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Vas Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmarmschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des ForstreuLamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Bürgertum, Seamle, Angestellte u. Arbelter, : »1« » ,rsp»I««« «»m»»«Ue 2V «pt,., »i« 1 gespsltr« Artie »n amtlichen Dtkavalmachu»,«» 40 «eich» psrnni», die 3,esp»l«e»e N-Kt«»«,etl« I« «ertliche» teile 1 «eich»»«». Nachweil»»,»gebühr 20 Nrlch»»ie»»i«e. geschriebene «rschei»»»,v tage nnd Pl-s-srsih^K., werben »ach Wb,lichbei! Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b-rückjich«,,«. A>^«e-r, «-»abm-bisnorm.iouhe. ! Für die «ich«-.,»ei« durch Fee»r»f»dermttteltenL»,eI,-»SberneI>»c»skk«>ncDara»tte. Ied-rNadolwnsprrch lischt, wen»derBeteagd»»^ Klage etNgeroge» »erde» mutz oderderAustraggeberin Konkurs geröt. Bn,eigen nehme» alleVermittUrugsstellenrutgegeu. Ratlonale Tageszelkung für die Landwirffchast, »» .»ilsdrusser «rlchei« »u »Ke» Werktage» »achatttag» 3 »Ke «»,»,,peri,! Dei *bd»Ue»g irr »ar »eschiif^jirSeuu» »es «asgodesieke» 2«M. i«Maua-, bei AusteLu», durch »i«Noten 2,30 NM-, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend ^-ftda«»»»»!^«^ «eii^rrned «deschrst»Kellen ——- nehme» ,» ledee geil »«- cheL»»,e» entgegen. I« Falle höherer »emait, Krieg oder sonstiger K«tried»st»rungtn besteht kein lll»s»r»ch aus Lieserung -er Leitung »der Kür,»», »es Bezugspreis». — «llchseudu», eingrsandter Schristfiüch« eesoigl nur, wenn Port» beiliegt. Montag, den 3V Iaunar 1SL8 Nr.25—87.JahrgKNg Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2540 Klaren Kopf behalten! Es war in der Zeit der Reichskanzlerschaft Caprivis, höher und immer höher schwoll die Not der Landwirt schaft. höher lind immer höher aber auch die Erbitterung, so hoch, daß das Wort fiel: „Wenn die Herrschaften in Berlin nicht endlich ein Einsehen haben und uns helfen, sann werden wir Bauern mit Dreschflegeln und Sensen »egen Berlin marschieren." Die Landwirtschaft hat da mals aber doch einen klaren Kopf behalten, schlug einen andern Weg ein, indem sie eine Organisation, den Bund ser Landwirte, und damit eine starke politisch-wirtschaft liche Interessenvertretung schuf. Ähnlich drohende Worte sind auch jetzt wieder gefallen; rin Vertreter der Hommerschen Landwirtschaft sprach im Reichstag von dem Pulverfaß, auf dem wir säßen, und äußerte, zur Linken gewandt: „Glauben Sie ja nicht, daß Sie allein das Recht zur Revolution haben!" Man braucht derartiges nicht gleich auf die Goldwage zu legen, aber sicherlich wird man auf der jetzt in Berlin statt findenden Reichslandbundtagung kein Blatt vor den Mund nehmen. Aber damit sollte man sich denn doch nicht begnügen und hat sich auch nicht begnügt; positive Vorschläge, praktische Anregungen sind besser als nur zu klagen, zu schimpfen und zu drohen! Es ist von großer Bedeutung, daß gerade jetzt in Berlin die „Grüne Woche" stattfindet, eine große Aus stellung über die gesamte landwirtschaftliche Betätigung veranstaltet wird. Keinem Großstädter schadet das, wenn er einen Einblick in die Arbeit und damit auch in die Sorgen des Landwirtes gewinnt. Allzuviel Politisches, namentlich Parteipolitisches, diktiert leider noch die Stellungnahme viel zu vieler. Dabei handelt es sich doch in der Not der Landwirtschaft um rein wirtschaftlich- sinanzielle Dinge, jenseits jeder Politik. Handelt es sich um riesenhafte wirtschaftliche Werte. Wie viele Groß städter wissen denn z. B., daß allein der Wert der von der deutschen Landwirtschaft erzeugten Milch und der Milch produkte sehr erheblich den Wert übersteigt, den unsere gesamte Kohlenerzeugung darstellt! Und dabei ist doch jene Erzeugung nur ein landwirtschaftlicher Nebenbetrieb. Darüber Klarheit zu schaffen und damit eine kühle Be- urteilurM der jetzt so umstrittenen Frage zu ermöglichen, ist ein überaus dringendes Gebot der Stunde. Schließlich ist doch auch der Großstädter durchaus nicht uninteressiert an dem Schicksal unserer Landwirtschaft; man muß sich bei klarer Überlegung doch sagen, daß Deutschland nicht bloß aus ernährungspolitischen, son dern vor allem aus allgemeinen wirtschaftlichen Gründen für eine möglichst große landwirtschaftliche Produktion im eigenen Lande zu sorgen hat. Unsere Handelsbilanz ist ja mit fast 4 Milliarden Mark passiv; dabei stellen den größten Einfuhrposten leider die landwirtschaftlichen Er zeugnisse und Getränke dar, und es ist nie daran zu denken, diese Handelsbilanz aktiv zu gestalten, wenn nicht eine weitgehende Herabsetzung dieser Einfuhr herbeigeführt Wird. Wir sind nicht in der glücklichen Lage wie Eng land, auf solche Eigenproduktion in der Hauptsache ver zichten zu können, weil die Einfuhr obengenannter Er zeugnisse bezahlt wird durch die Produktion und die Aus fuhr einer entsprechenden Menge industrieller Waren. Da ist es nicht etwa bloß vom privat-, sondern nicht minder vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus zu be grüßen, wenn die Behandlung dieser Wunden und Schmerzen möglichst weit herausgerückt wird aus dem Kreis parteipolitischer Auseinandersetzungen. Dazu sind sie Dinge zu ernst, zu ernst aber auch dazu, sie in dema gogischer Form hüben oder drüben zu behandeln. Allseits sen klaren Kopf zu behalten mutz man daher verlangen können; sonst kann es wirklich zu der hier und da etwas leichtsinnig angedrohten Katastrophe kommen. Der gute Wille dazu ist sicherlich vorhanden, nur ist es alles eher als leicht, den berechtigten Wünschen der Landwirtschaft — und des mit ihr wirtschaftlich auf Ge deih und Verderb verbundenen Mittelstandes in den kleinen und mittleren Städten — gerecht zu werden. Die Dawes-Lasten erreichen im Spätherbst zum ersten mal ihre volle Höhe und dadurch werden auch die Staats- ausgaben hinaufgeschraubt. Einig aber mit allen produ zierenden Schichten des deutschen Volkes geht die Land wirtschaft darin, daß vor allem an einen radikalen Abbau dieser Staatsausgaben herangegan- gen werden mutz. Ein neue ErZgebirgsbahn. In Oberleutensdors hielten reichsdeutsche und tschechoslowakische Interessenten eine Beratung ab, um neuerdings Aussprache über ein Projekt zu pflegen, das reichlich seine 40 Jahre alt und trotzdem m selner dies seitigen Hälfte über das Stadium der theoretischen En örterungen nicht hinausgekommen ist. Es handelt sich um die Erzgebirgsbahn, die von Wiesa über D entsch- Neu d o r f nach Sachsen führen soll. Altbürgermeister Klausnitzer erstattete, wie die „Sudetendeutsche Zeitung" berichtet, sein Referat über die Genesis und den derzeitigen Stand des Projektes, das im Jahre 1917 be reits der Vollendung nahe war und durch den Ausgang ses Krieges wiederum in weite Ferne aerückt wurde. Ser heutMMW SWsmtW unterzeichnet Vor der Unterzeichnung. Die Verhandlungen Dr. Stresemanns mit dem litaui schen Ministerpräsidenten Woldemaras, die am Sonn abend bis in die späten Abendstunden dauerten, haben zu keinem endgültigen Abschluß geführt. Sie sind um einen Tag vertagt worden. Über den Vertragsinhalt läßt sich soviel sagen, daß er in keiner Weise sich von den übrigen von Deutschland mit anderen Mächten abgeschlossenen Schiedsverträgen unterscheiden wird. Besondere Abmachungen oder Ge- heimklauseln sind in ihm nicht enthalten. Es werden außer dem noch mehrere kleinere Abkommen über Fischerei, über den kleinen Grenzverkehr usw. abgeschlossen werden. Da gegen werden sich die Handelsvertragsverhandlungen voraussichtlich noch über mehrere Monate erstrecken, ehe es zum Abschluß eines vollständigen Handelsvertrages kommen kann. Die Frage einer Anleihe für Litauen scheint im Augenblick wieder in den Hintergrund getreten zu sein. Im Vordergründe der bisherigen Besprechungen standen die Fragen der Niederlassung und der Viehein suhr Litauens nach Deutschland. Es ist anzunehmen, daß beiderseits Delegationen ernannt werden, die auf der Basis der in Berlin gefundenen Lösung späterhin die endgültigen Handelsvertragsverhandlungen zu führen haben werden. * Ore deutsch-polmschen Wirffchaftsverhandlungen. Tie Beratungen der deutschen und der polnischen Wirtschaftsvertreter dauern in Warschau an. Bisher tagten die vier Fachkommissionen, und zwar die landwirt schaftliche, die chemische, die Holz- und die Kohlen-, Hütteu- und Metallkommission. Ferner fand die zweite und letzte Plenarsitzung der Konferenz statt, in der die Berichte über den Verlauf der Kommissionsverhandlungen verlesen wurden. Es wurde auf beiden Seiten festgestellt, daß die Beratungen sehr nützliche und positive Erfolge für die künftige Gestaltung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen gezeitigt hätten, und es wurde beschlossen, zwecks Fortsetzung der ausgenommeneu Arbeiten weiterhin den Kontakt zwischen den erweiterten Vorständen der beiden Delegationen aufrechtzuerhalten. * Der deutsch-litauische schjedsuertrag uuterzeichuet. Teilweise Einigung in anderen Punkten. Berlin, 29. Januar. Wie die TU. erfährt, ist der deutsch-litauische Schiedsvertrag heute nachmittag zwischen drei und vier Uhr unterzeichnet worden. Gleichzeitig ist in einigen der weiteren Fragen, dis zur Besprechung standen, eine Einigung er zielt worden, bis auf die Frage des Handelsvertrages, der in wei teren Besprechungen geklärt werden soll. Der litauische Minister präsident Woldcmaras hat Berlin heute nachmittag um 18,40 ilhr verlassen. )0 Millionen für die Landwirischast. Die Beihilfe der Reichsregierung. Dem aus landwirtschaftlichen Kreisen vielfach ge äußerten Wunsch, die Nentcnbank-Grundfchuldzinsen ganz oder auch nur zum Teil auf öffentliche Mittel zu über nehmen, hat die Neichsregierung ans allgemeinen politi schen Gründen verschiedener Art nicht entsprechen können. Sie ist jedoch bereit, zur Behebung der gegenwärtigen außerordentlichen Notstände in der Landwirtschaft zwecks Sicherung der rationellen Fortführung der Betriebe einen einmaligen Betrag von 3V Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Der Reichstag wird dazu in der allernächsten Zeit Stellung zu nehmen haben. Wenn die Maßnahme ihren Zweck voll erreichen soll, wird die Neichsregierung in die Lage versetzt werden müssen, über diesen Betrag sofort zu verfügen. Die deutsch-österreichische Giammes- gemeinschaft. Erhebung von Zell am See zur Stadtgemeinde. In Zell a. S. begannen die Festlichkeiten anläßlich der Eröffnung der Schmitten Höhebahn und der Erhebung der Marktgemeinde Zell am See zur Stadt. Unter den Ehrengästen befanden sich der deutsche Gesandte Graf Lerchenfeld und der deutsche Generalkonsul in Salzburg Dr. Breiter. Die Feier begann mit der ersten Festsitzung der neuen Stadtgemeinde, in der Landeshaupt mann Dr. Nehrl die Urkunde überreichte, durch die Zell am See zur Stadt erhoben wird. Ferner traf der bayerische Ministerpräsident Dr. Held ein, bei dessen Ankunft dis Bergstation Schmittsnhöhe bengalisch be leuchtet und aus dem Gipse! der Schmittenhöhe ein Feuer- werk abgebrannt wurde. Ministerpräsident Dr. Held sprach den Dank für di« Einladung aus und überbrachte die Grüße der bayerischem Staatsregierung. Wir sind gern gekommen, erklärte er, Weil wir uns mit Ihnen eins fühlen, weil wir gleichen Stammes und gleichen Blutes sind. Stamm und Blut lassen sich keine Grenzen ziehen Und wenn auch Staatsgrenzen bestehen, so gibt es für die Herzen kerne Grenzen. Wenn man in der Umgebung der Stadt Salzburg wandelt, so sreut man sich über die vielen Denkmäler der alten Zeit, welche beweisen, daß das bayerische Volk und das Salzburger Voll ein Volk sind. Wir freuen uns des von Ihnen trotz der großen Not der Zeit zustandegebrachten Werkes. Namens des bayerischen Städtebundes überbrachte Oberbürgermeister Hipp Grüße und Glückwünsche. Er betonte, daß die deutsche Kultur in der Hauptsache aus der Geistesarbeit der deutschen Städte beruhe. Die großdeutsche Frage Werde in erster Linie durch die deutschen Städte gelöst werden. Wann das Ziel dieses Zusammenschlusses und in welcher Form es erreicht wird, wissen wir nicht. Doch das eine wissen wir, daß, wenn Österreich erst mit den übrigen deutschen Landen in einem Staat verbunden sein wird, daß dies ein gewaltiges Erbe mitbringt: die jahr- tausende alte christlich-deutsche Kultur. Im Verlaufe seiner Ausführungen beschäftigte er sich mit dem Schicksal des Projektes in der Tschechoslowakischen Republik bis zum Jahre 1922, in welchen Jahren das tschechoslowakische Eisenbahnministerium eine diesbezüg liche Eingabe über das Projekt unter Berufung auf die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen damit beant wortete, daß der Bau durchgeführt werden könne, wenn mindestens 30 Prozent der Kosten des Baues und des gesamten Jnvestitionsaufwandes von den Interessenten stchergestellt werden oder wenn die Bahn ausschließlich aus Kosten der Interessenten durch eine Aktien- oder andere Gesellschaft geschaffen wird. Da der derzeitige Aufwand mit 60 Millionen Kronen errechnet wurde und der Beitrag der Interessenten daher 20 Millionen betragen müßte, wai oas Schicksal des Projektes schon bestimmt. Die Gründung einer Aktiengesellschaft kam mit Rück sicht auf die Verstaätlichungsbestr'ebungen nicht in Betracht so daß nur die einzige Möglichkeit blieb, daß die Bahn vom Staate selbst erbaut wird. Wenn der Staat dies nicht will, dann käme nur noch in Betracht, mit der sächsischen Regierung dahin zu verhandeln, daß sie den Ausbau der Strecke Deutsch-Neudors—Wiesa übernehme. In der Aussprache kam zum Ausdruck, daß das Projekt von allen anwesenden Interessenten sowie von den Vertretern der Behörde auf das wärmste begrüßt wird. Die Not wendigkeit seiner Durchführung wurde allgemein aner kannt. Die Vertreter der Staatsbahndirektionen erklärten, daß sie von dem Projekt bisher keine Kenntnis hatten und daß daher eine verbindliche Stellungnahme ihrerseits nicht erfolgen konnte. Sie gaben jedoch gleich zeitig die Versicherung, das Projekt in der auernacmren Zeit d ringendprüfen zu wollen. Die Vertreter der sächsischen Gemeinden sprachen sich.ebensaks wärm- stens für die baldige Verwirklichung des Projektes aus. Ein geMWer MSümachmsr-eM Ans dem S ch r cck-Proze tz. Im Spionageprozeß Schreck, der in Leipzig stattsindct, er klärte der Vorsitzende, bei der Fortsetzung der Verlesung der Schreckschen Fälschungen stoße man auch aus eine gefälschte Meldung des deutschen Konsulats in Warschau, nach der bemerkenswerte T r n p p e n v e r f ch i e b u u - gen in der Richtung auf die deutsche Grenze vorgenommen worden seien An diese fingierte Nachricht habe Schreck dann ein ganzes Archiv von gefälschten Dokumenten gehängt vom teilweisen Mobilmachungsbefehl des Reichs- mchrministeriums angcsaugen bis zum „das Ganze halt", das in einen mißbilligenden Tadel wegen unzuverlässiger und ungenauer Berichterstattung, ven Vas Neichswchrministerium dem Nachrichtenmann des Konsulats in Warschau erteilt. aus- gettungen habe. Als Zeuge wurde auch der deutsche Pazifist Karl Menens scruommen, gegen den ein Verfahren wegen Landesverrats schwebt. Mertens, der sich diesem Verfahren durch seine libcr- äedlung nach Genf entzogen hatte, war von der Oberreichsau- valtschaft freies Geleit für seine Zeugenaussagen zugesichert Morden. Mertens sagte ans, daß der angebliche Sinowiew- Bries in der Fälschnngszentrale Schrecks hergestcllt ist.