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ilsdmfferTageblatt VW Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »»t «Nchlvtt <m »len »«ch»itt«»» » Utz,. »ei «bl,»«»», tn <»«s-tz«M»stelIe »»» »ex «»»zadttttlm r «M. im bei guftell»», bvrch btt »,tcn r^v RM„ dei Poftbkstell»», " RM. ,»zü,!iM Bbr-c«- ...» . »ebShr. Eisielssmmern Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend Postdot,» »<-»»»,«-*>,». — ! U U-L- nehme» ,«!-»„ 3«it B-. KeLrnge» e»ts»,e». Im Falle hühme, Demalt, Arie, ob« sonstt,« Betrieb,stSrunaen besteh! kein »»sprach aus Lieferung m« Jetta», »der Aürjvx, de, B«,»„Preise». — Rüchsenda», ein»rj»ndltr Schriftstüche «folgt nur, »«n, Porto beiliegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «nzeigeNPrtt»: die 8 ,es»al»r»e Rom«,eile 2» Apf,.. die 1 gefpalte», Ieile »er amtlichen »el,an»tmachu»,en 40 pfennig, dir Sgespollenc Ledlomezril« im textlichrn Teile 1 stleichtmark. Rachmeisungigebühr 20 R»ich»pfe»»t,r. Bo» mnÄn^chNAchdttt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 «-nähmedi» vorm.lollhr. ! - - — Für die Richti,lteit dm durch Fer»r»füdermitteltc»stl»jeigen üdernchme» wir keine Garantie. JederAabatiansprach erlischt, wenn derBetr», >mrch Klage eingejbgen «erden muh aber der Anstraggcberinkondurs gerLi. An,«i,ennehme»-lltDermittlung-ftellen«»t^!m<. Mr,21. — 87.Jahrgang Tewgr.-Adr.: »Amtsblatt« Wilsdruff - Dresden Postscheck: Dresden 2646 Mittwoch, den 25 Januar 1S28 Lindan? ist der Welt Lohn. Die deutsch-litauischen Verhandlungen. Am 25. Januar trifft der litauische Ministerpräsident und Außenminister, Professor Woldemaras, zu mehr tägigen Besprechungen in Berlin ein. Gegenstand der hier in Aussicht genommenen Besprechungen wird in erster Linie eine grundsätzliche Verständigung über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages und verschiedener damit in« Zusammenhang stehender Fragen zwischen Deutschland und Litauen bilden. Außer dem sollen weitere deutsch-litauische Abkommen verhandelt werden, deren baldiger Abschluß durch den Übergang der Staatshoheit über das Memel gebiet auf Litauen nötig geworden ist. Hierher gehören Abkommen über Grenzverkehr, Fischerei, Wasserwirtschaft, Beamtensragen, Pensionen und Militärrenten. Endlich wird auch die Frage des Abschlusses eines Schieds- und Vergleichsver trages Gegenstand der bevorstehenden Besprechungen sein. Die fünf Jahre, seitdem der uns im Versailler Frieden entrissene Freistaat Memelland ganz in litauischer Hand ist, bedeuten eine Kette fortdauernder Verstöße gegen das Memelstatut, das diesem Ländchen dis freie Selbstverwaltung zusprach, bedeuten eine unablässige Verfolgung alles Deutschen, obwohl dort die Deutschen unter den 150 000 Einwohnern nicht bloß die Mehrzahl bilden, sondern durchweg den sozial und kulturell höher stehenden Teil der Bevölkerung darstellen. Auch die Ma suren wollen von dem großliiauischen Regime nichts wissen — aber es wird eben mit brutaler Gewalt regiert. Und das unmittelbar vor den Toren Deutschlands und durch die Gewalthaber eines Ländchens, das nicht einmal halb soviel Einwohner hat wie Berlin und außerdem seine ganze Existenz einzig und allein den Waffen taten der Deutschen zu verdanken hat. Es muß also vieles anders werden, wenn Wolde- maras, der Diktatorpräsident dieses Staatsgebildes von Versailles Gnaden, jetzt nach Berlin kommt und das er reicht, was er zum mindesten anzubahnen hofft: bessere Beziehungen politischer und wirtschaftlicher Art zwischen Deutschland und Litauen. Er wird daher als Geben der kommen müssen, nicht als Fordernder. Schon vom wirtschaftlichen Standpunkt aus; denn die Handelserzeug- uisse des Landes sind fast nur agrarischer Natur und es ergeben sich im Warenaustausch sür unsere Industrie- Produkte nur geringe Absatzmöglichkeiten, ganz abgesehen von der Kleinheit des Landes und der geringen Auf nahmefähigkeit seiner kulturell nicht gerade sehr hoch stehenden Bevölkerung. 1926 führten wir nach Litauen — einschließlich Memelland — Waren im Werte von 42 Mil lionen ans und bezogen von dort Erzeugnisse in Höhe von 49 Millionen, so daß man an uns noch verdiente. Aber das ist auch kein Wunder; denn dem Beispiel des sonst so verhaßten polnischen Nachbarn folgend, hat es Litauen fertig bekommen, eilte ganze Reihe von Einfuhrwaren mit Hoden Zöllen zu belegen, ja sogar deutschen Reichsan gehörigen das Recht zum Landerwerb zu verweigern, ob wohl auf den Quadratkilometer Landes knapp 40 Ein- wohnex entfallen. Auch sür den Durchgangshandels verkehr mit Rußland spielt Litauen gegenüber dem direkten Seeverkehr nur eine untergeordnete Nolle; als man sich in Kowno gar anmaßtc, unserm Flugverkehr nach Moskau Schwierigkeiten zu bereiten, da machten wir es wie jener , Engländer, der, vor hundsrtfünfzig Jahren durch Deutsch land fahrend, dabei fortdauernd durch die Paßschikanen je eines anderen Ländchens belästigt wurde und deswegen seinem Kutscher zuriefp „Johann, fahr' um das Land herum!« So flogen unsere Flugzeuge denn einfach über Der litauische Ministerpräsident Woldemaras. Litauen weg. Litauen sucht vielmehr in Deutschland besseren und bequemeren Absatz für seine Agrarprodukte, ist auch für den Durchgangsverkehr nach Westen aus deutsches Entgegenkommen angewiesen, da man den,ein zigen Hafen Memel aus durchsichtigen nationalistischen Gründen möglichst vernachlässigt. Politisch ist die Stellung des Diktators Woldemaras auch nicht gerade sehr fest, was überdies die Verhandlun gen mit ibm reichlich unsicher macht. Wieweit ist er über- ver Koltrnaufwanä für Lias ZehuigeletL Regierungserklärung zur Schulvorlage. Drerßkg Millionen Reichsbeihilfe. Die fast bis zu einer Krise gediehenen Schwierig keiten, die bei der Behandlung des Reichsschulgesetzent wurfes namentlich zwischen Zentrum und Deut scher Volkspartei entstanden, konnten noch nicht beseitigt werden. Den Hauptstreitpunkt bilden dabei die Bestimmungen über die Schutzfrist für die Simultan schulen in den süd- und Westdeutschen Ländern, über die man sich nicht einigen kann. Jedenfalls ist der Zwist vor läufig beiseitegestellt worden. Die Parteien sind überein- gekommen, die Paragraphen, die zu Konflikten Anlaß gegeben haben oder geben könnten, vorläufig nicht weiter zu beraten, eine erste Lesung des Gesetzes aber t^otzoem ;u Ende zu bringen, und zwar, ohne diese Paragraphen ;u erledigen. Nach einigen Tagen will inan erneut eine Einigung versuchen. So geht denn die Arbeit am Gesetz, mtwurf weiter. Im Bildungsausschuß des Reichstages begann die Aussprache über die Kosten, die aufzubringen wären, wenn der Entwurf des Reichsschulgesetzes durch den Reichstag angenommen würde. Reichsinnenminister von Rendell gab im Namen der Reichsregierung eine Erklärung ab, in der er zunächst mitteilte, daß auch nach der geschehenen Umfrage bei den Ländern es sehr schwer fei, die ent stehenden Kosten richtig einzuschätzen. Der Minister fuhr fort: - Die Reichsregierung bestreitet nicht, daß die Ein führung des Gesetzes den Ländern und den Gemeinden, denen die Aufbringung der Schullasten obliegt, Mehrkosten verursachen kann. Angesichts der gespannten Finanzlage der Länder und der Gemeinden ist sie bereit, den Ländern eine einmalige Beihilfe bis zu 30 Millionen Mark in Aussicht zu stellen. Diese Beihilfe soll in erster Linie dazu dienen, die Überleitung der Zurzeit bestehenden Sch»«l- verhältnifse namentlich auch in leistungsschwachen Schul gemeinden in der« neuen Nechtszustand zn erleichtern. Ein voller Ersatz der Kosten, die die Durchführung des Neichsschulgesetzes etwa erfordert, insbesondere eine Beteiligung des Reiches an den laufenden Mehrkosten für das Volksschulwesen, muß nicht nur aus grundsätzliche,! Erwägungen, sondern auch deshalb abgelehnt werden, weil es kaum möglich sein wird, Kosten, die auf Grund der Durchführung des Schulgesetzes erwachsen, von des- ienigen Ausgaben zu trennen, die das in stetiger Entwick lung befindliche Volksschulwesen auch ohne den Erlaß dieses Gesetzes verursachen wird. Da sich nicht voraussehen läßt, wann den Ländern rnd den Gemeinden erstmals besondere Kosten erwachsen »nd welches Ausmaß sie in den verschiedenen Gebieten rrreichen, so ist vorgesehen, daß das Nähere über die Art der Verteilung von der Reichsregierung im Einver nehmen mit dem Reichsrat festgesetzt wird. Die schwierige Frage, nach welchem Schlüssel die Verteilung der 30 Mil lionen an die Unterrichismrwaltungen der Länder vor- sunehmen ist, kann am besten im Einvernehmen mit dem Keichsrat gelöst werden. In der anschließende«: Aussprache ist der Demokrat Rönucburg der Ansicht, es sei außer Frage, daß den Län dern die Gesamtkosten zu erstatten seien. Der Sozialdemokrat Fleißner verlangt die Ansicht des Neichssinanzministers zu hören. Minister v. Keudell bittet, davon abzuseheu, da ja vie Erklärung des Reichskabinetts vorliege. Ministerialdirektor Kästner verliest Ausführungen des preußischen Kultusministers, in denen er die Auffassung ver tritt, daß es Sache der Reichsregieruug sei, sowohl die Kosten rttre«!chtagen als auch zu «ragen. Der Redner führt »r-eitei aus, daß Preußen die Kosten nicht übernehmen könne. Der Vertreter der bayerischen Regierung schließt sich den Ausführungen Preichens über die finanzielle Frage an. Für Bayern sei der Vorschlag der Reichsregierung untragbar, es müsse auf voller Erstattung der Kosten bestehen. Nach einigen weiteren Bemerkungen wird die Debatte ab gebrochen und der Ausschuß vertagt sich. Haupt der Diktator? Eine kleine Gruppe van Offizieren hat die Armee hinter sich und nötigt dem „Diktator" oft mit Gewalt ihren Willen auf. Und draußen, in Lettland und in Polen, lauern die geflohenen Gegner auf eins günstige Gelegenheit zum E i n b r u ch und Putsch; welche Unterstützung sie dabei von den Negierungen in Warschau und in Riga fanden und noch finden, läßt sich natürlich schwer sagen. Hat sich doch der „Kriegszustand" mit Polen nicht um ein Haar geändert trotz aller Beschlüsse und Dekrete, die hierüber auf der letzten Tagung des Völkerbundrates in Genf zutage gefördert wurden. Ein ganz unsicherer Vertragsgegner also, dieser Staatspräsi dent, dessen ganze Macht durchaus auf einem möglichst stark betonten großlitauischen Nationalismus beruht! Und seine Regierung wäre nicht die erste in Litauen, die einem Putsch zum Opfer siele. Schon ein paarmal saß er mit dem deutschen Außen minister am Verhandlungstisch; trotz aller Versprechungen ist aber nichts geschehen, das Schicksal der Deutschen im Memelland zu erleichtern. Er wird mit solchen Zu sagen wohl auch jetzt nicht sparen; aber wichtiger sind uns jetzt Garantien für ihre Ausführung. — wobei es sich noch immer fragt, ob er sie, selbst wenn er ävollte, auch wirklich ausführen kann. Dis Diplomaientausbahn. Neue deutsche Konsulate. Im Haushaltsausschuß des Reichstages führte Außenminister Dr. Stresemann bei Beratung des Etats des Auswärtigen Amts aus, daß bei den Prüfungen der angehenden Attaches mit Sorgfalt darauf gesehen werde, daß in dein Prüfungsplan die wirtschaftlichen Fragen eine besondere Rolle spielen. Der Minister warnte davor, das System der Sozialattachös auszudehnen. Für die übrigen Attaches sei es dann nicht einzusehen, warum sie erst eine sorgfältige volkswirtschaftliche Ausbildung er hielten, wenn inan dann nachher doch besondere Sozial attachös für diesen Dienst in die Botschaften einstellte. Der Minister versicherte dann zur Frage der Aus wahl der Attaches, daß bei der Zulassung zur diplo matischen Laufbahn eine Differenzierung der Attachös nach ihrem Stande oder nach ihrem Elternhaus in keiner Weise stattfindet. Erstaunlich sei es, wie wenig Söhne von Kaufleuten sich für den diplomatischen Dienst melden. der Hauptsache seien die Bewerber Söhne von Be amten und aus Adelskreisen. Der Prozentsatz der Berück sichtigung des Adels entspreche aber nicht dem Prozentsatz der Anmeldungen, sondern sei viel niedriger. «ach längerer allgemeiner Aussprache wurde ein kommunistischer Antrag, die Botschaft am Vatikan zu streichen,,abgelehnt. Bewilligt wurden die neuendeuL- scyen Konsulate für das Amazonasgebiet (Bra silien), Osaka (Japan), Söul (Korea-Japan), Skoplje (üsküb) in Jugoslawien, St. Paul und Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der Rest des Etats des Auswärtigen Amts wurde darauf genehmigt. Auch wurde ein neuer Titel in die einmaligen Ausgaben eingesetzt, wonach sür die Deutsche Liga für den Völkerbund 60 000 Mark bewilligt werden. M Sparsamkeit der Stadtverwaltungen. Ausruf des Städtetagsvorstandes. Der Vorstand des Deutschen Städtetages, der in Berlin zu einer Sitzung zusammenirat, nahm einstimmig eine Ent schließung an, in der im Hinblick aus die gesteigerte sinanz- und wirtschaftspolitische Spannung an die deutschen Stadt verwaltungen die dringende Aufforderung gerichtet wird, jeg liche vermeidbare Ausgabe zu unterlassen. Die deutsche«« Städte wollten im vollen Umfange der durch die Ge- samtlage des deutschen Volkes bedingten Wirtschafts- und Finanzpolitik Rechnung tragen. Die Linderung der sozialen Not und die Überwindung der Wohnungsnot beanspruchten die äußerste Krastanstrcngung der Städte. Wenn sich durch die notwendige Ausgabendrosselung bei den Gemeinden Aus wirkungen aus Arbeitsniarkt und Beschäftigungsgrad der Wirt schaft ergäben, so liegt die Ursache in der Finanzpolitik des Reiches Während die Wirtschaft eine Senkung der Real- steuern verlange und eine Reihe von Interessengruppen die Beseitigung der ihnen unbequemen Steuern betrieben und so die Geineindeeinnahmen immer erneut eingeschränkt würden, seien den Gemeinden auch in de«« letzten Monaten fortgesetzt neue Lasten auferlegt worden. Die Wohnungsbaufrage für I928 sei ungelöst. Das Reichsschulgesetz würde eine weitere wesentliche Lastcnsteigerung zur Folge haben. Die von der Wirtschaft ausgestellte schematische Forderung nach einer ein- vrozemigen Ausgabenkürzung sei undurchführbar. Um so dringlicher sei die Durchführung einer organischen Verwal- iungsresorm in Reich und Ländern. Bei ihrer Vorbereitung müßten die kommunalen Interessen die gebührende Berück sichtigung finden. Maßnahmen gesell dir Not der Landwirte Vor endgültigen Beschlüssen. über die vorgeschlagene Kredithilfe für die Landwirt schaft beriet abermals der Interfraktionelle Ausschuß des Reichstages. Anwesend waren auch Reichsfinanzminister Dr. Köhler und Reichsernährungsminister Schiele. Im großen und ganzen war man sich einig über die zu treffenden Maßnahmen, doch kam inan vor der einst weiligen Unterbrechung der Besprechungen noch nicht zu festen Beschlüssen. Die Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft solle« sich nach drei Richtungen erstrecken. Zunächst ist an eine Übernahme der Verzinsung der Rentenbankkredite durck