleichnamigen englischen Verbände zusammenzukommen, um die deutsch-englischen Handelsbeziehungen in ihrer Gesamtheit einer Be- unterziehen. Die Lage ist ja inzwischen etwas geworden. Mag auch nach außen hin der englische Bergarberterstrelk noch nicht abgebrochen sein, trotzdem ist die^r Streik tatsächlich zu Ende. Daß man aus einer solchen Situation heraus nun eine Verteilung der Absatz gebiete in die Wege leiten will, sieht man für eine Not wendigkeit an, weil wir ja doch schließlich bei dem Kamps um den Kohlenabsatz von der Natur längst nicht so be günstigt sind, wie das bei England der Fall ist. Daß die Kurve unseres Wirtschaftslebens sich zum Besseren wendet, wird nicht einmal mehr von den vorsichtigen Schwarzsehern bestritten, und der Anstoß, den wir in unserer Wirtschaft von der englischen Krise her erhalten haben, ist doch so erheblich, daß selbst der wirtschaftlich viel leicht maßgebenste Mann in Deutschland, Dr. Vögler näm lich, der Generaldirektor des neuen Rhein-Montan- Trustes, zugesteht, die Verhältnisse in der deutschen Wirt» schäft ließen eine ruhige und gefestigte Entwicklung vor» ausfehen, vorausgesetzt allerdings, daß keine inneren und. äußeren Krisenerscheinungen eintreten. Dr. Vögler be» streitet freilich, daß man von einer augenfälligen Besse-i rung sprechen könne; er will aber nicht leugnen, gewisse; Anzeichen ließen darauf schließen, daß wir in absehbares Zelt doch einen erfreulichen wirtschaftlichen Aufschwungs erleben. Vor allem sei der Hintergrund für diese Entwick- lung endlich vorhanden, die Erkenntnis nämlich, daß im Europa der wirtschaftliche Krieg aller gegen alle ebensowenig einem einzelnen Volk einen Gewinn verschafft hat, wie es im Weltkrieg einen Sieger gegeben habe, Weil die militärischen Sieger wirtschaftlich fast ebenso schwer zu leiden haben wie die militärisch Besiegten. Die Wirtschaftsführer der verschiedenen Länder haben sich darum zu der Erkenntnis durchgerungen, eine rück sichtslose Erzwingung alleiniger Interessen nicht für das A und das O ihrer Politik zu betrachten, sondern an einen internationalen Interessenausgleich heranzugehen. In schärfster Form betonte Dr. Vögler aber, daß sich die deutsche Wirtschaft einer Voraussetzung durchaus be wußt ist: der feste Grund, auf dem sie steht, die Linie, die ihr Handeln bestimmt, ist vor allem die Wahrnehmung der nationalen Interessen und — um ein besonders ein- leuchtendes Beispiel zu wählen — die internationalen wirtichaftllchen Verabredungen wie die Nobstablaernein- dadurch wesentliche nationale Lebcnsinteressen geschädigt Werden wurden. „Man kann an den Abmachungen gern kritisieren; aber in einem Punkt muß die Großindustrie jede Belehrung ablehnen, nämlich darüber, wie sie natio nal zu denken und zu empfinden hat.- Dr. Vögler erklärte dies unter besonderem Hin weis darauf, daß von der sich günstiger entwickelnden Konjunktur ein Wirtschaftszweig nicht berührt wird, dessen wirtschaftliche Kraft und Stärke aber von geradezu entscheidender Wichtigkeit ist für das nationale Wirtschafts leben: das ist die L a n d w i r t s ch a f t. Letzten Endes ist der Warenabsatz auf dem Binnenmarkt, die Kaufkraft der landwirtschaftlich tätigen Bevölkerung weit wichtiger als der Außenmarkt und man ist längst von der An schauung zurückgekommen, eine Blüte der deutschen Pro duktion zu erzielen lediglich dadurch, daß man das Schwergewicht des Absatzes auf die Ausfuhr legte. Ame rika ist das beste Beispiel dafür, wie entscheidend die Kauf kraft des Binnenmarktes sich auf die Gesamtlage auswirkt. Der Reichsernährungsminister Dr. Haslinde hat auf dem Bauerntag in Württemberg daher mit starker Be tonung einen Wiederaufbau unserer Wirtschaft nur dann für möglich erklärt, wenn unsere Landwirtschaft nicht bloß durch Selbsthilfe, sondern auch durch Unterstützung seitens des Reiches und der Länder wieder gesundet. Nicht hohe, sondern stabile Preise für Agrarprodukic sind hierfür die Voraussetzung, und vor allem könne noch sehr viel ge schehen bei der Produktion landwirtschaftlicher Fertig- erzelmnlsse darin, -as Auf und Nieder der Weltwirtschaftslage aufs engste verknüpft ist mit dem Ergehen der Landwirtschaft, und mich jetzt noch hat der alte Spruch sehr viel Bedeutung in sich: „Hat der Bauer Geld, hat's die aanze Welt!- Eine Erklärung des Generals Waller. Die Geschichte des Ruhreinfalls. General Walter nimmt nunmehr zu den in letzter Zeit Kegen ihn in der Öffentlichkeit erhobenen Angriffen Stellung Er läßt durch die dcutkckmaüonalc Pressestelle erklären, daß e> Das neue Arbettsschutzgesetz. Schütz aller Arbeitnehmer. Regelung der Arbeitszeit. Das Reichskabinett hat kürzlich dem ihm vorgelegten Entwurf eines Arbeitsschutzgesetzes zugestimmt, über den Gesetzentwurf wird mitgeteilt, daß durch die Neuregelung insbesondere die Frage der Arbeitszeit gelöst und die Ratifizierung des Washingtoner Abkom mens vorbereitet werden soll. Hinsichtlich der einzelnen Bestimmungen des Gesetzentwurfes, der den Schutz aller Arbeitnehmer mit Ausnahme von Arbeitern der Land- und Forstwirtschaft, der Tierzucht, Fischerei, See- und Binnenschiffahrt sowie Flößerei zum Gegenstand hat, wird insbesondere hervorgehoben, daß die bisher nur als Richtlinien zu betrachtenden Vorschriften über den Schutz gegen die Betricbsgefahren durch den Entwurf GescIeskraft erhalten sollen. Die Arbeitszeit ist grundsätzlich gemäß dem Acht- stundentag festgelegt. Bei kontinuierlicher Arbeit von 56 Stunden wöchentlich soll eine Mehrarbeit aus geschlossen werden. Im übrigen wird für Mehr arbeit ein besonderer Lohnzuschlag, dessen Höhe im allge meinen auf 25 bemessen ist, gezahlt werden. Zur Rege lung der Frage der Arbeitsbereitschast ist der Erlaß von entsprechenden, für die verschiedenen Industriezweige verschieden zu regelnden Verordnungen vorgesehen. Das Schutzalter der Jugendlichen wird von 16 auf 18 Jahre erhöht. Bemerkenswert ist die in den Durch führungsbestimmungen getroffene Regelung, wonach im Falle eines Krieges oder anderer die Landessicherheit ge fährdender Ereignisse die Bestimmungen über Arbeits schutz außer Kraft gesetzt werden können. Zu den gefähr denden Ereignissen gehören auch, wie besonders hervor gehoben wird, Krisen, die die deutsche Volkswirtschaft so stark in Mitleidenschaft ziehen, daß die Lebensmöglich keiten der Bevölkerung dadurch bedroht werden. Ae Pmisn Pich? W Frage der WW WmUW. Paris, 29. November. Die Frage der deutschen Ent waffnung beschäftigt immer noch die Pariser Presse und Oeffent- tichleit. Insbesondere wird die Veröffentlichung des britischen die Ausführungen Dr! Geßlers, in besten er ihn als „Ver rückten" bezeichnet, als schwere Entgleisung ansieht. Zur Sache selbst teilt General Walter mit: „Ich hab« meiner ganze» Einstellung entsprechend im vaterländi- schen Sinne selbsttätig mitgewirkt, als im Jahre 1923 de» selbst vom englischen Kronanwalt als rechtswidrig anerkannt« Einbruch der Franzosen in das Ruhrgebiet e'nc mächtig« Volksbewegung entfesselte, die einen anderen Ausganp verdient hätte. Es ist eine merkwürdige Verkennung und Nwdrigstcllung dwser Bewegung, wenn man von Aufwicacluno spricht. Damals galt es, bei der prächtigen deutschen Jugend und auch bei der überwiegenden Mehrheit der Arbeiterschaft des Ruhrgebietes nicht aufzuwiegeln, sondern nur zu zügeln Was die Ausführungen des Herrn Ministers über meine Tätigkeit im Jahre 1923 angeht, so beruhen sie in erster Linie auf der ungeprüften Wiedergabe von Mitteilungen einer un verantwortlichen Persönlichkeit, in denen, agitatorisch wirkend, die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird. Herr Geßler muß wissen, daß die Geschichte des Ruhreinfalls end gültig erst später geschrieben werden kann. Sein Verhalten im Reichstag wird mich nicht veranlassen, in Verletzung meine, vaterländischen Pflichten die Zusammenhänge des deutschen Abwehrkampfes letzt schon klarzulegen." Ette Denkschrift Chamberlains. Drummonds Aufenthalt in Berlin. Wie die „Times" melden, werden die Besprechungen über die deutsche Abrüstung zwischen der britischen, fran zösischen, italienischen, belgischen und deutschen Ncgierun, eifrig fortgesetzt, und bei der Zusammenkunft des Völker bundrates in der nächsten Woche werden die verschiedener Minister des Äußeren das Problem weiter erörtern, un eine endgültige Regelung zu erreichen. Die Genfer Be sprechung wird eine Fortsetzung der Erörterung sein, du in Locarno zwischen Sir Austen Chamberlain, Briand Vandcrvelde sowie Luther und Stresemann stattgefundcr hat. Die Initiative für die jüngsten Besprechungen i§ von britischer Seite ausgegangen. Eine von britischer militärischen Sachverständigen vorbereitete Denk schrift, die das „M i n d e st p r 0 g r a m m" enthält besten Erfüllung durch Deutschland gefordert werde» sollte, falls es wünscht, die Alliierte Kontrollkommiffior aus Berlin zurückgezogen und durch ein Aufsichtskomite« des Völkerbundes ersetzt zu sehen, wurde von Sir Auster Chamberlain abgefasft und ungefähr Mitte dieses Monats in Paris, Rom und Brüssel mitgetcilt. Die Punkte des „Mindestprogramms" waren: Memorandums und der Kommentare der deutschen Presse erörtert. Aehnlich wie Partinax gestern im Echo de Paris zu dem Schluffe tcm, daß der Pakt von Locarno und die Abmachungen von Thoiry lcgisäerwcisc das Ende der Militärlontrolle und die Räumung des linken Rheinufers noch sich ziehen müßten, erklärt auch heute Bainville in der Liberte, daß der Pakt auch deutsche Rechte nach sich ziehe. Der Pakt von Locarno sehe voraus, daß man von dem outen Willen der deutschen Negierung überzeugt sei. Wenn man die Kontrolle derBcsatzung aufrecht erhalte, so stehe das in Wider spruch gegen alles, was feit zwei Jahren geschehen sei und lompri- mittiere die Wiederversöhnung. Eine Aeutzerung Les Quai d'Orsay zu den Erklärungen Pertinax. Eigener Zerniprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 30. November. Zu den Ausführungen Pertinax sah sich die Pariser zuständige Stelle veranlaßt, einen Kommen tar zu erlassen. Man scheint an zuständiger Stelle Wert auf die Feststellung zu legen, daß die Besetzung des Rheinlandes nicht nur die deutsche Abrüstung, sondern auch die künftige Erfüllung der Reparationsverpflichtungen sicher zu stellen habe. Auch nach der Abrüstung Deutschlands könnte bei Verschlungen in der Repara- tionssrage eine Verlängerung der Besatzungsfrist über die im Ver sailler Vertrag vvrgejehenenen Termine hinaus erfolgen. politische kreise koms für eine Mermachtekonfrrenr Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 29. November. Nach einer Meldung einer itali enischen Nachrichtenagentur erklärt man in politischen Kreisen Roms, daß eine Zusammenkunft der vier Außenminister nicht i» Widerspruch mit dem- Leitgedanken der italienischen Politik steht. Italien wolle den Frieden und sei daher allen Abmachungen gün stig gesinnt, die zur Befestigung desselben bettragen könnten. Ita lien würde selbstverständlich in alle Erörterungen eingreifen, in denen die großen europäischen Interessen zur Debatte stünden. 1. Unterordnung des Oberbefehlshabers der Reichs wehr unter die Autorität des Reichswehrministers; 2. Regelung der Frage der Rekrutierung und de» militärischen Vereinigungen; 3. Kontrolle über die Ausfuhr von Waffen und Munition; 4. Zerstörung neuer Befestigungen an der drutschen Ostgrenze. Ohne den Bericht der sranzösischen Sachverständigen abzuwarten, hat Briand Chamberlain in dem Sinne ge antwortet, daß die versöhnlichste Haltung gegenüber Deutschland der leitende Grundsatz seiner auswärtigen Politik bleibe. Briand fügte hinzu, nichts sollte getan werden, um eine freundschaftliche und endgültige Rege lung des Abrüstungsproblems zu verzögern. Die Fran zosen wünschen eine ständige Kommission mit dein Recht der jederzeitigen Beaufsichtigung. Die britische Auffassung ist, daß dies über die Bedingungen des Versailler Ver trages hinausgehen würde und daß die Kontrollbefugnisse ves Völkerbundes nur anwendbar werden sollten in be sonderen Fällen, wo eine bestimmte Beschwerde von einer interessierten Macht vorgebracht ist. * Der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, der in Berlin eingetroffen ist, hat seine Besprechungen mit dem Reichsaußenminister Dr. Strese mann und dein Staatssekretär v. Schubert gehabt. Es handelt sich hierbei um eine Erörterung der technischen Punkte der Genfer Ratstagung. In den Besprechungen wurden auch gewisse Personalveränderungen im Genfer Generalsckretariat gestreift, und ebenso wird sie Frage geklärt werden, ob auf der Dezembertagung oder ruf der in Aussicht genommenen Berliner Märztagung »es Völkerbundrates Deutschland den Vorsitz erhält. Forderungen der deutschen M'etsrschaff. Gegen Lockerung des Mieterschutzes. Der große Ausschuß des Bundes deutscher Mieter vereine hat in einer Tagung in Dresden, an der die Ver treter der Landes-, Provinzial- und Gauverüändr des Bundes aus allen T-ilcn des Reiches teilnahmen, zu Gegenwartsfragen des Miet- und Wohnwesens, insbeson dere zu den Plänen des preußischen Wohlsahrtsministers Hirtstefer »vcgen Erhöhung der Mieten auf 130 der Friedensmiete und zu der preußische« Lockerunas-